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Don’t Say Yes

Summary:

I hear the preacher say, "Speak now or forever hold your peace."
There's the silence, there's my last chance
I stand up with shaky hands, all eyes on me
Horrified looks from everyone in the room
But I'm only looking at you

 

Kai heiratet und Julian muss irgendwie damit klarkommen. Als er dann Sophias beste Freundin Loreen kennenlernt, die ähnliche Gefühle für ihre beste Freundin hat, wie Jule für Kai, beschließen sie gemeinsam etwas zu unternehmen.

Notes:

Disclaimer:

Diese Geschichte ist rein fiktional. Sie basiert auf öffentlichen Persönlichkeiten, aber die Ereignisse, Handlungen und Dialoge sind frei erfunden. Die in dieser Geschichte dargestellten Charaktere entsprechen nicht den tatsächlichen Persönlichkeiten der abgebildeten Personen. Es wird nicht behauptet, dass die dargestellten Handlungen oder Worte den realen Personen zugeschrieben werden können.

This is all just fun and games und dessen bin ich mir sehr bewusst. Kai und Jule sind nur Freunde und ich unterstütze die Ehe von Sophia und Kai zu 100%, as should everyone, weil die einfach adorable sind.

Jetzt wo das geklärt ist: Viel Spaß!
- 🦔

Chapter Text

POV Jule

Manchmal fragte Jule sich wirklich, ob Kai das alles eigentlich ernst meinte. 

Schon die Neuigkeiten über die Verlobung mit Sophia hatten sich wie ein Stich direkt in sein Herz angefühlt und jetzt hatte Kai auch noch ernsthaft gefragt, ob Jule sein Trauzeuge sein will. Jule war sich ziemlich sicher, dass er gerade aussah wie ein Auto, aber Kai schien das nicht zu bemerken, denn er schaute Jule noch immer erwartungsvoll an. Irgendwie fühlte er sich ja auch geehrt, dass Kai ihn für diese wichtige Aufgabe ausgewählt hatte, wären da nur nicht seine Gefühle für Kai, die dem Ganzen einen bitteren Nachgeschmack verliehen. 

In einem anderen Universum hätte Julian sich sicher unfassbar darüber gefreut, aber nicht in diesem. In diesem hatte er absolut keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte. 

“Und?”, hakte Kai ungeduldig nach. 

“Ich weiß nicht, Mann. Bist du sicher, dass du mich als Trauzeuge willst? Nicht vielleicht deinen Bruder oder so?”, sagte Jule vorsichtig.

“Hä? Digga, Jule, glaubst du, ich würde dich fragen, wenn ich nicht dich wollen würde? Außerdem hast du doch auch mal gesagt, du würdest eher mich nehmen als Jannis.”

Da hatte Kai recht, das hatte Jule tatsächlich vor Jahren mal gesagt, aber auch nur weil er nicht in einem öffentlichen Video auf dem BVB Kanal einfach sagen konnte, dass er am liebsten Kai gestrichen hätte, weil er sich eigentlich wünschte, dass Kai die Person wäre, die er heiratet. Nicht nur in so einem Video konnte er das nicht sagen, sondern auch sonst konnte er das kaum jemandem sagen, schon gar nicht Kai, denn der war ja gerade dabei Sophia zu heiraten und tat seit er damals urplötzlich mit ihr zusammengekommen war so als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. 

“Also?”, hakte Kai erneut nach. “Wenn du nicht willst, ist das auch in Ordnung.”

An seinem Gesichtsausdruck erkannte Jule, dass es das in Wahrheit nicht war. 

Also setzte er ein Lächeln auf und sagte: “Doch, natürlich. Ich bin sehr gerne dein Trauzeuge.” Wie konnte er Kai auch irgendetwas abschlagen?

“Wirklich?”, fragte Kai strahlend. “Ich hab mir echt kurz Sorgen gemacht, dass du nein sagst, ey.”

“Dazu der Trauzeuge meines besten Freundes zu sein? Niemals Digga.”

“Zum Glück, ehrlich gesagt, hatte ich mir nämlich noch keinen Plan B überlegt”, gab Kai zu. “Oh und Loreen wird übrigens Sophs Trauzeugin, dann wird es jetzt dringend Zeit, dass ihr euch auch mal kennenlernt.”

Loreen war Sophias beste Freundin und Kai verstand sich auch sehr gut mit ihr. Jule hatte schon viel von ihr gehört, aber zu einem Treffen war es noch nie gekommen.

“Ich glaube, ihr werdet euch sehr gut verstehen”, erklärte Kai. Jule nickte nur und gab sich Mühe, begeistert zu wirken. “Sie ist übrigens Single”, fügte Kai mit einem Zwinkern hinzu. 

“Das ist aber schön für sie”, nickte Jule.

“Juleeeee, du weißt genau, was ich damit meine”, beschwerte sich Kai über seine Reaktion. 

Jule seufzte. 

“Ja, Kai, das weiß ich, aber ich habe kein Interesse. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Singleleben, okay? Was festes passt mir grade einfach nicht in den Kram.”

“Aber ihr würdet echt gut zusammen passen und ich glaube es würde dir gut tun, mal wieder eine Freundin zu haben”, protestierte Kai. Jule rollte nur genervt mit den Augen. Die wahren Gründe für seinen aktuellen Lebensstil, was das Thema ‘Liebe’ anging, würde er Kai natürlich nicht verraten, also sagte er einfach. “Schön, dass du dich um mich sorgst, Havy, aber ich weiß schon was ich tue” und wechselte das Thema.

 

 

“Und was gibt es bei dir Neues?”, fragte Jannis ein paar Tage später am Telefon, nachdem er fertig damit war, Jule zu erzählen, was bei ihm alles passiert war, seit sie sich das letzte Mal unterhalten hatten. 

“Kai hat mich gefragt, ob ich sein Trauzeuge sein will”, verkündete Jule so belanglos wie möglich. Er hatte viel darüber nachgedacht, wie er seinem Bruder davon erzählen sollte, immerhin war Jannis der einzige, der wusste, was das für Julian bedeutete. Letztendlich hatte er es für das Beste gehalten, einfach damit rauszurücken, als wäre es nichts Besonderes. Schließlich versuchte er ja gerade auch, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ihm nichts aus machte. 

“Oh”, machte Jannis.

“Mhm”, antwortete Jule.

“Wie hat er reagiert, als du nein gesagt hast? Falls er noch wen Neues sucht, kann ich auch gerne einspringen. Also, wenn das für dich okay wäre. Ich glaube, ich wär ein super Trauzeuge.”

“Braucht er nicht, ich hab zugesagt”, gab Jule zu. 

“Warte was?”, fragte Jannis überrascht.

“Ich hab ihm zugesagt. Ich werde Kais Trauzeuge sein”, wiederholte Jule.

“Sorry Bro, aber Digga bist du dumm?”, brach es aus seinem jüngeren Bruder heraus. “Dich macht diese ganze Hochzeit Sache schon fertig seit Kai dir erzählt hat, dass er Sophia einen Antrag machen will und jetzt willst du sein Trauzeuge sein? Weißt du überhaupt was das bedeutet?” 

Jule seufzte. “Ja, ich weiß, aber…ach keine Ahnung, ich konnte einfach nicht nein sagen. Wenn Kai will, dass wir so tun, als wären wir einfach nur beste Freunde, dann gehört sowas eben dazu und ich muss wohl oder übel mitspielen, wie ich das schon immer tue.”

Manchmal fragte Jule sich, ob er sich das, was damals zwischen ihnen war, einfach nur eingebildet hatte, ob sie nie mehr gewesen waren, als beste Freunde, aber wenn er an die Zeit in Leverkusen zurück dachte, war er sich eigentlich ziemlich sicher, dass es nichts normales zwischen besten Freunden war, sich zu küssen und miteinander rumzumachen, sobald man unter sich war. Zumindest war Kai der einzige von Jules Freunden, mit dem er das je gemacht hatte.

Für Kai schien das aber keine große Sache gewesen zu sein, sonst wäre er ja nicht einfach mit Soph zusammengekommen und hätte sich Jule gegenüber so verhalten, als wäre das alles nie passiert. Darüber geredet, was zwischen ihnen war, hatten sie nie, also hatte Jule keinen blassen Schimmer, wie Kais Perspektive auf die Dinge war. 

Es war einfach immer passiert. 

Ganz hatte Julian die Hoffnung, dass Kai seine Gefühle doch erwiderte, nie aufgegeben. Nicht, wenn Kai ihn immer wieder so anschaute und ihn berührte, auf eine Art, die ihn an ihre gemeinsame Zeit erinnerte und ihn Dinge fühlen ließ, die er so sehr versuchte zu verdrängen. Aber dann hatte Kai ihm die Verlobung verkündet und Julian musste sich eingestehen, dass alles, was in den letzten Jahren von Kai ausging, wohl nie mehr als freundschaftlich gemeint war. 

Es war nicht so, dass Jule sich nicht für seinen besten Freund freute, alles was er wollte war, dass Kai glücklich war und wenn er das mit Soph war, dann musste Jule das akzeptieren, immerhin mochte er sie auch sehr gerne, aber trotz alledem, war etwas in ihm zerbrochen, als Kai ihm die Nachricht überbracht hatte. 

“Ich weiß, dass du das nicht hören willst Julian, aber ich bin jetzt mal ehrlich mit dir, okay?”, riss Jannis Jule aus seinen Gedanken. “Du spielst da schon lange genug mit und es tut dir nicht gut. Hast du schonmal darüber nachgedacht, mit Kai darüber zu reden?”

“Nein”, entgegnete Jule schnell. Klar darüber nachgedacht hatte er schon oft genug, aber mit Kai über diese Sache zu reden war keine Option. Das letzte Mal, als Jule das versucht hatte, hatte damit geendet, dass Kai ihm nach ein paar Tagen Funkstille erzählt hatte, dass er jetzt in einer Beziehung mit Sophia war. Also nein, er würde ganz bestimmt nicht mit Kai über seine Gefühle reden. 

“Das ist beängstigend und sehr viel leichter gesagt als getan, ich weiß Jule, aber ich bin mir sicher, Kai würde das verstehen, eure Freundschaft bedeutet ihm doch genauso viel und es würde dir ganz bestimmt gut tun, das endlich mit ihm zu klären. Ich schaue mir das jetzt wirklich schon lange genug an. Wenn du mit ihm darüber sprichst, kannst du vielleicht endlich damit abschließen und einen richtigen Neuanfang haben”, redete Jannis auf ihn ein. 

Jule wusste genau, worauf er anspielte. In den letzten Jahren, seit das mit Kai vorbei war, hatte er nicht nur eine Beziehung gehabt, die daran gescheitert war, dass er sich einfach nicht richtig darauf einlassen konnte, weil er immer noch an Kai hing. 

Mittlerweile hatte Julian feste Beziehungen also aufgegeben und hatte hier und da mal etwas lockeres am laufen, wovon er sich insgeheim erhoffte, dass es ihm irgendwie dabei helfen würde, über seinen besten Freund hinwegzukommen. Bisher hatte dieser Plan jedoch reichlich wenig Früchte getragen, aber zumindest half es ihm manchmal wenigstens für einen Moment, Kai zu vergessen. Die Betonung lag dabei auf manchmal.

“Ich bin mir nicht sicher, ob du die richtige Person bist um mir Beziehungstipps zu geben, du hängst doch selber noch an deiner Ex”, fuhr Jule seinen Bruder abwehrend an. 

“Bro, chill mal. Ich versuche nur dir zu helfen, kein Grund mich gleich anzugreifen. Wenn du nicht mit Kai reden willst, dann lass es eben.”

Jule wusste, dass Jannis es nicht böse meinte und dass er wahrscheinlich sogar recht hatte, aber wenn es um Kai ging, war er einfach empfindlich. 

 

 

Irgendwann innerhalb der nächsten Woche bekam Julian eine Nachricht von Kai, der ihn darüber informierte, dass Loreen gerade aus Arbeitsgründen in Deutschland war und sie sich doch treffen sollten. Er wusste, dass Kai damit mehr “geht auf ein Date” als “lernt euch kennen, um zusammen euren Trauzeugen Aufgaben nachzugehen” meinte und das verdarb Jule gleich ein bisschen die Lust. Dennoch war er gespannt Loreen kennenzulernen, denn von dem, was er bisher von ihr gehört hatte, könnte Kai recht damit haben, dass sie sich gut verstehen würden. 

Also schrieb Jule die Nummer, die Kai ihm gegeben hatte an und verabredete sich mit Loreen für den nächsten Tag nach dem Training. 

Chapter Text

POV Loreen

Loreen wartete schon seit 10 Minuten darauf, dass Julian ihr die Tür öffnete, als er mit seinem Auto in den Hof gefahren kam. 

“Loreen?”, fragte er, nachdem er aus dem Wagen gestiegen war und auf sie zukam. Sie nickte. 

“Hi. Julian”, sagte er und streckte ihr seine Hand hin. 

“Nicht gerade der beste erste Eindruck, Julian”, merkte Loreen an, als sie ihm die Hand gab. “Ich warte schon seit 10 Minuten hier draußen.”

“Sorry, es hat beim Training etwas länger gedauert, ich hab versucht, mich zu beeilen”, entschuldigte er sich und Loreen nickte anerkennend, während Julian sich daran machte, die Haustür aufzuschließen und ihr den Weg in seine Wohnung zu zeigen.

Die Wohnung war groß und geräumig, sehr viel größer als Loreens Flat in London, was aber zu erwarten war. Eigentlich war sie ganz froh darüber nicht alleine in einer so großen Wohnung zu leben, irgendwie stellte sie sich das ganz schön einsam vor. 

“Willst du was trinken?”, bot Julian an. 

“Gerne irgendwas Kaltes.”

“Alles klar. Setz dich einfach schonmal, ich bin gleich da”, sagte er und verschwand in einen anderen Raum. Loreen setzte sich auf das große Sofa und machte es sich bequem. Kurz darauf kam Julian mit zwei gekühlten Getränken in der Hand wieder zurück. 

“Und? Versucht Sophia auch dich mit mir zu verkuppeln”, fragte Julian und ließ sich auf das andere Sofa fallen. 

“Was?” Es dauerte einen Moment, bis Loreen seine Worte verarbeitet hatte. “Nein, ganz bestimmt nicht”, lachte sie dann. “Du bist definitiv nicht mein Typ und das weiß Soph auch”, erklärte sie. Es gab sicherlich genug Menschen, die Julian für einen attraktiven Mann hielten, das wollte Loreen ihm gar nicht absprechen, aber genau da lag eben das Problem. Julian war nunmal ein Mann. 

“Dann weiß sie mehr als Kai, der ist nämlich der festen Überzeugung, dass wir ganz toll zusammen passen würden. Das darf man aber auch nicht zu ernst nehmen, der nervt momentan extrem rum, was eine Freundin für mich finden zu wollen betrifft”, erzählte Julian leicht genervt und Loreen war sofort klar, was hier Sache war. 

Einen Moment überlegte sie, ob sie es aussprechen sollte, dann fragte sie einfach. “Du stehst auf ihn, oder?”

Fast verschluckte Julian sich an seinem Getränk, als sie die Frage ausgesprochen hatte. Er starrte sie perplex an. “Ich was? Auf wen?”

“Du stehst auf Kai”, wiederholte Loreen, obwohl sie genau wusste, dass Julian sie sehr gut verstanden hatte. 

“Was? Nein! Wie kommst du auf sowas? Sicher nicht! Kai ist mein bester Freund und ich-”, versuchte er sich zu verteidigen, doch Loreen fiel ihm ins Wort: “Alles gut, du musst gar nicht versuchen es zu leugnen, mein Gaydar ist wirklich gut. Ich erkenne doch, dass jemand hopelessly in love mit seinem besten Freund ist, wenn ich es sehe. Außerdem bin ich auch in Sophia verliebt, wir sitzen also im selben Boot.”

Julian öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder, als hätte es ihm die Sprache verschlagen. Schon lustig, wie schnell sie es geschafft hatte, ihn aus dem Konzept zu bringen. Aber klar, für ihn war das sicher ein sehr viel schwierigeres Thema als für sie.

“Oh”, machte er dann, als hätte er gerade irgendetwas begriffen. “Das heißt, ich muss mich gar nicht angegriffen davon fühlen, dass ich nicht dein Typ bin?”, fragte er schließlich.

Loreen musste lachen und auch Julian erholte sich langsam immer mehr von seinem Schock und lachte mit ihr. “Nein, tut mir leid, falls ich dein Ego verletzt habe, aber es ist nichts persönliches. Ich finde nur Männer im Allgemeinen nicht attraktiv”, erklärte sie lachend.

“Kein Ding, meinem Ego geht es bestens, aber vielleicht solltest du das mal Kai sagen”, meinte Julian. 

“Ehrlich gesagt, dachte ich eigentlich er weiß das, aber okay, ich meine, ich hatte keine feste Freundin, seit wir uns kennen und klar gesagt hab ich es wahrscheinlich auch nie, wenn er dabei war. Vielleicht hat er einfach nicht realisiert, wenn ich mit Frauen geflirtet habe, während wir zusammen unterwegs waren”, überlegte Loreen.

“Das kann ich mir gut vorstellen. Kai ist…” Julian unterbrach sich mit einem Seufzen “Ich bin mir auch nicht sicher, ob ihm bewusst ist, dass ich bi bin und das obwohl wir…” Er beendete den Satz nicht, aber das konnte Loreen nicht einfach so stehen lassen. 

“Obwohl ihr was?”, fragte sie neugierig. “Du kannst nicht einfach einen Satz so anfangen und dann nicht zu Ende erzählen.”

Angespannt fuhr sich Julian mit einer Hand durch die Haare, wich Loreens Blick aus und atmete tief durch. 

“Versprichst du mir, dass du niemandem davon erzählst? Wirklich absolut niemandem?”, fragte er. Loreen nickte. Man würde aufgrund ihres Jobs im Journalismus und ihrer offenen, gesprächigen Art vielleicht meinen, dass sie nicht gerade die Person war, der man ein Geheimnis anvertrauen sollte, aber wenn man ihr etwas im Vertrauen erzählte, würde sie es ganz sicher für sich behalten.

“Okay, dann vertrau ich dir einfach mal”, sagte Julian und atmete wieder tief durch.

“Also Kai und ich… Damals in Leverkusen…”, begann er. “Wir hatten was miteinander. Keine Ahnung wie man das definieren kann, aber wir haben einfach sehr viel Zeit miteinander verbracht, irgendwann auch bewusst nur noch wir beide, ohne den Rest unserer Freundesgruppe. Irgendwann hat Kai mich dann geküsst und danach ist es immer wieder passiert, dass wir uns geküsst haben und rumgemacht haben. Es kam fast schon von alleine, wie eine Routine, immer wenn wir alleine waren. Ich hab dann irgendwann bemerkt, dass ich mit dieser Ungewissheit nicht mehr klarkomme, weil ich richtige Gefühle für Kai entwickelt habe, auch wenn ich wahrscheinlich schon vor der ganzen Sache ein bisschen verliebt in ihn war, wenn ich so zurückdenke. Jedenfalls hab ich dann versucht, mit ihm darüber zu reden, was wir eigentlich sind und dann war er plötzlich mit Sophia zusammen. Seit dem hab ich nie wieder ein Wort mit ihm über diese Sache gewechselt und generell habe ich bisher noch mit niemandem darüber geredet, außer mit meinem Bruder und deshalb hab ich mit Kai auch nie offen über meine Sexualität geredet, also keine Ahnung, ob er checkt, dass ich auch manchmal was mit Typen habe und das mit ihm keine einmalige Sache war, oder ach keine Ahnung Digga, wer weiß schon was in Kais Kopf abgeht.”

Für einen Moment herrschte Stille. Ein Moment, in dem Loreen erstmal verarbeiten musste, was Julian ihr gerade alles offenbart hatte, obwohl sie sich eben erst kennengelernt hatten. 

“Wow, damit hab ich nicht gerechnet”, sagte sie dann. Vielleicht nicht gerade die angemessenste Reaktion, wenn sie so darüber nachdachte, aber es war die Wahrheit. Loreen hatte auch bei Kai schon immer irgendwie so ein Gefühl gehabt, vor allem im Bezug auf Julian, immerhin kam man, wenn man sich mit Sport beschäftigte nicht an den Fotos und Videos von den beiden gemeinsam vorbei, aber Kai war eben auch schon seit Ewigkeiten mit Sophia zusammen, also hatte Loreen sich nie zu viele Gedanken darüber gemacht, ob Kai queer war und ob da wirklich etwas zwischen ihm und Julian war. 

“Wir tun ja auch so, als wäre es nie passiert”, sagte Julian schulterzuckend.

“Krass. Und du bist trotzdem sein Trauzeuge? Warum?”

"Dasselbe könnte ich dich auch fragen”, entgegnete Julian. Wo er recht hatte.

“Wie ist es denn mit dir und Soph? Ich finde du schuldest mir da jetzt eigentlich auch die ganze Geschichte”, forderte er. Wahrscheinlich wollte er einfach nur von sich und Kai ablenken, aber es stimmte schon, es wäre nur fair, wenn sie sich ihm auch öffnete.

Also begann Loreen zu erzählen: “Ich hab Sophia das erste Mal bei einem von Kais Spielen getroffen, das war während seiner ersten Saison bei Chelsea. Damals war ich auch noch ganz frisch in London.”

Julian hörte ihr aufmerksam zu.

Sie erzählte ihm die ganze Geschichte, wie sie sich auf anhieb verstanden hatten und darüber connected hatten, dass sie beide aus Deutschland und neu in London waren, wie sie erst nicht gewusst hatte, dass Soph Kais Freundin war und dachte sie hätten geflirtet und wie sie immer engere Freunde geworden waren bis zu dem Punkt dass Soph sie als Trauzeugin ausgewählt hatte.

“Naja, ich weiß wahrscheinlich ist das alles nur in meinem Kopf, aber manchmal denke ich, da ist doch irgendwas zwischen uns, das nicht nur von mir ausgeht”, beendete Loreen ihre Erzählung.

Julian nickte verständnisvoll. “Geht mir ähnlich mit Kai. Manchmal, wenn er mich auf so eine gewisse Art ansieht, habe ich das Gefühl, ich bin wieder 22 und warte nur darauf, dass er mich gleich küsst.”

 

Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, sowohl darüber, wie es ihnen jetzt mit der Trauzeugen Situation ging, als auch über angenehmere Themen und Loreen bemerkte, dass sie sich wirklich gut mit Julian verstand und ihn schon jetzt sehr gern mochte. 

Vielleicht hatte Kai doch einen Punkt. Vielleicht würden sie in einem anderen Universum, in dem Loreen auch auf Männer stand, auch wenn sie sich nicht im Geringsten vorstellen konnte, dass das in irgendeinem Universum der Fall war, tatsächlich ein Paar werden. 

“Ach und Julian”, sagte Loreen und drehte sich noch einmal um, als sie später am Abend die Wohnung verließ. 

Julian sah sie fragend an.

“Vielen Dank für dein Vertrauen, ich weiß es wirklich zu schätzen.”

“Kein Ding. Wie du gesagt hast, wir sitzen im selben Boot”, sagte er mit einem Zwinkern. 

 

 

Chapter Text

POV Jule

Julian konnte sich nicht erklären, warum er Loreen einfach so von der Sache mit Kai erzählt hatte. Er kannte sie ja nicht mal. Aber irgendwie hatte es sich so richtig angefühlt. Es war so leicht gewesen, mit ihr darüber zu sprechen. Zum ersten Mal hatte er sich irgendwie verstanden gefühlt. 

Klar war Jannis immer für ihn da und hörte ihm zu, wenn es mal wieder um Kai ging und er tat auch wirklich sein bestes Jule zu unterstützen und das rechnete er seinem Bruder auch wirklich hoch an, aber er würde ihn eben nie richtig verstehen können. Bei Loreen war das anders, Loreen wusste wie er sich fühlte oder zumindest wusste sie es besser als jeder andere, mit dem Julian je darüber gesprochen hatte. Nicht, dass das viele gewesen wären. Neben Jannis war da nur noch Marco, der sich gerade neben Jule aufwärmte und der ihn irgendwann so sehr mit seinen Witzen und Vermutungen bezüglich Kai genervt hatte, dass Jule ihm einfach die Wahrheit gesagt hatte. Naja, einen Teil der Wahrheit. Davon, was in Leverkusen zwischen ihnen passiert war, wusste Marco nichts. Er wusste nur, dass Jule hoffnungslos verliebt in Kai war und das schon seit…immer eigentlich.

