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Language:
Deutsch
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Published:
2021-07-16
Words:
3,406
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1/1
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11
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308
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2,200

Alles Bastards außer Leo

Summary:

Adam hat ein ACAB-Tattoo.
Leo hat eine Erektionsstörung.

Notes:

Eigentlich wollte ich nur einen lustigen kleinen Crack-Oneshot über Adams ACAB-Tattoo schreiben. Tja.

Work Text:

 

 

Am Ende liegt es jedenfalls nicht an dem Tattoo, so viel ist klar.

Es sind ja nur vier unscheinbare Buchstaben. Und ja, sie fallen Leo auf, sobald er Adam das T-Shirt über den Kopf zieht, seitlich an Adams Torso unter dem rechten Arm, ein bisschen schief gestochen, über die Zeit unscharf und blau geworden, keine fünf Zentimeter in der Breite. Zuerst hält Leo sie mit einem fast nostalgischen Schreck für einen Bluterguss, dann erst erkennt er den Schriftzug. Aber Leos Priorität liegt in dem Moment bei Adams Händen an seinem Gürtel und wie sie dann unter den breiten Gummibund von Leos Boxershorts fahren, nicht bei antifaschistischen Parolen. Und dann sind sie plötzlich nackt, Leo rücklings auf dem Bett und Adam über ihm, und das Tattoo ist nur noch ein vergleichsweise winziger Fleck von sehr viel Haut, über die Leo sich stattdessen Gedanken machen kann.

Nein, wahrscheinlich ist es, weil es das erste Mal ist. Da ist alles noch ein bisschen neu, ein bisschen aufgeregt, viel Blut im Kopf. Das Hirn läuft Leo jedes Mal heiß. Er will alles richtig machen, will jede der tausenden Entscheidungen, die sich ihm jede Sekunde stellen, so treffen, dass sie Adam gefallen. Dabei ist es nicht leicht, irgendeine Entscheidung zu treffen, in einem Moment, in dem er den tierischsten Reflexen seines Körpers so ausgeliefert ist wie jetzt.

“Entspann dich”, flüstert Adam, zieht seinen linken Arm enger um Leos Mitte, hebt ihn damit fast vom Bett hoch, und küsst Leos Brustbein, bleckt die Zähne gegen Leos heiße Haut, sodass Leo ein Schwall Adrenalin in die Blutbahn schießt. Zahn auf Fleisch, denkt Leo, das triggert wahrscheinlich irgendeinen Urinstinkt. Und dann küsst Adam abwärts, weicher, langsam, aber mit klarem Ziel, und das triggert auch was, aber nicht das Fluchttier.

 

Vor einer Woche hat Adam Leo das erste Mal geküsst. Sie waren beide ein bisschen betrunken, sonst wäre es wohl nie so weit gekommen. Und seitdem schwimmt Leos Hirn in einer Suppe aus Glück und Stress, weil, das ist das Beste, was ihm je passiert ist, und wenn er es versaut, wird er sich das nie verzeihen. Die Tage nach dem Kuss konnte er sich auf nichts konzentrieren, er hat sich überall gestoßen, seine Antworten auf Fragen kamen drei Sekunden verspätet, als säße er am anderen Ende einer sehr, sehr langen Leitung, Kopf in den Wolken. Nur wenn Adam ihn anfasst, dann ist Leo so da, dass er manchmal glaubt, er reagiert schon auf Adams Berührungen, bevor sie überhaupt passiert sind. Es bringt ihn um den Verstand, lässt alle seine Systeme völlig ausrasten. Wenn das Liebe ist, denkt Leo, dann kann sie nicht gut fürs Herz sein.

 

Und jetzt: Adams Zähne auf Leos Haut, und Leo weiß nicht mehr, wie man atmet, ohne dabei ein Geräusch zu machen, das in seinen Ohren nachhallt, als käme es von jemand anderem. Es ist nicht so, als hätte Leo nicht Zeit gehabt, sich mental auf diesen Moment vorzubereiten, schließlich war er es, der Adam zu sich nach Hause eingeladen hat, nachdem sie sich zweimal etwas steif, etwas fremd an öffentlichen Orten auf echte Dates getroffen haben, nach dem Kuss. Leo hat sogar einen absurd großen Anteil seiner Hirnkapazität auf die mentale Vorbereitung verwendet, wenn er ehrlich ist. Er ist extra los und hat Kondome gekauft, obwohl er noch eine angebrochene Schachtel im Nachttisch hat, aber die ist so alt, dass schon das vorsintflutliche Verpackungsdesign verraten hätte, wie selten sie zum Einsatz kommt. Erst jetzt fällt ihm ein, dass es vielleicht noch stümperhafter wirkt, wenn er gleich die nigelnagelneue, jungfräuliche Packung rausholen muss.

