Actions

Work Header

Rating:
Archive Warning:
Category:
Fandom:
Relationship:
Characters:
Additional Tags:
Language:
Deutsch
Collections:
Crabbie Wichteln 2022
Stats:
Published:
2022-12-04
Words:
1,604
Chapters:
1/1
Comments:
4
Kudos:
17
Hits:
81

Orange Crush

Summary:

Ein sehr unerfahrener Adam trifft in einer Gay Bar irgendwo im Ruhrgebiet auf Felix.

Notes:

Ich bin seit vor dem Wichteln sign up in einem absoluten Writig-Slump und hatte ja gehofft das Wichteln würde es fixen. Hat es nicht. Das ist das Ergebnis. Sorry.

(See the end of the work for more notes.)

Work Text:

Lars muss sich zu Felix vorbeugen, damit dieser ihn überhaupt über das Wummern der Musik hören kann. Und selbst dann versteht er ihn kaum.

„Frisch. Fleisch.“ Wiederholt der rothaarige. Diesmal zeigt er auf einen Punkt in der Menge unter ihnen.

Felix’ Augen folgen seinem ausgestreckten Finger, zu einem Jungen, der sich seinen Weg von der Eingangstüre zur Bar bahnt.

Dort angekommen, steht er mit seinem Rücken zu ihnen.

 

Felix kann ihn genauso gut lesen wie Lars: Gerade 18, zum ersten Mal hier, unerfahren.

Sehr unerfahren.

Selbst von hier oben können sie deutlich das Tuch leuchten sehen, dass der Neue in seiner rechten hinteren Hosentasche trägt.

 

Lars pfeift.

„Orange. Mutig, mutig.“

 

Felix leert sein Bier in einem Zug, stellt die Flasche aufs Geländer an dem Lars noch lehnt und macht sich auf den Weg nach unten.

 

„Wo willst du hin?!“ Ruft Lars ihm hinterher.

 

Felix sieht über seine Schulter zu ihm zurück.

„Ihn retten, natürlich!“

 

Lars schüttelt den Kopf und prostet ihm mit seinem eigenen Bier zu, bevor er einen tiefen Schluck nimmt und sich wieder der Menge auf dem unteren Level des Clubs zuwendet.

 


 

Adam ist nervös.

Aber er hat ja auch guten Grund dazu. Was, wenn er doch nicht weit genug weg von zu Hause ist? Wenn jemand hier seine Mutter kennt? Ihr erzählt, wo ihr Sohn sich heute Nacht rumtreibt …

 

Nein, daran darf er nicht denken. Er hat sich zu sehr auf diesen Abend vorbereitet.

Ein ganz neues Outfit, inklusive des orangen Tuchs, das signalisiert, dass er Interesse hat. Adam wird den Club heute nicht alleine verlassen, und er verbietet sich, jetzt noch weiter an seine Mutter zu denken. Er geht zur Bar, um sich ein Bier zu bestellen. Das sollte seine Nerven etwas beruhigen.

 

Kaum hat er die Flasche in der Hand, spürt er eine Berührung an seinem Hintern. Er macht einen erschreckten Hüpfer und Bier, das definitiv etwas kälter sein könnte, schwappt über seine Hand. Schnell schüttelt er diese trocken und dreht sich um, um sich zu beschweren.

Doch er verstummt.

Der Mann, der dort steht, hat etwa Adams Größe, vielleicht ein wenig kleiner.

Bestimmt schon Mitte 20, dunkelhaarig, attraktiv und … er hält Adams Tuch in der Hand.

Adam schluckt. Das ist also der Moment.

 

Der Mann lehnt sich vor. Adam ist wie versteinert vor Nervosität.

 

„Weißt du, was dieses Tuch bedeutet?“ Fragt er Adam. „Ich gebe es dir erst zurück, wenn ich ganz sicher bin, dass du es weißt.“

 

„Ähm“, sagt Adam.

Fantastisch. Grandiose Antwort. Der Mann faltet das Tuch zusammen.

 

„Nein, halt!“

Der Fremde kann ihm nicht einfach so die ganze Nacht versauen.

 

Wer weiß, wann die Sterne wieder so günstig stehen, dass er von seiner Mutter unbemerkt in eine andere Stadt, in eine Schwulenbar entkommen kann.