“Woran denkst du?”, fragte Besagter ihn plötzlich.

“Kai”, antwortete Jule stumpf. Es war die beste Antwort, die er geben konnte, ohne Marco die gesamte Situation zu erklären.

Marco nickte verständnisvoll. 

“Ich find es ja immer noch echt verrückt, dass du das mit dem Trauzeugen echt durchziehen willst Alter.”

Julian zuckte nur mit den Schultern, er hatte diese Konversation schon oft genug geführt. Mit Jannis, mit Loreen, mit Marco und wer weiß wie oft mit sich selbst. 

“Du weißt, dass ich da bin, wenn du irgendwie Unterstützung brauchst, oder?”, erinnerte Marco ihn. “Danke man, aber ich-” Gerade als er Marco erklären wollte, dass er hier und jetzt wirklich nicht darüber sprechen wollte, zog Edin die Aufmerksamkeit der Mannschaft auf sich, um ihnen die nächsten Anweisungen zu geben. Damit war das Thema also sowieso vorerst beendet.

 

 

“Hallo, hörst du mich?”, fragte Kai, als er dem Discord Call beitrat. Jule war der erste im Call gewesen und bislang auch der einzige, was eher selten vorkam. Generell kam es mittlerweile echt selten vor, dass sie es schafften, sich zum zocken zu verabreden. Aber manchmal, an Tagen wie diesem, ließen ihre vollen Terminkalender es doch irgendwie zu. 

"Ja, Kai, ich kann dich hören”, bestätigte Jule. 

“Okay, perfekt. Wo sind denn die anderen?”, wollte Kai wissen.

“Keine Ahnung, Mitch und Sam meinten eigentlich, sie haben Zeit und Jannis hat gesagt, er kommt vielleicht auch, aber erst später.” Es war wirklich nicht leicht einen Zeitpunkt zu finden, der für jeden aus ihrer alten Gang passte, vor allem mit Kai in London, was es irgendwie noch lustiger machte, dass gerade sie beide pünktlich waren. 

“Hm, dann warten wir eben”, meinte Kai. 

“Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es mit Loreen war”, fragte er, um die Zeit zu überbrücken. Jule rollte mit den Augen. 

“Magst du sie?”, hakte Kai nach, als er keine Antwort bekam.

“Bruder, Kai, sie ist ne Lesbe”, sagte Jule genervt. Kai war einen Moment still. 

“Oh”, machte er dann, “Das wusste ich nicht, aber jetzt wo du’s sagst, macht das irgendwie Sinn.”

“Gut, lässt du mich dann jetzt bitte damit in Ruhe? Du nervst”, brummte Jule. 

“Junge, ich will dir doch nur helfen”, rechtfertigte Kai sich.

“Ich will aber keine Freundin, Kai.” 

Ich will nur dich.

“Ich bin zufrieden, okay?”

“Okay”, schnaubte Kai.

“Danke. Und falls du trotzdem noch eine Antwort willst, ich mag Loreen sehr gerne, ich glaube, wir könnten gute Freunde werden.”

“Wirklich?”, fragte Kai. Auf einmal klang er wieder sehr viel begeisterter. 

“Ja, wirklich”, sagte Jule.

“Siehst du, ich wusste doch, ihr würdet euch gut verstehen”, meinte Kai triumphierend. 

Jule musste schmunzeln. 

“Sag mal, Kai, wegen der ganzen du-brauchst-ne-Freundin Sache”, begann er dann und war sich nicht ganz sicher warum, irgendwie hatte die Unterhaltung mit Loreen ihm Kraft gegeben. 

“Hm?”, machte Kai.

“Dir ist schon bewusst, dass ich auch auf Typen stehe, oder?”

Bevor Kai reagieren konnte, ertönte der Benachrichtigungston, dass jemand dem Anruf beigetreten war und Sam rief ein fröhliches “Hallo” in den Call.

 

 

Abendliche Gespräche mit Loreen waren in den letzten Wochen fast ein Teil von Jules Routine geworden. Sie telefonierten nicht jeden Tag, aber öfter als Jule das mit den meisten anderen Menschen tat und es tat wirklich gut jemanden zu haben, mit dem man über all die Dinge sprechen konnte, die man sonst mit sich selbst ausmachen musste, jemanden von dem man sich irgendwie verstanden fühlte, der einem das Gefühl gab, dass man nicht alleine war. 

“Hattest du eigentlich schon mal nen Freund? Also so richtig”, fragte Loreen am Telefon.

“Nicht wirklich. Es gab da zwar ein paar Typen in den letzten Jahren, mit einem hatte ich auch längerfristig was, aber was ernstes ist da nie draus geworden. Ist halt auch bisschen schwierig in meiner Situation, da ist es einfacher, Frauen zu daten”, erzählte Julian.

“Und davor? Also, bevor du Profi geworden bist?”, fragte Loreen weiter nach.

“Auch nicht, Kai war der Erste”, gab Jule zu. “Ich glaub insgeheim hab ich zwar schon länger vermutet, dass ich bi bin oder sowas, aber ich hab das einfach ignoriert. Als das mit Kai passiert ist, ging das dann wohl oder übel nicht mehr. Hat aber trotzdem noch seine Zeit gedauert, bis ich es so richtig akzeptiert habe. Ich hab mir wirklich lange eingeredet, dass Kai eine Ausnahme ist, aber um so mehr ich drüber nachgedacht habe, hat so viel auch, als ich noch viel jünger war, plötzlich Sinn ergeben.”

“Kenn ich”, meinte Loreen. “Also, dass alles auf einmal Sinn macht, wenn man versteht, dass man queer ist.”

“Wie war das eigentlich bei dir?”, wollte Jule wissen. Er hatte noch nicht viel Kontakt zu anderen queeren Menschen gehabt, zumindest nicht auf die Art und Weise, wie er es mit Loreen hatte. In seiner Fußball Bubble gab es das einfach nicht, dann waren da noch die Typen mit denen er was hatte, mit denen er aber nicht über ihre Queerness gesprochen hatte und Jannis hatte ein paar queere Freunde, bei denen Jule aber nicht geoutet war, immerhin musste er da wirklich aufpassen, wer wie viel wusste und posaunte das normalerweise nicht so raus, wie er es bei Loreen getan hatte. Umso schöner war es immer wieder, wenn das Thema aufkam, etwas von Loreen über ihre Sexualität und ihren Umgang damit zu erfahren. Jule bewunderte sie für ihre Offenheit und bemerkte immer wieder, wie viel er noch von ihr lernen konnte. 

“Dass ich Mädchen mag wusste ich eigentlich irgendwie schon immer glaub ich, aber ich hab das auch für ne lange

Zeit nicht einsehen wollen. Ich hab immer so getan, als ob ich Jungs mag, weil ich dachte, wenn ich das lang genug mache, wird es wahr. Bis ich dann mal einen Jungen so richtig geküsst hab, ich glaub da war ich in der 8. Klasse oder so und das hat sich einfach so falsch angefühlt, ich hab gar nichts gespürt. Zu der Zeit war auch ein Mädchen in meiner Parallelklasse, das ich echt toll fand, sie hat mir mal erzählt, dass sie lesbisch ist und als sie mich irgendwann geküsst hat war das was ganz anderes als mit dem Typ. Da wusste ich plötzlich, wie sich küssen anfühlen soll. Das war mein Moment, in dem auf einmal alles Sinn gemacht hat”, erzählte Loreen. Julian hörte aufmerksam zu. “Vorallem hat das auch erklärt, warum ich bei den wilden Hühnern Wilma so toll fand und mich ihre Geschichte so mitgenommen hat”, fügte sie lachend hinzu.

“Wart ihr zusammen? Du und das Mädchen aus deiner Parallelklasse mein ich, nicht du und Wilma”, fragte er.

“Mhm, ist aber leider nicht gut ausgegangen.”

“Oh, wieso das?”

“Kurzfassung: Wir haben uns beide nicht sonderlich gut getan, wollten das aber zu lange nicht einsehen”, erklärte sie mit einem Seufzen.

“Klingt scheiße. Tut mir echt leid für dich”, sagte Julian ehrlich.

“Kommt vor, aber ist ja schon lange her, also mach dir da keine Sorgen”, meinte Loreen, aber Jule hatte das Gefühl, dass die Sache sie doch immer noch ein bisschen belastete. Vielleicht würde er sie irgendwann noch einmal darauf ansprechen. 

 

 

Länderspielpause war Fluch und Segen zugleich. 

Es war ein Privileg, Teil der Nationalmannschaft zu sein, aber es bedeutete auch sehr viel mehr Stress und harte Arbeit. 

Was es auch bedeutete, war Zeit mit Kai verbringen und davon konnte Jule nie genug kriegen. Außer vielleicht, wenn Kai ihm absolut auf die Nerven ging.

Auch wenn Zeit mit Kai aktuell wegen des ganzen Hochzeits-Themas einen leicht bitteren Beigeschmack hatte. Den wusste Jule, aber gut zu ignorieren. Er war eigentlich ein bisschen stolz darauf, dass seine Gefühle für Kai bisher nie ihrer Freundschaft im Weg gestanden hatten, dass er es so gut schaffte sie zu verbergen, dass sich nichts an ihrer Freundschaft so wirklich verändert hatte. Immerhin hatte er Kai lieber als besten Freund, als ihn gar nicht zu haben, auch wenn es manchmal weh tat, ihn nie ganz zu haben. Trotzdem schätzte Jule die Freundschaft sehr, ganz egal was zwischen ihnen passiert war und was er für Kai fühlte. 

 

“Ey, ich hoffe, wir sind in einem Zimmer”, flüsterte Kai und legte einen Arm um Jules Schultern, während das neue Trainerteam ihnen die erste Ansprache des Lehrgangs hielt. 

Kais Wunsch ging fast in Erfüllung, sie waren im Teamhotel in Wolfsburg zwar in Einzelzimmern untergebracht, aber ihre Zimmer waren einander gegenüber, womit Kai sich auch zufrieden gab. Jule war eigentlich ganz froh darüber, ein Einzelzimmer zu haben. Ein Zimmer mit Kai zu teilen, mit ihm auf so engem Raum zu sein, machte es ihm manchmal wirklich schwer, seine Gefühle im Griff zu behalten, ein Einzelzimmer, das trotzdem in Kais Nähe war, war der perfekte Kompromiss, fand Jule. 

 

 

Das Medien Team des DFB wusste mittlerweile genau, dass Kai normalerweise eher wenig Lust darauf hatte, seine Zeit mit dem Drehen von irgendwelchen Videos zu verbringen. Das Medien Team des DFB wusste mittlerweile, aber auch wie sie Kai dazu brachten mit Freude an den Drehs teilzunehmen. Und zwar indem sie ihn das mit Jule zusammen machen ließen. 

“Wenn du dabei bist, vergess ich manchmal einfach, was wir grade eigentlich machen und es fühlt sich an, als würden wir einfach chillen, dann macht es viel mehr Spaß”, hatte Kai ihm einmal nach einem langen Medientag erklärt. 

Jule konnte das gut verstehen. Auch wenn er den Medientagen grundsätzlich nicht so abgeneigt war wie Kai und sie eigentlich immer ganz witzig fand, wenn sie zusammen waren, machte es auch ihm ein ganzes Stück mehr Spaß. Abgesehen davon, freuten sich die Fans natürlich auch immer über neuen 'Bravertz'-Content. 

Diesmal standen mehrere Videos auf dem Plan, die sie zusammen aufnehmen sollten. Unter Anderem eine 'US-Challenge', zu der sie nun unterwegs waren.

 

Gemeinsam schlenderten sie über das Wolfsburger Trainingsgelände, stießen dabei immer wieder leicht aneinander und ließen sich ein bisschen mehr Zeit, als das Medienteam sich das wahrscheinlich wünschte. 

“Wir werden uns so einen abschwitzen Digga”, beschwerte Jule sich über die heiße September-Sonne, die auf dem Trainingsgelände besonders knallte. 

“Boah ja, ey, aber wenigstens können wir's auf die Hitze schieben, wenn wir verkacken”, meinte Kai und Julian musste lachen. “Mir gefällt die Einstellung, Havy.”

 

Die Challenge bestand aus drei verschiedenen Spielen. Im ersten mussten sie versuchen, einen Fußball in einen Basketballkorb zu schießen, im zweiten mussten sie einen Basketball in den Korb werfen und im dritten Spiel das gleiche noch mit einem Football. Jule fand, dass sich das Ganze auf den ersten Blick eigentlich gar nicht so schwer anhörte, wirklich überzeugt davon, dass er die Sache gewinnen würde, war er aber auch nicht. Im Endeffekt war es ja auch egal. Es ging immerhin um nichts, also war Jules Plan einfach Spaß mit seinem besten Freund zu haben und dabei hoffentlich auch noch ein bisschen unterhaltsam zu sein.

Also machte Jule es sich erstmal zur Mission Kai davon zu überzeugen, die Anmoderation zu machen. 

“Der Verlierer muss die Abmoderation machen”, schlug er vor, mit dem Wissen, dass Kai wahrscheinlich davon ausging, er selbst würde gewinnen. Schließlich stimmte Kai zu.

“Stell dir mal vor, du bist einfach Thomas Gottschalk jetzt und ich schalt grad 20:15 ZDF ein”, motivierte Jule seinen besten Freund, den er damit aber nur zum Lachen brachte. 

Es dauerte einige Takes bis sie endlich eine halbwegs brauchbare Begrüßung zustande gebracht hatten und mit der ersten Challenge anfangen konnten, die eigentlich ganz witzig war, wenn man davon absah, wie unfassbar schlecht sie darin waren. “Lass uns das einfach rausschneiden, oder?”, schlug Kai vor. “Das ist ja auch einfach wirklich schwer, nh? Muss man einfach mal sagen”, erklärte er. 

“Ja, aber du kannst das trotzdem”, meinte Julian, während er Kais nächsten Versuch, der sogar wirklich nah dran war, mit der GoPro filmte. 

“Das fuckt mich auch immer so ab, nh. Jetzt blamieren wir uns wieder hier”, beschwerte Kai sich.

Wirklich besser wurde es mit der zweiten Challenge nicht. “Ich glaub ich schaff das gar nich”, sagte Jule direkt vor seinem ersten Wurf und er sollte Recht behalten. 

“Man sagt ja immer so schön: Pech im Spiel und Glück in der Liebe”, scherzte Jule, nachdem er auch seinen zweiten Wurf nicht traf. 

“Das trifft bei Jule so semi zu”, lachte Kai.

Ja, Digga, was glaubst du warum? , dachte Jule, lachte aber einfach mit Kai und kommentierte die Sache nur noch mit: “Pech…Oder Pech in beidem.”

Wow Julian, noch unüberzeugter hättest du das nicht sagen können, oder? So kauft Kai dir bestimmt ab, wie zufrieden du als Single bist.

Jule versuchte nicht länger darüber nachzudenken und sich wieder auf die Challenge zu konzentrieren. Kai war kurz darauf derjenige, der es schaffte endlich mal was zu treffen. 

Beim letzten Spiel schaffte Jule es tatsächlich auch noch zwei Punkte zu machen, nur hatte Kai mit drei Punkten trotzdem gewonnen. 

“Du musst jetzt abmoderieren, weil du verloren hast”, erinnerte Kai ihn direkt und Jule hielt sich an die Abmachung. 

“Also ich sag mal so, viele Klicks braucht ihr damit nich erwarten”, wandte er sich nach der Verabschiedung an das Medien Team. 

“Das war ja echt ein Desaster, Digga”, stimmte Kai zu.

 

 

Die Abende waren das Beste an den Trainingslagern, zumindest fand Jule das. Vor Allem dann, wenn sie einfach zusammen saßen und jeder irgendwie sein Ding machte. Jule genoss diese Atmosphäre immer sehr. 

Meistens war er einer der letzten, die sich auf ihre Zimmer begaben, beobachtete, wie einer nach dem anderen den Aufenthaltsraum verließ. Gerade waren Flo und Jamal dabei, ihre letzte Runde Mario Kart zu spielen, Kai, der neben Jule auf einer Couch saß, unterhielt sich mit Jonathan und Nico und Jule beobachtete, während er dem Gespräch mit einem Ohr zuhörte. 

 

“Ich glaub ich bin auch langsam müde”, meinte Nico, kurz nachdem Flo und Jamal verschwunden waren. Jona stimmte ihm zu und die beiden verabschiedeten sich.

“Willst du noch hierbleiben?”, fragte Kai, der sich an Jule gelehnt hatte und auch ein bisschen müde aussah. 

Julian wusste, dass Kai auch noch bleiben würde, wenn er ja sagte, also antwortete er: “Ich bin zwar noch nicht müde, aber ich glaub, ich geh schon mal in mein Zimmer. Kommst du mit hoch?”

Kai nickte und richtete sich auf. 

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu ihren Zimmern. Die Gänge waren leer und still. Eine angenehme Stille, wenn man jeden Tag mit so vielen Leuten verbrachte. Keiner von ihnen sagte ein Wort, sie genossen einfach gemeinsam die Stille. 

“Gute Nacht”, brach Jule schließlich das Schweigen, als sie bei ihren Zimmern angekommen waren. Gerade als er die Schlüsselkarte an das Schloss halten wollte, spürte er plötzlich Kais Hand, die nach seinem Handgelenk griff. 

“Jule warte”, sagte Kai leise. 

Julian drehte sich verwirrt um. “Hm?”, machte er.

“Ich weiß”, antwortete Kai.

Jule sah ihn fragend an, doch Kai schaute nur auf seine Hand, die Julians Handgelenk festhielt. “Was laberst du denn jetzt wieder?” Manchmal sprach Kai wirklich in Rätseln.

“Was du letztens gesagt hast”, murmelte er, “Ich hab’s schon vermutet.”

Es dauerte noch einen Moment, doch dann verstand Jule, was Kai versuchte, ihm zu sagen.

“Oh”, mehr brachte Jule nicht hervor, denn plötzlich ging Kai einen Schritt auf ihn zu und sah ihm endlich in die Augen. 

“Es ist okay”, sagte Kai, er sprach immer noch leise, aber seine Stimme war fest. Jule wusste nicht, wie er reagieren sollte, er hatte nicht damit gerechnet, diese Konversation zu führen, also erwiderte er nur Kais Blick und plötzlich fiel ihm auf, wie nah sie sich gerade waren. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen und in diesem langen Moment drohte Jule fast verrückt zu werden, weil er sich Kais Nähe auf einmal so bewusst war und das Gefühl hatte, dass Kai nicht vorhatte etwas daran zu ändern. 

Wäre die Situation eine andere, hätte Jule Kai einfach geküsst. Es wäre so einfach gewesen, ihn zu küssen, aber das konnte er nicht. Auch wenn er gerne aus Impulsen heraus handelte, bei dieser Sache musste Julian auf seinen Verstand hören.

“Gute Nacht, Kai”, flüsterte er und trat vorsichtig einen Schritt zurück, doch Kai hatte seinen Griff an Jules Handgelenk noch immer nicht gelöst.

Zum Glück öffnete sich in diesem Moment eine Zimmertür und Kai ließ überrascht Jules Handgelenk los. 

Jule blickte in Richtung der Tür, aus der nun Thomas Müller spazierte. 

“Ihr seid ja noch unterwegs”, sagte Thomas, als er sie bemerkte.

“Du auch?”, erwiderte Jule. 

Thomas erklärte, dass er etwas im Aufenthaltsraum vergessen hatte und unterhielt sich noch kurz mit ihnen, bevor er sich wieder auf den Weg machte. 

Julian räusperte sich, als Thomas wieder verschwunden war. 

“Also dann, Gute Nacht, Kai”, wiederholte er und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. 

“Gute Nacht, Jule”, hörte er Kai noch sagen, während die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

 

Jules Handy blitzte auf, als er gerade dabei war, sich ins Bett zu legen. Es war eine Nachricht von Kai. 

 

Falls, das der Grund ist, dass du keine Freundin willst, können wir dir auch gerne einen Freund suchen 😉

 

“Der spinnt doch”, sagte Jule, etwas amüsiert von der Absurdität der Situation, zu sich selbst und schüttelte den Kopf.

 

 

Die Gewissheit, dass Kai sich über Jules Sexualität im Klaren war, fühlte sich seltsam an. Was sich noch seltsamer anfühlte, war Kais Umgang damit. Nach dem komischen Moment zwischen ihnen auf dem Gang und der Nachricht, die Jule ignoriert hatte, war das Thema nämlich nicht beendet, zumindest nicht für Kai.

“Ey, aber jetzt sag mal Jule, willst du nen Freund?”, fragte er, als sie am nächsten Tag ihre Freizeit in Jules Zimmer verbrachten. 

Ja, dich, du Idiot. 

Als Jule nicht antwortete, hakte Kai weiter nach: “Omg oder hast du sogar einen heimlichen Freund und willst deshalb keine Freundin?” Jule seufzte leicht genervt. 

“Das muss es sein! Jetzt ergibt alles Sinn!”, beschloss Kai für sich selbst.  “Aber warum erzählst du mir sowas denn nicht, Digga? Naja, jetzt kannst du’s mir ja sagen. Wie heißt er?”

Er existiert nicht und außerdem müssen wir jetzt los zum Training”, klarifizierte Jule und versuchte das Thema zu beenden.

 

Kai ließ nicht locker. Ein paar Tage später sprach er Jule wieder darauf an.

“Ich helf dir wirklich gerne, nen Freund zu finden, Jule, weißt du?”, sagte er ganz beiläufig, als wäre nichts dabei. Hatte er wirklich einfach vergessen, was zwischen ihnen gewesen war? Anders konnte Jule sich Kais Verhalten langsam nicht mehr erklären. Aber dann war da ja diese Sache auf dem Gang gewesen, die sich absolut nicht nach ‘Zwischen uns war nie was’ angefühlt hatte.

“Ich hab auch überlegt, wenn Loreen lesbisch ist kennt sie bestimmt auch schwule Typen oder so, vielleicht kannst du sie mal fragen. Oh und ein Freund von Soph aus Köln ist auch bi glaub ich, ich kann euch bestimmt connecten”, erzählte Kai fröhlich weiter.

“Digga, Kai.” Jule schüttelte verzweifelt den Kopf.

“Was? Willst du meine Hilfe nich?”

Jule seufzte. “Weißt du was, Bro? Wenn es dich glücklich macht, dann such mir eben nen Freund.”

Wahrscheinlich war das direkt nach der Trauzeugen Sache die dümmste Entscheidung, die Julian in der letzten Zeit getroffen hatte. Andererseits war es vielleicht gar nicht mal so verkehrt, es mal richtig mit nem Typ zu versuchen. Vielleicht half das ja endlich gegen das Kai-Problem.

Das war alles so ein Durcheinander und Jule war sich eigentlich nur einer Sache wirklich sicher. Er wollte dringend mit Loreen reden.

Chapter Text

POV Loreen

 

Pooch rannte fröhlich um Loreens Beine. “Es ist so lieb, dass du vorebikommst. Wirklich Danke”, sagte Sophia, während sie Loreen ihre Tasche abnahm. 

“Absolut gar kein Problem. Ich verbring doch gerne Zeit mit dir und mit den drei Mäusen”, erklärte Loreen und wuschelte Pooch über den Kopf.

“Die drei Mäuse können manchmal aber auch ganz schön anstrengend sein”, lachte Sophia. 

“Ach was, du bist doch nich anstrengend Pooch”, sagte Loreen und nahm den kleinen Hund auf den Arm.

Sophia beobachtete sie lächelnd dabei und Loreens Herz schlug ein bisschen schneller, wie immer, wenn ihre beste Freundin sie so ansah. 

“Hast du Hunger?”, fragte Soph dann. 

“Ehrlich gesagt, ja”, antwortete Loreen und setzte Pooch wieder auf dem Boden ab.

“Dann bringe ich schnell deine Tasche weg und dann kochen wir zusammen”, schlug Sophia vor.

“Klingt nach einem guten Plan”, stimmte Loreen zu und begab sich schon mal in die Küche.

 

 

Die Länderspielpause verging viel zu schnell für Loreens Geschmack. Schon bald würde Kai wieder da sein und Loreen würde wieder in die Realität zurückkehren müssen.

Die Realität, in der sie nicht jeden Tag mit Sophia verbrachte. In der sie nicht im selben Haus wohnten, nicht jeden Tag gemeinsam kochten, gemeinsam mit den Hunden spazieren gingen und bis in die Nacht hinein über alles redeten, das ihnen in den Sinn kam. Die Realität, in der es sich nicht mehr fast so anfühlte, als wäre Sophia Loreens Freundin, als hätte Loreen alles, wovon sie träumte.