Aber Adam lässt sich Zeit. Er hat gerade Leos Bauchnabel erreicht. Seine Hände liegen heiß und gespreizt an den Seiten von Leos Brustkorb, als müssten sie ihn am Platzen hindern, und es stimmt schon, Leo fühlt sich, als ginge in seinem Bauch ein Feuerwerk hoch. Schmetterlinge sind nichts dagegen, das sind hochillegale Chinaböller, mit denen er es hier zu tun hat. Adam nimmt sich einen Moment, um knapp unterhalb des Nabels, wo der Bauch sich spannt und die ersten Haare wachsen, einen Knutschfleck in Leos Haut zu saugen. Leo wird fast schwarz vor Augen davon, und Leos Schwanz – nun, das ist das eigentliche Problem. Leos Schwanz ist das nämlich alles scheißegal.

Mit Frauen hat er das Problem nicht, nie gehabt. Leo hat sich lange eingeredet, dass es daran liegt, dass er vielleicht am Ende doch einfach nicht auf Männer steht, wenn es hart auf hart kommt, oder, tja, in dem Fall hart auf unbestreitbar weich. Erst im letzten Jahr hat ihm gedämmert, dass vielleicht das Gegenteil der Fall ist. Schießen kann er ja auch, solange nichts auf dem Spiel steht. Wenn, dann ist das jetzt wohl der Beweis.

 

Leo schaut an seinem Körper runter, sieht Adam da, nur Zentimeter von seinem Schritt entfernt, spürt Adams Lippen auf seiner Haut, spürt, wie die Spitzen von Adams Stirnfransen seinen Bauch streifen, und hebt die Hände, um sein Gesicht in ihnen zu verstecken. Seine Wangen glühen. Er fleht sein Hirn an, nur ein bisschen von der übersteuerten Erregung, mit der es gerade seinen Kopf überschwemmt, an seinen Körper abzugeben. Aber nichts da. Leos Kopf bleibt stur bei seinem linken Oberschenkel, der zittert und vielleicht bald krampft, bei der Haut auf seinem Bauch, die unter Adams Lippen zuckt und springt, und bei seinem Schwanz, der weich und unbeteiligt zwischen seinen Beinen liegt und heute nicht mehr hart werden wird. Es ist eine fucking self-fulfilling prophecy. Sobald Leo anfängt, sich darum Gedanken zu machen, kann er den Abend vergessen.

Leo hat gehofft, es wäre vielleicht leichter mit Adam, weil sie sich kennen, weil er ihm vertraut, leichter jedenfalls als mit den wenigen Typen, die Leo auf Tinder aus der Reserve gelockt haben. Aber jetzt malt Leo sich aus, wie Adam jeden Moment enttäuscht zwischen Leos Beinen auftaucht, wie er selbst in wenigen Minuten sprachlos auf der Bettkante sitzen wird wie auf einem Stockphoto aus einer Anzeige für Potenzmittel, wie Adam sagen wird, “Hey, kann doch mal passieren”, und dann wird er Leo nie wieder darauf ansprechen und dafür sorgen, dass es zwischen ihnen nie wieder so weit kommt. Das wenigstens hätte Adam mit den Aufreißern von Tinder gemeinsam. Und davon wird es natürlich nicht besser.

 

Leo zieht scharf die Luft ein, als Adam sanft die rotgereizte Haut um den Knutschfleck herum küsst. Es ist das beste verdammte Gefühl der Welt. Leo presst sich die Handballen in die Augenhöhlen, bis er Sterne sieht. Er will es so sehr. Er hat Adam von dem Moment an gewollt, als er das erste Mal im Präsidium aufgetaucht ist, trotz Rolli und der gottverdammten Wachsjacke.

