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Another Year Has Gone By

Summary:

"Hallo? Hast du dich mal angesehen? Kann ich was dafür, wenn da aus dem Nichts eine unglaublich attraktive, selbstbewusste, gescheite und absolut wunderbare, großgewachsene Blondine mit mysteriösen, kastanienbraunen Augen vor mir steht? Du hast mich halt vom ersten Augenblick an fasziniert."
"Du mich doch auch …"
Wenn die Faszination füreinander genauso groß ist, wie die für den seltenen Schnee in Hamburg.
Und Julia begreift, dass Tine nicht die Einzige war, die im Moment der ersten Begegnung von Amors Pfeil getroffen wurde ...

Notes:

Und da bin ich noch einmal :)
Vielen lieben Dank an caromitpunkt und exceptforbunnies , das ich mich erneut in eurer großartigen Reihe von Weihnachtsgeschichten mit einreihen darf ❤️❣️
Gewidmet Kustenkindimherzen – Weil ich kann und für deinen immer so lieben Kommentare, Eskalationen und fürs Mitfiebern und Austauschen ❤️.
Mich hat die Frage beschäftigt, wie Julia das wohl aufnimmt, wenn sie realisiert, das Tine vielleicht nicht die Einzige ist, die sich vielleicht schock verliebt hat, nur das sie etwas länger braucht, um es sich auch wirklich einzugestehen.
Und falls ihr hier wieder kleine Andeutungen auf andere Adventsgeschichten finden solltet sind auch die nicht ganz zufällig 😉😊❤️.
Ganz im Zeichen von #LiebefürJuliaundTine #Tinia.
Womöglich auch, weil ich weiß, dass ich demnächst was gut zu machen habe, ähem …
Der Titel ist inspiriert von dem gleichnamigen Song von Céline Dion - "Another Year Has Gone By".
Den Text habe ich einmal übersetzt aufgegriffen.
Beim Schreiben haben mich außerdem diese Lieder begleitet:
Scala & Kolany Brothers - "My December"
Sigur Rós - "Matchstick Girl"
(Ein etwas ungewöhnlicher Weihnachtssong, das geb selbst ich zu, ich mag ihn trotzdem, gerade besonders zu der Weihnachtszeit ❣️🙈)
Und Peter Maffays "Sonne in der Nacht" hat sich hier auch noch reingeschlichen.
Viel Spaß beim Lesen!

(See the end of the work for more notes.)

Work Text:

Schnee ...

In Hamburg war er selten. Noch seltener war, dass er liegen blieb und die Stadt unter seiner weißen Pracht vergrub. Aber es war nicht völlig unmöglich.

Nicht vergleichbar, mit den Schneemassen an dem Ort, wo sie aufgewachsen war.

Es löste trotzdem eine sanfte Melancholie in ihrem Herzen aus, als er langsam vor ihren Augen einsetzte.

Sie hatte ihn lange nicht mehr gesehen, den Schnee. Nicht mehr so, wie sie ihn einmal gekannt hatte. Diese weiße, majestätisch anmutende Schneepracht im Winter.

Er erinnerte sie an ein Zuhause von längst vergangener Zeit.

An ihre Kindheit.

An die Berge und die Gebirgsketten im Süden der Bundesrepublik, die so mächtig in die Höhe ragten und immer weiter gen Himmel stiegen.

An all diese Dinge, an die sie lange nicht mehr gedacht hatte.

An ein Gesicht, das sie nur noch von alten, verblichenen Fotos kannte. Dem sie mit jedem weiteren Lebensjahr zum Verwechseln ähnlicher geworden war. Und eins, das sie nur von einem Ultraschallbild kannte, aber nie kennenlernen konnte, weil sein Licht am selben Tag erloschen war, bevor ihr Bruder auf die Welt kommen konnte.

An diesen schmerzlichen Verlust ...

Kurz war Julia Grosz in ihrer Bewegung verweilt, als der Schnee vor ihren Augen auf die Erde rieselte, hatte in den dämmernden Abendhimmel aufgeschaut, fast schon etwas ungläubig. Und ehrfürchtig.

Sie hatte ihn auf ihrer Haut gespürt. Genauso wie den feuchten Schimmer, der ihr ganz plötzlich in die Augen gestiegen war.

Er löste einige Gedanken in ihr aus, während sie sich, warm eingepackt in ihren Mantel und einem dicken Wollschal, nur wenige Augenblicke später wieder in Bewegung setzte, weiter am Hafen entlang schlenderte und schließlich bei den Landungsbrücken stehen blieb.

Mit der blauen Strickmütze auf dem Kopf, die sie schon auf Norderney begleitet und die ihre Ohren vor der Kälte geschützt hatte. Vor der frischen, kalten Brise, die ihr auch hier am Hafen genauso um die Nase wehte, wie damals auf der trostlosen Insel.

Die sie wärmte. Nicht nur wegen des Baumwollstoffs, sondern vor allem, wegen der Emotionen, die in Julia aufkamen, jedes Mal, wenn sie sie trug.

Dessen wohlbekannter blumiger Duft von Waschmittel sie umgab und der feine Hauch eines ganz bestimmten Ozeanfrischen Parfüms ihr anhing, den sie roch. Der sie immer wieder erdete.

Die nicht ihr gehörte, diese Mütze.

Am Geländer verweilte sie, um den Blick zur Hafenkulisse in der winterlichen Abenddämmerung schweifen zu lassen.

Hamburg - Ganz unscheinbar war es zu ihrem Zuhause geworden. Nachdem sich lange Zeit nichts mehr danach angefühlt hatte und sie eher wie ein Wolf einsam durch Länder und Städte gestreift war, ohne je wirklich zu sein. Selbst hatte sie nie gedacht, dass sie einmal hier landen, vor allem aber bleiben würde.

Die Hansestadt war in weihnachtliche Lichter getaucht und hatte so über die Jahre in ihren Augen einen ganz eigenen Charme entwickelt, abseits der Reeperbahn. Einen, den nur Hamburg versprühen konnte. Und den sie erst dieses Jahr auch wirklich fühlte. Einen, der sich mit sentimentalen Gefühlen in ihrem Herzen festgesetzt hatte.

Nicht nur, weil wie jedes Jahr wieder ein riesiger, beleuchteter Weihnachtsbaum auf einer Plattform mitten im Hafen trieb, während in der Ferne die Hafenkräne in die Höhe ragten, was so auch nur in Hamburg vorkommen konnte. Nicht, weil selbst zu dieser besinnlichen Zeit der Stress der Stadt den straffen Zeitplänen der kleinen wie großen Schiffen in nichts nachstand, die sich durch das Wasser hinaus aufs Meer schoben. Auch nicht, weil aus dem Lautsprecher eines angelegten Schiffes leise Weihnachtsmusik spielte, Hits aus den guten alten Zeiten, als die Welt noch so unbekümmert schien. Nicht, weil zu der souligen Stimme des Sängers, der seit den Achtzigern immer wieder aufs Neue das letzte Weihnachten besang, vereinzelt eine Möwe in der Ferne gegen den Takt des bekannten Weihnachtsliedes kreischte, das jedes Jahr wieder zu dieser Zeit ein Revival erlebte.

Nicht wegen dem einsetzenden Schneefall oder den vielen traditionellen, manch einer auch skurrilen, Weihnachtsmärkten in der Stadt oder den dekorativen Beleuchtungen an den Docks, den Kränen oder der Elbphilharmonie.

Sondern, weil sie dabei nicht alleine war.

Eine Hand hatte in ihrer eigenen geruht, die sie schon die ganze Zeit gehalten hatte, seit sie zusammen die Wohnung verlassen hatten. Ihre gemeinsame Wohnung, seit nun fast einem Jahr.

Ihre verschränkten Hände, die ineinander lagen. Ganz unscheinbar. Und doch für jeden sichtbar.

Als Julia kurz verweilt war, um die tanzenden Schneeflocken zu betrachten, die vom Himmel fielen, war die andere Frau ebenfalls stehen geblieben. Und hatte Julia verzaubert betrachtet. Hatte verstanden, dass der Schnee etwas anderes Sentimentales in ihr geweckt haben musste, nur für einen Augenblick. Die Melancholie, sie konnte sie in Julias Augen sehen, als sie wieder nach vorne blickte. Und war in dem Moment sicher gewesen, dass ihr Geschenk, das sie Julia morgen am Heiligabend schenken würde, eine goldrichtige Entscheidung war.

Ein Urlaub zu zweit in den Bergen im Süden. Eine ganze Woche lang.

Für den Einfall musste sie Falke unbedingt noch einmal richtig danken. Und ihm einen ausgeben, wenn sie sich das nächste Mal zu einem Feierabendbier zusammen treffen würden.

Und als sie erneut stehen geblieben waren, am Geländer bei den Landungsbrücken, hatte Tine Geissler ihre Hand aus ihrer gelöst, nur um ihren Arm im nächsten Atemzug in Julias angewinkelten zu legen und sich näher zu ihr zu stellen. Sich an sie zu lehnen. Ihre Nähe, ihre Geborgenheit zu suchen.

Julia blickte zu ihr. Zu dem braunen Schopf, der ebenfalls unter einer Wollmütze verborgen war.

Sie hatte ihr die Schwarze geschenkt, wenige Tage nachdem Tine ihr die blaue überlassen hatte, als Julia nach der zermürbenden Rückkehr von Norderney unangekündigt vor ihrer Haustür gestanden hatte und sie ihr zurückgeben wollte. Es war ein Vorwand gewesen. Ein Vorwand, um noch am selben späten Abend, an dem sie von der Insel zurückgekehrt waren, bei ihr vorbeizufahren. Weil sie sie so sehnsüchtig vermisst hatte, sie so dringend sehen wollte. Und keinen Tag, keine einzige Stunde länger mehr warten konnte, um sie in die Arme zu schließen.