Aber jeder schöne Traum musste eben irgendwann enden. Irgendwann wachte man immer auf, mit dem Wunsch, wieder einschlafen und weiter träumen zu können. 

Ein bisschen wurde Loreen bereits aus ihrer Traumwelt geholt, als sie sich gemeinsam die beiden Spiele der deutschen Mannschaft ansahen und dabei ganz besonders Kai und Julian anfeuerten. 

“Du und Jule seid echt gute Freunde geworden, hm?”, merkte Sophia an.

Loreen nickte. 

“Es hat sofort geklickt irgendwie und umso besser wir uns kennen lernen, umso mehr wächst er mir ans Herz”, erzählte sie. 

“Das freut mich”, lächelte Soph. “Pass nur auf, dass du ihn Kai nicht weg schnappst, ich glaube, damit wäre er gar nicht einverstanden.”

“Oh, das wird niemals passieren. Wirklich unmöglich, glaub mir”, lachte Loreen. 

“Und er wird mich dir auch nicht weg schnappen, falls du dir darüber Sorgen machst”, fügte sie noch hinzu und drückte Sophia einen Kuss auf die Wange.

 

 

“Bist du eigentlich glücklich?”, fragte Loreen an ihrem letzten Abend, bevor Kai wieder nach Hause kam. 

Sie strich sanft durch Sophias Haare, die sich auf der Couch ausgebreitet und ihren Kopf auf Loreens Schoß gelegt hatte. Anfangs hatte Balou sich noch darüber beschwert, dass er nicht an ihrer Stelle war, bis Soph sich dann erbarmt hatte, seinen Kopf zu kraulen. 

“Sollte ich, oder?”, antwortete sie etwas unsicher. 

“Aber bist du's?”, wollte Loreen wissen. 

“Ich hab doch alles was man sich nur wünschen kann, ein schönes Haus in London, ich kann mir alles leisten, ich hab drei süße Hunde und Kai ist so lieb. Eigentlich ist alles perfekt. Weißt du, was andere Frauen tun würden, um an meiner Stelle zu sein?”

Loreen spürte, dass sie nicht zu 100% von dem überzeugt war, was sie sagte, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, vielleicht war sie einfach nur zu delusional. 

“Das beantwortet aber nicht meine Frage”, bohrte sie weiter nach.

“Manchmal frage ich mich schon, was gewesen wäre, wenn ich damals bei einem Nein geblieben wäre, als Kai mich gefragt hat, ob ich seine Freundin sein will. Wo ich dann heute wäre. Ob ich glücklicher oder unglücklicher wäre und all sowas. Dann denk ich aber darüber nach was mir das alles gegeben hat, also abgesehen von den Dingen die ich aufgezählt habe, die sich so viele wünschen und abgesehen davon, dass Kai der beste Freund und zukünftige Ehemann ist, den ich mir vorstellen kann. Sowas wie, dass ich dich zum Beispiel wahrscheinlich nie kennengelernt hätte, stell dir das mal vor. Ich glaube, wenn ich an all diese Sachen denke, bin ich wirklich froh darüber, dass alles so ist, wie es ist.”

Loreen akzeptierte Sophias Antwort, sagte nichts mehr und ließ einfach weiter die Finger durch ihre Haare fahren. 

Sophia hatte recht. Irgendwie war Loreen auch froh darüber, dass Sophia mit Kai zusammen war, sie gar nicht in ihrem Leben zu haben wäre schlimmer als nur ihre beste Freundin zu sein.

Loreen musste an Julian denken, dem es mit Kai genauso ging. Irgendwie würden sie das schon gemeinsam durchstehen.

 

 

Loreen hatte Jule und ihre Gespräche wirklich vermisst. Während der Länderspielpause hatte er kaum Zeit gehabt. Umso mehr freute sie sich darüber, wieder mit ihm zu sprechen.

“Wie war es mit Soph?”, fragte er. 

“Sehr schön eigentlich, aber manchmal tat es ein bisschen weh, wenn ich mich daran erinnert habe, dass es nicht immer so sein kann, dass sie Kai hat und sich daran auch nichts ändern wird”, seufzte Loreen. “Und bei dir?”

“Kai weiß, dass ich bi bin”, erzählte Julian. 

“Wie hat er reagiert???”, fragte Loreen überrascht. Jule hatte ihr erzählt, dass er seine Sexualität Kai gegenüber vor kurzem erwähnt hatte, bisher aber noch keine Reaktion von ihm gekommen war. Gespannt wartete sie auf eine Antwort. 

“Es war komisch. Er hat gesagt, dass es okay ist, dann war er mir auf einmal so nah, ich hätte ihn fast geküsst und-”

“Warte mal, langsam. Du hast was?”, unterbrach Loreen ihn.

“Keine Sorge, es ist nichts passiert. Ich hatte mich unter Kontrolle”, beruhigte Jule sie und erzählte weiter. “Jedenfalls hat er sich jetzt in den Kopf gesetzt, mir einen Freund suchen zu müssen.”

Loreen schnaubte amüsiert. 

“Klingt nach Kai.”

“Ja, und leider klingt es nach mir, dass ich so dumm bin und mich darauf eingelassen hab”, gestand Julian. 

“Oh mein Gott, was?”, sagte Loreen ungläubig. Das war doch nicht sein Ernst. 

“Ich weiß”, sagte Jule verzweifelt. “Aber ich dachte…keine Ahnung was ich dachte. Irgendwie, vielleicht hilft es ja, wenn ich mal was ernsthaftes mit nem Typ versuche, der nicht Kai ist, nicht, dass das mit Kai was ernsthaftes gewesen wäre, aber- Ach ich weiß doch auch nicht. Ich meine, Kai kennt mich so gut, wenn jemand den Richtigen für mich findet, warum nicht er?”, versuchte er sich zu erklären.

“Manchmal bist du echt bescheuert, Julian”, sagte Loreen kopfschüttelnd. Nicht, dass sie besser wäre, wenn es um Sophia ging.

 

Chapter 5

Notes:

Ich nenne dieses Kapitel inoffiziell "Jules Dating Abenteuer" und es ist die epitome of this is all just fun and games, also bitte nicht zu ernst nehmen I was just being silly when I wrote most of this

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

POV Jule 

Marco kriegte sich kaum noch ein vor Lachen. “Sorry, Jule, aber was? Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass du dich mit nem Typen triffst, den Kai dir ausgesucht hat?” Er schaffte es kaum, den Satz auszusprechen, bevor er wieder in Gelächter ausbrach. “Das ist so absurd, Alter.”

“Ja, Digga, ich weiß. Danke für deinen hilfreichen Beitrag, Marco.”

Marco räusperte sich. 

“Okay, ich geb mir Mühe, aber findest du nicht auch, dass es seltsam ist? Ich meine, du stehst seit Jahren auf Kai und jetzt machst du bei sowas mit”, sagte Marco ungläubig.

“Ich weiß doch selbst, wie komisch verdreht das ist, aber er hat mich damit halt nicht in Ruhe lassen wollen und dann dachte ich mir eben, warum nicht? Wenn nichts daraus wird, ist es ja auch egal”, erklärte Jule.

“Na dann wünsch ich dir mal viel Glück bei deinem Date”, sagte Marco zwinkernd. “Und wenn du meinen Rat willst, schneid dir die Haare, das verbessert deine Chancen direkt”, fügte er noch hinzu, während er in sein Auto stieg. 

“Alles klar, du Vogel, dir auch noch nen schönen Tag”, rief Jule ihm hinterher, bevor er sich selbst auf den Heimweg machte. Viel Zeit hatte er nicht, um sich vom Training zu erholen, denn sobald er in seiner Wohnung war, musste er sich auch schon für das Date fertig machen. Immerhin hatte er auch noch die komplette Fahrt nach Aachen vor sich. 

Lars, der Typ mit dem er sich traf, war ein Kindheitsfreund von Kai, den er vor einer Weile mal wieder getroffen hatte, als er seine Familie besucht hatte und sich danach ziemlich sicher gewesen war, dass er schwul war, womit er auch Recht gehabt hatte. Also hatte er beschlossen, dass Jule unbedingt mit ihm auf ein Date gehen sollte.

 

Von dem Parkplatz, auf dem Jule sein Auto abgestellt hatte, war es noch ein Stück zu Fuß bis zu dem Café, das Lars vorgeschlagen hatte. 

Unterwegs kam er an einer Bushaltestelle vorbei, an der ein blauhaariger Typ, von dem Jule sich nicht sicher war, ob es Rezo war, mit einem Liter Tomatensaft stand. 

“Cool”, sagte Jule im Vorbeigehen und zuckte mit den Schultern.

 

Lars hatte nicht zu viel versprochen. Das kleine Café, das sich in einer Seitenstraße in der Aachener Altstadt befand, war wirklich hübsch.

Jule schaute noch einmal auf sein Handy, bevor er das Café betrat.

Kai hatte ihm geschrieben.

 

Viel Spaß mit Lars, Bro 😉

 

Nervös richtete Jule nochmal seine Haare. Warum war er denn jetzt bitte nervös? Es war doch einfach nur ein Date. 

Die Nervosität war schnell verflogen, denn Lars war ein wirklich angenehmer Gesprächspartner. Er machte es Jule leicht, sich mit ihm zu unterhalten und die Zeit verging wie im Flug. 

Nachdem sie das Café verlassen hatten, schlenderten sie noch etwas durch die Altstadt und Lars begleitete Julian zurück zu seinem Auto. 

“Ich muss sagen, ich war wirklich überrascht, als Kai mich wegen dieser Sache hier gefragt hat”, erzählte Lars. “Erst dachte ich, der will mich verarschen, so homophober Fußballer klischeemäßig, verstehst du? Aber Kai hat eigentlich nie so gewirkt, als ob er so einer wäre, deshalb war ich echt erleichtert, als du wirklich aufgetaucht bist.”

“Ne, keine Sorge, es ist definitiv nicht Kais Absicht dich zu verarschen”, sagte Jule. Wenn dann, schien Kai diese Sache vielleicht ein bisschen zu ernst zu nehmen.

Einen Moment liefen sie nur still nebeneinander her und Jule konnte spüren, dass Lars mit sich selbst rang, ob er etwas sagen sollte. 

“Das ist jetzt vielleicht eine unangebrachte Frage, also du musst nicht antworten, wenn das zu weit geht”, begann er dann. Jule war gespannt, worauf das hinauslaufen sollte. “Aber du und Kai? Also ich weiß er ist mit Sophia verlobt, aber damals, als ihr noch in Leverkusen wart, ich hab Kais Spiele oft geschaut und irgendwie hatte man schon das Gefühl, da ist was, wenn du verstehst, was ich meine”, sagte er vorsichtig. 

“Kai und ich sind nur Freunde”, sagte Jule ernst. Es war ja nicht mal gelogen. Ja, da war etwas, aber jetzt waren sie Freunde, mehr nicht. Auch wenn es sich nicht immer so anfühlte.

“Oh, okay, entschuldige, dass ich gefragt habe. Ich hab nur irgendwie gedacht…”, stammelte Lars. “Ich war damals in der Schule ein bisschen verliebt in Kai”, gab er zu, “deshalb hab ich mich nur immer gewundert, ob ich vielleicht eine Chance gehabt hätte.”

“Schon in Ordnung”, sagte Jule beruhigend. Immerhin konnte er Lars’ Frage nur zu gut nachvollziehen. “Du hast mich ja nicht zu einer Antwort gedrängt, oder so.”

Mittlerweile waren sie bei Jules Auto angekommen. 

“Na dann. Es war wirklich schön mit dir”, meinte Jule.

Lars lächelte. “Fand ich auch. Falls du Lust hast, dich nochmal mit mir zu treffen, kannst du dich gern melden”, sagte er, bevor sie sich verabschiedeten.

Auch wenn das Date wirklich angenehm gewesen war, wahrscheinlich würde Jule sich nicht nochmal mit Lars treffen, zumindest nicht für ein weiteres Date. Aus dem einfachen Grund, dass jemand, der genau wie er, Gefühle für Kai hatte, die er nicht loslassen zu können schien, nicht das war, was Julian gerade brauchte. 

 

— 

 

“Und wie war es mit Lars?”, fragte Kai aufgeregt, als er Jule am nächsten Tag anrief. 

“Hallo erstmal?”, sagte Julian. 

“Juleeeee, jetzt sag schon”, drängte Kai ungeduldig.

“Es war nett”, antwortete Jule.

“Digga, nett ist der kleine Bruder von Scheiße. Habt ihr euch nicht verstanden?” Jule konnte hören, wie Kai schmollte. 

“Doch, es war wirklich gut, ich mag ihn, aber nicht auf der Ebene. Ich glaub er ist nicht der Richtige”, erklärte Jule. 

“Hmm”, machte Kai. “Dann müssen wir wohl weiter suchen. Ich hab dir doch von dem Freund von Soph aus Köln erzählt, er hat Interesse. Soll ich dir seine Nummer geben?”

Julian seufzte. “Gerne, Kai.”

 

Schon wenige Tage später traf Jule sich mit Tom, um am Rhein spazieren zu gehen. Er merkte schnell, dass das mit ihnen nicht funktionieren würde. Die Stimmung war irgendwie komisch, die Gespräche unangenehm und spätestens als Tom sich darüber beschwerte, dass er für Kai einen Vertrag unterschreiben musste, der ihn daran hinderte von seinem Date mit Jule zu erzählen, was Jule eigentlich ganz witzig und irgendwie süß von Kai fand, gab er Jannis das Zeichen für einen Notfall-Anruf, der ihm die Möglichkeit gab das Date vorzeitig zu beenden. 

“Das hat ja mal so gar nicht gepasst, Digga”, erzählte er seinem Bruder, als er weit genug entfernt war. 

“Vielleicht solltest du das mit Kai und den Dates doch lieber lassen und mir die Verantwortung dafür geben”, schlug Jannis vor. 

“Ich geb Kai noch ein paar Chancen, sonst ist der nur wieder beleidigt”, sagte Jule.

“Wie du meinst, aber wir haben dir alle von Anfang an gesagt, dass das eine dumme Idee ist”, meinte Jannis.

 

 

Jules Verletzung nach dem Spiel gegen Bremen sorgte dafür, dass er sein nächstes Date verschieben musste. Er war sich sowieso nicht sicher, was er von Kais neuester Idee halten sollte. 

Erzählt hatte er ihm davon bei den Länderspielen im Oktober gegen die USA und Mexiko.

“Ihr spielt doch in der Champions League bald gegen Newcastle, oder?”, hatte Kai gefragt und Jule hatte ihm zugestimmt.

“Na dann, perfekt. Ich weiß nämlich aus zuverlässiger Quelle, dass Newcastle einen Spieler hat, der auch grade einen Freund sucht. Ihr solltet auf ein Date gehen”, hatte Kai seinen Plan verkündet. 

“Bruder, ist das dein Ernst?”, hatte Jule gefragt, worauf Kai nur überzeugt genickt hatte.

“Ne, sorry Kai, aber ich kann doch nich nen anderen Spieler daten, wenn ich auch noch am nächsten Tag oder so gegen den spiele.”

“Warum denn nicht? Also klar, ich weiß warum, aber ist doch egal, trau dich doch mal was”, hatte Kai gesagt und nach ein paar weiteren Überzeugungsversuchen hatte Jule schließlich eingewilligt. 

 

Eigentlich hatte er sich dann mit Nick in Newcastle verabredet, was aber ins Wasser gefallen war, weil er durch seine Verletzung erst gar nicht mit nach England geflogen war. 

Also verschoben sich ihre Pläne um ungefähr zwei Wochen auf das Rückspiel in Dortmund.

Es fühlte sich irgendwie ein bisschen seltsam an, als Julian in der 79. Minute das 2:0 schoss, während der Typ, mit dem er sich später noch treffen wollte, im Tor stand, aber er versuchte, sich trotzdem weiter auf das Spiel zu konzentrieren. 

 

Wie verabredet wartete Jule nach dem Spiel so lange in der Kabine, bis das Stadion so gut wie leer war, dann klopfte es an der Kabinentür und Jule öffnete sie für Nick.

“Well played”, sagte er zur Begrüßung. 

“You too”, antwortete Jule.

“So where are we going?”, fragte Nick.

“My place.”

Gemeinsam begaben sie sich zu Jules Auto, in der Hoffnung, dass sie dabei nicht von der Presse oder sonst wem gesehen wurden.

Im Auto unterhielten sie sich darüber, dass Nick der rechts Verkehr immer wieder verwirrte. Bei Jule angekommen, entschieden sie sich dann dafür zusammen zu zocken, was eigentlich echt Spaß machte. Trotzdem fühlte sich die Situation immer noch echt seltsam an. 

Als sie irgendwann keine Lust mehr hatten zu zocken, saßen sie einfach entspannt auf Jules Sofa und unterhielten sich, unter anderem auch über das Spiel und darüber, dass es Jule fast ein bisschen Leid getan hatte, als er das Tor geschossen hatte, was Nick irgendwie niedlich fand. 

Eins führte zum anderen und obwohl Jule es bei diesen Dates eigentlich langsam angehen lassen wollte, lagen Nicks Lippen plötzlich auf Julians und sie waren auf dem Weg in sein Schlafzimmer. 

 

 

“Erzähl”, forderte Kai wieder sofort, als Jule seinen Anruf annahm. “War es so ne dumme Idee, wie du behauptet hast? Was habt ihr gemacht?”

“Wir haben gezockt und dann hatten wir Sex”, sagte Jule stumpf. Vor ein paar Monaten hätte er nicht gedacht, dass er jemals mit Kai darüber reden würde, dass er Sex mit einem anderen Mann hatte, aber jetzt wo Kai sich so in diese Sache hinein gesteigert hatte war es ihm irgendwie egal. 

“Oh”, machte Kai erst, dann brach er auf einmal in Gelächter aus. 

“Was ist da denn jetzt so lustig dran?”, wollte Jule wissen und versuchte ernst zu bleiben, wurde aber von Kais Lachen angesteckt.

“Alles”, lachte Kai. “Bro, du hattest Sex mit Nick und das auch noch nachdem du ihm kurz davor nen Ball ins Tor geknallt hast. Was ist daran nicht lustig?”

Kai hatte Recht, das musste Jule zugeben, die Situation war wirklich lustig. 

“War’s wenigstens gut?”, fragte Kai, als er sich endlich wieder beruhigt hatte.

“War nichts Besonderes, aber scheiße war's auch nicht”, erzählte Jule. “Ich glaub aber nicht, dass mehr draus wird, er ist mir ehrlich gesagt auch ein bisschen zu alt.”

“Ey, woher soll ich denn wissen, dass du auf Jüngere stehst, Digga. Sowas musst du mir sagen!”, beschwerte sich Kai. 

Jule schnaubte amüsiert. 

“Wen hast du denn als nächstes auf deiner Liste?”, fragte er.

 

 

Julian hatte keine Ahnung, wo Kai einen niederländischen Handballspieler ausgegraben hatte. Trotzdem fand er sich in einem Sushi-Restaurant in Maastricht mit besagtem Handballspieler namens Vincent wieder. 

Vincent war Jule direkt sympathisch, irgendwie waren sie einfach auf einer Wellenlänge, hatte Jule das Gefühl. 

Das Restaurant in dem sie waren hatte auch eine wirklich angenehme Atmosphäre, wenn man ignorierte dass die Kellnerin, als sie eigentlich ihre Getränkebestellung aufnehmen wollte, Jule einen Moment angestarrt hatte, ihn dann gefragt hatte, ob er nicht der Zwieback Junge sei, und dann verwirrt zwischen ihm und Vincent hin und her geschaut hatte. Ansonsten war sie aber wirklich freundlich und das Essen war auch echt gut. 

Und Vincent war nicht nur extrem lustig, sondern auch wirklich gut darin zu flirten, auf eine Art und Weise, die Jule manchmal sogar etwas verlegen machte. Glücklicherweise war Jule selbst auch gut im Flirten und schaffte es auch ab und zu, Vincent aus dem Konzept zu bringen. 

Eigentlich flirteten sie die ganze Zeit, aber nicht auf die Art, die eine sexuelle Spannung zwischen ihnen entstehen ließ, wie Jule es sonst gewöhnt war, es war irgendwie anders. 

“Wann sehen wir uns wieder?”, fragte Vincent, als sie sich verabschiedeten.

“So bald wie möglich”, antwortete Jule schmunzelnd.

 

 

‘So bald wie möglich’ ließ leider länger auf sich warten, als Jule gehofft hatte, oder vielleicht fühlten sich die Tage einfach nur so lange an, weil er es kaum erwarten konnte, Vincent wiederzusehen und herauszufinden, wie sich das zwischen ihnen entwickeln würde. 

Kai war sehr erfreut über Jules positiven Bericht nach dem Sushi-Date gewesen und nicht nur er, auch Marco hatte sich nach ein paar blöden Sprüchen für Jule gefreut und Jannis war fast schon begeistert. Nur Loreen war sich unsicher, freute sich aber trotzdem und hoffte, dass das zweite Date genauso gut laufen würde. 

Trotz ihrer vollen Terminkalender stand Vincent irgendwann endlich vor Jules Tür. 

Sie verbrachten ihre Zeit damit zu reden, zu zocken und vor allem wieder damit eigentlich die ganze Zeit miteinander zu flirten und Jule hatte immer mehr das Gefühl, dass aus ihnen wirklich etwas werden könnte. Bestätigt wurde das, als Vincent sich von Jule verabschiedete.

“Ich würde dich jetzt wirklich gerne küssen, Julian”, sagte Vincent und legte eine Hand an Jules Wange. Jule nahm das als Einladung und vereinte ihre Lippen miteinander. Es war kein besonders langer oder intensiver Kuss, aber er vermittelte was er vermitteln sollte, brachte eine Frage auf, die in der Luft hing bis Vincent sie bei ihrem nächsten Date ausprach. 

“Bist du bereit, das hier zu was Festem zu machen?”, fragte er, als sie sich aus einem Kuss lösten. 

Jule zögerte einen Moment, musste an Kai denken und bemerkte dabei, dass er, seit er Vincent kannte, gar nicht mehr so häufig auf diese Art an Kai gedacht hatte und war das nicht genau, was er sich hiervon erhofft hatte?

“Mehr als bereit”, antwortete er also und küsste Vincent wieder, küsste seinen Freund. 

 

Notes:

Sagt alle Hallo zu Vincent, denn wir lieben Vincent in diesem Haushalt

Chapter 6

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

POV Loreen

Die Suche nach dem perfekten Kleid für Soph war nicht einfach. Nicht, weil sie nicht das richtige Kleid fanden, sondern weil einfach alle Kleider viel zu gut an ihr aussahen.

Ein Kleid nach dem anderen probierte Sophia an und Loreen, Lea und Valeria waren bisher von fast jedem begeistert gewesen. Dazu kam, dass Sophia sich auch absolut nicht entscheiden konnte, welche Art von Kleid sie überhaupt wollte.

“Ich will mir alle Optionen freihalten”, hatte sie begründet. Also probierte sie jeden Schnitt, jeden Stoff, jede Ärmel- oder Trägerform. 

Loreen konnte sich dabei gar nicht richtig auf die Kleider konzentrieren, zu abgelenkt war sie davon, wie wunderschön Sophia in jedem einzelnen aussah. 

Lea und Valeria hingegen hatten an dem ein oder anderen Kleid immer wieder etwas auszusetzen und auch Soph schien irgendwann ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Schnitte ihr mehr und welche weniger gefielen. 

Das schränkte die Auswahl langsam zumindest ein wenig ein und führte schließlich zu dem Moment, in dem ihnen allen der Atem wegblieb, als Sophia aus der Umkleidekabine kam. Sie sah einfach perfekt aus. 

“Wow”, sagte ihre kleine Schwester. Und Loreen konnte ihr da nur zustimmen. 

“Girl, you're so gorgeous, I can't believe you're marrying a man”, platzte es aus ihr heraus. Sophia lachte unsicher.

“Meint ihr, das ist es? Das Kleid?”, fragte sie und drehte sich im Kreis. 

“Definitiv”, sagte Lea. 

Dennoch entschied Soph sich dazu, noch ein paar Kleider zu probieren. Just in case. 

Am Ende landeten sie bei einer Auswahl von zwei Kleidern, zwischen denen sie sich beim besten Willen nicht entscheiden konnten. 

“Ich nehme einfach beide”, entschloss Soph schließlich.