“Hey”, sagt Adam heiser. Er hat die Lippen ganz von der Stelle gelöst, an der jetzt Blutpunkte wie Stecknadelstiche direkt unter Leos Haut sitzen, das Kinn auf Leos Bauch gelegt, und schaut hoch zu Leo, die Augen sehr dunkel, die Wangen sehr rot. “Hey Leo, bist du noch bei mir?”

Leo hebt den Kopf von der Matratze und schiebt die Finger hoch in seine Haare, gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass Adam die Hand nach ihm ausstreckt. Adam erreicht gerade so mit den Fingerspitzen Leos Kinn, ohne sich von seinem Platz zwischen Leos Beinen wegbewegen zu müssen.

“Ja, alles gut”, sagt Leo. Seine Stimme klingt gepresst, weil seine Nackenmuskulatur krampft bei dem Versuch, seinen Kopf oben zu halten.

“Zu schnell?”, fragt Adam, eine schmale, beunruhigende Falte zwischen den Augenbrauen.

Leo schüttelt entschieden den Kopf. “Nee”, sagt er. “Mach weiter.”

“Leo, du siehst aus, als würd ich dir gerade eine Kugel aus dem Bauch operieren.”

Schuldbewusst checkt Leo den eigenen Gesichtsausdruck und bemerkt, dass er die Zähne so fest zusammengebissen hat, dass sein Kiefer davon schmerzt. Er bemüht sich, sein Gesicht zu entspannen, öffnet den Mund und schiebt den Unterkiefer hin und her, hört das Gelenk dabei knirschen. Adams Blick ist voller Sorge, und Leos Bauch fühlt sich plötzlich an, als hätten die detonierten Chinaböller darin ein Vakuum hinterlassen.

Adam stemmt sich auf einen Arm hoch, rutscht höher zwischen Leos Beinen, sodass er die freie Hand an Leos Wange legen kann. “Brauchst du ‘ne Pause?”

Der einfühlsame Blick, die Spur Mitleid: Das war’s, keine Chance, dass Adam nicht bemerkt hat, dass bei Leo nichts geht. Leos schlaffer Schwanz liegt jetzt desinteressiert an Adams Bauch gepresst, knapp oberhalb von Adams Bauchnabel, klar, dass Adam das nicht entgeht.

Leo lässt seinen Kopf schwer zurück auf die Matratze fallen. “Es liegt nicht an dir”, sagt er zur Zimmerdecke, der Standardsatz. Manchmal wünscht sich Leo, er würde in einer Welt leben, die ein besseres Drehbuch hat.

Zu seiner Überraschung lacht Adam. “Hätte mich auch gewundert. So wie du rangegangen bist die letzten Tage.” Er stemmt sich weiter hoch, windet sich aus Leos Beinen, bis er neben Leo liegt, den Kopf auf den rechten Ellbogen gestützt, die linke Hand breit und beruhigend auf Leos Brust. “Keine Sorge, ich nehm’s nicht persönlich.”

Sagt sich so leicht, denkt Leo. Er braucht noch nicht mal zu gucken, um zu wissen, dass Adam definitiv keine Probleme in dem Bereich hat, er spürt Adams Ständer gegen seinen Oberschenkel und fragt sich, wie lange Adam noch so tun kann, als wäre nichts, bevor die Stimmung unweigerlich in Frustration umschlägt.

“Hey”, sagt Adam, schiebt seine Nase gegen Leos Wange und stupst ihn, bis Leo den Kopf dreht, um ihn anzusehen. Adams Gesicht, das Lächeln noch in seinem Mundwinkel, so nackt und offen, dass es Leo einen Stich versetzt. “Guck nicht so. Wir können auch einfach knutschen.” Er legt die Hand an Leos Kiefer und zieht ihn zu sich hin, zeigt Leo, wie. Es wäre so einfach, sich darin zu verlieren, in der Unmöglichkeit der Tatsache, dass es Adam ist, der ihn gerade küsst, der zufrieden in Leos Mund summt, als Leo seinen Kopf zu ihm dreht und seine Hand in Adams Nacken legt. Aber Adams Ständer drückt immer noch heiß und unnachgiebig an Leos Schenkel, und dann hakt Adam sein linkes Bein über Leos, zieht das Knie an, sodass der Oberschenkel genau an der Stelle landet, wo von Leo nichts zu erwarten ist, und gleichzeitig schiebt Adam seinen eigenen harten Schwanz mit einem wohligen Seufzer an Leos Hüftknochen. Für einen Moment ist es gut, dann wird Adams Kuss tiefer, gieriger, und seine Bewegungen gegen Leos Hüfte rhythmisch, instinktiv.