Und genau das hatte sie getan. Tine hatte ihr die Tür geöffnet, nachdem Julia geklingelt hatte. Nur ganz kurz hatte sie die Blonde verwundert angesehen, aber musste im nächsten Moment schon diesen traurigen Ausdruck in ihren Augen erkannt haben. Denn schon im Augenblick darauf hatte Tine die Tür weiter geöffnet, war zur Seite getreten und hatte so Julia wortlos aufgefordert hereinzukommen.

Und das Erste, was Julias getan hatte, nachdem sie eingetreten war und Tine die Tür hinter ihr geschlossen hatte, war sie in eine feste, innige Umarmung zu schließen und an sich zu drücken. Lange Minuten hatten sie sich einfach nur in den Armen gelegen, hatte Tine die Geste genauso stark erwidert. Und als Julia sich ein wenig aus Tines Armen gelöst hatte, legte sie ihre Hände auf Tines Wangen und küsste sie zärtlich, dann hatte sie ihre Stirn an Tines gelegt und einfach ihre Nähe genossen.

Denn sie hatte eines begriffen, auf Norderney. Zeit war kostbar. Und sie wusste nie, wie viel ihr oder den Menschen in ihrem Leben davon noch blieb.

Als Julia ihr dann einige Minuten später recht verlegen die Mütze wiedergeben wollte, die sie sich bei ihrem Aufbruch wenige Tage zuvor ganz bewusst gegriffen hatte, um etwas von Tine bei sich zu haben, wie sie ihr in dem Augenblick gestand, hatte Tine nur lächelnd gemeint, "Behalt sie. Blau steht dir eh besser als mir."

Und hatte ihr dann zugezwinkert.

Tine hatte es mit nur einem Blick ungefragt verstanden, Julia nach den schlimmen Ereignissen auf der Insel wieder aufzufangen, sie aufzuheitern. Und ihr immer wieder gezeigt, dass das Leben abseits ihres Jobs auch anders sein konnte. Denn genau das hatte Julia über die Jahre, in denen sie alleine war, aus den Augen verloren. Und Julia war immer noch nicht dahinter gekommen, wie sie das machte.

Für eine gefühlte Ewigkeit beobachtete Julia sie einfach nur, während der Schnee weiter um sie herum tanzend auf die Erde fiel. Fast schon verträumt.

Verlor sich immer wieder aufs Neue, wenn sie Tine ansah, sie beobachtete. Vor allem, wenn ihre Augen die Braunen von Tine trafen. In ihre Tiefen abtauchten, sich darin verlaufen wollte. Und noch ein bisschen mehr, wenn Tine dabei noch in dieses strahlende Lächeln verfiel, das sich in ihrem ganzen Gesicht widerspiegelte, so breit, so fröhlich, so ausgelassen, so glücklich. Und ihre Augen dabei begangen zu leuchten, so wie der Polarstern am Nachthimmel.

Tine konnte das einfach. Strahlen, mit ihrem ganzen Gesicht, ihrem ganzen Körper. Nicht so wie Julia. Manchmal aber fühlte es sich an, als würde sie einfach für sie beide strahlen. Und sie damit anstecken. Immer öfter erwischte sich Julia dabei, wie sie selbst in ein leichtes Lächeln verfiel, wenn sie Tine beobachtete, sie ansah.

Und ihr klar wurde, wer dafür verantwortlich war.

Ihre Erinnerungen brachten sie zurück, an einen Abend im Spätsommer, als sie sich zusammen bei Kerzenschein auf ihrer Couch im Eifer der leidenschaftlichen Gefühle ineinander verloren hatten und schließlich einfach erschöpft in eine Decke gehüllt aneinander geschmiegt liegen geblieben waren. Tine in Julias Armen an sie gelehnt, die hinter ihr lag, ihre Hände vor ihnen verschränkt, die miteinander tanzten und Tine ihr etwas peinlich berührt gestanden hatte, wie schockverliebt sie gewesen war, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Auf diesem einen unscheinbaren und doch so bedeutenden Autobahnrastplatz.

Dass sie so fasziniert von ihr gewesen war, dass es ihr im allerersten Moment den Atem geraubt hatte und danach so unsagbar schwergefallen war, es zu verbergen.

Als hätte Julia das damals nicht sofort bemerkt und nicht schon längst gewusst.

Die Blonde hatte verlegen, aber genauso amüsiert erwidert, nachdem sie Tine einen Kuss in den Nacken gedrückt hatte, dass das mit dem Verbergen nur so halbwegs bis eigentlich gar nicht funktioniert hatte. Und erinnerte sie nur allzu gerne daran zurück, dass Falke es von Anfang an bemerkt und ihr unter die Nase gerieben hatte.

Bedröppelt dreinblickend konnte Tine sich da auch nicht so wirklich herausreden und hatte nur belustigt geschmunzelt. Und geseufzt, als Julias Lippen ein weiteres Mal diese ganz bestimmte Stelle in ihrem Nacken fand. Da, wo der Ansatz ihrer langen, braunen Haare begann, die Julia mit ihrer anderen Hand zärtlich zur Seite geschoben hatte, bevor sie ihren Arm wieder unter ihren eigenen Kopf legte und wo Tine so empfindlich war. Besonders, wenn Julias Lippen dort verweilten oder ihre Fingerkuppen sie so liebevoll im Nacken kraulten. Etwas, das Julia mittlerweile sehr genau wusste und was allein schon das Schmunzeln ihrer Lippen auf Tines Haut verriet, jedes Mal, wenn Tine wieder einen Laut der Zufriedenheit von sich gab.

Denn Julia hatte absolut recht. Tine war grundsätzlich eine ziemlich miserable Lügnerin und eine noch viel schlechtere Schauspielerin. Jeder, vor allem natürlich ihre Mutter und eben auch Julia, die sich beide übrigens ausgezeichnet verstanden, konnten an ihrer Nasenspitze absehen, ob sie nicht doch etwas zu verbergen versuchte oder sogar im Schilde führte.

Sie hatte sich ein Stück in Julias Armen aufgerichtet und sie fast ein bisschen vorwurfsvoll angeschaut, "Hallo? Hast du dich mal angesehen? Kann ich was dafür, wenn da aus dem Nichts eine unglaublich attraktive, selbstbewusste, gescheite und absolut wunderbare, großgewachsene Blondine mit mysteriösen, kastanienbraunen Augen vor mir steht?"

"Du übertreibst", erklang Julias leise Stimme hinter ihr, ihr Tonfall leicht spöttisch, während sie vor sich hin lachte, sah sie regelrecht schüchtern und verhalten an.

Tine aber ignorierte ihre Worte, bedachte sie stattdessen mit einem langen, intensiven Blick, lächelte sie liebevoll an, "Ich hab' humorvoll und witzig vergessen, wenn du es denn mal zeigst," und warf dann noch ein, "Und tu' ich nicht", nach.

Dann legte Tine sich gleich wieder zurück in die Geborgenheit von Julias Armen, die sie wieder an sich zog.

Tines Stimme wurde augenblicklich leiser, sanfter, als sie erneut sprach und ihre Arme über Julias legte, die mittlerweile beide um Tine geschlungen hatte, "Du hast mich halt vom ersten Augenblick an fasziniert. Also so richtig. So, dass es mir den Boden unter den Füßen weggerissen hat."

Es blieb Tine verborgen, aber da hatte Julia gestutzt und sie mit einer Ernüchterung in den Blick angesehen.

Fasziniert …

Das war Julia auch gewesen.

Vom ersten Augenblick an. Ohne dass sie es selbst gemerkt hatte, ohne dass sie es wirklich gezeigt hatte. Denn das konnte sie ziemlich gut, sich hinter ihren Mauern und dem Panzer verstecken, sich zurückziehen und keine Miene zu verziehen. Aber Tine hatte es seit Sekunde eins hinter ihre Stirn geschafft. War immer wieder präsent in ihren Gedanken.

Ja, Julia war fasziniert gewesen. Und beeindruckt.

Von Tines Art der Begeisterung, selbst für die noch so kleinsten Dinge. Von ihrer Leichtigkeit, ihrer Offenheit. Der Geduld und dem Vertrauen, das sie Julia geschenkt hatte. Die Loyalität, mit der sie ihr mit jedem neuen Tag zur Seite stand, ohne zu wissen, ob Julia ihr das geben konnte, was sie sich vielleicht erhoffte. Davon, dass sie zwar Schüchtern war, aber trotzdem genau wusste, was sie wollte.

Aber vor allem von ihrem Mut.

Denn ohne den lägen sie schließlich jetzt nicht hier, zusammen.

Nur wegen Tines Mut hatten sie sich wirklich gefunden. Und waren beieinander geblieben. Ohne ihn, hätten sie sich nur getroffen, hätten zusammen gearbeitet. Aber durch Tines Courage waren sie sich nicht nur begegnet, sondern hatten sie sich auch kennengelernt und waren sich näher gekommen.

Mut, den sie sich mittlerweile teilten, weil auch Julia ihn in sich wieder entdeckt hatte. Den Mut privat Wagnisse einzugehen, ihren Gefühlen zu folgen, einer anderen Person wieder zu vertrauen, sich zu öffnen, sich jemanden wieder völlig hinzugeben und darauf zu vertrauen, aufgefangen zu werden.

Und mit jedem Tag war diese Faszination gewachsen.

Nicht nur das. Julia selbst war damit gewachsen, als Person, als Frau. Mit Tines Hilfe.