 

“Kai ist seit gestern bei der Nationalmannschaft”, erzählte Sophia, während sie das Brautmodengeschäft verließen. “Und ihr seid ja ab morgen auch wieder weg”, sagte sie zu Valeria und Lea. “Deshalb wollte ich fragen, ob du, wenn du Zeit hast, wieder vorbei kommen magst, bis Kai zurück ist, Loreen?”

Loreen stimmte freudig zu. Es schien langsam eine Art Tradition zu werden, dass sie die Länderspielpausen mit Sophia und den Hunden verbrachte und sie war wirklich froh darüber. 

 

 

Sophias Unsicherheit bei der Kleidersuche ging Loreen nicht mehr aus dem Kopf. 

Auch die gesamte Zeit, die sie während Kais Trainingslager bei Soph war, ließ sie das Gefühl einfach nicht los, dass das unsichere Lachen nicht der Entscheidung über das Kleid gegolten hatte, sondern dem Kommentar, den Loreen gemacht hatte. 

Sie war sich fast schon sicher, dass Sophia die Entscheidung Kai zu heiraten hinterfragte. Also entschloss sie für sich selbst, dass sie irgendwas tun musste. Sie konnte Sophia nicht diesen Schritt machen, wenn sie sich nicht zu 100% sicher war. Auch wenn ein großer Teil dieser Entscheidung vielleicht aus Eigennutz war, weil sie nunmal hoffnungslos in ihre beste Freundin verliebt war, sie konnte das einfach nicht zulassen. 

Loreen beschloss, einen Plan zu schmieden und sie wusste auch genau, wer dabei ihr Partner in Crime werden sollte. 

 

Notes:

Kurzes Kapitel weil ich irgendwie nicht so ganz wusste was ich über die Kleidersuche sagen soll, es mir aber trotzdem wichtig war das drin zu haben.
Dafür wird das nächste wieder länger!

Chapter Text

POV Jule

Einen Freund zu haben, war ein ganz neues Gefühl. Es war weder vergleichbar mit den Beziehungen zu Frauen, die Jule bisher gehabt hatte (nicht dass es besser oder schlechter wäre, es war einfach anders), noch war es vergleichbar mit den Erfahrungen, die er bisher mit Männern gemacht hatte. Das einzige, das sich vielleicht ein bisschen ähnlich angefühlt hatte, war die Sache mit Kai, nur mit dem feinen Unterschied, dass Jule bei Vincent wusste, woran er war. 

Am liebsten hätte er jede freie Minute mit ihm verbracht, fand sich fast ein bisschen lächerlich, wie ein verliebter Teenager, aber bei Vincent fühlte er sich einfach gut. Leider machte das Zusammenspiel von ihren Berufen und der doch nicht ganz so kleinen Entfernung von 184 km zwischen Dortmund und Maastricht ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. 

Genau deshalb hatte Jule auch beachtlich wenig Lust auf die Länderspielpause. Er sah Vincent ja schon zu normalen Bedingungen viel zu selten, die Länderspielpause machte das ganze kein Stück leichter. Das einzige, was Julian für das Trainingslager und die beiden Spiele motivierte, war Kai. Er konnte Kai wieder sehen und mit Kai Fußball spielen und darauf freute er sich immer. Vor allem weil er seit der letzten Länderspielpause kaum Kontakt zu Kai gehabt hatte.

Diesmal wurde sogar Kais Wunsch, sich ein Zimmer mit Jule zu teilen, wahr.

Kai trat als Erster in ihr Zimmer ein, stellte sein Gepäck irgendwo ab und warf sich auf das große Bett. Jules Blick blieb an ihm hängen. Eigentlich hatte er in den letzten Wochen, seit er mit Vincent zusammen war das Gefühl gehabt, dass er vielleicht wirklich mit der Kai Sache abschließen könnte und Kai endlich einfach nur sein bester Freund sein konnte, aber jetzt wo er Kai so auf ihrem Bett liegen sah, spielten sich die ganzen Bilder von ihrem ersten gemeinsamen Trainingslager bei der Nationalmannschaft in Julians Kopf ab. Damals hatten sie sich auch ein Bett geteilt und eigentlich jeden Abend damit verbracht, sich so lange zu küssen, bis einer von ihnen zu müde war und in den Armen des anderen einschlief. 

Jule musste schlucken. 

Fuck.

Er versuchte, die Gedanken irgendwo ganz weit wegzuschieben.

Beruhig dich Julian.

Kai heiratet bald und du hast einen Freund, den du wirklich wirklich gerne magst. Es ist also absolut nichts dabei, einfach mit deinem besten Freund in einem Bett zu schlafen, erinnerte er sich selbst. 

“Was starrst du denn jetzt so? Will Vincent nicht, dass du dir mit anderen Männern ein Bett teilst oder was ist los?”, fragte Kai lachend.

“Was? Äh..ne? Also glaub ich zumindest nicht”, stammelte Jule. Wenn er so darüber nachdachte, wusste er wirklich nicht, was Vincent davon hielt, er schätzte ihn nicht so ein, dass er ein Problem damit hätte, aber man konnte ja nie wissen. 

“Jetzt wo du's sagst, vielleicht sollte ich ihn mal fragen”, meine Jule, stellte seine Sachen ab und machte sich auf den Weg Richtung ihres Balkons, um Vincent anzurufen, während Kai sich seufzend in die Kissen fallen ließ. 

“Hi Babe, bist du gut angekommen?”, meldete sich Vincent. Jule musste automatisch Lächeln, als er Vincents Stimme hörte. Worüber machte er sich überhaupt Sorgen? Das mit Kai war Vergangenheit und Vincent war jetzt.

“Hallo”, begrüßte er seinen Freund und erzählte knapp von seiner Anreise. “Aber eigentlich hab ich wegen was anderem angerufen”, erklärte er, als er fertig war.

“Was denn?”

“Also Kai und ich teilen uns ein Zimmer und es gibt keine Einzelbetten, sondern ein Doppelbett. Ich wollte nur klarstellen, ob das für dich in Ordnung ist, wenn nicht, kann ich auch auf dem Balkon schlafen.”

Vincent begann zu lachen. “Du schläfst ganz bestimmt nicht auf dem Balkon, Julian”, lachte er. Jetzt fühlte Jule sich irgendwie ein bisschen blöd für die Frage. Natürlich machte es Vincent nichts aus, wenn er sich mit seinem besten Freund ein Bett teilte. Warum sollte es auch?

“Solange ihr nicht vorhabt, in dem Bett irgendwas anderes zu machen als zu schlafen, habe ich damit absolut kein Problem, Babe”, antwortete Vincent dann ruhig. Wieder musste Jule schlucken, als die Erinnerungen an damals zurückkamen. Schnell schob er die Gedanken beiseite. 

“Okay gut, ich glaub es ist auch ein bisschen kalt, um auf dem Balkon zu schlafen”, sagte er.

 

 

Irgendwie hatte Jule sich das alles ganz anders vorgestellt. Nachdem er, seit er mit Vincent zusammen war, kaum noch so an Kai gedacht hatte, hatte er wirklich gedacht, sie könnten einfach nur Freunde sein, aber die Gefühle, die jede von Kais beiläufigen Berührungen in ihm auslöste, sagten etwas anderes. 

Julian war weit davon entfernt, über Kai hinweg zu sein und es stresste ihn unfassbar. 

Warum? Warum fühlte er sich in Kais Gegenwart immer noch so? Er war doch wirklich verliebt in Vincent, so verliebt, dass er eigentlich ständig mit ihm schrieb oder telefonierte, wenn er Zeit hatte. So viel, dass Kai schon richtig genervt davon war. 

“Hast du's jetzt bald? Wir kommen zu spät zum Essen”, beschwerte Kai sich. 

“Geh doch schon mal vor”, wollte Jule ihn beruhigen, während er sich die Haare trocknete. Er war viel zu spät duschen gegangen, weil er zu lange mit Vincent gesprochen hatte. 

“Ich muss aber noch in das Badezimmer, das du grade besetzt”, meckerte Kai weiter. 

“Du kannst rein, ich kann den Rest auch hier draußen machen”, sagte Jule und kam aus dem Bad. Schnell schlüpfte Kai in den Raum, während Jule sich weiter um seine Haare kümmerte und sich anzog. 

“Ich check nicht, was das die ganze Zeit soll, Digga”, grummelte Kai, während sie den leeren Gang entlang liefen und Jule gerade eine Nachricht von Vincent las. 

“Hm?”

“Dass ihr konstant miteinander schreiben und telefonieren müsst, es ist echt nervig.”

“Du schreibst doch auch mit Soph”, rechtfertigte Jule sich. 

“Ja, aber doch nicht die ganze Zeit.”

“Ihr wohnt aber zusammen, das ist was anderes, ich seh Vincent ja kaum”, erklärte Julian. 

Kai blieb stehen. “Wir sehen uns auch kaum und jetzt wo wir einmal Zeit miteinander verbringen können, gibt es nur noch Vincent, Vincent, Vincent. Nur weil du jetzt nen Freund hast, gibt es mich nicht mehr für dich, oder was?”, sagte Kai empört. Er klang fast ein bisschen verletzt. 

“Es war doch deine Idee, Kai. Warum-”, setzte Jule an und wollte sich zu Kai umdrehen, als er von einem überraschten “Jule hat einen was?!” unterbrochen wurde. 

Keiner von ihnen hatte bemerkt, wie Leon aus einem der Zimmer gekommen war. 

Für einen Moment waren sie alle drei fast wie eingefroren, dann begann Kai irgendwie zu versuchen, Jule aus der Situation zu retten. “Jule hat einen Freund, also wir sind ja alle Freunde, einen Freund wie-”

“Einen Freund wie einen Partner oder wie auch immer man es nennen will”, fiel Jule ihm ins Wort. 

Leon schaute Jule mit großen Augen an.

“Wenn du ein Problem hast, sag’s einfach, dann klären wir das am besten gleich.” Leon hatte sowieso schon zu viel gehört, es brachte nichts, sich da jetzt irgendwie raus zu reden. Außerdem hatte Jule sich vorgenommen, damit anzufangen etwas offener mit seiner Sexualität umzugehen. Also warum nicht Leon die Wahrheit sagen?

“Was? Nein! Kein Problem, bro”, sagte Leon schnell. “Shade never made anybody less gay und so. Ich hab nur irgendwie nicht erwartet, dass du schwul bist.”

“Bi”, verbesserte Jule.

“Oder so”, sagte Leon. 

“Wollen wir jetzt essen gehen?”, unterbrach Kai das Gespräch und legte einen Arm um Jule. 

“Hä Kai, ich dachte, er hat nen Freund?”, grinste Leon. 

“Ja, hat er, und ich bin verlobt”, sagte Kai genervt und vielleicht bildete Jule sich das auch nur ein, aber da lag ein Hauch von Unsicherheit in seinen Worten. 

 

 

In den nächsten Tagen legte Kai irgendwie noch mehr Wert darauf, alles mit Jule zu machen, als sonst schon. Sowohl im Training, als auch in ihrer Freizeit und Jule tat ihm den Gefallen und schraubte die Telefonate und Nachrichten mit Vincent ein bisschen zurück. Vincent würde das bestimmt verstehen, immerhin war Jule ja eigentlich im Trainingslager.

Was Jule allerdings extrem zu nerven begann, waren Leons dumme Sprüche. 

Vor allem wenn sie sich darauf bezogen, was Vincent wohl davon halten würde, wie eng Jule mit Kai war. Wahrscheinlich nervte ihn das am meisten, weil Leon irgendwo recht damit hatte, auch wenn er das nicht wusste. 

“Was beschäftigt dich?”, fragte Kai, legte sein Handy zur Seite und schaute Jule an. Eigentlich wollten sie schon längst schlafen. 

“Leon”, brummte Jule. 

“Ach, mach dir doch keine Gedanken wegen dem, der will nur nerven”, sagte Kai und strich sanft über Julians Arm, fuhr die Konturen seiner Tattoos nach. 

“Hat er geschafft. Aber es ist eigentlich nicht nur das, ich mach mir auch Sorgen, dass er was in Gegenwart der anderen sagt. Ich will eigentlich nich vor allen geoutet sein.”

“Verstehe, aber darüber kannst du bestimmt mit ihm reden”, beruhigte Kai ihn, immer noch fokussiert darauf, über die Linien auf Jules Arm zu streichen, was irgendwie entspannend war.

“Mhm, wahrscheinlich hast du recht”, seufzte Jule. 

Einen Moment war es still und Jule konzentrierte sich nur auf Kais angenehme Berührungen. Auf einmal wurde er richtig müde. Auch Kai musste gähnen. 

“Ich finds so schade, dass das Trainingslager schon wieder fast vorbei ist”, beschwerte er sich. “Dann sehen wir uns wieder so lange nicht, wahrscheinlich bis März oder so”, schmollte Kai und kuschelte sich vorsichtig ein bisschen an Julian. Fast wie von selbst legte Jule seinen Arm um Kai und zog ihn näher an sich. Er erzählte nichts davon, dass er plante in der Winterpause Loreen in London zu Besuchen und zu einem von Kais Spielen zu kommen, es sollte eine Überraschung werden. 

“Ich find’s auch blöd”, sagte er also nur, schloss seine Augen und hielt Kai weiter fest. 

Er wusste, dass das wahrscheinlich falsch war, dass er von Kai wegrücken sollte. Er hatte einen Freund und Kai war verlobt und dieser Moment fühlte sich viel zu intim an, aber gleichzeitig fühlte es sich eben auch so richtig an, mit Kai in seinen Armen einzuschlafen. 

“Ich vermisse dich, Jule”, war das Letzte, das Julian hörte, bevor er einschlief. 

 

 

“Ich glaub’s nicht, dass wir zusammen in der Startaufstellung sind”, sagte Kai begeistert. 

“Einzig richtige Entscheidung”, kommentierte Mats, der hinter ihnen den Raum verlassen hatte. “Ihr habt im Training so gut miteinander funktioniert.”

“Wir funktionieren immer gut miteinander”, grinste Kai und legte einen Arm um Jule. 

Jule zog kurz die Luft ein, seit diesem Abend, als sie Arm in Arm eingeschlafen waren fühlte sich irgendwas anders an, aber er konnte nicht genau greifen, was sich verändert hatte. 

Aber Kai hatte recht, es gab niemanden, mit dem Julian so gut Fußball spielen konnte wie mit ihm. Da war dieses tiefe Verständnis, das sie für die Ideen des anderen hatten, ohne überhaupt kommunizieren zu müssen. Fußball mit Kai fühlte sich so einfach an.

“Stimmt, ihr mit eurer komischen Telepathie oder was das auch immer ist”, lachte Mats.

 

Schon nach 5 Minuten schoss Kai das erste Tor. Trotzdem gingen sie mit einem Tor Rückstand in die Pause und in der 82. Minute wurde Jule schließlich ausgewechselt. 

Am Ende verloren sie das Spiel 2:3, doch Jule hatte gar keine Zeit, lange frustriert zu bleiben, denn als er die Kabine verließ, lehnte Vincent an einer Wand im Gang. Sofort fiel er seinem Freund um den Hals. “Was machst du denn hier? Ich dachte, du kannst heute nicht.”

“Hab es spontan doch noch geschafft, mir den Tag frei zu machen und dann war Jannis so lieb, mir seine Karte zu überlassen”, erzählte Vincent und strich Jule durch die Haare. “Tut mir leid, dass ich dir kein Glück gebracht habe, aber du hast trotzdem toll gespielt.”

Jule wollte gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, als Leon sich einmischte. 

“Du musst dieser Vincent sein, mit dem Jule ständig schreibt.”

Jule drehte sich zu Leon um und rollte mit den Augen. 

“Ich weiß nicht, mit wie vielen Vincents schreibst du denn, Babe?”, fragte Vincent mit gehobener Augenbraue und legte seinen Arm auf Jules Schulter. 

“Halt die Klappe, Leon”, grummelte Jule. “Und du auch, sonst schreib ich bald mit gar keinen Vincents mehr.” Er boxte Vincent leicht mit seiner Schulter.

“Woah, sorry ich wollte keine Ehekrise auslösen”, sagte Leon und hob abwehrend die Arme.

“Wenn ich der Vincent bin, mit dem Jule immer schreibt, bist du bestimmt der Leon, der Jule immer auf die Nerven geht”, stellte Vincent fest. 

“Ne, ich glaube, das ist ein anderer Leon.”

Im dem Moment kam Kai aus der Kabine. “Oh, hi Vincent”, sagte er, als er sie entdeckte. Jule konnte seinen Blick nicht lesen. 

“Bist du extra aus Holland nach Berlin gekommen? Ich dachte Jule hat gesagt, du hast keine Zeit.”

“Das heißt die Niederlande”, verbesserte Leon.

“Halt die Klappe, Leon”, sagte Kai.

“Ich hab spontan doch Zeit gefunden”, erklärte Vincent nochmal. “Übrigens Glückwunsch zu deinem Tor, Kai.”

“Danke”, lächelte Kai. “Ich würde gerne noch länger quatschen, aber ich muss gleich weiter. Wir sehn uns später, Jule.” 

Damit war Kai auch schon wieder verschwunden. “Ich glaube du musst auch los, Leon”, meinte Jule mit einem vielsagenden Blick zu seinem Mitspieler. 

“Wohin denn?”, wollte Leon wissen. 

“Ich glaube, Jo wollte noch irgendwas Wichtiges mit dir besprechen.”

“Dann muss ich mich wohl leider verabschieden.” Leon seufzte überspitzt. “War nett dich kennenzulernen, Vincent.”

“Ebenso”, sagte Vincent. “Ich bin übrigens wirklich in Holland geboren.”

Als Leon endlich verschwunden war, wandte Jule sich wieder seinem Freund zu, der seine Arme um Jules Hals legte.

“Sorry für Leon. Ich wollte eigentlich sagen, dass ich es so schön finde, dass du kommen konntest.”

Vincent lächelte. “Ich würde dich jetzt so gerne küssen”, sagte er leise. 

Jule schüttelte leicht den Kopf. 

“Nicht hier, aber vielleicht hast du ja Lust später noch zu mir ins Hotel zu kommen”, sagte er entschuldigend.

“Sehr gerne”, grinste Vincent.

 

Chapter 8

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

POV Jule

 

Nervös klopfte Jule mit seinen Fingern auf sein Bein. 

“Bin ich so unsympathisch, dass du glaubst, deine Eltern werden mich hassen oder warum bist du so angespannt?”, fragte Vincent. Sie hatten Weihnachten bei Vincents Familie verbracht und waren nun auf dem Weg nach Bremen, um Julians zu besuchen, bevor sie gemeinsam nach London flogen. 

“Nein, im Gegenteil, du bist nicht das Problem.”

Vincent legte seine Hand vorsichtig auf Jules. “Möchtest du mir sagen, was das Problem ist?”

Jule zögerte einen Moment. 

“Meine Eltern wissen nicht, dass ich…dass du mein Freund bist”, erklärte er dann.

“Oh, verstehe”, sagte Vincent und strich sanft über Jules Handrücken. “Glaubst du denn, sie haben was dagegen?”

“Eigentlich nicht, nein. Aber man kann ja nie wissen.”

Vorsichtig nahm Vincent Jules Hand und drückte einen zärtlichen Kuss darauf. “Es wird sicher alles gut”, sagte er zuversichtlich lächelnd. 

 

Julian atmete noch einmal tief durch, bevor er an der Tür seiner Eltern klingelte. Vincent hatte recht, es würde alles gut werden. Sein Freund legte vorsichtig einen Arm um ihn. “Entspann dich, Babe”, sagte er beruhigend. 

“Da bist du ja, Juli- oh”, war die Reaktion von Julians Mutter als sie die Tür öffnete und Vincent neben ihm sah. “Als du gesagt hast, du bringst jemanden mit, habe ich irgendwie ein Mädchen erwartet.”

“Das ist Vincent”, sagte Jule und quetschte schnell: “Vincent ist mein Freund”, hinterher. Wie bei einem Pflaster. Was raus war, war raus.

“Wie schön”, lächelte Julians Mutter ehrlich. 

“Freut mich Sie kennenzulernen”, sagte Vincent und streckte ihr seine Hand hin. 

“Ebenso, aber du darfst gern Du sagen. Ich bin Heike.”

Jule war verwirrt. Hatte er sich nicht klar genug ausgedrückt? 

“Mama, Vincent ist mein Freund Freund, also wir sind zusammen”, versuchte er zu erklären. 

“Ja, das hab ich schon verstanden, Julian”, lachte sie. “Es ist sehr schön, dass du ihn mitgebracht hast, deshalb kommt doch bitte rein. Dein Vater will ihn bestimmt auch kennenlernen und außerdem ist es kalt draußen.” 

Sie folgten ihr ins Haus, wo sie im Wohnzimmer auf Jules Vater und seine Brüder trafen. Und auf Nala, die Jule aufgeregt begrüßte.

“Julian hat seinen Freund mitgebracht”, verkündete seine Mutter dann.

Jules Brüder begrüßten Vincent fröhlich und Jascha war ganz euphorisch darüber, Vincent endlich auch persönlich zu treffen. Nur den Blick seines Vaters konnte Jule nicht deuten.

“Ihr habt aber nicht vor, das öffentlich zu machen, oder? Ich glaube nicht, dass der Fußball dafür schon bereit ist. Das könnte deiner Karriere schaden”, fragte er plötzlich.

Auch wenn Jule sich seit er Loreen kannte und seit er mit Vincent zusammen war immer wohler mit seiner Sexualität fühlte, ein öffentliches Outing kam definitiv nicht in Frage. Er wusste selbst gut genug was Homosexualität noch immer für ein Tabuthema in seinem Beruf war, wusste wie sogar manche seiner Teamkollegen diesbezüglich tickten. Also schüttelte er schnell den Kopf.

“Definitiv nicht, nein. Außerdem sind wir ja auch noch gar nicht so lange zusammen”, erklärte er. 

“Na dann, wünsche ich euch alles Gute”, sagte Jules Vater. 

“Wie lange seid ihr denn schon zusammen?”, wollte seine Mutter wissen. 

“Noch nicht ganz zwei Monate.”

 

Es war schon spät am Abend, als Julian es schaffte endlich einen Moment alleine mit seiner Mutter zu haben. Vincent zockte mit Jules Brüdern und sein Vater schaute ihnen zu. Seine Mutter hingegen war in die Küche gegangen, um ein bisschen aufzuräumen. Jule folgte ihr. 

“Ich mag ihn”, sagte sie, als Jule den Raum betrat. 

“Vincent?”

Sie nickte. 

“Ja, er ist toll”, lächelte Jule. 

“Warum hast du so reagiert, als ich gesagt habe, dass er mein Freund ist?”, sprach er schließlich aus, was er sich schon den ganzen Tag fragte.

“Wie denn?”

“Na, gar nicht.”

“Wie hätte ich denn reagieren sollen?”, hakte sie nach. Gute Frage. Was hatte Julian denn von ihr erwartet?

“Ich weiß nicht, dass du überrascht bist?”

“Ach Julian, ich kenne dich doch. Ich habe schon lange geahnt, dass du Jungs auch magst und immer nur darauf gewartet, dass du das erste Mal einen mit nach Hause bringst. Vor ein paar Jahren war ich sogar fast davon überzeugt, dass es Kai sein wird. In den letzten Jahren habe ich allerdings nicht mehr so sehr damit gerechnet und dachte, ich habe mich vielleicht geirrt, also ein bisschen überrascht war ich schon”, erzählte sie. 

“Aber warum hast du denn nie was gesagt?”, wollte Jule wissen. 

“Ich wollte dir Zeit geben, es dann zu erzählen, wenn du bereit dafür bist. Außerdem wusste ich ja auch gar nicht ob du es selbst schon weißt oder ob ich überhaupt recht habe”

Jule nickte verständnisvoll. 

“Danke”, sagte er, zog seine Mutter in eine feste Umarmung und fühlte sich in dem Moment ein bisschen, als wäre er wieder ein kleiner Junge. 

 

“Ich hab doch gesagt, dass alles gut wird”, meinte Vincent, als sie abends zusammen im Bett lagen. 

“Mhm, du hattest recht”, nickte Jule. Sein Kopf lag auf Vincents Brust und er genoss, wie Vincent mit einzelnen Strähnen seiner Haare spielte. 

“Soll öfter vorkommen”, lachte sein Freund.

“Freust du dich auf London?”, wechselte er dann das Thema.

“Sehr, und du? Ich find es nur Schade, dass du nicht zu Silvester bleiben kannst.”

“Find ich auch, aber ich freue mich trotzdem. Auch wenn es ein bisschen unverschämt ist, dass du noch bei keinem Spiel von mir warst, aber für Kai extra nach London fliegst.”