“Adam”, sagt Leo, zieht den Kopf zurück, und Adam checkt es sofort.

“Zu viel?”, fragt er. Leo weiß, dass es ihn Anstrengung kosten muss, seine Hüften jetzt stillzuhalten, Adams Pupillen sind gigantisch, seine Lippen rot vom Küssen. Es ist ja nicht so, als würde Leo das Gefühl nicht kennen, dieses Gefühl von absoluter, animalischer Priorität, das mit dem Kopf nichts mehr zu tun hat, auch wenn er es gerade nicht fühlen kann.

“Tut mir leid”, sagt Leo, weil ihm nichts Besseres einfällt, und rutscht ein Stück unter Adam weg. “Tut mir leid, tut mir leid”, auch wenn Adam mit jedem Mal entschiedener den Kopf schüttelt.

“Alles gut”, sagt Adam. “Alles gut, alles gut.” Er fängt Leos Blick ein, hält sein Kinn fest und zwingt Leo, ihn anzusehen. “Alles gut?” Und küsst Leo kurz und trocken auf die Stirn.

Mit Adams Lippen auf seiner Stirn gelingt es Leo, den Atem loszulassen, der seinen Brustkorb fast gesprengt hat, und als Adam von ihm wegrückt, um ihm ins Gesicht zu sehen, nickt Leo. “Ja. Alles gut. Bin nur nervös.”

Er hat erwartet, dass die Welt über ihnen zusammenbricht, in dem Moment, in dem er es ausspricht, oder dass vielleicht eine Lachkulisse losgeht wie in einer verdammten Sitcom, aber stattdessen bleibt es still und Adams Blick wird weich.

“Musst du doch nicht sein”, sagt Adam leise. “Bin doch nur ich.”

Da muss Leo selbst lachen. Er will Adam gerade erklären, dass nichts an ihm nur ist, dass die Stakes so hoch sind, dass Leo fast schwindelig davon wird, da lässt Adam seine Stirn gegen Leos fallen, streift mit dem Daumen sanft Leos Wange und murmelt: “Wir haben doch Zeit.” Und in der Stille danach spürt Leo plötzlich, wie ihm ein Teil der Anspannung aus den Gliedern schmilzt. Er atmet vorsichtig ein. Mit einem Mal ist er ganz ruhig.

Adam zieht den Kopf zurück, um ihn anschauen zu können. Für einen Augenblick bleiben sie so, sehen sich einfach an. Die Erleichterung, die Leo fühlt, spiegelt sich auf Adams Gesicht, sie lässt Leo ganz warm werden, und Adam, der die Finger nicht stillhalten kann, fährt Leo mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken und lächelt dabei.

“Besser”, sagt Adam.

Was für ein Geschenk, denkt Leo, einfach hier liegen zu dürfen und Adam anzuschauen, während der mit dem Finger Leos Wangenknochen nachzeichnet, seinen Unterkiefer. Leo ist keiner, der sofort anfasst, aber er kriegt nicht genug von Adams Gesicht, auf Arbeit wird das langsam zum Problem. Leo ist ständig mit dem Kopf woanders. Die Kollegen müssen ihn schon für einen von diesen Cops halten, die heimlich Junkies sind, Koks, Nutten, Glücksspiel, Adam Schürk, eigentlich egal, der Effekt bleibt sich gleich. Alles andere ordnet sich unter. Leo stemmt sich hoch, legt die Hand in Adams Nacken, zieht ihn zu sich heran und küsst ihn lang und langsam. Er nimmt sich von der Zeit, die Adam ihm versprochen hat, nimmt sich reichlich, kostet es aus.

Es ist gut, denkt Leo, jetzt ist es gut. Adams Fingerspitzen graben sich in das weiche Fleisch an Leos Nacken, seine Zunge schiebt sich in Leos Mund, Leo spürt, wie sich die Hitze in seinem oberen Halswirbel staut, bis sie überläuft, seine Wirbelsäule hinunter. Adam schnappt nach Leos Lippe und Leo fährt mit der Hand in Adams Haar und krümmt die Finger darin, sodass Adam einen hohen, überraschten Laut von sich gibt und er den Kopf zurückzieht, schluckt, innehält. Adam schaut kurz zwischen ihnen nach unten, leckt sich nervös die Lippen.