Auch, wenn sie länger gebraucht hatte, um das auch wirklich zu verstehen, zu begreifen, sich einzugestehen, was sie zusammen hatten.

Die Einsicht hatte sie in diesem einen Moment wie ein elektrisierender Blitzschlag getroffen, zauberte Julia ein stetig wachsendes Lächeln ins Gesicht.

Auch sie war es gewesen. Schockverliebt.

Was für ein dämliches Wort. Aber trotzdem so treffend, denn genauso war es gewesen. Ihr Kopf hatte nur sehr viel länger gebraucht, um das auch endlich zu verstehen und zu begreifen. Und zuzulassen. Ihrem Herzen zu folgen.

Sie hatte es ihr nur nie so richtig gesagt.

Denn ihre Gefühle in Worten auszudrücken, das fiel ihr so unsagbar schwer. Sie wusste noch nicht einmal, wieso oder woher das kam, diese Unsicherheit und Angst nicht die richtigen Worte zu finden.

Irgendetwas zu sagen, war immer noch besser, als gar nichts zu sagen.

Aber trotzdem sie die Worte nie ausgesprochen hatte, hatte Tine sie verstanden. Muss sie es in ihren Augen gesehen haben, dass es auch für Julia besonders war, auch wenn sie es nicht aussprach. Ihre Gesten, ihre Berührungen, ihre Küsse, sie hatten stattdessen für sie gesprochen, still, aber trotzdem unmissverständlich.

Sie war näher an Tine heran gerutscht an dem Abend, hatte sie noch mehr an sich gedrückt, das kein Blatt Papier mehr zwischen ihnen und ihrer nackten Haut passte und ihren Kopf an Tines geschmiegt.

Ein bisschen Mut zu mehr Worten, Tine wissen lassen, was sie fühlte, wie sie sich fühlte …

Nach einem weiteren tiefen Atemzug, in dem sie Tines Duft eingeatmet hatte, hatte sie der Brünetten einen Kuss ins Haar gedrückt und ihr ins Ohr geflüstert, "Du mich doch auch."

Dann hatte sie an die letzten Novemberabende zurückgedacht, an denen sie nach langen und anstrengenden Arbeitstagen nach Hause in ihre Wohnung gekommen war, die sie vor fast einem Jahr mit ihr zusammen bezogen hatte und Tine in der gemeinsamen Küche vorfand. Auf der Arbeitsplatte standen allerlei Backzutaten. Und ohne groß darüber nachzudenken, war Julia zu ihr gelaufen, hatte sich hinter sie gestellt, ihr einen Kuss in den Nacken gedrückt und ihre Hände auf Tines Hüften gelegt. Nur für einen kurzen Moment waren ihre Augen kurz kritisch über die verschiedenen Zutaten gewandert. Dann legte sich ihr Kopf wie von selbst auf Tines Schulter, die sie kichernd und freudig begrüßte, schlangen sich auch schon ihre Arme um die Brünette, legten sich ihre Lippen an Tines Hals.

"Wow, wow, wow, hey", sie drehte sich augenblicklich ein Stück aus Julias Armen, wohl wissend, dass sie sich nicht zurückhalten würde können, wenn sie sich einmal erst den leidenschaftlichen Gefühlen hingaben.

"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", ermahnte Tine daher.

Doch Julia ließ sie nicht aus ihren Armen, "Sicher?"

Tine erwiderte, "Ja, sicher."

Dann legte sich ein Funkeln in ihre Augen, strahlte sie Julia zuckersüß an, "Aber wenn du mir hilfst, sind wir schneller fertig."

Und Julia verstand die versteckte Botschaft direkt. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, oder so ähnlich. Sie konnte gar nicht anders, als ihre Hilfe anzubieten.

"Was muss ich tun?", fragte sie daher eifrig.

Und dann hatten sie gemeinsam Weihnachtskekse gebacken. Und Julia konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das das letzte Mal gemacht hatte. Irgendwann mal in ihrer Kindheit? Mit ihrer Oma und auch mit ihrem Vater, manchmal auch die drei zusammen. Vor allem aber, mit ihrer Mutter, als sie noch gelebt hatte ...

Auch das weckte vage Erinnerungen, schmerzliche Erinnerungen, die ein schwaches Gefühl von Leere in ihrer Brust aufkommen ließ. Irgendwo tief in ihrem Herzen.

Aber dieses Gefühl, es verschwand genauso schnell, wie es gekommen war, als Tine sich zu ihr gedreht hatte, ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte. Sie sich wieder von ihr löste, aber ihr Gesicht in beiden Händen hielt und sie mit diesem leuchtenden, weiten Strahlen im Gesicht ansah. Als hätte sie gespürt, dass Julia sich nur für einen Moment verloren hatte, weil ihre Gedanken abgedriftet waren. Und Tine hatte keine Sekunde gezögert, sie wieder aufzufangen.

Und je länger Tine in ihre Augen sah, verschwand allmählich das Abbild von Julias Mutter, das sich so unverhofft plötzlich vor ihr abgezeichnet hatte mit einem Lächeln im Gesicht, als wollte sie ihr wortlos sagen, wie stolz und glücklich sie für sie war.

Bis sie nur noch Tine vor sich erkannte.

Die Erinnerungen, die Geister der Vergangenheit …
Aber Tine, Tine war ihre Zukunft …

Zwei sanfte Berührungen holten sie schließlich ganz zurück, als Tine ihr mit den Daumen fast identisch über die Wangen strich, "Hey."

Diese Fürsorge, diese Geborgenheit, die Wärme, die in ihrem Herzen die Leere verdrängte, es zauberte Julia ein zartes Lächeln ins Gesicht, "Hi."

Sie war generell in der Küche maximal semibegabt und hatte Tine daher sehr freiwillig das Feld überlassen, die mit traumwandlerisch sicheren Handgriffen hantiert hatte. Tine hatte eine Flasche Glühwein auf dem Herd aufgewärmt, die sie mit jedem weiteren Blech langsam leerten. Sie hatten gelacht und auch ein bisschen herumgealbert. Es war fast in einer Mehlschlacht ausgeartet, nachdem Tine Julia, animiert durch den Alkohol und mit rosigen Wangen, ziemlich frech über ihre überschaubaren Kochkünste erinnert hatte.

"Kochen ist nicht backen", hatte Julia etwas trotzig geantwortet.

Doch Tine, frech grinsend, hatte schon einen passenden Spruch parat, "Bei dir schon."

Sie konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Julia gespielt empört nach dem Geschirrtuch gegriffen hatte, das über ihrer Schulter lag und damit gezielt sanft nach Tines Oberschenkel schlug, aber dafür ausgelassen lachen.

Und das Grinsen in Julias Gesicht verriet Tine, dass ihre Freundin das auch gar nicht so schlimm empfand, wie sie vorgab.

Denn Julia genoss das. Diese kleinen Neckereien zwischen ihnen. Die gemeinsame Zeit. Die Unbeschwertheit in den gemeinsamen Stunden. Tines Lachen. Vor allem Tines Lachen. Davon konnte sie nicht genug bekommen. Ihr dabei zuzuhören.

Der Alltag würde sie schnell genug wieder einholen. Aber sie hatte gelernt, wieder etwas Leichtigkeit in ihr Leben zuzulassen. Eben durch Tine und mit ihr.

Manchmal hatten sie auch für einige Sekunden einfach nur geschwiegen. Hatten sie der leisen Musik aus der Lautsprecheranlage gelauscht. Hatte Tine angefangen, ihren Lieblingsweihnachtssong unbewusst mitzusummen, während der aus dem Radio erklang. Es hatte Julia ein sanftes Lächeln ins Gesicht gezaubert.

 Und irgendwie konnten sie danach auch nicht mehr so genau sagen, wer von ihnen dann doch mehr Mehl und Teig im Gesicht, an den Fingern und an den Kleidern kleben hatte.

Es war auch egal, denn die liebevollen Küsse, die sie sich dazwischen immer wieder gaben, Tines breite, überglückliche Lächeln und schließlich auch die fertigen Kekse, die erstaunlicherweise besser schmeckten, als Julia es für möglich gehalten hatte, entschädigten für die Sticheleien und das Chaos in der Küche. Selbst Julias Gesicht hatte vor lauter Freude strahlen angefangen, wehzutun. Und auch einige Wochen später, als sie mit Tine einen kleinen Weihnachtsbaum ausgesucht hatte, ihn in den dritten Stock getragen und aufgestellt hatte, hatte sie verblüfft zugesehen, wie Tine aus dem zugegeben etwas mickrigen Bäumchen mit viel Hingabe, Elan und Freude einen wirklich passablen Weihnachtsbaum gezaubert hatte. In ihrer Brust keimte ein lang vergessenes Gefühl von Nostalgie auf, als es sich das erste Mal wieder so anfühlte, wie die Weihnachten zusammen mit ihren Eltern.

War sie so ausgelassen gewesen, wie noch nie.

Was eine Portion Liebe mehr in ihrem Leben ausmachen konnte, sie begriff es immer noch nicht so ganz, wurde immer wieder davon überrascht.

Mit diesen Erinnerungen im Kopf beobachtete sie Tine einfach nur gebannt weiter.

Und sah, wie ein eisiger Kristall an ihrer erröteten Nasenspitze kleben blieb. Wie sie so typisch ins Strahlen verfiel, als er im Bruchteil einer Sekunde auf ihrer warmen Haut schmolz. Ihr weitere ins Gesicht fielen und wieder sofort verschwanden. Und es sie ein wenig zu kitzeln schien.

Denn Tine strahlte nur noch breiter, lachte ausgelassen auf. So sehr, dass sie die Lachfältchen um ihren Mund und ihre Nasen sehen konnte und sie unbewusst ihre Nase rümpfte, was sie immer tat, wenn sie etwas besonders zu erfreuen schien. Nur für einen unbedachten Moment lang. Und Julia liebte das.