“Das stimmt doch gar nicht”, protestierte Jule. “Ich fliege für Loreen nach London, das mit Kais Spiel ist Zufall. Außerdem will ich doch gerne zu einem Spiel von dir, ich finds doch auch scheiße, dass es nie klappt.”

“Schon gut. Du kannst ja nichts dafür”, sagte Vincent und drückte einen Kuss auf Jules Kopf. 

Plötzlich erinnerte Jule sich an die Worte seiner Mutter.

Vor ein paar Jahren war ich sogar fast davon überzeugt, dass es Kai sein wird. 

War es wirklich so offensichtlich gewesen, wie verliebt er in Kai war? Hatte sie gemerkt, was zwischen ihnen gewesen war? Aber das hieß ja eigentlich nur, dass Jule sich doch nicht alles, was von Kai ausging, eingebildet hatte. 

Er musste an den Abend im Trainingslager denken, als er mit Kai in seinem Arm eingeschlafen war. 

Ich vermisse dich, Jule.

Was meinte er denn bitte damit? 

“Alles in Ordnung?”, riss Vincent Julian aus seinen Gedanken und sofort waren die Schuldgefühle da. 

Er sollte nicht so über Kai nachdenken. 

Vincent war sein Freund, nicht Kai.

Vincent war der erste, den er seinen Eltern als seinen Freund vorgestellt hatte, nicht Kai.

Kai heiratete Sophia, nicht Jule. 

Das mit ihnen war vorbei. Kai hatte Sophia und Jule hatte Vincent. 

Jule richtete sich leicht auf und beugte sich über seinen Freund. 

“Vincent”, sagte er leise. Vincent sah ihn fragend an. Die Worte lagen auf Jules Zunge, er musste sie nur aussprechen, aber er tat es nicht. Stattdessen küsste er Vincent zärtlich. Der Kuss war eine Entschuldigung, auch wenn Vincent nicht wusste wofür.

 

 

Loreen rannte auf Julian zu und schlang ihre Arme um ihn, als sie ihn am Flughafen entdeckte. Jule ließ seine Tasche fallen, um sie besser festzuhalten und versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. 

“Hallo?”, lachte Jule etwas überrumpelt.

“Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen”, sagte sie und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. 

“Ich find’s auch schön dich zu sehen, aber wir stehen mitten im Weg”, merkte Jule an. 

“Oh sorry.” Loreen löste sich aus der Umarmung. “Oh mein Gott, Vincent”, begrüßte sie Jules Freund.

“Du bist also die berüchtigte Loreen”, lachte Vincent. 

“Die muss ich wohl sein”, grinste Loreen, bevor sie ihnen half ihre Sachen nach draußen zu tragen.

 

“Was muss Kai eigentlich genau heute gesperrt sein?”, meckerte Jule auf dem Weg zum Stadion. Klar hatte er nichts dagegen, sich das Spiel von Arsenal auch anzuschauen, wenn Kai nicht spielte, aber es nervte ihn trotzdem. Sie hatten sich immerhin nur deswegen Karten geholt. 

“Er hat das bestimmt nicht mit Absicht gemacht, er weiß ja gar nicht, dass wir kommen”, versuchte Vincent ihn zu beruhigen. 

“Er weiß, dass ich komme”, sagte Loreen. “Und mir hat er gesagt, dass wir uns das Spiel dann zusammen anschauen können. Also falls es das besser macht: Jule, du siehst Kai trotzdem, nur nicht spielen.”

“Das tut es tatsächlich”, meinte Jule. Richtig Zeit mit Kai zu verbringen war sogar noch besser als ihn nur auf dem Platz zu sehen. Noch besser war, gleichzeitig Zeit mit Vincent und Kai zu verbringen. Vielleicht würde er dann ja endlich kapieren, dass einer von ihnen sein fester Freund und der andere sein bester Freund war.

Als Kai sie entdeckte, machte er große Augen. 

“Ich hab jemanden mitgebracht”, rief Loreen ihm zu und Jule winkte. Sofort kam Kai auf ihn zu und umarmte ihn fest. “Was machst du hier?”, fragte er.

“Loreen besuchen und eigentlich dir beim Spielen zuschauen wollen, aber du Idiot musstest ja beim letzten Spiel deine fünfte Gelbe bekommen”, erzählte Jule. 

“Wenigstens können wir das Spiel jetzt zusammen schauen”, sagte Kai kleinlaut und löste sich aus der von Jule. 

“Hallo Vincent, cool, dass du auch dabei bist”, begrüßte er dann Jules Freund und zog auch ihn in eine freundschaftliche Umarmung. Jule ging an ihnen vorbei zu Loreen, die sich mit Sophia und Mason unterhielt, um auch die beiden zu begrüßen. 

“Are you with Kai as well?”, fragte Jule Mason. 

“No, I'm here to see Declan. I usually try to come to his matches whenever I'm free and so does he. Most of the time I happen to hang out with Sophia during the matches”, erzählte Mason mit ein paar vielsagenden Blicken und Jule verstand schnell, was er ihm mitteilen wollte. Nun machte so einiges Sinn, besonders, dass Kais “zuverlässige Quellen", was Nick betraf, Mason und Declan gewesen waren. 

“Is he your boyfriend? The tall one?”, fragte Mason leise und nickte in die Richtung, in der Vincent mittlerweile in ein Gespräch mit Kai und einem anderen Typ, den Julian nicht kannte, vertieft war. Jule nickte vorsichtig. “Is it that obvious?”

“A little. Not sure if a straight Person would notice. But you do look really good together”, sagte Mason. “So it didn't work out with Nick?” 

“No, but we had a good time, at least I did.”

“He did too”, versicherte Mason.

“Did Nick tell you about me? Or Kai?”, wollte Jule wissen. Eigentlich hatte er von keinem von beiden gedacht, dass er einfach so Leuten von seiner Sexualität erzählte. Wobei es bei Mason und Declan ja offenbar in Ordnung war.

“Neither”, antwortete Mason. “Was just a lucky guess.” Mason zuckte mit den Schultern. 

“So you and Declan are…?”, fragte Jule zögerlich nach.

“A Couple? Yes, we've been together for ages. I actually thought Kai might have told you.”

Jule schüttelte seinen Kopf. Gerade als er noch etwas dazu sagen wollte, änderte sich die Stimmung im Stadion und die Konzentration der Besucher richtete sich auf das Feld. Bald würde das Spiel beginnen. 

Vincent erschien plötzlich neben Jule. “Ich hol uns noch was zu trinken”, flüsterte er Jule ins Ohr und kam kurz darauf mit zwei Getränken zurück, gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Spiels. 

 

Leider verlor Arsenal das Spiel 0:2. 

“Wenn du gespielt hättest hättet ihr bestimmt gewonnen”, sagte Jule. 

Kai boxte ihn mit seinem Ellbogen. “Schleimer.”

“Was haben wir jetzt noch für Pläne?”, fragte Vincent und legte vorsichtig einen Arm um Jule, auf diese fragende Art und Weise, auf die er es immer tat, wenn sie in der Öffentlichkeit waren und er nicht wusste, ob das schon zu viel war. Zur Bestätigung lehnte Jule sich ihm leicht entgegen. Sie waren zwar an einem Ort, an dem man ihn vielleicht erkannte, aber Jule fand, dass es sicher subtil genug war, um als platonisch interpretiert zu werden, und er brauchte das gerade einfach. Er brauchte in Kais Nähe diese Erinnerung daran, wie gut es sich anfühlte, mit Vincent zusammen zu sein, ganz egal was er immer noch für Kai fühlte. 

“Also ich muss noch kurz zu den Jungs, Mason wollte auch zu Declan. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr auch mit”, sagte Kai. 

Jule sah Vincent fragend an. “Willst du? Ich würde mitgehen.”

“Gerne”, sagte Vincent. 

Loreen und Sophia entschieden sich dagegen und wollten sich stattdessen damit beschäftigen, wo sie alle gemeinsam essen gehen sollten. 

 

Während Vincent sich mit einem der anderen Spieler unterhielt, beobachtete Jule Mason und Declan. Eigentlich war es schon sehr offensichtlich, dass sie ein Paar waren, wenn man darauf achtete. 

“Was starrst du denn so an?”, fragte Kai, der neben Jule aufgetaucht war und folgte seinem Blick. “Mase und Dec?” Er schaute Julian verwirrt an.

“Warum hast du mir nicht erzählt, dass die zusammen sind?”, fragte Jule leise und nickte in Richtung Declan und Mason. 

“Die sind was?!”

“Jetzt sag mir nicht, dass du das nicht wusstest, Digga”

“Nein?! Woher denn? Woher weißt du das überhaupt?”, wollte Kai wissen. 

Jule zuckte mit den Schultern. “Mason hat vorhin was angedeutet und ganz ehrlich, schau dir die doch mal an.”

Kai schaute zwischen Jule und Mase und Declan hin und her. “Ich weiß nicht was du meinst”, sagte er, “wir verhalten uns doch auch nicht anders.”

Jule konnte sich ein leichtes Schnauben nicht verkneifen. Das konnte der doch wirklich nicht ernst meinen. 

“Digga, Kai”, sagte er etwas verzweifelt. 

“Was?” Kai klang ein bisschen wie ein trotziges Kind.

Jule seufzte. “Ach nichts”, winkte er ab. “Aber ich frag sie mal, ob sie auch mit uns essen wollen.”

 

Eingepackt in eine dicke Jacke stand Jule vor dem Restaurant. Er hatte dringend eine Pause davon gebraucht, mit Kai und Vincent im selben Raum zu sein. Es machte ihn wahnsinnig. Kai machte ihn wahnsinnig. Ständig suchte er Julians Nähe und seine Worte von früher am Abend waren immer präsent. Sie verhielten sich tatsächlich nicht viel anders als Mason und Declan und genau das machte Jule wahnsinnig, weil er einfach nicht verstand was das zu bedeuten hatte, was widerum dafür sorgte, dass er sich unfassbar schlecht Vincent gegenüber fühlte. 

Er hatte versucht, etwas Abstand von Kai zu halten, sich mehr auf seinen Freund zu konzentrieren, aber es fiel ihm so schwer. Also war er nach draußen geflüchtet, mit der Erklärung, dass er frische Luft bräuchte, was nicht mal eine Lüge war.

Jule hatte keine Ahnung, wie lange er dort schon stand, als er Masons Stimme hörte. “You alright, mate?”

Neben Mason kam auch Declan nach draußen. “Vincent, Kai and Loreen were starting to get worried about you. Well, mostly Vincent and Kai, Loreen is busy flirting with Sophia but she also expressed her worry when Vincent was gonna come looking for you”, erzählte Declan. 

“I’m fine”, sagte Jule. “Where is Vincent? I mean if he wanted to come looking for me, why is he not with you?”

“We were gonna get some fresh air anyway so we told him to stay inside, since he just got his new drink”, erklärte Mason. 

“You are such a sweet couple”, sagte Declan und Mason nickte zustimmend.

“So are you”, gab Jule das Kompliment zurück. “Oh and did you ever straight up tell Kai that you’re together? Because I talked to him earlier and he was really surprised to find out. He had no idea.”

“Seriously?”, fragte Mason. “I don’t think I ever told him but I kind of assumed we made it obvious to all of our friends.” Declan stimmte ihm zu.

“Kai doesn’t really see the obvious when it comes to these things, I feel like”, erklärte Jule. “He didn’t know Loreen was a lesbian either until I told him and he didn’t even really get that I was bi, even though we- whatever.”

Mase und Dec fingen beide an zu lachen. “He’s really oblivious, isn’t he?”, lachte Mason. 

Jule nickte. Für einen Moment überlegte er den beiden wirklich von sich und Kai zu erzählen, wenn sie es nicht sowieso vermuteten, doch genau dann kam Vincent aus dem Restaurant. “Babe? Ah, da bist du ja”, sagte er, als er Jule entdeckte. “Alles gut?”

Julian nickte. “Ich komm gleich wieder mit rein.”

“Ein Glück, ich hab dich nämlich vermisst”, lächelte Vincent und nahm Jules Hände. 

“Thanks for checking on him”, sagte er zu Mason und Declan, bevor sie gemeinsam wieder rein gingen.

 

 

Die Zeit bis Silvester verging viel zu schnell. Schon am Morgen des 30. Dezember flog Vincent wieder zurück in die Niederlande. Nachdem sie ihn zum Flughafen begleitet hatten, verbrachten Jule und Loreen den restlichen Tag damit alles mögliche, für die Silvesterparty zu backen, weil Loreen sich einfach nicht entscheiden konnte, was sie backen wollte. 

“Wer soll das denn alles essen, Digga?”, fragte Jule, als sie das letzte Blech aus dem Ofen holten. 

“Das kommt schon irgendwie weg”, sagte Loreen schulterzuckend. Jule widmete sich wieder seiner Musik. Der DJ, den Loreens Freundin eigentlich organisiert hatte würde erst später am Abend kommen, also hatte Jule zugesagt sich am Anfang um die Musik zu kümmern. 

 

Jule war sich nicht sicher, ob er schon mal so viele queere Menschen auf einem Fleck gesehen hatte. Anfangs fühlte er sich fast ein bisschen fehl am Platz, so anders war die Atmosphäre im Vergleich zu der Bubble, in der er sich normalerweise bewegte. Die Leute machten es ihm zum Glück trotzdem leicht, sich schnell wohl zu fühlen. Als Jule von dem anderen DJ abgelöst wurde, machte er sich auf die Suche nach Loreen, um mit ihr gemeinsam den Rest der Party zu verbringen, immerhin war er nur ihretwegen da. 

Irgendwann, es war nicht mehr lange bis Mitternacht, hatten sie langsam genug von den vielen Menschen und verkrochen sich in eine ruhigere Ecke, bis es Zeit für den Countdown war. Sie waren beide gut angetrunken und Jule wusste gar nicht, wie sie bei dem Thema gelandet waren, aber irgendwann sagte Loreen: “Ich glaub Soph will Kai nicht heiraten.” 

“Dann hätte sie nein sagen sollen, als er sie gefragt hat”, schlug Jule vor. 

Loreen rollte mit den Augen. “Sie denkt, dass sie will, aber eigentlich will sie nicht. So mein ich das.”

“Wie kommst du drauf?”

“Ich weiß nicht, irgendwie immer, wenn wir auf so ner Ebene darüber reden, wirkt sie so unsicher”, erklärte sie. “Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.” 

Jule nickte. “So wie ich mir einbilde, dass Kai in uns mehr als nur Freundschaft sieht”, sagte er. 

“Das bildest du dir ganz bestimmt nicht ein, ich glaube, das sieht jeder, der mehr als nur zwei Minuten mit euch verbringt. Der kann ja keine Sekunde die Finger von dir lassen, ey.”

“Du hast das auch bemerkt? Und ich dachte echt ich hab mir das nur eingebildet. Der ist wirklich die ganze Zeit so, auch im Trainingslager, die eine Nacht haben wir sogar gekuschelt und er hat gesagt, dass er mich vermisst. Ich versteh echt nicht, was das alles soll”, erzählte Jule. 

“Woah, langsam. Ihr habt gekuschelt und er hat gesagt, dass er dich vermisst? Warum hast du mir das noch nicht erzählt?! Das ist vital Information, Julian!”, beschwerte sich Loreen. 

Jule zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von seinem Getränk. “Hab versucht mir nicht so viele Gedanken drüber zu machen, hat aber nicht so gut funktioniert.”

“Das ist so gay. Ich fass es nicht, dass du mir sowas nicht erzählst.” Sie schüttelte empört den Kopf. 

“Ist ja eigentlich auch egal, ich bin mit Vincent zusammen”, erinnerte Jule sie beide. 

“Und Kai ist eifersüchtig as fuck”, sagte Loreen und fing an zu lachen. “Du hättest sehen müssen wie er immer geguckt hat, wenn ihr gay shit gemacht habt.” 

Meinte sie das ernst? Kai war doch sicher nicht eifersüchtig auf Vincent. Das musste Loreen falsch interpretiert haben, es war immerhin sein Plan gewesen, dass Jule überhaupt einen Freund haben sollte. Andererseits erinnerte Jule sich an das Gespräch im Trainingslager, bevor Leon sie unterbrochen hatte. Vielleicht war Kai wirklich eifersüchtig, aber das konnte man auch sehr gut als Eifersucht auf platonischer Ebene sehen. Das hatte nichts zu bedeuten. 

“Das ist doch alles scheiße man. Ich mag Vincent so gerne, Kai sollte mir egal sein. Dann soll er eben eifersüchtig sein, er ist selbst Schuld”

“Es ist dir aber nicht egal”, stellte Loreen fest. 

“Nein, ist es nicht und ich hasse mich dafür. Das ist alles so unfair Vincent gegenüber. Ich will nicht mit ihm Schluss machen, dafür hab ich ihn viel zu gern, aber er hat das nicht verdient, dass sein Freund auch an einen anderen denkt”, sagte Jule verzweifelt. Loreen nickte verständnisvoll und lehnte sich an ihn. Für einen Moment waren sie beide still. Jule lauschte der Musik und dem Stimmengewirr, versuchte seine Gedanken zu sortieren. “Vielleicht muss ich mit ihm Schluss machen… Es fühlt sich nicht richtig an, nicht ehrlich zu ihm zu sein”, seufzte er schließlich. 

“Mhm”, machte Loreen. “Vielleicht ist es das Beste.” Sie strich sanft über seinen Rücken. “Vincent ist so ein Lieber, er hat Ehrlichkeit verdient.”

Plötzlich richtete Loreen sich auf und schaute Jule an. “Oh mein Gott!”

“Was ist denn jetzt? Haben wir den Jahreswechsel verpasst?”, fragte Julian verwirrt.

Loreen schüttelte den Kopf. 

“Nein, aber wenn du dich wegen Kai von Vincent trennst, Kai offensichtlich genauso sehr auf dich steht wie du auf ihn, ich immer noch in Soph verliebt bin und sie so wirkt als wäre sie sich bei der Hochzeit nicht ganz sicher, dann-” Sie machte eine kurze Denkpause.

“Dann?”, hakte Jule nach und versuchte ihrem Gedankengang zu folgen.

“Du kennst doch bestimmt Taylor Swift?”, wollte Loreen plötzlich wissen.

“Man überlebt kein Trainingslager mit Leon Goretzka und Timo Werner, ohne danach Taylor Swift zu kennen, aber was hat sie denn jetzt auf einmal damit zu tun?”, sagte Jule noch verwirrter als davor. 

“Ihr Song Speak Now”, begann Loreen zu erklären. Julian hatte keine Ahnung, worauf sie hinaus wollte. “Da crasht sie eine Hochzeit, weil eigentlich sie und der Bräutigam zusammen gehören.”

“Okay?”

“Mann, Jule. Wir machen das einfach auch. Wenn Kai und Soph nicht von selbst drauf kommen, dass so keiner richtig glücklich wird, helfen wir eben nach”, sagte sie stolz.

Jule musste ein bisschen lachen. “Digga, das ist so eine dumme Idee, aber ich glaube, ich bin betrunken genug, um dir zuzustimmen.”

“Das liegt nicht daran, dass du betrunken bist, Julian. Du triffst ständig dumme Entscheidungen.”

Er zuckte mit den Schultern. Wo sie Recht hatte.

“Also bist du dabei?”, drängte sie.

“In Ordnung”, sagte Jule. 

Loreen klatschte begeistert. 

“Und wie hast du dir das vorgestellt?”, wollte Jule wissen.

“Wir objecten halt, wie in dem Song. Also einer von uns”, sagte sie.

“Und wer?”

“Schere, Stein, Papier?”, schlug Loreen vor. Jule hielt das für eine gute Idee. Zumindest bis er verlor, weil er Schere und Loreen Stein gewählt hatte. 

“Super! Und jetzt feiern wir das neue Jahr”, sagte Loreen aufgeregt, zog Jule auf die Beine und zurück in die Menge. 

 

 

Seit er am 2. Januar wieder zurück nach Deutschland geflogen war, überlegte Jule, wann der passende Moment war, um mit Vincent Schluss zu machen. Fazit: Der Richtige Moment würde wahrscheinlich nie kommen und wenn er darauf warten würde, wäre das genauso Scheiße, wie wenn er weiter darauf wartete, dass seine Gefühle für Kai verschwanden. 

Im Gegensatz zu Vincent, der schon wieder Training hatte, hatte Julian noch ein bisschen Winterpause, also beschloss er einfach zu ihm zu fahren und es hinter sich zu bringen, er hatte ja sowieso vorgehabt, ihn zu besuchen.

 

Erst als sie am Abend zusammen saßen, nachdem sie den ganzen Tag verbracht hatten, als wäre alles normal, schaffte Jule es endlich, sich zu überwinden. 

“Können wir kurz über was reden?”, fragte Jule ernst und setzte sich richtig auf. 

Vincent sah ihn beunruhigt an. “Alles in Ordnung? Das klingt, als würdest du gleich mit mir Schluss machen wollen.”

Jule schluckte hörbar, schaffte es nicht, Vincent anzusehen und Vincent verstand schnell. 

“Oh”, sagte er traurig. 

Wieder musste Jule schlucken. Fuck. Das tat noch mehr weh, als er erwartet hatte.

“Hab ich irgendetwas falsch gemacht? War es dir zu viel? Bin ich zu offen? Ich kann mich zurückhalten, wenn es das ist.”

“Nein, du hast gar nichts falsch gemacht. Im Gegenteil, du bist der tollste Freund, den man sich wünschen kann.”

“Aber was ist denn dann das Problem?”, wollte Vincent wissen. 

Jule atmete tief durch. “Du bist nicht Kai”, murmelte er. 

“Oh”, sagte Vincent wieder. Jule konnte hören, wie verletzt er war und wollte sich am liebsten dafür schlagen. “Es ist eine lange Geschichte, falls du sie hören willst, vielleicht verstehst du es dann ein bisschen besser”, versuchte Jule zu erklären.

“Okay”, stimmte Vincent zu und Jule erzählte ihm alles, von Leverkusen bis vor ungefähr einer Woche, als sie in London waren. 

“Ich hab irgendwie schon gemerkt, dass da was ist”, sagte er, als Jule fertig war. “Du schaust ihn so an, auf eine ganz besondere Art. Ich hab mir ein bisschen eingeredet, dass das rein platonisch ist, aber ich lag wohl falsch.”

Julian versuchte, Vincent in die Augen zu schauen. “Es tut mir leid”, sagte er ehrlich. “Ich wünschte, ich müsste das hier nicht tun, ich hab mich wirklich sehr in dich verliebt und mit dir zusammen zu sein fühlt sich so gut und so leicht an, aber es ist einfach nicht fair, wenn ich gleichzeitig Gefühle für einen anderen habe.”

Vincent nickte. “Ich weiß deine Ehrlichkeit sehr zu schätzen.”

“Danke”, sagte Jule. “Ich gehe dann wohl besser.”

Vincent begleitete ihn noch zur Tür. “Sollte sich doch etwas an deinen Gefühlen für Kai ändern, weißt du, wo du mich findest”, sagte er zum Abschied.

 

 

Noch auf dem Weg nach Dortmund bekam Jule einen Anruf von Jannis. Sie hatten seit Neujahr nicht mehr miteinander gesprochen, aber Jule hörte dem Life-Update seines kleine Bruders gar nicht richtig zu, war zu beschäftigt damit sein Gespräch mit Vincent immer wieder in seinem Kopf abzuspielen und mit dem Gedanken zu kämpfen umzudrehen und alles wieder gut zu machen. 

“Bro, hörst du mir überhaupt zu?”, fragte Jannis leicht gekränkt.

“Ich hab grade mit Vincent Schluss gemacht”, platzte Jule einfach heraus. 

“Was? Wieso? Das macht gar keinen Sinn, du hast ihn eben noch an Weihnachten als deinen Freund vorgestellt und jetzt trennst du dich plötzlich von ihm”, stellte Jannis fest.

Jule sagte nichts, musste selbst erstmal damit klarkommen, wie sehr ihm diese Tatsache weh tat. 

“Was ist denn passiert?”, hakte Jannis nach. 

“Zu viel und gleichzeitig nichts”, seufzte Jule und dachte an all die kleinen Momente mit Kai, über deren Bedeutung er sich immer noch nicht im Klaren war und es vielleicht auch nie sein würde.

“Jule, was- warte…jetzt sag mir nicht, es ist wegen Kai”, sagte Jannis.

Jule schwieg.

“Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Wow. Ich dachte, du magst Vincent so richtig.”