“Sorry”, sagt Adam gepresst. “Das war bisschen viel gerade.” Sie liegen noch immer eng, Adam nah genug, dass sein Ständer mit Leos Oberschenkel kollidiert, Leo hat es fast vergessen, war ganz auf seinen Mund und seine Hände konzentriert. Adams Atem geht stoßweise. Er muss eine Selbstkontrolle haben, denkt Leo da, die muss übermenschlich sein, und absurderweise fühlt er sich mehr geliebt, weil Adam vom Bauchnabel abwärts die ganze Zeit keinen Muskel bewegt hat.

“Ich, ähm, müsste kurz –”, setzt Adam an, seine Stimme rau und vorsichtig, “ich kann selber, oder –”

Leo schüttelt den Kopf. Da, wo vorher das Chinaböllervakuum war, ist jetzt nur noch weiche, warme Zuneigung. Er zieht seinen linken Arm unter sich, sodass er stabil auf der Seite liegt und Adam dabei ins Gesicht schauen kann, und dann tut er genau das, schaut Adam an, während er mit der rechten runter greift, zwischen sie, und sie um Adams Schwanz schließt.

“Okay”, sagt Adam erstickt. Das Wort fängt sich in seiner Kehle, reißt nach oben aus, mehr Luft als Stimme.

“Gut so?”, fragt Leo. Überrascht stellt er fest, dass ihm auch der Atem dafür fehlt. Sein Herz pocht plötzlich so heftig als sei er gerannt. Er spürt, wie er ein bisschen rot wird, sein Kopf ein bisschen wattig, weil es ihm so gefällt, das Gewicht, die Wärme von Adams Schwanz in seiner Hand, und Adams nacktes, völlig ausgeliefertes Gesicht. Zum ersten Mal an diesem Abend ist Leos Körper seinem Kopf einen Schritt voraus.

Adam nickt, auch wenn er nicht müsste. Sein Gesicht sagt schon alles. Leo spürt seine Venen gegen die Innenseite seiner Finger. Leo zieht seinen Griff enger und Adam lässt einen Atem los, ein Stöhnen fast, und nickt dabei schnell und oft. Er schiebt die Hüfte vor, um Leo einen besseren Winkel zu ermöglichen. Als Leo anfängt, seine Hand auf und ab zu bewegen, krallt Adam seine freie linke in Leos Halsbeuge, als bräuchte er Halt.

“Fuck, Leo –”

Leo muss fast lachen, weil plötzlich nichts an Adam mehr ruhig ist, nichts kontrolliert. Stattdessen stößt er in Leos Griff und macht mit jeder von Leos Bewegungen einen unwillkürlichen Laut, kleine Mhms und Ahs, die Leo wie Schweißperlen über den Rücken rinnen, als Adam sein Kinn über Leos Schulter hakt, sein Gesicht an seiner Halsbeuge versteckt. Adams ganzer Oberkörper zuckt, Leos Unterarm brennt von dem ungewohnten Winkel der Bewegung, aber um nichts in der Welt würde er jetzt aufhören. Adam presst sein Gesicht in Leos Nacken und Leo schmeckt den Schweiß auf seiner Haut, salzig, wo seine Lippen mit Adams Schulterblatt zusammentreffen.

“Leo, shit –” Dann reißen die kehligen Laute plötzlich ab, Adam wird stumm, wie erstickt, sein Körper spannt sich, und im nächsten Moment spürt Leo heiß seinen Samen zwischen ihnen, auf seinen Fingern, auf seinem Bauch.

Stille. Dann holt Adam tief und zitternd Luft, wie einer, der gerade aus dem Wasser aufgetaucht ist. Leo wünschte, er könnte jetzt Adams Gesicht sehen, aber für den Augenblick rühren sie sich nicht, zum Standbild erstarrt, während sich Adams Atem beruhigt. Adam dreht minimal den Kopf und presst seine Lippen auf die heiße Haut direkt unter Leos schweißnassem Haaransatz.

“Mann, Leo”, murmelt Adam, erschöpft und fast ein bisschen verblüfft.

Leo lässt Adams Schwanz los, der wieder weich wird zwischen ihnen, und wischt seine Hand mangels Alternativen am Laken zwischen ihnen ab.