Für die kleine Hamburgerin war Schnee etwas Besonderes. Etwas Edles und Majestätisches. Faszinierte er sie. Erinnerte er sie immer auch an ihre kühle Freundin aus den Bergen, die wie der Schnee auch eine sanfte und weiche Seite an sich hatte. Genauso faszinierend war, so besonders, edel, majestätisch, wie er. Und ebenso gebannt sah sie immer auch Julia an.

So sehr, dass sie ihre Zähne entblößte, für die sie sich ein bisschen schämte, weil sie etwas schief waren, was Julia kein bisschen nachvollziehen konnte und sie ihr auch immer wieder zu verstehen gab. So sehr, dass Julia das Grübchen an ihrem Kinn und die Lachfältchen um ihren Mund und der Nase genau erkennen konnte. Es in ihren Augen sah, als Tine sich zu ihr drehte und sie mit diesem strahlenden Lächeln ansah.

Nur sie.

Und es eine wohlige Wärme in ihrem Herzen auslöste. Schon wieder.

So, wie sich Tine über den Schnee freuen konnte, war Julia ein ganz anderer Einfall gekommen. Vielleicht sollte sie bald einmal mit Tine in die Berge fahren. Tine würde es lieben. Und vielleicht würde ihr das auch ganz gut tun. Nicht nur ein gemeinsamer Urlaub zu zweit. Sondern auch, in die alte Heimat zurückzukehren. Sie hatte das lange Zeit vor sich her geschoben, hatte sich nie so wirklich bereit dazu gefühlt. Aber das war sie jetzt, mit Tine an ihrer Seite. Sie könnte ihren Vater mal wieder besuchen, den sie so lange nicht mehr gesehen hatte.

Die Zeit mit Tines Familie, die sie so offen und herzlich aufgenommen hatte, ihre Mutter Birgit, die Julia ohne zu zögern wie eine zweite Tochter in ihr Herz geschlossen hatte, der sie einmal mit wenigen, aber emotionalen Worten anvertraut hatte, dass ihre eigene ihr fehlte, woraufhin Birgit sie unverhofft und kommentarlos einfach nur in die Arme genommen hatte, für eine sehr lange, erholsame Minute lang, hatte ihr die Augen geöffnet. Es hatte Julia auch an ihren Vater denken lassen. Daran, dass sie ihn so selten besucht hatte. Auch nicht wirklich oft anrief. Wie viel Zeit sie vergeudet hatte. Denn genau davon hatten sie vielleicht nicht mehr viel. Ihr Vater war auch nicht mehr der Jüngste. Es hatte sie beschämt, ihr schlechtes Gewissen bestärkt. Sie wollte ihm endlich Tine vorstellen. Die kleine Hamburgerin würde auch sein altes, verschlossenes, verletztes Herz im Sturm erobern, so wie ihres, da war sie sich sicher. Und ihm vielleicht auch etwas von dem zurückschenken, was sie Julia geschenkt hatte. Ein bisschen was von dieser Leichtigkeit.

Das Leben hatte ihr immer wieder eine Lektion gelehrt, der Gedanke kam ihr nicht zu ersten und auch nicht zum letzten Mal:
Zeit war kostbar. Sie wusste nicht, wie viel ihr oder den Menschen, die sie liebte, davon noch blieb …

Und auch, dass sie selbst heute hier stand, mit Tine in den Armen, dass sie atmete, lebte, war nicht selbstverständlich. Eine einzige Kugel hätte vor vielen Jahren ihr Leben beenden können. Und hatte sich doch nur gestriffen, mit verheerenden Folgen …

Die Zeit und das Leben waren kostbar …

Dass Tine eine ganz ähnliche Idee hatte, die zwar aus purer Verzweiflung und unter mehreren Tassen Glühwein zusammen mit Falke entsprungen war, aber mittlerweile in Form eines Briefkuvert unter ihrem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer lag, konnte Julia da noch nicht ahnen.

Nur wenige Augenblicke später durchfuhr ein kaum merklicher Schauer Tines kleinen Körper. Aber Julia spürte ihn.

Wie sie so vieles spürte und erspürte, antizipierte, wenn es um Tine ging. Ihre ganzen Sinne und ihr Körper hatten sich mittlerweile auf sie eingespielt. Achteten auf sie. So sehr, dass es sie manchmal immer noch überraschte.

"Ist dir kalt?", hauchte Julia flüsternd in ihr Ohr.

Tine erwiderte verlegen zurück, rieb sich fröstelnd die Hände, "Ein kleines bisschen. Hätt' ich mal besser auf dich gehört und die Handschuhe mitgenommen."

Ohne zu zögern trat Julia im Bruchteil einer Sekunde hinter sie, schloss ihre Arme fest um ihre Taille. Schmiegte sich an sie, legte ihren Kopf auf eine ihrer Schultern.

Und nahm Tines kalte Hände in ihre erstaunlich warmen.

Es musste an ihr liegen, an Tine. Die wieder diese wohlige Wärme in ihrem Herzen hervorrief, die einfach in jede Faser ihres Körpers auszustrahlen schien, selbst bis in die Fingerspitzen ihrer Hände.

Ein Schatz, den Julia gefunden hatte, dem sie so unvorbereitet begegnet war, den sie um alles in der Welt beschützen würde. Und nie wieder missen und auch nicht wieder hergeben wollte. Weil das hier so Besonders war.

Die nächste Schneeflocke, die es wagte, sich auf die Haut ihrer Freundin zu legen, küsste Julia einfach weg. Rein zufällig fiel die auf ihre Wange, ganz nah bei ihrem Mundwinkel.

Und ihr fielen immer weitere Schneeflocken ins Gesicht.

Bedeckte sie bald beide ein feiner Hauch von weißen Flocken, als der Schneefall kräftiger einsetzte. Und bei den eisigen Temperaturen verweilte.

Sie spürte, wie Tine sich zurücklehnte, sich in ihre Arme fallen ließ, während Julia weiter ihre Hände hielt. Sie mit ihren Daumen über ihren Handrücken streichelte.

Ob Tine Geissler wusste, wirklich wusste, was sie ihr bedeutete? Was sie mit ihr machte? Machen konnte? Wie wichtig sie ihr geworden war?

Hatte sie es ihr oft genug gesagt, mit den richtigen Worten?

Konnte sie das überhaupt?

Denn Gefühle auszudrücken, fiel ihr immer wieder besonders schwer.

Und Tine machte sie einfach ... sprachlos.

Auf eine andere Weise. Auf eine gute und besondere Weise. Eine, die sie so lange nicht mehr gekannt hatte.

Wie sollte sie also versuchen, ihre Gefühle auszudrücken, wenn Tines Anblick ihr die Sprache verschlug? So einfach war das nämlich gar nicht. Zumindest nicht für sie. Und sie war immer wieder aufs Neue dankbar für Tines unglaubliche und schier endlose Geduld, die sie ihr schenkte.

Vielleicht musste sie es nochmal versuchen zu wagen. Die Worte versuchen zu finden.

Das sagen, was sie schon auf andere Weise aufgeschrieben hatte …

Morgen war Heiligabend. Der Erste, den sie seit einer Ewigkeit nicht arbeiten musste.

Genauso wie Tine.

Was sie vor allem auch Falkes Beharrlichkeit zu verdanken hatte. Und dem Umstand, dass Tines Partner sich bereit erklärt hatte, ihren Dienst zu übernehmen.

Es würde ihr zweites gemeinsames Weihnachten sein. Nur das sie es dieses Mal zusammen verbringen konnten.

Bisher waren diese Tage wie alle anderen im Jahr gewesen. Hatten sie keine wirklich große Bedeutung mehr für sie gehabt. Warum auch? Sie war Single, ohne Kind, ohne Partner, ohne wirklich viele Freunde oder Bekannte und pflegte keinen großen Kontakt zu ihrer noch verbleibenden Familie. Und hatte, seit sie denken konnte, zu den Feiertagen immer gearbeitet. Sie wusste ja, dass es jahrelang eine bewusste Entscheidung von ihr war, die sie fast nie bereute. Aber in ganz wenigen Ausnahmefällen, holte sie die Einsamkeit dann doch ab und an manchmal ein, dachte sie in wenigen Augenblicken darüber nach, wie das wäre, wie das sein konnte, wie sich das anfühlen würde, nicht an Heiligabend und den Feiertagen alleine zu sein, sondern jemand bei sich zu haben. Wie damals mit ihren Eltern, als sie alle zusammen im Wohnzimmer am warmen Kamin neben dem Weihnachtsbaum saßen und Geschenke auspackten …

Der Zauber dieser Zeit aus ihrer Kindheit, er war verflogen, als ihre Mutter nicht mehr bei ihnen war. Seitdem hatte Weihnachten seine Magie für sie verloren. Es war vor allem das Fest der Besinnung und der Erinnerungen geworden. Auch wenn ihr Vater sich jedes darauffolgende Jahr bemüht hatte, bis er sie schließlich viele Jahre später schweren Herzens mit in Stein gemeißelten Gesichtszügen am Bahnhof des Nachbarorts verabschiedet hatte, damit sie die Ausbildung bei der Bundespolizei antreten konnte. Es sollte nie mehr dasselbe sein, nie mehr wie früher sein.

Danach hatte sie fast jedes Weihnachten gearbeitet. Hatte sich freiwillig für zusätzliche Ausbildungsstunden für die afghanischen Rekruten gemeldet, sich absichtlich am Hannover Flughafen für die Weihnachtsschichten eingetragen oder sich in Hamburg für die  Bereitschaftsdienste eingeschrieben.