“Tu ich auch, glaubst du, es war einfach, Schluss zu machen? War es nämlich nicht, aber alles andere wäre unfair”, schnauzte Jule seinen Bruder an.

“Hat Kai wenigstens auch mit Soph Schluss gemacht und ihr seid jetzt endlich zusammen? Alles andere akzeptiere ich nämlich nicht. Du kannst nicht so eine gute Beziehung aufgeben, nur um weiter Kai hinterher zu heulen, wie du’s seit Jahren tust.”

“Nein, sind wir nicht, Jannis”, machte Jule klar. 

“Dann krieg endlich deinen Arsch hoch und mach was, ich seh es sonst ehrlich nicht ein, dass du dich für nichts von Vincent getrennt hast, obwohl ihr so ein tolles Paar wart”, sagte Jannis.

Jule musste ihm recht geben, das konnte nicht umsonst gewesen sein, er musste endlich etwas tun und das würde er, genau wie mit Loreen besprochen.

 

Notes:

Justice für Vincent 💔

Chapter 9

Notes:

Habe ich für dieses Kapitel mehr research über Sophs Freundinnen gemacht als ich vor hatte und aus Versehen angefangen ein paar davon zu shippen? Man weiß es nicht. (Jeder braucht mehr Lesben in seinem Leben, I don't make the rules)

Chapter Text

POV Loreen

Den ersten Tag auf Ibiza verbrachte ihre Gruppe, bestehend aus, Sophia, Valeria, Lea, Stephania, Iza, Fabia, Luca, Katharine und Loreen (Anna Maria hatte kurzfristig abgesagt, worüber Fabia gar nicht begeistert war), damit sich am Pool des Hauses, das sie gemietet hatten zu sonnen und sich ab und an gegenseitig in den Pool zu werfen. 

Loreen hatte den Jungesellinnen Abschied gemeinsam mit Lea geplant und sie hatten es beide für sinnvoll empfunden, den Anreisetag entspannt anzugehen. Also hieß es: Zimmer beziehen, am Pool liegen und dann den Abend in einem gemütlichen Restaurant ausklingen lassen. 

 

Der nächste Tag war etwas ereignisreicher, aber trotzdem noch entspannt. Nachdem sie den Vormittag damit verbrachten, ein bisschen die Gegend zu erkunden, hatten Lea und Loreen für den Nachmittag ein paar Aktivitäten vorbereitet, wie zum Beispiel, dass sie zusammen malten und alle 10 Minuten ihre Bilder tauschten, wobei ein paar wirklich schöne Ergebnisse herauskamen. Natürlich nicht ohne einen Kommentar von Fabia, dass sie noch schöner geworden wären, wenn Anna Maria dabei wäre. Nicht nur Fabia vermisste ihre Freundin, auch Soph war wirklich traurig über die Absage gewesen und Loreen fand es auch sehr schade, dass ein Teil ihres "Lesben-Trios", wie sie sich so liebevoll nannten, fehlte. 

Am Abend entscheiden sie sich dann noch spontan dazu, in irgendeinem Club feiern zu gehen. 

 

Das größte Event ihres Urlaubs war ein Besuch im Ushuaïa. Es war außerdem das, worauf Loreen sich am meisten freute. Unter anderem, weil sie dort Jule treffen würde, der aufgrund seiner Nicht-Nominierung für die EM, die ihm anfangs in Kombination mit der Niederlage im Champions League Finale, bei dem Loreen auch anwesend gewesen war, echt zu schaffen gemacht hatte, auch gerade auf Ibiza war. 

Sie trafen sich vor dem Ushuaïa, die Menschenmenge drin würde es wahrscheinlich zu schwer machen, sich zu finden. Wie immer, wenn sie sich eine Weile nicht gesehen hatten, fiel Loreen Julian sofort um den Hals, als sie ihn entdeckte, beim Finale war er leider viel zu beschäftigt gewesen, um sich noch mit ihr zu treffen. Wenn Loreen so darüber nachdachte, war es schon verrückt, wie sehr Jule ihr ans Herz gewachsen war. Sie kannten sich nun fast ein Jahr und irgendwann in dieser Zeit war er ihr bester Freund geworden und das eigentlich nur weil sie beide einfach Idioten waren.

“Wie geht es dir?”, erkundigte sie sich. Vor wenigen Tagen am Telefon hatte er sich noch gar nicht gut angehört. 

“Besser”, sagte er. “Der Urlaub tut gut. Und dir?”

“Wenn ich ignoriere, warum wir hier sind, ist alles echt toll”, lachte sie. 

“Wer ist sie?”, fragte Loreen und deutete mit dem Kopf in Richtung der blonden Frau, um die Jule eben noch den Arm gelegt hatte und die jetzt mit Jascha sprach. 

“Chrissi”, antwortete Jule trocken. 

“Und ihr seid?”, hakte Loreen weiter nach. 

“Nichts Ernstes”, sagte Jule.

“Weiß Chrissi das?”

Julian nickte. “Wir sind uns einig, was wir wollen.”

“Na, wenn das so ist, dann wünsch ich euch viel Spaß”, sagte Loreen zwinkernd und begrüßte Jules Brüder, während er Sophia umarmte. 

 

Die Stimmung im Ushuaïa war richtig gut und vor allem Sophia schien wirklich viel Spaß zu haben, worüber Loreen sich sehr freute. Immerhin war der Punkt dieses Urlaubs, Soph eine gute Zeit zu bereiten. Sie tanzten und feierten und genossen den Abend. 

“Danke, dass du das alles für mich organisiert hast”, sagte Sophia irgendwann zu Loreen. Dann passierte es, Loreen wollte gerade etwas erwidern, da küsste Sophia sie plötzlich. Sie hatte gar keine Zeit überhaupt zu realisieren, was passierte, wollte sich gerade auf den Kuss einlassen, da war es auch schon wieder vorbei und Sophia sagte übertrieben fröhlich: “Du bist die beste Freundin der Welt.” Dann wandte sie sich Luca zu und ließ Loreen einfach perplex da stehen. Verzweifelt drehte Loreen sich im Kreis, suchte in der Menge nach Jule. Als sie ihn entdeckte, wusste sie sofort, dass er gesehen hatte, was passiert war, denn er schaute sie mit großen Augen an und ignorierte Chrissi, mit der er eben noch getanzt hatte, vollkommen. 

Er sagte etwas zu Chrissi, deutete dann Loreen an, ihm zu folgen. “Ich bin gleich wieder da”, sagte sie zu Iza und quetschte sich durch die Menge Jule hinterher. 

“Was zur Hölle ist grade passiert?”, fragte Loreen, als sie an einem halbwegs ruhigen Ort waren.

“Ich glaube, Soph hat dich geküsst”, antwortete Jule. “Was hat sie gesagt?”, wollte er wissen.

“Dass ich die beste Freundin der Welt bin.” Als sie es aussprach, war ihr plötzlich zum Weinen zumute. Sofort zog Julian sie in seine Arme und strich ihr behutsam über den Rücken. 

“Also, wenn du mich fragst, sah es definitiv nicht nach einem platonischen Kuss aus”, sagte er.

“Meinst du?”

Jule zuckte mit den Schultern. “Ich bin kein Experte, aber von meiner Position aus sah es so aus, als hätte sie den Kuss sehr abrupt beendet. Vielleicht wollte sie mehr und hat dann gemerkt, was sie tut. Ich mein selbst, wenn sie Kai eigentlich gar nicht heiraten will, wie du gesagt hast, betrügen will sie ihn sicherlich auch nicht.”

Loreen nickte. Das klang tatsächlich plausibel. 

“Du kannst so vernünftig und rational sein, wenn du willst, vielleicht solltest du anfangen, das auch mal auf dich selbst anzuwenden”, sagte sie.

“Ach, halt die Klappe”, lachte er und wuschelte ihr leicht durch die Haare. “Wollen wir wieder zu den anderen oder brauchst du noch einen Moment?” 

“Ich glaub wir können zurück”, sagte Loreen und sie drängten sich wieder durch die Menge.

 

 

Loreen sprach Sophia nicht auf den Kuss an und Sophia sagte auch nichts dazu. Sie machten einfach so weiter wie davor, als wäre der Kuss rein platonisch gewesen. Vielleicht war er das für Sophia ja tatsächlich gewesen. Auch wenn es weh tat, gab Loreen sich Mühe auch den Rest des Urlaubs zu genießen und schaffte das sogar ziemlich gut, sie hatte ja Übung darin. 

Es war egal, wie sie sich fühlte, es sollte immerhin eine schöne Zeit für Soph sein.

 

Chapter Text

POV Jule

“Ein Gutes hat es, dass ihr raus seid”, sagte Jule, als er das erste Mal seit dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft aus der EM mit Kai sprach.

“Und zwar?”, fragte Kai, der das Ganze noch immer nicht ganz verarbeitet hatte. 

“Wir können deinen Junggesellenabschied feiern”, präsentierte Jule begeistert seine Idee.

Kai brummte unbeeindruckt. “Ich weiß nicht, Digga. Jetzt war die EM, in ein paar Tagen bin ich mit Soph im Urlaub, dann ist die Hochzeit. Ich glaub ich brauch erstmal ein bisschen Pause.”

“Nix da”, protestierte Jule. “Ich bin dein Trauzeuge und ich sage wir feiern deinen Junggesellenabschied. Pause kannst du dann im Urlaub machen. Wir machen auch nix Großes. Wir gehen einfach nur eine Nacht feiern, in Köln oder so, ich hab ja auch ab Mittwoch wieder Training. Ich glaub das wird dir gut tun.”

“In Ordnung, wenn du meinst”, seufzte Kai.

“Das wollte ich hören, Havy”, sagte Jule zufrieden. “Sag mir einfach wen du dabei haben willst, dann kümmer ich mich um den Rest. Jannis hat schon zugesagt.”

 

 

Der Club war gut besucht und Jule fühlte sich ein bisschen wie zu ihren Leverkusener Zeiten. Damals waren sie oft zusammen in Köln feiern gewesen. Eine Zeit lang hatte das meist damit geendet, dass sie sich in irgendeinem Nebenraum geküsst hatten und dann nach Hause gefahren waren, um sich dort weiter zu küssen. Er versuchte den Gedanken zur Seite zu schieben und begab sich stattdessen an die Bar, um Getränke zu bestellen. 

Umso länger der Abend wurde, umso mehr hatte Jule das Gefühl, dass Kai ihm immer wieder näher kam, erklärte sich das aber damit, dass es sich bestimmt nur so anfühlte, weil er langsam betrunken war. Kai hingegen war vielleicht schon ein bisschen zu betrunken. 

 

Es war kurz nach 1 Uhr, als Jule der Club ein bisschen zu eng und zu stickig wurde. 

“Ich geh kurz an die frische Luft”, teilte er seinem Bruder mit und verließ den Raum durch eine Hintertür. 

Draußen atmete er tief durch. Obwohl es eine warme Juli Nacht war, fühlte sich die Luft draußen nach der Hitze im Club fast ein bisschen frisch an. 

Julian ging ein paar Schritte, lehnte sich an eine Wand und schaute in den klaren Himmel. Wäre er nicht mitten in Köln, könnte er jetzt sicher die Sterne sehen.

Für einen Moment wurde die dumpfe Musik von innen lauter, als sich die Tür öffnete. 

“Da bist du ja”, sagte Kai und lehnte sich neben Jule an die Wand. “Jannis hat gesagt, du bist raus.”

“Wollte bisschen frische Luft schnappen”, erklärte Jule.

“Achso.”

Schweigend standen sie nebeneinander. Außer ihnen war hier draußen nur eine Gruppe von Rauchern, die ein Stück weiter weg standen. 

“Fühlt sich ein bisschen an wie früher, oder?”, stellte Kai fest.

“Mhm”, machte Jule.

“Vermisst du’s manchmal?”, fragte Kai. In seiner Stimme lag etwas, das Jule nicht ganz definieren konnte. Es klang fast wie ein Hauch von Reue, wie ein bisschen Sehnsucht. 

“Vermisst du uns manchmal?”, fügte er hinzu. 

Jule hielt einen Moment den Atem an. “Immer”, antwortete er dann ehrlich und spürte, wie Kai ihn von der Seite anschaute. Langsam wandte er sich ihm zu. Er konnte Kais Blick nicht lesen, als er ihm in die Augen sah, aber etwas sehr Bekanntes lag darin, etwas Vertrautes, das er lange nicht gesehen hatte. 

Vorsichtig legte Kai eine Hand an Julians Wange. 

“Ich vermisse dich, Jule”, wiederholte er leise die Worte, die er vor einigen Monaten schonmal zu Jule gesagt hatte, deren Bedeutung ihn danach immer wieder beschäftigt hatte. Jule hielt wieder den Atem an, als Kai seinem Gesicht immer näher kam. Er bewegte sich kein Stück. 

Kurz bevor ihre Lippen sich berührten, hielt Kai inne. Sie waren sich so nah, dass Jule den Atem seines besten Freundes auf seinen Lippen spüren konnte. Nur noch wenige Millimeter trennten Jule von dem, wonach er sich seit Jahren sehnte. Es erinnerte ihn an das erste Mal, als Kai ihn geküsst hatte, damals, bevor er mit Sophia zusammengekommen war. Er hatte sich ähnlich nervös und unsicher gefühlt wie jetzt. Damals hatte er sich am Ende einfach darauf eingelassen, aber diesmal war es anders. Denn diesmal stand Kai kurz davor, zu heiraten.

“Kai…”, hauchte Julian gegen die Lippen des anderen. Wie gerne er einfach das letzte bisschen Abstand zwischen ihnen überbrücken und seine Lippen auf Kais legen würde. Wie gerne er ihn nach all der Zeit wieder so berühren würde. Er war so kurz davor, sich einfach dem Verlangen hinzugeben.

Doch er konnte nicht, es wäre einfach nicht fair.

Nicht Sophia gegenüber, die trotz dieser beschissenen Situation mit Kai, eine gute Freundin war, die Jule sehr gern hatte und die er nicht einfach so hintergehen konnte.

Nicht Kai gegenüber, der einfach betrunken war und keine Kontrolle über sein eigenes Handeln hatte, der wahrscheinlich keine Ahnung hatte, was er da gerade tat.

Und auch nicht sich selbst gegenüber. 

“Du bist betrunken, du weißt nicht was du tust”, sagte er also leise, in der Hoffnung, dass Kai's Vernunft zurückkehren würde. Doch so einfach war das nicht, denn Kai machte keine Anstalten, sich von Jule zu entfernen. Eher im Gegenteil.

“Doch, weiß ich”, flüsterte Kai gegen Julians Lippen. Jules Herz schlug so laut, er war sich sicher, dass Kai es hören konnte. 

Für einen Moment schloss Jule die Augen. Nur ein paar Millimeter und er würde Kai endlich wieder küssen.

Nein. 

Jule schlug seine Augen auf.

“Ich kann das nicht tun”, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Kai, und ging einen Schritt zurück. “Ich kann das nicht tun und du solltest das nicht tun”, meinte er dann zu Kai. Der sah ihn nur enttäuscht an.

“Wir..wir sprechen morgen darüber, wenn du wieder klar denken kannst.” Mit diesen Worten ging Jule zurück in den Club.

Kaum drin schnappte er sich die nächstbeste Frau, die Interesse an ihm zeigte. Er musste irgendwas tun um diese Situation eben für den Rest des Abends zu vergessen, sonst würde er noch verrückt werden.

 

 

“Und?”, fragte Jannis und wackelte mit den Augenbrauen, als Jule am Morgen den Frühstückssaal betrat. Sein Bruder und Hannes hatten schon angefangen zu essen, während Kai nur in seinem Rührei rumstocherte. Der Rest war entweder aus Köln und Umgebung schon in der Nacht heimgefahren, schlief noch oder war schon früher gegangen. Jule zuckte mit den Schultern, tat so, als wüsste er nicht, worauf Jannis anspielte. 

“Guten Morgen”, sagte er nur und setzte sich zu ihnen an den Tisch. 

“Jetzt spuck’s schon aus. Wie war’s?”, wollte nun auch Hannes wissen. “Die war echt heiß.”

“War in Ordnung”, sagte Jule stumpf, seine Augen fixiert auf Kai, der seinen Blick immer noch starr auf seinen Teller gerichtet hatte. 

“Alles okay?”, fragte Jule ihn vorsichtig. 

“Kopfschmerzen”, brummte Kai. 

“Du hast auch echt ein bisschen übertrieben, Alter”, sagte Jannis. “Du warst schon betrunken genug, als du mit Jule draußen warst, alles was du danach noch in dich reingekippt hast, hätte echt nicht sein müssen. Aber gut, war dein Junggesellenabschied, da darf man auch mal übertreiben.”

Jule musste schlucken, fühlte sich irgendwie schuldig, dass er nicht mehr acht auf Kai gegeben hatte, nachdem er ihn einfach draußen hatte stehen lassen. Sie sollten wirklich über die Sache reden. 

“Ich hol mir was zu essen”, verkündete Jule und ging zum Frühstücksbuffet. 

 

Jannis und Hannes waren bereits wieder in ihre Zimmer gegangen, als sie fertig gegessen hatten und Kai, der es mittlerweile geschafft hatte sein Rührei zu essen, anstatt es nur anzustarren, hatte Jule noch immer keines Blickes gewürdigt und kaum ein Wort gesagt. 

“Ist dein Kater so schlimm?”, fragte Jule. 

“Hab’s vielleicht wirklich übertrieben, aber geht schon”, sagte Kai und wollte aufstehen.

“Kai, warte”, hielt Jule ihn auf. “Können wir kurz reden?”

“Worüber?” Kai klang ernsthaft etwas verwirrt und schaute Julian zum ersten Mal richtig an.

Jule atmete tief durch, nahm seinen ganzen Mut zusammen. 

“Wegen heute Nacht, draußen. Ich-”, begann er. 

“Digga, ich hab so nen Filmriss, so ungefähr ab 1 Uhr erinner ich mich an gar nichts mehr, also worauf auch immer du hinaus willst, ich hab wahrscheinlich keine Ahnung wovon du redest”, unterbrach Kai ihn. 

“Oh, ja, hm, dann ist es eigentlich egal”, sagte Jule.

Kai nickte und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. “Sorry, aber ich will mich echt nochmal kurz hinlegen.”

“Mhm, geh ruhig”, meinte Jule verständnisvoll und kurz darauf saß er alleine da und fühlte sich ein bisschen wie vor 6 Jahren, als er versucht hatte, mit Kai über seine Gefühle zu sprechen.

Chapter 11

Notes:

Nochmal ein Disclaimer

Wir ignorieren jetzt offiziell wie Hochzeiten eigentlich funktionieren, weil fun > realism

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

POV Loreen

When you wake up next to him in the middle of the night with your head in your hands, you're nothing more than his wife” sang Chappell Roan nun schon zum gefühlt tausendsten Mal in den letzten Tagen in Loreens Kopfhörern. Sie war gerade auf dem Weg in das Hotel, in dem sie während der Hochzeit untergebracht waren. Noch einen Tag, dann war es soweit. Seit Julian ihr von den Geschehnissen bei Kais Junggesellenabschied erzählt hatte, war sie noch überzeugter von ihrem Plan, die Hochzeit zu unterbrechen. 

“Aus vollkommen uneigennützigen Gründen, lasse ich Sophia definitiv keinen Typ heiraten, der sie eigentlich gar nicht richtig liebt, weil er in Wahrheit seinen besten Freund will”, hatte sie empört verkündet. 

“Er war betrunken, Loreen”, hatte Jule versucht, sie zu beruhigen. 

“Ja, genau deshalb. Betrunken tut man Dinge, die man sich nüchtern nicht traut”, hatte sie versucht, ihm zu erklären.

“Er erinnert sich ja nicht mal mehr dran”, hatte Jule geseufzt. 

“Ach, das glaubst du doch selbst nicht”, hatte sie gesagt. 

Dann hatten sie beschlossen, dass sie ihren Plan unbedingt durchziehen mussten, ganz egal wie bescheuert er war und einfach hofften, dass es funktionieren würde, dass Kai und Sophia endlich ihre Augen öffnen würden. Denn wenn nicht, wären sie absolut am Arsch, aber das Risiko war es wert. Sie hatten schon zu lange gewartet, es war Zeit zu handeln. 

 

“Freust du dich schon?”, fragte Loreen, als sie am Abend noch mit Soph zusammen saß. Der Rest ihrer Freundinnen war bereits ins Bett gegangen und wahrscheinlich sollten sie das auch tun, es würde ein langer Tag werden. 

“In erster Linie bin ich nervös”, sagte sie. “Aber eigentlich muss ich das ja gar nicht sein, es wird sich doch kaum was ändern, so lange wie wir schon zusammen sind.”

“Heiraten ist trotzdem ein großer Schritt”, meinte Loreen.

Sophia nickte, schaute Loreen nicht an. “Mhm, aber ich glaube ich hab mir mit Kai schon den Richtigen augesucht. Ich hab die letzten Tage im Urlaub wieder gemerkt, dass er bestimmt ein toller Ehemann wird.”

Ihre Worte versetzten Loreen einen Stich. “Das hoffe ich”, sagte sie. 

 

 

POV Jule

Jule erlebte den Tag fast wie in einer Art Trance, bekam gar nicht richtig mit, was um ihn herum passierte, als wäre er in einer in einer Blase, die alles was außerhalb war, irgendwie abdämpfte. Eigentlich hatte er gar keine Ahnung, wie er von seinem Hotelzimmer bei der Zeremonie gelandet war, er hatte einfach auf Autopilot funktioniert. Die ganze Zeit kreisten seine Gedanken nur um diesen dämlichen Plan. Sie hätten einfach mit Kai und Sophia reden sollen, sie hatten so viel Zeit dafür gehabt, es hatte so viele Momente seit der Verlobung gegeben, in denen Jule Kai einfach darauf hätte ansprechen können, aber jetzt war es zu spät, jetzt musste er diese Sache durchziehen. 

Jule konnte sich nicht daran erinnern, ob er in seinem Leben jemals schon so angespannt gewesen war. Er war Kais Trauzeuge, saß in der ersten Reihe bei Kais Familie, was zur Hölle machte er hier. 

Sophia sah so wunderschön aus und Kais Anzug saß perfekt, sie sahen wirklich toll zusammen aus und für einen Moment überlegte Jule, einen Rückzieher zu machen. Vielleicht würden sie ja doch glücklich zusammen werden und Jule hatte immer noch die Möglichkeit Vincent anzurufen, der, als sie vor ein paar Wochen das letzte Mal Kontakt hatten, noch Single gewesen war. Vielleicht würde dann ja auch irgendwie alles gut werden.

Doch dann hörte er sein Stichwort. “Wenn jemand Einwände gegen diese Ehe hat, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen.”

Plötzlich stand Jule auf. Seine Hände zitterten und seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Wackelpudding. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. 

“Kai…”, war das einzige, was er herausbrachte, wobei er sich nicht mal sicher war, ob er überhaupt einen Ton fabrizierte, so trocken fühlte sich seine Kehle an. Dann schaute Julian Kai einfach nur an und Kai starrte schockiert zurück. Der gesamte Raum war wie eingefroren und Jule wusste nicht, wie viel Zeit verging, bis sich Sophia schließlich als erstes aus ihrer Starre löste und aus dem Raum rannte. Jule tat es ihr gleich, bevor irgendjemand auch nur die Chance dazu hatte, ihm eine zu klatschen, oder was auch immer die Konsequenzen für seine Aktion sein würden. 

 

Notes:

Fun fact:
Ursprünglich sollte diese fic viel kürzer sein und ungefähr hier anfangen. Ich hab keine Ahnung wie die fast 20k build up passiert sind, aber ich beschwere mich auch nicht.

Chapter 12

Notes:

wir tanzen alle zusammen im Kreis, weil Jule back in der Natio ist

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

POV Jule

Scheiße.

Das war wirklich das dümmste, was er je getan hatte. Seit er in sein Hotelzimmer geflüchtet war, lief Jule unruhig im Kreis und wartete darauf, dass irgendwas passierte. 

Ein lautes Klopfen an der Zimmertür ließ ihn zusammenzucken. Durch den Spion konnte er sehen, dass es Kai war. Julian zögerte, die Tür zu öffnen. Das konnte entweder richtig gut oder richtig beschissen laufen. 

“Was ist eigentlich falsch bei dir?”, sagte Kai aufgebracht, als Jule ihm die Tür öffnete und Jule war schnell klar, dass es wohl auf komplett beschissen hinauslaufen würde.