Adam lacht dumpf gegen Leos Nacken. “Widerlich.”

“Selber.”

Adam rutscht ein Stück zurück, greift selbst ins Laken und wischt Leos Bauch damit ab. Die simple Berührung schickt ein Schaudern durch Leos Körper, alles in ihm ist leicht und schwer zugleich, sein Herz, das flattert, seine Liebe für Adam dick und schwer wie Honig. Er kann Adams Augen nicht sehen, weil der nach unten schaut, während er Leo sauber reibt, die Wangen noch ganz fleckig, das Haar verschwitzt.

“Und du?”, fragt Adam schließlich, lässt das Laken los und fährt mit den Fingerkuppen über die harte Kante an Leos Hüftknochen. Leo fühlt sich fast, als wäre er gerade selbst gekommen, sein System überflutet mit Botenstoffen, aber sein Schwanz ist immer noch weich. Der Unterschied ist, dass es ihm nichts mehr ausmacht, dass Adam das sieht. Adam spreizt die Finger an Leos Seite, fährt mit breiter Hand an Leos Brustkorb hoch, folgt ihr mit dem Blick, schaut endlich auf zu Leo.

Leo schüttelt stumm den Kopf. Bei all der Weichheit des Moments ist eine Spur Bedauern dabei.

Da schiebt Adam seinen Arm um Leo, schließt den anderen unter ihm um seinen Rücken und zieht ihn so eng an sich heran, wie er kann, hält ihn ganz fest. “Macht nichts”, sagt Adam. “Nächstes Mal.” Und in seiner Stimme liegt eine Sicherheit, die Leo lächeln lässt. 

Leo küsst den Fleck unter Adams Ohr, den er mit den Lippen gerade erreichen kann, und rollt sich auf den Rücken, gibt der Schwerkraft nach, sodass Adam mit einem Ächzen auf seinem Brustkorb landet, die Arme fest um Leos Kreuz geschlossen, sein Lachen, das sich in Leos Brust verdoppelt, und als es ruhig wird zwischen ihnen liegen sie einfach für eine Weile so, halten einander fest, während sie die Hitze zwischen ihnen zusammenschmilzt.

 

Dass Adam eingeschlafen ist, merkt Leo erst daran, dass Adam schwer auf ihm wird, sein Atem tief und entspannt. Erst ist Leo versucht, einfach so liegenzubleiben, die ganze Nacht, wenn nötig, verschwitzt, wie sie sind, aber dann wird ihm klar, dass Adams Arm unter ihm taub werden muss und er stemmt sich vorsichtig, so sanft er kann, unter Adams Körper hervor. Tatsächlich ist Adams rechte Hand schon grau angelaufen, aber Adam macht nur ein müdes, zufriedenes Geräusch und bettet den Kopf auf seinen ausgestreckten Oberarm. Leo streicht ihm mit den Fingerspitzen über den Haaransatz, löst die Strähnen, die Adam verschwitzt an der Stirn kleben, einfach weil er kann. Adam faltet den rechten Arm vor seine Brust, zieht die Knie auf der Matratze hoch, als fehle ihm Leos Wärme schon jetzt. Leo muss lächeln. Sein Kopf ist so high vor Glück, er könnte schwören, er wird dumm davon.

Auf Adams rechter Seite, die jetzt bloßliegt, das kleine, unscheinbare Tattoo. Schriftart: Jugendsünde, wie ein sichtbares, klassifizierbares Indiz dafür, dass Leo keine Ahnung hat, was Adam in den fünfzehn Jahren getrieben hat, in denen sie sich nicht gesehen haben. Es kitzelt immer noch ein Gefühl in Leos Magengrube wach. Könnte Sorge sein. Bedauern vielleicht, für die Zeit, die sie verpasst haben. Vielleicht einfach Neugier. Er will alles wissen über Adam, so wie früher. Leo fragt sich, wann Adam es sich wohl hat stechen lassen, bevor er Polizist geworden ist oder danach. Beides passt irgendwie. Ob es eine Wette war und mit wem, oder woran es ihn erinnern soll. Und ob Kinzig davon weiß und ob er eine Meinung dazu hätte, wenn. Leo wird Adam fragen müssen, wenn er wieder wach ist. Aber für den Moment lässt er ihn schlafen. Es eilt nicht.

 

***