In den letzten Jahren hatte sie die Feiertage meistens mit Falke im Büro verbracht. Und nicht selten war auch Stefan Hendrich, ihr Vorgesetzter, bis zu den allerletzten Momenten da geblieben, bis auch er seiner Familie nicht mehr aus dem Weg gehen konnte. In seinen Augen hatte sie einen ähnlichen Ausdruck des Vermissens erkannt, wie der, der sich in ihre manchmal einschlich. Dieses Gefühl sich beschäftigen zu müssen, um sich in Wahrheit zu verstecken, das kannte sie nur zu gut.

Weihnachten hatte für sie keinen Reiz mehr gehabt. Missfiel ihr der künstliche Stress, die aufgeblähte Hetze, der blanke Konsumwahnsinn. Silvester schon erst recht nicht.

Aber das hatte sich ganz langsam geändert, seit sie Tine kannte.

Und dieses Jahr hatte Falke darauf bestanden und sie schließlich überredet, die Feiertage freizunehmen, nachdem er erfahren hatte, dass Tine ebenfalls nicht arbeiten musste.

Weit vor eigentlichem Feierabend am frühen Nachmittag hatte er sie dann schon nach Hause geschickt, "So, du machst jetzt mal 'nen gepflegten Abgang. Und verbringst die Feiertage mit deiner besseren Hälfte."

Er hatte sie sogar kurz in die Arme geschlossen. Und sie hatte die Umarmung noch überraschender erwidert. Etwas, das vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre.

Seine Stimme war sanft, als er ihr zuflüsterte, "Fröhliche Weihnachten, Julia."

Sie hatte ihm zugelächelt und genickt. Er hatte ihr vor einigen Tagen erzählt, dass Torben und seine Freundin ihn eingeladen hatten.

"Frohe Weihnachten, grüß Torben von mir."

Dann hatte sie noch an Hendrichs Büro geklopft, ihm ein schönes Weihnachtsfest gewünscht, was er erwiderte und war schließlich nach Hause gefahren.

Ein komisches Gefühl. Für anderthalb Wochen freizuhaben. Und trotzdem verspürte sie eine gewisse Vorfreude.

Weil sie Zeit mit ihrer Freundin und ihrer Familie verbringen konnte. Und sich vorgenommen hatte, ein ausgiebiges Telefonat mit ihrem Vater zu führen. Ihn zu fragen, ob sie ihn vielleicht im nächsten Jahr besuchen kommen konnte. Und dass sie ihm jemanden vorstellen wollte.

Sie hatten sich vorgenommen, Heiligabend ganz entspannt zu zweit zu verbringen, einfach die Zeit gemeinsam zu genießen. Denn davon gab es viel zu wenig, konnte es nicht genug geben.

Wenn sie einen einzigen Wunsch freihätte, Julia würde sich so sehnlichst wünschen, dass ihre Zeit mit Tine niemals enden würde.

Ihr Geschenk an die andere Frau hatte sie dieses Jahr erstaunlich schnell zusammen. Tine war manchmal ein kleines bisschen zu stolz und zu eigensinnig. Julia wusste, dass sie gerade bei den frostigen Temperaturen immer schnell fror. Nur leider hatte ihre Freundin auch die Angewohnheit, dagegen nicht allzu zielstrebig etwas zu unternehmen. Stattdessen kam sie immer öfters halb durchgefroren, mit blassem Gesicht und roter Nase von ihrem Schichtdienst, wenn sie mal wieder bei Wind und Regen Verkehrskontrollen durchgeführt hatten. Und ihr zwei Paar Thermounterwäschen besorgt. Genauso wie zwei Paar dicke funktionale Wollsocken und einen dicken, warmen Winterschlauchschal, die sie warm halten würden. Wenn man aus den Bergen kam, wusste man, was die wirklich gute Ausrüstung gegen winterliche Minusgrade und widrige Wetterbedingungen war. Vor allem hier am Meer, mit der steifen, frostigen Brise, waren genau diese Erfahrungen Gold wert.

Aber ihr eigentliches, wirkliches Geschenk verbarg sich in einem Briefumschlag. In Form eines simplen Briefs, in dem sie versucht hatte, das auszudrücken, was sie bisher nie so richtig aussprechen konnte. Ein Brief, von dem sie hoffte, dass er Tine das zu verstehen gab, was Julia so schwerfiel in Worte zu fassen, auszusprechen.

Worte und Zeilen, durch die Feder ihres Herzens geschrieben.

Zeilen, die sie nervös machten. Weil sie nicht wusste, wie Tine darauf reagieren würde.

Zeilen, die die Wärme in ihrem Herzen nur verstärkten.

Und ein kleines, dunkelblaues Etui. Mit einem Ring …

Ein Versprechen für die Ewigkeit. Von dem sie dachte, dass es ihr im Leben nicht widerfahren würde, dass es für sie keine Bedeutung haben würde.

Sie wusste noch nicht, ob sie ihn Tine morgen geben würde oder später. Ob sie den Mut sie zu fragen ihre Frau werden zu wollen schon aufbringen konnte, oder noch warten würde. Aber sie hatte ihn. Weil sie sich bereit dafür fühlte, für diesen Schritt. Weil Tine die richtige war, die eine für sie war.

Mit dir oder mit keiner …

Ein Gedanke, der ganz langsam, aber stetig in ihr gereift war.

Auf Norderney hatte sie noch darüber philosophiert. Durch ein spätes, etwas verkrampftes und angeheitertes Gespräch mit Imke Leopold. Darüber, dass sie nie darüber nachgedacht hatte, weil es für sie nicht greifbar war, nicht vorstellbar.

Und dann war sie selbst Zeuge davon geworden, wie schnell alles vorbei sein konnte. Es hatte sie zum Nachdenken gebracht. Dann war sie direkt von der Fähre zu Tine gefahren, weil sie nicht mehr warten konnte, sie in die Arme zu schließen. Zu sehen, dass es ihr gut ging. War sie die Nacht bei ihr geblieben. Hatten sie sich gezeigt, wie sehr sie einander vermisst hatten. Und als sie einige Stunden später, mit Tine in den Armen eng umschlungen, nackt und erschöpft zusammen in ihrem Bett lag und hellwach an die Decke starrte, wollte ihr dieser eine Gedanke einfach nicht aus dem Kopf gehen, während Tine friedlich in ihren Armen schlief, sie ihren Atem auf der Haut ihrer Brust fühlte und ihren Herzschlag spüren konnte, sie streichelte.

Auf was wartete sie eigentlich noch?

Zeit war kostbar.

Und jetzt, mit Tine, konnte sie sich gar nichts anderes mehr wünschen, als ihr Leben mit ihr zu teilen. Bis zum Schluss.

Und ja, sicher, man brauchte keinen Ring dafür, kein Versprechen, kein Trauschein. Reichte es aus, wenn man einander hatte.

Aus rationaler Sicht sprach aber auch nicht viel dagegen. Altbackene, überflüssige Tradition hin oder her.

Und anders als zuvor, fühlte sie sich bereit für diesen Schritt, mit Tine.

Wie man sich doch täuschen konnte, wenn man nur der richtigen Person begegnete.

Und das war sie. Das war Tine für sie. Und sie konnte nur hoffen, dass sie das für Tine auch war, dass sie das genauso sah wie Julia.

Der Gedanke daran machte sie so nervös. Aber vor allem eins: Glücklich.

Mit Worten war sie in Herzensangelegenheiten nie sonderlich bewandt, zumindest nicht, was ihre Gefühle anging. Dafür sprachen ihre Handlungen. Jeder Kuss, jede Berührung, jedes Mal wenn sie sich liebten, jedes noch so knappe Wort hatte dadurch nur eine noch wichtigere, tiefgründigere Bedeutung für sie. Und sie hoffte, dass Tine das auch so empfand.

Sie freute sich über den Schnee. Es weckte alte Erinnerungen. Aber noch mehr freute sie sich darüber, dass Tine sich dafür so begeistern konnte und dass sie die und den Moment mit Tine teilen konnte.

Den jetzt. Und wenn möglich, noch so unendlich viele mehr.

Ihr Zuhause waren schon lange nicht mehr die Berge mit den schneeverhangenen Gipfeln.

Ihr Zuhause stand genau vor ihr.

Sie hielt es sicher in ihren Armen.


Am späten Nachmittag vor Heiligabend hatten sie sich dann noch mit Falke zusammen auf dem Weihnachtsmarkt verabredet, um entspannt den Abend ausklingen zu lassen und einen Glühwein zu trinken. Hendrich hatte auch ihn vorzeitig nach Hause geschickt.

Julia hatte versucht, das hektische Treiben auszublenden und die besinnliche Weihnachtsstimmung aufzusaugen, so wie Tine es tat.

Gemeinsam waren sie an den Buden vorbeigegangen, an manchen verweilt, weil Tine dann doch natürlich neugierig wurde. Und auch da wurde wieder deutlich, wie gut Tine einfach mit Menschen reden konnte. Wie offen und herzlich sie war. Sie konnte das einfach, diese Barrieren durchbrechen und auf Leute zu gehen. Am Süßigkeitenstand konnte Julia gerade noch verhindern, dass Tine die ganze Auslage leer kaufen würde. Tines Zuckerkonsum war ihr schon immer ein Dorn im Auge gewesen, deshalb achtete sie immer besonders darauf, ihr ins Gewissen zu reden.

Sie hatte Tine streng angesehen, die selbstverständlich wusste, worauf der Blick ihrer Freundin hinauslief, hatte geseufzt und letztlich nur eine Packung gebrannter Mandeln gekauft.