 

„Ich. Ich bin erwachsen.“ Ich bin schon groß! Äfft ihn eine Stimme in seinem eigenen Kopf nach. „Ich bin alt genug für Sex. Und ich will heute Nacht Sex haben, aber du hast richtig erkannt, dass ich keine Erfahrung habe. Und darum bin ich offen für alles. Darum Orange.“

Auffordernd streckt Adam seine Hand für das Tuch aus.

 

Der Fremde lacht und gibt Adam sein Tuch nicht zurück.

„Süß. Komm mal mit.“

 


 

„Darf man hier einfach so hoch?“

Der Junge … junge Erwachsene zögert, als Felix ihn die Treppe zur zweiten Ebene des Clubs hochführt.

 

„Jap “, antwortet Felix und gibt keine weitere Erklärung.

 

Der jüngere folgt ihm.

 

Oben angekommen sucht Felix eine ruhige Ecke für sich und? „Adam.“

Er ist nicht wütend auf den jüngeren, im Gegenteil. Er weiß, dass ohne erfahrene queere Freunde diese Art von Informationen für jemanden wie Adam nur schwer zu erhalten sind.

 

Informationen, die Felix Adam jetzt gibt. Unverblümt und gerade heraus. Dabei kann er zusehen, wie Adams Augen immer mehr drohen, aus seinem Kopf zu fallen und er krebsrot anläuft.

 

Zum Glück hat Felix ihn eingesammelt, bevor jemand anderes auf die Idee gekommen ist, Adams Angebot anzunehmen. Viele der Männer im Club sind betrunken. Oder Arschlöcher. Oder beides. Und Adam ist hübsch.

 

Felix zählt sich selbst nicht zu den Arschlöchern im Club, aber auch er hat Adam nicht aus reiner Nächstenliebe angesprochen. Er sieht seine Hilfeleistung hier eher als … Investition.

Adam ist hier, weil er heute mit jemandem nach Hause gehen möchte. Und Felix möchte jemanden mit nach Hause nehmen. Win-win.

 

Er lässt Adam sogar bis zum Morgen bleiben, duschen, ein Toast essen und erklärt ihm den Weg zur nächsten Bushaltestelle.

 

Womit er nicht rechnet, ist, dass Adam keine 14 Tage später vor seiner Wohnungstür steht und ihn mit freudiger Erwartung ansieht.

 

„Nein.“

 

„Was?“

Das Lächeln fällt von Adams Gesicht.

 

„Geh nach Hause, Adam“, seufzt Felix.

Er ist gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen und ist definitiv zu müde, um sich mit einem Teenager herumzuschlagen, der das Konzept eines One-Night-Stands nicht verstanden hat.

 

„Aber, ich, ich dachte …“ stammelt Adam.

 

„Adam, wir hatten eine schöne Nacht zusammen. Von mehr war nie die Rede. Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest …“ Felix beginnt, die Türe zu schließen.

 

Aber Adam überrascht ihn erneut. Blitzschnell schiebt er seinen Fuß über die Türschwelle.

 

„Ich weiß, dass ich nicht besonders gut im Bett gewesen sein kann, aber ich kann lernen!“ Seine Worte überschlagen sich fast. „Bitte, ich bin den ganzen Weg hierhergefahren und wenn ich jetzt zurück nach Hause fahre, wird meine Mutter misstrauisch, weil meine Ausrede nicht mehr passt und ich-“

 

Felix hält seine Hand vor Adams Gesicht, um ihn zu stoppen. Er öffnet die Türe und dreht sich zurück in seine Wohnung. Er hört, wie Adam die Türe hinter sich schließt und seine Schuhe abstreift.

 

„Was machen wir jetzt?“

 

Ich gehe jetzt schlafen. Du kannst von mir aus mit der SNES spielen. In der Küche sind Toast und Cornflakes.“ Und damit verschwindet er im Schlafzimmer.

 


 

Adam steht verloren in Felix’ Wohnzimmer.

So hat er sich das nicht vorgestellt.

Hätte er Felix’ Nummer gehabt, hätte er zumindest vorher anrufen können, dann hätte er nicht den ganzen Weg von Gelsenkirchen bis hierhin fahren müssen.

 

In Adams Fantasie hätte er wahlweise im Treppenhaus auf Felix gewartet oder ihn an der Tür überrascht, ein Lächeln hätte sich auf dem Gesicht des älteren ausgebreitet und sie wären übereinander hergefallen, hätten es nicht Mal bis ins Schlafzimmer geschafft und, und …

 

Ugh.