“Denkst du das ist witzig? Ist es nämlich nicht. Also, falls das einfach nur ein schlechter Scherz sein sollte, dann war es wirklich der schlechteste, den du je gemacht hast.”

“Kai, ich-”, begann Jule.

“Nein, deine Ausreden kannst du dir sparen, Julian”, unterbrach Kai ihn wütend. “Ich fass es nicht, dass du das abgezogen hast, ey. Sag mir bitte einfach warum und dann können wir dieses Gespräch beenden.”

Jule sah Kai verwirrt an. Wusste er ernsthaft nicht, was Jules Gründe waren? Nach allem was passiert war, hatte er irgendwie gedacht, dass es für Kai offensichtlich wäre, warum er das getan hatte.

“Digga, Kai, checkst du’s ehrlich nicht oder tust du nur so?”, fragte er leicht perplex.

“Nein, Julian. Vielleicht check ich nicht, warum mein bester Freund, mein Trauzeuge, meine Hochzeit ruiniert!”

“Dann denk mal drüber nach”, sagte Jule. “Denk drüber nach, wie du mich damals, als wir zusammen bei Leverkusen waren, geküsst hast. Denk drüber nach, was ich versucht habe dir zu sagen, als du mir plötzlich verkündet hast, dass du mit Sophia zusammen bist. Denk drüber nach, wie du dich all die Jahre mir gegenüber trotzdem verhalten hast. Denk drüber nach, wie du im Trainingslager im November in meinen Armen eingeschlafen bist. Denk drüber nach, wie du mich vorletzte Woche fast geküsst hättest, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte. Ich liebe dich, du Idiot, deshalb hab ichs getan.”

Kai starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und Jule war überrascht von sich selbst. Er hatte es noch nie auf diese Art und Weise ausgesprochen, niemandem gegenüber, nicht einmal sich selbst.

Unsicher wartete er auf eine Reaktion von Kai, doch der ging nur an ihm vorbei zur Tür.

“Ich will, dass du so schnell wie möglich abreißt”, sagte er kalt und ließ Julian einfach alleine im Raum stehen. 

 

POV Loreen

“Hey, bist du okay?”, fragte Loreen, als sie Sophia fand.

“Ich weiß es nicht”, sagte Sophia und Loreen nahm sie in den Arm. Eine Weile hielt sie Sophia einfach nur fest und streichelte sie beruhigend. 

“Ich weiß gar nicht, wie ich mich fühlen soll. Erst war ich einfach nur schockiert, ich meine mit sowas rechnet ja keiner, aber jetzt…jetzt weiß gar nichts mehr.”

“Verstehe”, meinte Loreen. 

“Weißt du was? Von Jule? Sind er und Kai…also? Vielleicht hätte ich das doch kommen sehen müssen, eigentlich war es doch offensichtlich, was zwischen ihnen ist, ich hab nur immer weg geschaut.”

“Nein”, beruhigte Loreen sie. “Also Kai hat dich nicht betrogen oder so. Er gibt Jule nur immer mixed signals und er hätte ihn letztens fast geküsst, als er betrunken war, aber wirklich passiert ist soweit ich weiß nichts”, erklärte sie. 

“Das ist alles so surreal”, sagte Sophia. Jetzt fühlte Loreen sich irgendwie schlecht für den ganzen Plan, aber es war sicherlich auch nicht der Richtige Moment, sich dafür zu entschuldigen. 

“Sophia?”, sagte plötzlich Kai, der unbemerkt den Raum betreten hatte. Er sah total aufgewühlt aus, vielleicht sogar noch mehr als Sophia. 

Sophia löste sich von Loreen und sah ihn fragend an. “Willst du mir vielleicht erklären, was hier eigentlich los ist?”, forderte sie.

“Ich hab Julian weggeschickt”, sagte Kai nur.

“Wieso?”, wollte Sophia wissen. “Was soll das bringen, Kai? Das ändert nichts an dem, was passiert ist. Vielleicht solltest du einfach mal mit ihm reden und klären, was zwischen euch ist.”

“Ich weiß nicht, wovon du sprichst”, wehrte Kai ab. 

Loreen verdrehte die Augen. “Sicher, Kai”, murrte sie. 

Kai seufzte.

“Hör zu, Soph. Es tut mir leid, aber ich glaub ich brauch ne Pause, von allem, auch von uns”, sagte er, sein Ton war sehr viel vorsichtiger als zuvor. 

Loreen schaute ihn überrascht an. Damit hatte sie nicht gerechnet. 

“Was soll das heißen? Von uns?”, fragte Sophia und klang dabei ein bisschen verletzt. 

“Ich brauch eine Pause von unserer Beziehung. Wir klären das alles bald, aber ich muss jetzt erstmal klarkommen”, erklärte er. 

“Kai?!”, rief Sophia entrüstet.

“Es tut mir wirklich leid”, entschuldigte er sich nochmal, bevor er ging. 

Sofort zog Loreen Sophia wieder in ihre Arme. 

“Wollen wir in mein Zimmer?”, fragte sie, als Sophia sich ein bisschen beruhigt hatte. “Ich denke, da hast du erstmal ein bisschen Ruhe.” Sophia nickte und sie gingen gemeinsam auf Loreens Zimmer. 

 

“Ist es komisch, dass ich ein bisschen erleichtert bin?”, fragte Sophia unsicher. Sie saßen zusammen auf Loreens Bett, Sophia hatte sich an sie gelehnt und Loreen strich vorsichtig über Sophias Rücken. 

“Wie meinst du?”, hakte Loreen nach.

“Ich weiß nicht, irgendwie bin ich ein bisschen erleichtert, dass Jule die Hochzeit unterbrochen hat”, erklärte sie leise, klang ein bisschen nachdenklich, als würde sie selbst versuchen, ihre Worte zu verstehen. Sie richtete sich leicht auf und schaute Loreen an. Es lag so viel Unsicherheit in ihren Augen.

“Darf ich was ausprobieren?”, fragte sie und Loreen konnte nur hoffen, dass sie die Situation nicht falsch interpretierte. Auf einmal war sie richtig nervös und hatte das Gefühl, ihr Herz würde ihr gleich aus der Brust springen.

“Mhm”, machte sie und kurz darauf legte Sophia vorsichtig ihre Lippen auf Loreens.

Der Kuss war sanft und zurückhaltend und er war perfekt. Noch perfekter, als Loreen es sich erträumt hatte. Eine Wärme durchströmte ihren Körper und alles fühlte sich so richtig an. 

Genauso vorsichtig wie sie Loreen geküsst hatte, löste Sophia sich wieder von ihr, sagte nichts, schaute sie einfach nur an, alle Unsicherheit war aus ihren Augen verschwunden. Dann legte sie ihre Hände in Loreens Nacken und küsste sie wieder, diesmal so richtig, nicht mehr so zögerlich wie zuvor, viel intensiver.

Loreen legte ihre Hände an Sophias Taille und versuchte sie näher an sich zu ziehen. Während sie sich küssten, wunderte sie sich immer wieder, ob das alles nicht einfach nur ein Traum war. 

Irgendwann ließ sie vorsichtig eine Hand an Sophias Rücken wandern und öffnete langsam den Verschluss ihres Kleides. Sophia tat nichts dagegen, im Gegenteil, sie tat es Loreen gleich. 

Wenn das doch ein Traum war, wollte Loreen nie wieder aufwachen.

 

 

Es war kein Traum, denn als Loreen am nächsten Morgen aufwachte, lag Sophia noch neben ihr und auch nachdem sie sich in den Arm gekniffen hatte, verschwand sie nicht. 

“Was machst du?”, lachte Sophia. 

“Testen ob ich träume”, antwortete Loreen. “Ich bin seit wir uns kennen in dich verliebt, das kann gar nicht real sein.” Kurz bereute sie das gesagt zu haben, befürchtete Sophia mit dieser Offenbarung vielleicht verschreckt zu haben, aber nur bis diese mitleidig sagte: “So lange schon? Das tut mir leid, ich hab's dir bestimmt nicht einfach gemacht.”

“Schon in Ordnung”, lächelte Loreen und strich Soph eine Haarsträhne aus dem Gesicht. 

“Ich hab Kai nicht betrogen, oder?”, fragte Sophia unsicher. 

Loreen schüttelte den Kopf. “Er hat gesagt, er braucht eine Pause von eurer Beziehung, ich finde, das ist kein betrügen.”

“Okay”, sagte Sophia lächelnd und küsste Loreen sanft. 

 

“Ich weiß gar nicht so richtig was ich jetzt machen soll, ich kann ja jetzt nicht einfach mit Kai nach Hause und es gibt sicher so viel worum man sich kümmern muss”, sagte Sophia nachdem sie gefrühstückt hatten und ließ sich seufzend auf das Bett fallen.

“Du kannst vorübergehend bei mir wohnen”, schlug Loreen vor. “Ich versuch auch dir so gut es geht bei allem zu helfen.”

Sophia schüttelte den Kopf. “Versteh mich nicht falsch, aber ich glaube das ist keine gute Idee. Ich bereue nichts, was zwischen uns passiert ist, aber ich glaube, ich brauch auch erstmal ein paar Tage Zeit, um mir über ein paar Dinge klar zu werden.”, erklärte sie. 

Loreen nickte verständnisvoll. Auch wenn es ein kleines bisschen weh tat, sie konnte nachvollziehen, dass Sophia in ihrer Situation ein bisschen Zeit für sich wollte. 

“Vielleicht geh ich vorerst zu meiner Familie. Aber spätestens bei Taylor sehen wir uns wieder”, sagte Sophia lächelnd.

 

POV Jule 

Eigentlich konnte Jule die komplizierte Situation, in der er sich befand, relativ einfach zusammenfassen.

Er war seit Jahren in seinen besten Freund verliebt, hatte deshalb dessen Hochzeit gecrasht, besagter Freund hasste ihn jetzt wahrscheinlich, nachdem er ihm seine Gefühle gestanden hatte, und jetzt durfte er 14 Stunden in einem Flieger nach Bangkok alleine mit seinen Gedanken verbringen, weil Marco nicht mehr da war und er mit niemandem darüber reden konnte. 

Von Jannis hatte er noch am Abend des Vortages einen Vortrag gehalten bekommen, was das für eine dumme Aktion gewesen war und warum er ihm nichts gesagt hatte, damit er ihn hätte aufhalten können, was Julian mittlerweile auch einsah. Dann hatte sein Bruder ihn in den Arm genommen und versucht, ihm gut zuzureden, aber das half jetzt auch nichts, denn jetzt war er alleine.

“Ey Jule, alles klar, Bruder?”, fragte Karim, als sie in das Flugzeug einstiegen.

“Mhm, alles Bestens”, sagte Jule, setzte ein Lächeln auf und nahm auf seinem Sitz neben Niki platz. 

Irgendwie würde er diesen Flug schon überleben und irgendwie würde er es schaffen, die Asia Tour zumindest ein bisschen zu genießen.

 

Notes:

Alexa play Dress by Taylor Swift

Chapter 13

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

POV Loreen 

Damit, dass Sophia eine Woche nach der gescheiterten Hochzeit vor ihrer Tür stand, hatte Loreen nicht gerechnet.

“Wie geht's dir?”, fragte Loreen, nachdem sie Sophia was zu trinken geholt hatte. 

“Alles ein bisschen viel grade”, sagte Sophia. “Aber es wird besser, Kai ist jetzt auch bereit zu reden. Morgen geh ich zu ihm.”

“Das klingt doch schonmal gut”, lächelte Loreen. Die letzten Tage waren auch für Loreen nicht einfach gewesen, weil sie sich die ganze Zeit Sorgen machte. Sorgen darum wie es Sophia ging, bei der sie sich aber nicht gemeldet hatte um ihr ihre Zeit zu geben, und Sorgen um Jule, nach dem sie sich erkundigt hatte, der aber knappe Antworten gegeben hatte, mit der Begründung, die Asia Tour wäre so stressig. Das kaufte sie ihm aber nicht ab, von Jannis hatte sie gehört, dass es ihm wirklich nicht gut ging. Wenigstens konnte sie jetzt ein bisschen erleichtert sein, dass es Sophia besser ging.

“Ich glaube ich bin lesbisch”, sagte Sophia plötzlich fast aus dem Nichts.

“Ich war so verwirrt die letzten Tage, weil… ich dachte immer, ich bin straight, aber mit dir hat sich alles so viel besser und richtiger angefühlt als jemals mit einem Mann, aber das hat alles gar keinen Sinn gemacht. Ich liebe Kai doch und ich hab mich zu dir zwar auch immer hingezogen gefühlt, aber ich dachte das ist auf freundschaftlicher Ebene. Jetzt hab ich aber viel mit Anna Maria geredet und ich glaube, ich hab so vieles auf einmal verstanden. Es ist andersrum. Ich liebe Kai, aber rein platonisch, meine Gefühle für dich hingegen sind romantisch. Irgendwie hab ich einfach nie die Möglichkeit gesehen, dass ich lesbisch sein könnte, es gab schon Momente, als ich hinterfragt habe, ob ich vielleicht bi bin, aber ich bin immer zu dem Schluss gekommen, dass es nicht so ist. Jetzt weiß ich, dass ich falsch lag”, erzählte Sophia und Loreen hörte aufmerksam zu. 

“Tut mir leid, dass ich das nicht früher verstanden hab.”

Loreen sagte nichts, stattdessen küsste sie Sophia vorsichtig. Seit sie wusste, wie es sich anfühlte, Sophia zu küssen, war es eine noch größere Qual gewesen, darauf zu verzichten, als als sie es sich nur vorgestellt hatte. 

“Du musst dich für nichts entschuldigen”, sagte sie, als sie sich voneinander lösten. “Du kannst nichts dafür.”

“Ich will morgen mit Kai drüber reden.”

“Soll ich mitkommen?”, fragte Loreen. Sie konnte sich nur vorstellen, was das für ein schwierigeres Gespräch werden würde. Wie erklärte man denn dem Mann, den man noch vor einer Woche heiraten wollte, dass man eigentlich lesbisch war?

“Reden will ich alleine mit ihm, aber ich glaube es würde helfen, wenn du mich begleitest”, sagte Sophia.

 

 

Also fuhr Loreen am nächsten Tag gemeinsam mit Sophia zu Kai. Sie konnte spüren, wie nervös Sophia war, hatte schon den ganzen Morgen versucht, sie zu beruhigen, aber sie versand, dass die Situation alles andere als einfach war.

Was Sophia jedoch sofort ein bisschen zu entspannen schien, war als sie die Tür öffnete und sofort von den Hunden begrüßt wurde, doch die Anspannung kam zurück, als Kai sie begrüßte. 

“Loreen, ich wusste gar nicht, dass wir auch was zu besprechen haben”, sagte er überrascht. 

“Ich hab nur Soph begleitet”, erklärte Loreen. Kai nickte. Sie unterhielten sich noch kurz über ein paar belanglose Dinge, bis Sophia und Kai Loreen schließlich alleine ließen, um unter vier Augen zu sprechen. Loreen nutzte die Zeit, um mit den Hunden zu spielen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Kai und Sophia zurückkamen, aber sie hatten sich sicherlich auch viel zu sagen. Loreen erkannte schnell, dass beide zumindest ein bisschen geweint hatten. 

“Alles geklärt?”, fragte sie vorsichtig. 

“Mhm, wir sind”, begann Sophia. 

“Freunde”, beendete Kai. 

“Freunde”, wiederholte Sophia lächelnd. 

“Das freut mich”, sagte Loreen ehrlich. Wenn sie so weitermachten, würde doch noch alles gut werden. 

“Dann musst du jetzt nur noch mit Jule reden”, schlug sie also vor.

Etwas in Kais Blick veränderte sich. “Ich habe ihm nichts zu sagen”, brummte er. 

“Kai, hör bitte auf dich selbst zu belügen”, sagte Sophia sanft.

“Nein, Soph, er hat alles kaputt gemacht. Schön, dass für dich so eine Erkenntnis dabei rausgekommen ist, ehrlich, aber ich bin fertig mit ihm”, entgegnete Kai.

Loreen verdrehte die Augen. “Junge, gesteh dir doch bitte endlich ein, dass du ihn liebst, so schwer kann das echt nicht sein”, seufzte sie. “Du warst doch schon so kurz davor.”

“Ich-”, begann Kai. Loreen und Sophia, die mittlerweile Pooch auf dem Arm hatte, schauten ihn abwartend an. “Ich möchte darüber jetzt nicht sprechen, okay?”

Frustriert atmete Loreen aus. “Ihr beiden macht mich echt fertig.”

 

“Was ist das jetzt eigentlich mit uns?”, fragte Loreen auf dem Rückweg. “Ich will dich zu nichts drängen, wenn du noch Zeit brauchst ist das vollkommen okay für mich, ich würd’s nur gern wissen.”

“Ich glaube, ich wär gerne deine Freundin”, sagte Sophia.

“Wirklich?”, fragte Loreen fast ein bisschen überfordert. Sie hatte erwartet, dass Sophia noch Zeit brauchte, immerhin war das grade alles so viel für sie. 

“Mhm, wirklich, es sei denn du willst das nicht”, murmelte Sophia.

“Doch natürlich! Es gibt nichts, das ich lieber will, Soph”, rief Loreen, vielleicht fast ein bisschen zu enthusiastisch. Hätte man ihr vor einigen Monaten noch erzählt, dass Sophia jetzt ihre Freundin werden würde, hätte sie die Person wahrscheinlich ausgelacht. 

“Schön, dass wir uns einig sind”, lachte Sophia. “Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass die Jungs sich auch einig werden.”

Loreen seufzte. “Wenn die nur nicht so stur wären.”

“Vielleicht kann ich nochmal mit Kai reden. Er war echt offen bei unserem Gespräch vorhin. Er hat mir sogar von sich und Jule erzählt, zwar nicht von seinen Gefühlen, aber er hat erzählt, dass sie was miteinander hatten, bevor wir zusammen waren, das wusste ich nie”, erzählte Sophia. 

“Warte was?! Er hat dir das erzählt? Von sich aus? Das ist insane, Jule gegenüber tut er immer so, als wäre das nie passiert”, sagte Loreen überrascht. 

“Er ist auch nicht weiter drauf eingegangen, oder so. Ich glaube, er wollte, aber er hatte Angst. Ich glaube, das ist generell das Problem. Du hast ja selber gemerkt, wie er wieder zu gemacht hat, als du Jule angesprochen hast. Er hat einfach Angst vor seinen Gefühlen.”

Loreen nickte. “Mhm, das kann ich mir gut vorstellen.”

“Vielleicht, wenn ich nochmal mit ihm spreche und ihm wirklich einen safe space biete, lässt er dann mit sich reden”, schlug Sophia vor. 

“Das klingt nach einer guten Idee”, sagte Loreen. Dann hielt sie einen Moment inne, überlegte, ob sie wirklich etwas sagen sollte, aber Ehrlichkeit war wichtig, also sagte sie: “Es gibt da noch was, das du wissen solltest.”

“Erzählst du mir jetzt dein dunkelstes Geheimnis? Dass du ein Vampir bist oder so?”, lachte Sophia. 

“Du hast es erraten”, sagte Loreen und musste auch lachen. “Nein, aber das mit der Hochzeit, Julian und ich haben das geplant, eigentlich war es hauptsächlich meine Idee. Ich verstehe, wenn du jetzt sauer bist, aber wir wollten euch eigentlich nur auf die Sprünge helfen. Mittlerweile weiß ich, dass es besser gewesen wäre, einfach mit euch zu reden.”

Erst war Sophia still, dann begann sie wieder zu lachen und Loreen fiel ein Stein vom Herzen. 

“Du bist nicht sauer?”, fragte sie. 

“Ein bisschen vielleicht, ich meine, weißt du, wie viel Arbeit ihr uns damit eingebrockt habt? Das war wirklich keine coole Aktion, aber im Endeffekt bin ich trotzdem froh darüber, dass es passiert ist, sonst hätte ich vielleicht nie verstanden, dass ich Kai eigentlich nur als Freund mag und dass ich eigentlich Gefühle für dich habe”, meinte Soph und nahm Loreens Hand. 

 

 

Es war viel zu heiß, um den ganzen Tag für ein Konzert zu queuen, aber irgendwie hatten sie es doch überlebt und die Sicht war das ganze definitiv Wert. Mit Sophia als ihrer Freundin hier zu sein, machte es noch so viel besser.

Ohne es zu wollen, belauschte Loreen das Gespräch von ein paar Girlies neben ihr. 

“Und dann hab ich ihn gefragt, ob er der Zwieback Junge ist, aber mittlerweile bin ich mir relativ sicher, dass das for real Julian Brandt war”, erzählte die eine. Da hatte sie plötzlich Loreens volle Aufmerksamkeit. 

“Und was macht der an nem random Mittwoch in Maastricht in deinem Restaurant?”, wollte die andere wissen. 

“Keine Ahnung, Digga. Ich bin mir aber sehr sicher, dass er mit dem anderen Bre auf nem Date war.”

Loreen musste ein bisschen lachen. Vielleicht sollte sie Jule davon erzählen.

Leider konnte sie dem Gespräch nicht weiter zuhören, denn es wurde davon unterbrochen, dass Paramore die Bühne betraten.

Das Konzert war unglaublich und das Highlight des ganzen waren definitiv die Surprise Songs. 

Im pinken Kleid trat Taylor auf die Bühne und begann auf der Gitarre ‘Fresh Out The Slammer’ zu spielen. Sophia legte ihre Arme um Loreen und sang laut mit. Das ganze Stadion kreischte, als Taylor dann zu ‘You Are In Love’ wechselte. Loreen drehte sich zu Sophia um und schaute ihr in die Augen. “Pauses then says ‘you're my best friend’ and you knew what it was she is in love”, sang sie und küsste ihre Freundin.

“OMG Ivy!!”, schrie Loreen als Taylor den nächsten Song am Piano anspielte. Sie lehnte sich an Sophia und genoss einfach den Moment. Als Taylor Ivy dann mit ‘Call It What You Want’ mashupte, zog Sophia Loreen noch näher an sich und in diesem Moment war einfach alles perfekt. 

 

Sie wollten sich gerade auf den Weg aus dem Stadion machen, als eins der Girlies, denen Loreen vorhin zugehört hatte, sie ansprach: “Ich hab vorhin ein super süßes Video von euch gemacht, soll ich euch das irgendwie schicken?”

“Ja gerne!”, sagte Loreen begeistert. 

Das Video war von ihrem Kuss, während ‘You Are In Love’ und umso öfter sie sich das Video ansah, desto bewusster wurde Loreen sich, wie glücklich sie gerade war.

 

Notes:

Lesben! 🫶🏻

Chapter 14

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

POV Jule

Kai hatte seit einem Monat nicht mehr mit Jule gesprochen. Obwohl Sophia versprochen hatte zu versuchen mit ihm zu reden und sie und Loreen sich sicher waren, dass es noch nicht zu spät für sie war, hatte Jule die Hoffnung langsam aufgegeben. Es war vorbei, er hatte Kai auch noch als besten Freund verloren und auch wenn er sich dem Risiko bewusst gewesen war, tat es unfassbar weh zu wissen, dass Kai nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. 

Wenigstens für Loreen und Sophia war die Sache gut ausgegangen und er freute sich ehrlich für sie, was aber auch dazu führte, dass er nicht mehr viel mit Loreen darüber sprach wie er sich wegen Kai fühlte, er wollte sie nicht runterziehen oder, dass sie sich irgendwie schlecht fühlte. 

Aber jetzt wo Marco in LA war und Jannis gerade auch viel beschäftigt war, fühlte Jule sich irgendwie alleine. 

Jule war so in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht merkte, wie lange er unter der Dusche stand, als er fertig war, war die Kabine schon so gut wie leer. Nur Maxi war noch da.  Der junge Spieler hatte erst vor wenigen Tagen seinen Vertrag beim BVB unterschrieben, aber Jule verstand sich schon ziemlich gut mit ihm. Schon als er Jule in der letzten Saison nervös darum gebeten hatte, Trikots zu tauschen, war er ihm ein bisschen ans Herz gewachsen und Jule hatte sich sehr über die Neuigkeiten seines Wechsels nach Dortmund gefreut, auch weil er ein sehr talentierter Spieler war.

Ein bisschen hatte Jule auch das Gefühl, sich um Maxi kümmern zu müssen,  ihm helfen zu müssen, sich im Verein einzuleben, wie Marco damals bei ihm, als wäre Maxi einer seiner kleinen Brüder. 

“Darf ich dich was fragen?”, sagte Maxi plötzlich, als Jule seine Schuhe anzog. 