Als Kompromiss hatte Julia wenig später mit Falkes Hilfe, der Tine nach einem stummen, bittenden Blick seiner Partnerin abgelenkt hatte, klammheimlich noch ein Lebkuchenherz mit roter Zuckergussaufschrift gekauft, um es ihr mit unter den Weihnachtsbaum zu legen.

Schließlich hatten sie sich an einer Getränkebude einen Glühwein besorgt und sich an einen Standtisch unter einen Heizpilz gestellt.

Dabei hatte Falke, mit dem Becher in der Hand und der anderen in der Jeanstasche steckend, seinen Blick schweifen lassen und etwas erspäht.

Ein Grinsen hatte sich in sein Gesicht geschlichen, das er gleich darauf wieder versuchte, sich mühevoll zu verkneifen. Dann hatte er zurück zu den beiden Frauen gesehen, die ineinander vertieft waren, weil Tine Julia eine Anekdote aus ihrer Kindheit erzählte und Julia ihr gebannt zuhörte.

Das würde ziemlich einfach werden, dachte er noch still bei sich.

Und frohlockte dabei innerlich wie ein kleiner Junge, der sich diebisch auf einen seiner Streiche freute. In Falkes Welt gingen die nicht wenig überraschend meistens auf Kosten seiner viel zu unterkühlten, ernsten Partnerin. Wobei, so ganz unterkühlt war sie ja nicht mehr. Zumindest nicht, wenn Tine Geissler in ihrer Nähe war.

Als sie ihre Becher geleert hatten, hatte Falke sie kurzerhand geschnappt und wieder zurückgegeben, bevor er sie ungewöhnlich aufgekratzt in eine bestimmte Richtung lotste. Angeblich, weil er etwas gesehen hatte, was er als Weihnachtsgeschenk für Torben ansehen wollte. Julia und Tine waren ihm Arm in Arm nachgelaufen und Julia hatte ehrlich gesagt nicht ganz so genau auf ihre Umgebung geachtet.

Bis Falke nach einigen Metern kurz vor ihnen abrupt stoppte und sich zu ihnen drehte.

Auch Tine und Julia waren in ihren Schritten verharrt, aber nur ein Augenpaar sah ihn fragend an.

"Ja Mensch, sieh mal einer an, was ein Zufall", in seiner Stimme schwang mehr Schalk, als wirkliche Verwunderung mit.

Mit einem fetten Grinsen hatte er seine Partnerin erwartungsvoll gemustert, die ihn nur irritiert anblickte, als hätte er endgültig den Verstand verloren.

Dann hatte Falke nach oben gedeutet.

"Das is' jetzt aber ganz dumm gelaufen."

Julia hörte die Schadenfreude in seiner Stimme und genau die ließ seinen Hamburger Dialekt nur noch deutlicher durchscheinen.

Sie runzelte die Stirn, sah aber trotzdem empor.

Ein Mistelzweig. An einem beleuchteten Torbogen befestigt.

Genau über ihr. Und Tine.

Deren eng an sie geschmiegter Körper verräterisch bebte, vor unterdrücktem Lachen und Verzückung. Ziemlich wahrscheinlich, weil sie da schon längst begriffen hatte, was Falke im Schilde führte und es selbst höchst amüsant und romantisch fand und sehr freiwillig mitgelaufen war, um zu sehen, was passieren würde.

Sie verdrehte die Augen in dem Moment, als sie den Blick wieder auf Falke richtete und sah gerade noch wie der Tine zuzwinkerte. Und sie dann noch erwartungsvoller ansah.

Seine Stimme wurde einen Hauch ernster, "Gekniffen wird nicht, Frau Grosz. Gesetz ist Gesetz."

Ungeschriebenes Gesetz, aber trotzdem Gesetz. Das Gesetz der Liebe. Und in der war schließlich alles erlaubt. Vor allem, um der hin und wieder ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Oder sie zu unterstützen.

Julias Blick wurde genervt. Leider konnten die noch keine Schläge verteilen. Sie hätte ihm nur allzu gerne einen ähnlich groben wie am Flughafen Hannover verpasst.

Sie wollte ihn gerade darüber aufklären, dass in keinem Gesetzbuch dieser Welt geschrieben stand, dass man diesen altmodischen Weihnachtsbräuchen auch wirklich nachkommen musste, da spürte sie, wie Tine sich zu ihr drehte, die sich beim Gehen wieder bei ihr eingehakt hatte.

Sie schaute zu ihr, in diese wunderschönen, haselnussbraunen Augen. Wie sie sie anstrahlte.

Und es dauerte keine fünf Sekunden, dann knickte sie ein.

Unter Falkes frohlockenden Augen. Der nichts anderes erwartet hatte.

Er freute sich einfach so sehr für die Zwei. Vor allem für Julia. Die schon so viel durchgemacht hatte. Bei einigem davon hatte er ihr still beigestanden, als sie noch alleine die triste Welt bestritten hatte. Manches konnte er auch nur erahnen, hatte sie ihm nur einen Bruchteil von dem erzählt, was ihr widerfahren war.

Aber jetzt hatte sie jemanden gefunden, die mit ihr die Lasten zusammen trug. Ihr ein Stück Leichtigkeit wieder zurückschenkte.

Und dieser Hauch Leichtigkeit stand Julia ausgesprochen gut, befand er.

Tines sanfte Stimme erklang neben ihr, "Hey, wir müssen auch nicht, wenn du nicht wil- ..."

Sie liebte auch diese Seite an Tine. Die so unglaublich geduldig und verständnisvoll war, besonders mit ihr.

Julia hatte sich ganz plötzlich zu ihr gebeugt, ihren Finger unter Tines Kinn gelegt, um ihren Kopf noch mehr zu ihr zu drehen. Und dann hatte sie Tines Gesicht in beide Hände genommen und sie so leidenschaftlich geküsst, dass es Tine komplett den Boden unter den Füßen weggezogen und den Atem geraubt hatte, die noch geistesgegenwärtig ihre Hände um Julias Handgelenke geschlossen hatte.

Der Kuss war kurz gewesen, aber dafür intensiv.

Und als sie Julias Lippen schon wieder von ihren lösten, sie gleichzeitig mit Tine wieder ihre Augen öffnete, verharrten sie kurz an Tines Ohr, flüsterte Julia ihr mit dem Hauch ihrer Stimme zu, nur dass Tine sie hören konnte, "Ich lass' mir doch keine Gelegenheit entgehen, dich zu küssen."

Gleich darauf hatte sie ihr noch einen Kuss auf die Stirn gedrückt.

Tines Wangen standen augenblicklich in Flammen.

Falke hatte den Moment mit der Kamera seines Smartphones festgehalten, mit einem breiten, ausgelassenen Lächeln im Gesicht. So unbeschwert hatte Julia ihren Partner auch lange nicht mehr gesehen.

Die Bilder hatte er gleich darauf beiden geschickt.

Das beste Bild jedoch, so fand er, war nicht von dem Kuss der beiden Frauen, sondern der Moment danach.

Als sie sich für den Bruchteil einer Sekunde tief in die Augen sahen, sich darin verloren. Einfach immer noch so sehr verliebt.

Und er einfach nochmal ausgelöst hatte.

Mit einem Leuchten in den Augen und einem glücklichen Lächeln. Manchmal war es das Glück von anderen, das einem selbst Freude schenkte.

'Mensch Julia', dachte er still bei sich, 'Da hat's dich aber erwischt. Ich wünschte, du könntest dich selbst sehen. Wie du leuchtest, wie du strahlst.'

Und vielleicht konnte sie das ja auch, mit diesem einem Foto.

Als sie wieder zu Falke aufschlossen, hatte Julia versucht grimmig drein zu schauen. Das zarte Lächeln auf ihren Lippen allerdings verriet sie. Sie blickte ihren Partner dann aber irritiert an, als der in eine völlig andere Richtung steuerte, als er zuvor noch gelaufen war, "Was ist jetzt mit dem Geschenk für Torben?"

Falke verlangsamte seinen Schritt, drehte sich zu ihr um, sah sie für einen Moment ertappt an, legte dabei die Hand in den Nacken und deutete mit einem fetten Grinsen zu einem Häuschen hinter sich, "Nah, hab's mir anders überlegt. Aus dem Alter is' der Bengel dann doch schon raus."

Julia warf einen Blick über seine Schulter. Und sah gleich darauf mit einem vielsagenden, mürrischen Ausdruck in den Augen zu ihrem Partner zurück. Der lächelte sie frech an.

Es war ein Stand voller Plüschtiere. Überteuerte Teddybären, Drachen und Einhörner in allen Farben, Formen und Größen, manche mit kitschigen Weihnachtsmützen auf dem Kopf.

Neben ihr versuchte Tine sich angestrengt das Lachen zu verkneifen. Julia atmete tief durch, dann erwiderte sie ruhig, aber bissig, "Den nächsten Glühwein gibst du aus."

Falke nickte, verspürte fast sogar das Bedürfnis zu salutieren, "Zu Befehl, Frau Grinch."

Die Blonde schüttelte nur ungläubig den Kopf und seufzte theatralisch, "Gott bist du peinlich …"

Sie hörten Tine neben sich herzlich loslachen. Und noch während sie sich wieder in Bewegung setzte, Tine dabei mit sich zog und auch ihre Partner sich neben der kleineren einreihte, sah Julia aus dem Augenwinkel, wie Falke und Tine sich mit erhobenen Händen feixend abklatschten. Julia hatte einen weiteren, tiefen Atemzug genommen, den Kopf leicht geschüttelt. Und dann hatten sich ihre Lippen doch einseitig zu einem Lächeln angehoben.