 

Wie dumm er gewesen war. Nur weil Felix ihn beim ersten Mal nicht mitten in der Nacht vor die Tür gesetzt hat, hieß das noch lange nicht, dass es ein zweites Mal geben würde. Sonst hätte er ihm doch seine verdammte Telefonnummer gegeben.

 

Allerdings … er hat ihn auch jetzt in seine Wohnung gelassen.

Hat ihn vielleicht nur abwimmeln wollen, weil er müde war. Damit kann Adam arbeiten.

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Nicht, dass Adam hier so etwas wie Liebe erwartet. Nur … ach, egal, ist halt nur so ein Spruch.

 

Adam fasst einen Entschluss. Er probiert die Schlüssel am Schlüsselbrett aus, bis er den richtigen findet und geht einkaufen.

 


 

Felix wacht auf und seine Wohnung riecht nach Tomaten.

Heißen Tomaten, um genau zu sein.

Er setzt sich kerzengerade auf, weil ihm zunächst kein Grund einfällt, aus dem seine Wohnung nach heißen Tomaten riechen sollte. Doch dann fällt ihm Adam wieder ein. Er lässt sich zurück in sein Kissen fallen und stöhnt.

 

Etwa zehn, gut, vielleicht auch zwanzig, Minuten später findet er die Energie, um aufzustehen und nach dem Rechten zu sehen.

 

Adam steht in der Küche und schneidet Zwiebeln in ungleichgroße Stücke. Dabei kneift er mit den Augen und wischt sich immer wieder durchs Gesicht. Hinter ihm köchelt ein Topf auf dem Herd.

 

„Wenn du dir den Zwiebelsaft in die Augen reibst, macht es das nur noch schlimmer.“

 

Adam schreckt hoch. Er guckt runter auf seine Hand.

„Oh“, sagt er.

 

„Woher hast du überhaupt …?“ Felix macht eine Handbewegung zu all den frischen Zutaten, die mehr oder weniger klein geschnitten in seiner Küche liegen.

 

„Ich war einkaufen“, gibt Adam zu. „Ich dachte, vielleicht freust du dich, wenn ich für dich koche, und Spaghetti schienen recht einfach …“

 

Felix seufzt, geht in die Küche und nimmt den Topf mit den kochenden Tomaten vom Herd.

„Gib mir das Messer und such eine Pfanne zum Fleisch und Zwiebeln anbraten, raus, ja?“

 

„Aber ich -!“ Versucht Adam zu protestieren, doch Felix wirft ihm einen Blick zu, der ihn verstummen lässt.

Er nickt und öffnet den Schrank, auf den Felix mit seinem Messer deutet.

 

Gemeinsam schaffen sie es tatsächlich, Adams Pasta-Experiment in eine essbare Spaghetti Bolognese zu verwandeln. Und irgendwie ist das doch eigentlich ganz schön. Felix kann sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal bekocht wurde. Oder zumindest mit jemandem zusammen gekocht hat. Und trotz des Mangels an Schlaf macht es Spaß, mit Adam zu kochen. Und auch danach, beim Essen, geht ihnen der Gesprächsstoff nicht aus. 

 

Nach dem Essen ist Adam jedoch wieder sichtlich nervös.

Mehrmals öffnet er den Mund, als ob er etwas sagen möchte, schließt ihn aber gleich darauf wieder und schaut zur Seite.

 

Felix erlöst ihn schließlich.

„Es war wirklich nett, dass du für mich gekocht hast, aber ich habe noch einiges an Schlaf aufzuholen, Adam.“

 

„Ja. Ich. Ja.“ Er steht auf, nickt mehr zu sich selbst als zu Felix und beginnt in Richtung Wohnungstür zu gehen.

 

„Aber Freitagabends bin ich für gewöhnlich zu Hause. Und wach.“

 

Blitzschnell dreht Adam sich um.

 

„Du meinst …?“ Fragt er hoffnungsvoll.

 

Felix geht auf ihn zu und lächelt.

„Bis Freitag, Adam.“

 

„Ja. JA! Bis Freitag!“ Eifrig nickend und mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht sammelt Adam seine Jacke ein.

Als er schon halb aus der Türe ist, drückt er Felix seinen Haustürschlüssel in die Hand. Dann rennt er den Flur hinunter.

 

Felix lächelt, schüttelt den Kopf und umschließt den Schlüssel fest mit seiner Hand.

 

Bis Freitag, Adam.

Notes:

Ich hoffe es hat dir trotzdem gefallen 🥺