Die zwei wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Und sie verstanden sich so gut, dass sie sich immer wieder gegen sie verbündeten und herumalberten, als wären sie engste Freunde, die sich schon seit Jahren kannten.

Tines Lachen hallte noch in ihren Ohren nach.

Ihr Lachen. Davon konnte Julia auch nicht genug bekommen.

Es war der schönste Klang auf dieser Erde, genauso schön wie der ihrer Stimme.

Einige Zeit später hatten sie sich von Falke verabschiedet und ihm ein schönes Weihnachtsfest gewünscht. Und ihn zum zweiten Weihnachtsfeiertag zu sich eingeladen.

Am ersten würden sie zu Tines Eltern fahren.

Dann hatten sie sich auf dem nach Hause Weg gemacht, mit einem Abstecher zum Hafen.

Wo der einsetzende Schnee sie überrascht hatte.

Als Julia kurz gestoppt und in den Himmel geschaut hatte, war Tine weiter in ihrem Arm eingehakt mit ihr stehen geblieben und hatte sie neugierig angesehen.

Der Anblick von Julia, wie sie stehen geblieben und in den Himmel geblickt hatte und dann der Augenblick, als sie den Blick wieder gesenkt hatte. Da war etwas in ihren Augen aufgeblitzt, hatten sie geleuchtet, nur für einen Moment. Mit einem feuchten Schimmer.

Und Tine hatte es gesehen.

Eine Sehnsucht. Eine Wehmut.

Der Ausdruck, wenn man ganz plötzlich an einen Menschen dachte, der einem wichtig gewesen war. Und der nicht mehr da war. Der schon lange nicht mehr da gewesen war.

Ob der Schnee Julia an ihre viel zu früh verstorbene, schwangere Mutter erinnert hatte ...?

Genauso schnell, wie es in ihr aufgekommen war, war es auch wieder vergangen. Hatte Julia diese Emotion wieder eingefangen und in diesen Käfig gesperrt, aus dem sie nur ab und an manchmal ausbrachen.

Julia hatte, für ihre Verhältnisse, viel mit ihr geteilt, ihr viel anvertraut. Über ihre Zeit in Afghanistan. Und das, was zu ihrer ungeplanten Rückkehr nach Deutschland geführt und sie gezeichnet hatte, über ihrer linken Brust. Auch über ihre Kindheit. Und den viel zu frühen Tod ihrer Mutter, die schwanger gewesen war. Auf ihre Art, mit wenigen Worten und kaum einer Regung. Die Gefühle aber, Tine konnte sie in ihren Augen sehen, immer wieder.

Aber manchmal, in ganz seltenen Fällen, wenn die Emotionen sie in unvorbereiteten Momenten überwältigten und übermannten, verfiel sie in dieses Schweigen. Brauchte sie diese Augenblicke für sich. Um mit sich und ihren Gedanken und Gefühlen und Erinnerungen zu sein. Um sie in ihrem Kopf einzuordnen, sich damit auseinander zu setzen. Sie würde sich ihr anvertrauen, das wusste Tine mittlerweile. Später. Und gab ihr mit einer grenzenlosen Selbstverständlichkeit genau diese Möglichkeiten, die Zeit, das Verständnis, den Raum sich auch mal zurückzuziehen.

Sie hatten dem Schneetreiben am Hafen noch eine Weile zugesehen, ehe sie sich auf dem Weg nach Hause gemacht hatten.

"Wenn es so weiter schneit, haben wir morgen vielleicht eine weiße Weihnacht", hatte Tine noch gemeint, als sie die Tür zum Treppenhaus ihrer Wohnung aufgeschlossen hatten und dabei voller Hoffnung und Vorfreude gestrahlt wie ein Kind.

Zur Tür hereingekommen, hatten sie sich das bisschen Schnee von den Jacken geklopft, die Schuhe, Schal und Mützen zum Trocknen weggelegt und sich noch eine Kleinigkeit zu Essen gemacht. Dann genossen sie den späten Abend auf der Couch zu zweit, mit Kerzenschein, leiser Musik, einer Tasse Tee zum Aufwärmen und beide mit einem Buch in den Händen.

Danach gingen sie zu Bett.

Und zeigten sich abermals, wie sehr sie sich liebten.
Leidenschaftlich und fordernd. Sinnlich und betörend. Zärtlich und liebevoll.

Ihre Körper, die in ihrer ganz eigenen Sprache miteinander kommunizierten, ohne, dass sie bedeutungsvolle Worte dafür brauchten.

Die Sprache der Liebe ...

Nach einer ganzen Weile lagen sie sich unter der Bettdecke gegenüber.

Die Glieder müde, die Sinne beseelt, mit glühenden Wangen, wild schlagenden Herzen, die sich erst wieder beruhigen mussten, in einen langsameren Rhythmus zurückzufinden.

Und sahen sich einfach nur an. Streichelten ihre Finger über ihre Gesichter. Fasste Tine Julias Hand und drückte ihr einen Kuss auf die sanfte Haut der Innenfläche.

"Schlaf schön. Ich liebe dich."

Und ganz langsam sah Julia dabei zu, wie Tines Augenlider immer schwerer worden und sie wenige Augenblicke später einschlief.

Auf einen Schlag war Julia wieder hellwach gewesen. Kroch ein Kloß in ihre Kehle, setzte sich da fest, machte sie ganz plötzlich trocken.

Ich dich auch, dachte die Stimme in Julias Kopf, aber blieb trotzdem stumm.

Sie hatte ihr diese Worte nie direkt gesagt.

Ich liebe dich.

Sie hatte es ihr gezeigt. Sie spüren und fühlen lassen. Immer und immer wieder.

Es ihr aber nie gesagt.

Aus Angst. Nicht, weil ihr die Überzeugung fehlte. Die war schon längst in ihrem Herzen angekommen. Aber aus Angst davor, was es bedeuten würde. Was es mit ihr machen würde. Und welche Macht, welche Kontrolle sie Tine damit über sich geben würde ...

Julia war in ihrem gesamten Leben nur ein Mal wirklich ansatzweise so verliebt gewesen. Damals im Sommer während der Polizeiausbildung. Und hatte es selbst verbockt. Es hatte sie mit einer Angst im Herzen zurückgelassen, dass es ihr wieder passieren würde, sie genauso wieder fliehen wollte, sollte es zu einengend werden.

Auch damals hatte sie die Worte nicht ausgesprochen. Und auch, wenn es sich in ihrem Herzen mit Ela so angefühlt hatte, waren sie ihr noch nicht einmal in den Sinn gekommen.

Aber mit Tine war es so viel anders.

Tine hatte es geschafft, ihr Herz zu schmelzen. Einfach so. Ohne es wirklich zu versuchen. Sie hatte die Mauern um ihr Herz erklommen, wie ein Bergsteiger den höchsten Gipfel der Welt und sie mit einer beängstigenden Ruhe und Geduld langsam aber sicher zum Einsturz gebracht. So, dass nur noch kleine Reste übrig geblieben waren. Wie eine mittelalterliche Festung, die unter den Gezeiten verwitterte.

Und da war etwas Unsichtbares, das sie selbst noch nicht so ganz begreifen konnte, dass sie immer wieder zu ihr zog, bei ihr hielt.

Lagen ihr die Worte schon förmlich auf den Lippen, doch den Mut aufbringen, sie ihr zu sagen, den hatte sie bisher nicht gefunden. Es zeigte ihr wieder einmal, wie feige sie doch eigentlich auch war.

"Kannst du ... geduldig mit mir sein? Mir Zeit geben?", hatte Julia sie so ungewohnt schüchtern und zurückhaltend ganz am Anfang gefragt, mit diesem verletzlichen Ausdruck in den Augen. Weil sie ihr zu verstehen geben wollte, dass sie ihr vielleicht nicht gleich geben konnte, was Tine sich womöglich erhoffte, weil sie vielleicht nicht das sein konnte, was Tine in ihr womöglich gesehen hatte, weil sie Tine nicht hinhalten und nicht mit ihren Gefühlen spielen wollte. Die sie so deutlich und klar in ihren Augen sehen konnte, jedes Mal, wenn die sich auf sie legten. Die Tine ihr so mutig zeigte.

Und Tine hatte genickt. Und gestrahlt, "Du hast alle Zeit der Welt."

Und ihr genau das gegeben, Geduld und Zeit. War trotzdem bei ihr geblieben. Sie hatte es verstanden, dass Julia eben Zeit brauchte, um Dinge für sich selbst einzuordnen. Hatte es akzeptiert und ließ sie es trotzdem immer selbst wissen.

Und das, das war Julia mittlerweile auch klar geworden, war nicht fair.

Mutig sein. Den Mut in die Hand nehmen und ihr Herz öffnen ...

Julia war nie wirklich bereit dafür. Sie hatte einige Herzen gebrochen in ihrem Leben.

Aber jetzt war sie es, die plötzlich Angst davor hatte, dass ihres womöglich gebrochen werden könnte.

Einfach, weil Tine ihres schon in den Händen hielt. Und damit immer wieder aufs Neue machen konnte, was sie wollte.

Ob sich Tine dessen bewusst war? Wie sehr Julia ihr Herz an sie verloren hatte? Dass es ihr gehörte? Ihr allein?

Aber jetzt, als Tine so nah vor ihr lag, sie sie betrachtete, sie weiter sanft über ihr Gesicht streichelte, verstand sie eine Sache:

Sie war bereit dafür.

Das Leben hatte sie wieder zurück.

Und es spielte eine sanfte Symphonie, ein Duett zusammen mit der anderen Frau, an dessen Melodie sich Julia schon längst gewöhnt hatte.

Ihr Herz galoppierte weiter in ihrer Brust. Mit dieser unerklärlichen, aber so wunderschönen Wärme darin, die in ihren ganzen Körper ausstrahlte.

Einfach nur, weil Tine vor ihr lag und sie sie beobachtete.

Wie sie friedlich schlief. Wie sich ein glückliches Lächeln dabei in ihrem Gesicht geschlichen hatte. Wie sich ihre Gesichtszüge entspannten.

Sie legte eine Hand unter ihren Kopf.

Julia liebte das, diese Minuten, in denen sie die Brünette in diesen friedlichen Momenten einfach nur beobachten und ansehen konnte. So unverstellt, so echt, so pur.

Egal, ob am Abend vor dem Schlafengehen oder in den frühen Morgenstunden.

Deshalb war sie es in der Regel, die als Erstes am Morgen aufwachte, mit den Klängen der ersten Vogelstimmen, bevor die Welt erwachte und die Hektik auch ihren Tag einholte und diejenige, die in den Nächten als Letztes einschlief, während alles um sie herum bereits schon längst schlummerte.

Es war Tines Anblick, Tines Nähe und ihre Geborgenheit, die Julia wieder Sicherheit schenkte. Selbst an den Tagen und in den Nächten, in denen die Dämonen der Vergangenheit sich immer mal wieder versuchten, sich in ihr Leben zurückzuschleichen, um sie für wenige Stunden im Schlaf zu überfallen. Selbst dann war Tine da und hielt sie nur noch fester in ihren Armen. Verjagte sie die Geister, stellte sich ihnen so mutig und aufopferungsvoll in den Weg. Und schlug sie immer wieder erfolgreich in die Flucht.

Nur in Nächten, in denen sie alleine war, konnten sie ihr noch etwas anhaben. Aber selbst dann verblassten die Erinnerungen, weil die an Tine so viel stärker waren.

Tine, ihre letzte Bastion. Ihr Anker, ihr wegweisender Leuchtturm in der Dunkelheit.

Und dachte wieder an die Momente ihrer ersten Begegnung zurück, an ihre erste gemeinsame Nacht nach der Observation. Daran, dass sie es nicht hatte kommen sehen, was Tine Geissler ihr bedeuten würde.

Es sollte nur für den Augenblick sein. Das hab ich damals gedacht.  Mehr hatte ich nicht von dir gewollt.
Aber jetzt ... jetzt liegst du immer noch neben mir. Hältst mein Herz in deiner Hand.
Und aus diesem einen Augenblick ... wird ganz langsam mein Leben lang ...
Meine Sonne in der Nacht ...

Und Julia fragte sich immer wieder aufs Neue:
Wie hast du das nur gemacht ... ?

Sie strich ihr eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht, hinters Ohr. Tine reagierte darauf mit einem tiefen, ruhigen Atemzug, regte sich kurz. Und schlief weiter.

Aber Julia hörte nicht auf, mit ihren Fingerkuppen federleicht über ihre Haut zu streicheln.

Sie konnte einfach nicht. Sie konnte einfach nicht damit aufhören. Könnte ewig so weitermachen.

Wie so oft machte Tine sie erneut sprachlos.

Sie dachte wieder an die Zeilen des Briefs, hinter dem das dunkelblaue Etui lag. An das, was sie geschrieben hatte.

Für Tine.

Weil sie glaubte, nie die richtigen zu finden. Weil es ihr schwerfiel, die Worte auszusprechen, hatte sie sie stattdessen aufgeschrieben.

War sie so oft durchgegangen in ihrem Kopf. Hatte gezweifelt, daran, dass sie auch nur ansatzweise ausdrücken, was Tine ihr bedeutete. Hatte sie immer wieder durchgestrichen, neu umgeschrieben, hatte ein Blatt zerknüllt, ein neues genommen und wieder von vorne angefangen.

Bis sie schließlich mithilfe des Stifts ihr Herz auf einem weiteren, weißen Blatt Papier ausgeschüttet hatte.

Mit Worten, die so viel mehr aussagten, als sie Tine womöglich je sagen könnte.

Und nur noch hoffen konnte, dass sie Tine genauso tief berührten, wie sie sie berührt hatten. Im tiefsten Inneren ihres Herzens.

Wie Tine sie berührt hatte …


So viele 25. Dezember
Genauso viele 4. Julis

Und wir halten immer noch zusammen
Es kommt nur auf dich und mich an

Ich weiß, dass du dich noch erinnern kannst
An die Dinge, die wir von Anfang an gesagt haben

Dass das mit uns etwas ganz Besonderes sein kann
Diese Worte, ich bewahre sie tief in meinem Herzen

Jetzt ist ein weiteres Jahr vergangen
Und du bist immer noch diejenige an meiner Seite

Nach allem, was geschehen ist
Sagt immer noch keiner Lebewohl
Obwohl ein weiteres Jahr vergangen ist

Ich habe  nie wirklich viel für Anlässe übrig
Aber du lässt nie einen Geburtstag verstreichen

Ohne zu verkünden, wie sehr du mich liebst
Die Wahrheit, sie ist immer genau da
In den Tiefen deiner Augen, wenn du mich ansiehst

Und wir halten uns immer noch an den Händen, wenn wir spazieren gehen
Tun so, als hätten wir uns gerade erst kennengelernt

Aber wie kann das sein, wenn da so viel Vergangenheit ist
Ich schätze, das muss wahre Liebe sein

Ein weiteres Jahr ist vergangen
Und du bist immer noch diejenige an meiner Seite

Nach allem, was vergangen ist
Sagt immer noch keiner Lebewohl

Obwohl ein weiteres Jahr vergangen ist
Willst du mich immer noch an deiner Seite haben
Bist du immer noch an meiner        
Ich hoffe, dort bleibst du, wenn wieder ein Jahr vergangen ist
Für den Rest meines Lebens


Es gab viele Möglichkeiten 'Ich liebe Dich' zu sagen.

Mit Worten. Mit Gesten. Mit Küssen. Mit Berührungen. Mit einem Lebkuchenherz, auf dem die Worte geschrieben sein konnten, wie auf dem, was Julia Tine unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte.

Manchmal waren die unscheinbaren Formen die, die besonders wertvoll waren.

Und Julia hatte es vesucht, in ihrem Brief an Tine zum Ausdruck zu bringen, mit Worten von ihrem Herzen geschrieben, die ihr sonst fehlten ...

Und sich vorgenommen, sie würde daran arbeiten.

Heute Abend würde sie damit anfangen.

Und mit ein bisschen Übung und ein kleines bisschen mehr Mut würde sie es Tine sehr bald auch von Angesicht zu Angesicht sagen können. Und genau dann war auch der richtige Augenblick gekommen, vor ihr die Box zu öffnen, ihr den Ring zu zeigen und ihr diese eine, bedeutsame Frage zu stellen. In einer Zukunft, die nicht mehr ganz so weit entfernt war.

Sie rutschte näher an Tine.

Schob einen Arm unter ihr Kissen, schloss mit der anderen Hand Tines, die zwischen ihnen lag, in ihre eigene.

Und mit nur noch den wenigen Zentimetern zwischen ihnen, flüsterte sie leise, "Ich liebe dich."

Sie blinzelte einmal, ein zweites Mal.

Doch nichts veränderte sich. Blieb alles genauso, gleich. Der Stein, der Julia vom Herzen gefallen war, er war zwar tonnenschwer gewesen, aber gar nicht so beängstigend, wie sie geglaubt hatte.

Beruhigt schloss auch Julia die Augen.

Und gerade, als sie nur den Bruchteil einer Sekunde später schon fast eingeschlafen war, spürte sie, wie Tine ihre Hand drückte.

Ein sanftes Lächeln zeichnete sich in ihr Gesicht, dann driftete Julia in einen ruhigen Schlaf.

Es war gar nicht so schwer gewesen, die Worte auszusprechen. Und damit sie noch leichter wurden, nahm sie sich vor, während sie selbst immer weiter in den Schlaf fiel, dass sie es Tine von nun an so oft wie möglich sagen würde.

Jeden Tag einmal.

Das Lächeln legte sich weiter auf ihre Lippen, atmete sie tief.

Ihre Träume waren gefüllt mit Erinnerungen.

An den Tag, an dem sie Tine das erste Mal begegnet war. An den Abend, als Tine sie das erste Mal geküsst hatte. An die Nacht, in der sie sich zum ersten Mal geliebt hatten.

Schneeflocken waren vergänglich, wie so viele andere, unwichtige Dinge im Leben.

Nicht so, wie ihre Liebe zu Tine Geissler.

Die war für ihre gemeinsame Ewigkeit.

Die Worte in ihrem Brief, sie wünschte sich, dass sie sich erfüllten …


Ein weiteres Jahr ist vergangen
Und ich bin immer noch an deiner Seite
Halten wir uns an den Händen
Obwohl ein weiteres Jahr vergangen ist
Bist du immer noch diejenige an meiner Seite

Ich hoffe dort bleibst du
Für den Rest meines Lebens

Notes:

Viele lieben Dank für die, die sich hierher verirrt haben und fürs Lesen!
Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest und frohe Feiertage, hoffentlich im Kreis eurer Liebsten und das ihr alle gesund bleibt ❤️.
Ein Tag kommt noch, aber ich möchte jetzt schon mal vielen Dank sagen:
DANKE euch für all die schönen JG/ Tinia/ Tatort Hamburg Geschichten dieses Jahr ❤️❣️ Vielleicht konnte ich mit dem Beitrag für den Adventskalender ein bisschen was von der Freude zurückgeben, die mir eure Geschichten, eure Kommentare, eure Kudos und unserr Austausche bereitet haben 🥰❤️.
Vielen Dank für dieses wundervolle Tatort Jahr mit euch und ganz viel
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