“Schieß los”, forderte Jule ihm auf. 

“Also ich will dir nicht zu nahe treten, es ist ja gar nicht mein place, das zu wissen, du musst auch nicht antworten, ich bin nur neugierig, aber stimmen die Gerüchte über Kais Hochzeit? Ich judge dich auch nicht oder so”, meinte er ein bisschen nervös. 

Es war nicht das erste Mal, dass Jule auf die Gerüchte angesprochen wurde.  Normalerweise ignorierte er das gekonnt, antwortete einfach nicht, aber bei Maxi brachte er das irgendwie nicht übers Herz. 

“Ja”, sagte er also. “Dass die Hochzeit wegen mir nicht stattgefunden hat, stimmt, wenn du das meinst.”

“Und, dass du und Sophia…?”, fragte Maxi leiser, obwohl niemand da war, der sie hören konnte.

“Nein, Digga. Warum immer nur Sophia? Warum kommt keiner auf die Idee, dass es vielleicht Kai war und nicht Sophia?”, platzte es aus Jule heraus.

Maxi machte große Augen. “Kai hatte eine Affäre mit dir?”, sagte er ungläubig. 

“Nicht ganz. Lange Geschichte”, seufzte Jule. 

“Ich hab Zeit”, sagte Maxi und schaute ihn abwartend an. Jule überlegte einen Moment. Was raus war, war raus, Maxi wusste jetzt sowieso schon zu viel und es war sicherlich besser, Klarheit zu schaffen, als ihn nur mit der halben Geschichte stehen zu lassen. Außerdem hatte er ein gutes Gefühl bei Maxi, also begann er zu erzählen.

 

“Willst du meine ehrliche Meinung?”, fragte Maxi, als Jule fertig war.

Jule nickte. 

“Die Sache mit der Hochzeit war scheiße, das hätte man wirklich besser lösen können, aber Kai hat dich auch die ganze Zeit echt scheiße behandelt. Ich finde, wenn er dir ständig solche Signale gibt, muss er sich nicht wundern. Und wenn er so blöd zu dir ist lohnt es sich auch nicht ihm hinterher zu trauern.”

Irgendwie hatte Jule so klare Worte von Maxi gar nicht erwartet. 

“Irgendwo hast du ja recht, aber eigentlich ist Kai ja gar nicht scheiße, du kennst ihn doch auch. Und mich scheiße behandelt hat er doch auch nie er war immer ein guter Freund und damals als wir was auch immer waren, war er auch immer so toll. Er hat mir sogar mal Wonderwall auf der Gitarre vorgespielt”, erklärte Jule.

“Er hat was gemacht?! Jule, das ist so eine red flag”, sagte Maxi schockiert. Er sah richtig verstört aus. 

“Was? Wieso? Ich fand das echt süß.”

“Du solltest dich niemals auf jemanden einlassen, der dir Wonderwall auf der Gitarre vorspielt, das weiß doch wirklich jedes Kind. Am Ende wirst du nur verletzt”, erklärte Maxi entrüstet. 

Auch wenn es ja sogar stimmte, Kai hatte Julian verletzt, irgendwann sollte er vielleicht in Erfahrung bringen, warum Maxi so starke Gefühle gegenüber Leuten, die Wonderwall auf der Gitarre spielten, hatte.

 

 

Diesmal war Jule ehrlich gesagt fast froh darüber, nicht für die Nationalmannschaft nominiert worden zu sein. Immerhin ersparte ihm das eine Konfrontation mit Kai, der trotz Sophias Versuche, mit ihm zu sprechen, immer noch nicht mit Jule reden wollte. 

Trotzdem ging es Jule langsam ein wenig besser, er redete wieder mehr mit Loreen und auch, dass er in Maxi wieder jemanden in der Mannschaft hatte, der Bescheid wusste, tat wirklich gut. 

“Soll ich vielleicht mal versuchen, mit Kai zu reden? So als ganz außenstehende Person?”, schug Maxi, ein paar Tage bevor er zur Nationalmannschaft fuhr, vor. “Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, du solltest ihm nicht mehr hinterherlaufen.”

“Ne, Mann, lass mal. Der hasst mich doch eh schon, dann muss er nicht auch noch wissen, dass ich das mit uns rum erzähle”, sagte Jule. 

“Ich glaub nicht, dass er dich hasst. Ich glaub er ist nur verwirrt”, sagte Maxi schulterzuckend. “Aber ich werd trotzdem mal ein Auge auf ihn werfen.”

 

Maxis “ein Auge auf Kai werfen” resultierte darin, dass er Jule irgendwann während des Trainingslagers eine panische Nachricht schickte, dass Jule auf jeden Fall von Kai loskommen musste. Auf Jules Nachfrage, was denn passiert war antwortete Maxi nur mit: 

 

Er hat Gitarre gespielt 🥲

 

So langsam war Jule sich sicher, dass Maxi irgendein persönliches Trauma oder so haben musste, anders konnte er sich nicht erklären, warum er dieses Gitarren-Thema immer wieder aufbrachte. Viel mehr hatte Maxi von Kai, jedoch nicht zu erzählen. 

 

 

Es war schon spät, als es an Julians Wohnungstür klingelte. Er hatte keine Ahnung, wer um die Uhrzeit noch bei ihm klingeln sollte, hoffte nur, dass es nicht irgendwelche Leute waren, die herausgefunden hatten, wo er wohnte. Vielleicht war es ja einfach nur ein Nachbar, der irgendein Anliegen hatte. Doch als Jule die Tür öffnete, erwartete ihn eine ganz andere Überraschung. 

Kai.

Vor ihm stand tatsächlich Kai.

Er rieb sich einmal die Augen, um sicherzugehen, dass er sich ihn nicht einbildete oder es einfach jemand war, der Kai zum Verwechseln ähnlich sah.

Aber nein, es war wirklich Kai.

“Kai? Was-”, weiter kam er nicht, denn plötzlich, ohne dass Jule überhaupt die Möglichkeit hatte zu realisieren, was passierte, hielt Kai sein Gesicht in den Händen und presste ihre Lippen aufeinander. Jule wusste gar nicht, wie ihm geschah, er fühlte sich, als würde er gleich explodieren, als er das Gefühl von Kais Lippen auf seinen so richtig wahrnahm. Dieser Kuss löste so viel in ihm aus, dass er gar nicht mehr klar denken konnte, in Jules Kopf war pures Chaos und gleichzeitig war er komplett leer, war da nur Kai. Überfordert von der Situation, stolperte er rückwärts in seine Wohnung, bis er mit dem Rücken an eine Wand stieß, gegen die Kai ihn mit seinem Körper drückte, während er seine Lippen gegen Jules bewegte, welcher mit derselben Intensität erwiderte. Fast automatisch legten sich Julians Hände an Kais Hüften. In diesem Moment existierten nur sie beide. In Jules Welt gab es nur noch Kai und das Kribbeln, das Kais Küsse durch seinen gesamten Körper schickten.

 

Jule atmete schwer, als Kai sich von ihm löste. 

“Kai…Was-”, versuchte Jule es nochmal, als er seinen Atem wieder etwas beruhigt hatte, doch wieder wurde er von Kai unterbrochen, der seine Stirn an Julians lehnte. 

“Halt bitte einfach die Klappe und küss mich, Jule”, wisperte er. Das ließ Jule sich nicht zweimal sagen. Sofort vereinte er ihre Lippen wieder miteinander. Unzählige Male hatte Jule sich vorgestellt, wie es wäre, Kai wieder zu küssen, aber nichts davon kam auch nur im Geringsten an das Gefühl heran, das nun seinen Körper durchströmte. Es war elektrisierend und er konnte nicht genug davon kriegen.

Julian wusste ganz genau, dass es klüger wäre, darüber zu sprechen, was gerade zwischen ihnen passierte, aber er hatte zu lange auf diesen Moment gewartet, dass er es auf keinen Fall riskieren konnte, ihn so schnell zu beenden, diese Nähe zu Kai wieder zu verlieren. Und außerdem, wann hatte Jule schon sinnvoll gehandelt, wenn es um Kai ging? Vor allem, wenn Kai ihn gerade um den Verstand küsste.

Gemeinsam bewegten sie sich in Richtung von Jules Schlafzimmer, versuchten dabei, sich so wenig wie möglich voneinander zu lösen und Jule wünschte, diese Nacht würde nie enden.

 

 

Als er aufwachte, dachte Julian für einen Moment, es wäre alles nur ein Traum gewesen, dann atmete er tief ein und inhalierte Kais Geruch, der ihn vollkommen umgab, spürte die Hand, die durch seine Haare strich, öffnete seine Augen und blickte in Kais zufriedenes noch etwas verschlafenes Gesicht. 

“Guten Morgen”, sagte Kai sanft. 

“Guten Morgen”, erwiderte Jule und legte eine Hand an Kais Wange, strich mit seinem Daumen darüber, sah ihn einfach nur an und versuchte, sich jeden von Kais Gesichtszügen ganz genau einzuprägen. Er hatte Kai schon so oft angesehen, aber irgendwas war anders. 

“Bist du fertig mit starren?”, fragte Kai grinsend. 

Jule schüttelte den Kopf. “Nein, aber das werd ich wohl nie sein”, sagte er ehrlich.

Kai strich ihm eine Strähne aus der Stirn und küsste ihn vorsichtig. Der Kuss war sehr viel sanfter und liebevoller als die Küsse in der Nacht zuvor, die voll angestauten Verlangen gewesen waren. Trotzdem verursachten sie dasselbe Kribbeln in Jules gesamten Körper. 

“Was machst du hier?”, sprach Jule endlich die Frage aus, die er versucht hatte zu stellen, seit Kai vor seiner Tür stand. 

“Dich küssen”, antwortete Kai und tat genau das. Am liebsten hätte Julian sich einfach darauf eingelassen, keine weiteren Fragen gestellt, aber er konnte das nicht nochmal durchmachen, diese Ungewissheit darüber, was Kai eigentlich wollte, nagte schon lange genug an ihm.

“Das mein ich nicht. Ich meine, warum bist du auf einmal hier und machst das, nachdem du seit der Hochzeit nicht mit mir reden wolltest?”, versuchte Jule es nochmal klarer, als Kai sich wieder von ihm löste. 

Er konnte spüren, wie Kai sich anspannte, versuchte sich selbst davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und strich vorsichtig über Kais Brust, um ihm zu signalisieren, dass er sich entspannen konnte. 

“Ich...”, begann Kai. Jule nickte und sah ihn abwartend an. 

“Warte, wie viel Uhr ist es eigentlich?”, fragte er dann, und Jule seufzte. Widerwillig schaute er auf sein Handy. “Kurz nach 10.”

Mit einem Mal setzte Kai sich auf. “Fuck.”

Er sprang aus dem Bett und begann hektisch sich anzuziehen. 

Jule setzte sich ebenfalls auf und beobachtete ihn dabei. 

“Was soll das denn schon wieder, Kai? Können wir nicht einmal reden? Ich will doch nur wissen, was das zwischen uns ist. Du redest zwei Monate nicht mit mir, dann tauchst du einfach hier auf, küsst mich und jetzt haust du wieder ab.” Irgendwann würde Kai Jule wirklich noch wahnsinnig machen, wenn er nicht endlich mal Klarheit schaffte. 

“Ich kann jetzt nicht reden, Jule, ich muss los. Fuck ey.”

Jule atmete genervt aus. Was hatte er auch erwartet. 

“Digga, jetzt sei nicht angepisst. Ich hab heute ein Spiel, falls du's vergessen hast und du übrigens auch und ich bin jetzt schon spät dran”, erklärte Kai gestresst. 

Oh. Die Spiele hatte Jule vor lauter Kai total vergessen. “Sorry, bro. Ja, dann beeil dich lieber”, sagte Jule etwas kleinlaut.

Kai setzte sich fertig angezogen wieder zu Julian aufs Bett und nahm seine Hand.

“Warum kommst du nicht nach dem Spiel einfach nach Düsseldorf und dann reden wir?”, schlug er vor. 

Das klang tatsächlich vernünftig. Jule nickte. “In Ordnung.”

“Gut, dann bis heute Abend”, sagte Kai und gab Julian noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er verschwand. 

Jule starrte noch eine Weile auf die Zimmertür, bis er selbst aufstand, um sich fertig zu machen. 

Was war gerade passiert?

Notes:

es ist endlich passiert whoop whoop

Chapter 15

Notes:

Zur Feier des Tages endlich mal wieder ein Update!

Die Länderspielpause hat meinem Upload-Schedule durcheinander gebracht, aber mehr Infos dazu nach dem Kapitel

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

POV Jule 

“Kai stand gestern Abend plötzlich vor meiner Tür und hat mich geküsst”, platzte Jule sofort heraus, als Loreen den Anruf annahm. Er hatte sie sofort angerufen, als er die erste Phase seiner Überforderung durchgestanden hatte. 

“Oh mein Gott??? Endlich! Das war so dringend nötig”, kam es von Loreen.

Jule musste über ihre Reaktion schmunzeln und dieses Kribbeln durchzog wieder seinen Körper, als er an die Nacht zurück dachte.

“Soph! Kai war bei Jule und sie haben gay shit gemacht”, rief sie ihrer Freundin zu. “Und dann?”, wandte sie sich wieder an Julian. 

“Dann ist er heute morgen direkt abgehauen, ohne dass wir reden konnten”, erzählte Jule weiter. 

“Was?! Junge, wenn ich den in die Finger kriege”, sagte sie entsetzt und rief Sophia zu: “Nevermind, Kai hat sich danach wie ein Arschloch verhalten!”

“Loreen, wenn du mich vielleicht mal richtig ausreden lassen würdest, wüsstest du, dass er einfach nur los musste und vorgeschlagen hat, dass wir heute Abend reden”, erklärte Jule amüsiert. 

“Ich nehm’s zurück! Kai will heute Abend mit Jule reden”, rief Loreen wieder zu Sophia und sagte dann zu Jule: “Ich will für ihn hoffen, dass ihr das auch wirklich richtig klärt. Wenn er dir wieder weh tut, bringe ich ihn um.”

 

 

Nach dem Abschiedsspiel war Jule so bald wie möglich nach Düsseldorf gefahren, was eigentlich ein bisschen Schade war, denn er hätte wirklich gerne mehr Zeit mit Mats und den anderen Leuten, die er selten sah verbracht, aber wenn Kai endlich bereit war zu reden, musste Jule diese Möglichkeit nutzen.

Sofort nach Abpfiff des Spiels machte er sich auf die Suche nach Kai.

“Was machst du denn hier?”, fragte Nico, der sich gerade mit Maxi unterhielt, als er Jule sah.

“Ich suche Kai, wisst ihr wo der ist?” antwortete Jule.

“Warum suchst du Kai?”, wollte Maxi wissen und Jule wusste, dass er ihm wohl einiges erklären musste.

“Erzähl ich dir später”, sagte er.

“Also ich hab nicht drauf geachtet, wo er hin ist, sorry”, meinte Nico, dann erkundigte er sich über das Abschiedsspiel.

“Kai ist irgendwo da hinten, wenn du ihn suchst”, mischte sich auf einmal David ein, sah Jule mit einem vielsagendem Blick an und zeigte nach links. Jule fragte sich, was er wohl wusste und woher, damit würde er sich aber wann anders beschäftigen. Jetzt musste er erstmal Kai finden. Also verabschiedete er sich von Nico und Maxi, der ihn skeptisch ansah, bedankte sich bei David und ging in die Richtung, in die er gezeigt hatte.

 

Als er Kai sah, wurde Jule auf einmal total unruhig. Was wenn das wieder komplett schief laufen würde?

Er atmete tief durch. “Kai?”, sagte er. 

Ein Lächeln erschien auf Kais Gesicht, als er Jule bemerkte. Vielleicht würde ja doch alles gut werden. 

“Du bist gekommen”, sagte er erleichtert, verabschiedete sich von der Mitarbeiterin, mit der er gerade gesprochen hatte, und zog Julian in den nächstbesten leeren Raum.

Die Tür war gerade so hinter ihnen ins Schloss gefallen, schon presste Kai Jule dagegen und küsste ihn. Vor lauter Anspannung hatte Jule fast vergessen, wie sehr er es den ganzen Tag vermisst hatte, Kai zu küssen. Wieder breitete sich dieses Kribbeln in seinem Körper aus. 

Gab es eigentlich irgendetwas, das sich besser anfühlte als Kai?

Am liebsten hätte Jule gar nicht mehr aufgehört Kai zu küssen, aber er versuchte sich zu erinnern, warum er eigentlich hier war. Sie wollten reden.

Als Kai gerade eine Hand unter Jules T-Shirt schieben wollte, löste er sich von ihm.

“Ich bin hier, um mit dir zu reden, nicht um mit dir rumzumachen, Kai”, sagte er leise und ein bisschen außer Atem. Kai seufzte und trat einen Schritt zurück.

“Hast ja recht, auch wenn ich dich lieber küssen würde”, meinte Kai unzufrieden. 

“Ja, ich doch auch, Digga, aber wir müssen wirklich reden. Wenn wir jetzt wieder nur rummachen, bist du am Ende wieder weg und, keine Ahnung, erzählst mir morgen oder so, dass du ne Freundin hast und das mach ich nicht nochmal mit, Kai. Ich pack das nicht nochmal”, sagte Jule ein bisschen verzweifelt. 

“Glaubst du für mich war das einfach?” Kai klang fast ein wenig wütend. “Glaubst du wirklich, es war einfach, mir Jahre lang einzureden, dass ich Sophia liebe und nicht dich, mir einzureden, dass was zwischen uns passiert ist, ja mal zwischen Freunden passieren kann, dass das rein gar nichts bedeutet? War es nämlich nicht und du hast es mir auch nicht leichter gemacht.” 

Jule versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten. Kai hatte seine Gefühle die ganze Zeit erwidert, er war einfach nur davor weggelaufen.

“Und jetzt gibst du mir die Schuld für alles oder was? Du hättest mich doch einfach nur von Anfang an nicht küssen müssen, dann wär uns das ganze Drama erspart geblieben”, beschwerte Jule sich.

“Das sagst du so leicht”, flüsterte Kai, den Blick auf Julians Lippen gerichtet. Er ging wieder einen Schritt auf Jule zu. Jule hielt den Atem an, wartete nur darauf, dass Kais Lippen seine wieder berührten. 

Nein.

Wir reden jetzt. 

“Aber warum?”, fragte er. “Warum hast du dir das alles denn überhaupt eingeredet?”

“Weil ich Angst hatte”, gab Kai zu. Jule verstand, für ihn war es ja auch nicht leicht gewesen, das alles zu akzeptieren. Er konnte gut nachvollziehen, dass Kai Angst hatte, die hatte er auch gehabt.

“Erst hatte ich Angst davor, was passiert, wenn du wirklich wechselst, was dann mit uns ist, wenn wir uns nicht mehr sehen und erst recht, wenn wir gegeneinander spielen, das war ja als Freunde schon schlimm genug. Aber vor allem hatte ich Angst davor, was passiert, wenn jemand von uns erfährt. Ich will mir gar nicht vorstellen, was los wäre, wenn das an die Öffentlichkeit kommt. Ich dachte, wenn ich mit Sophia zusammen bin, geht das alles weg, ich mochte sie ja wirklich gerne und dann dachte ich, verliebe ich mich bestimmt irgendwann richtig in sie, aber das hat nicht funktioniert, weil da immer noch du warst. Ich konnte einfach nicht aufhören dir nah sein zu wollen, ich konnte nicht aufhören, diese Gefühle für dich zu haben und das hat mir noch so viel mehr Angst gemacht”, erzählte Kai. 

Jule nickte verständnisvoll.

“Aber ich will keine Angst mehr haben, Jule”, sagte Kai vorsichtig. “Also wenn du mich trotz allem noch willst, dann würde ich es gerne versuchen und zwar diesmal richtig.”

“Ich wollte nie etwas anderes”, sagte Jule ehrlich, sah Kai tief in die Augen und küsste ihn liebevoll, versuchte all seine Gefühle, die er so lange zurückgehalten hatte in den Kuss zu legen.

“Du musst keine Angst mehr haben”, versicherte Jule ihm, als sie sich lösten. “Du bist nicht alleine.”

“Ich hab so großen Respekt davor, wie du damit klarkommst, wie offen du mit deiner Beziehung mit Vincent umgegangen bist, auch wenn es dir dann doch zu viel war.” Stimmt. Er hatte Kai ja erzählt, dass er sich von Vincent getrennt hatte, weil es ihm zu viel war, wie offen Vincent mit seiner Sexualität umging.

“Eigentlich hab ich gar nicht deshalb mit Vincent Schluss gemacht. Ich hab mich deinetwegen von ihm getrennt, Digga. So wie bei so ziemlich jeder Beziehung, die ich in den letzten 6 Jahren hatte”, gestand er.

“Oh, das tut mir leid”, entschuldigte Kai sich.

“Ist jetzt auch egal. Der Punkt ist, dass ich auch meine Zeit gebraucht hab um zu akzeptieren, dass ich bi bin und so. Wirklich offener damit umgehen tu ich auch erst seit ich Loreen kenne. Aber ich hab jetzt auch nicht vor, das gleich der ganzen Welt zu erzählen. Das braucht eben alles seine Zeit und wir machen nichts, womit du dich nicht wohlfühlst, okay?”

Kai nickte. “Okay, danke”, sagte er. “Darf ich dich dann jetzt endlich wieder küssen?”

Anstatt zu antworten, legte Jule seine Lippen auf Kais und sie machten dort weiter, wo sie vor ihrem Gespräch aufgehört hatten. Zumindest bis sie auseinander schreckten, weil jemand die Tür öffnete.

“Tut mir echt leid, euren intimen Moment zu unterbrechen, Jungs”, sagte David. “Aber wir warten auf dich, Kai und das kannst du dir, nach heute Morgen, eigentlich echt nicht schon wieder erlauben.” 

Kai sah Jule entschuldigend an. 

“Geh schon”, sagte er. “Ich will nicht, dass du wieder meinetwegen Ärger bekommst.”

Kai zögerte einen Moment. 

“Komm gleich zum Hotel”, flüsterte er Jule dann zu, bevor er mit David den Raum verließ.

 

 

Loreen quietschte Jule durch das Handy an. “Endlich! Ich freu mich ja so!”, rief sie euphorisch. 

Jule hatte sie direkt aus dem Auto angerufen, als er wieder auf dem Weg nach Dortmund war. 

“Ich wusste doch, dass alles gut wird”, sagte sie triumphierend. “Und ich bin echt froh, ich hatte gar keine Lust, Kai umzubringen”, fügte sie hinzu.

Jule musste schmunzeln, was seit gestern Abend eigentlich ein Dauerzustand war.

“Mhm, soll vorkommen, dass du recht hast”, sagte er. 

“Das ist wohl wahr”, seufzte Loreen. “Aber warum hab ich das Gefühl, ich freue mich mehr darüber als du?”, fragte sie skeptisch.

Jetzt seufzte Jule. “Ich bin unfassbar glücklich, ich mach mir nur Sorgen, wie wir das mit der Fernbeziehung regeln”, erklärte er. “Das war ja mit der Freundschaft schon schwierig genug, aber jetzt. Es ist noch nicht mal eine Stunde her, dass ich ihn gesehen habe und ich vermisse ihn jetzt schon.”

“Ich sag dir, wie wir das machen. Du kommst einfach so oft, es geht nach London und dann gehen wir auf cute double Dates”, schlug Loreen vor. 

“So wie Kai sich das vorgestellt hat, als er uns verkuppeln wollte?”, lachte Jule und erinnerte sich daran, wie er Loreen kennengelernt hatte.

“Genau”, erwiderte Loreen und musste ebenfalls lachen. “Ne, aber ernsthaft, Jule. Du hast so lange darauf gewartet, genieß den Moment erstmal, anstatt dir gleich wieder Sorgen zu machen.”

Loreen hatte recht, er hatte viel zu lange hierauf gewartet, um sich schon wieder Gedanken zu machen. Kai war sein Freund, er gehörte endlich ihm und das war alles, was im Moment zählte. 

 

POV Loreen

Dafür, dass Loreen sich vorgenommen hatte, die Beziehung langsamer anzugehen, um Sophia Zeit zu geben, ging alles doch ein wenig schnell. 

Schon im Oktober war Sophia eigentlich bei ihr eingezogen. Zwar nicht offiziell, aber fast all ihre Sachen waren da und sie war eigentlich auch immer da. Es war Stück für Stück passiert, Loreen hatte es eigentlich gar nicht so richtig bemerkt, aber sie hatte auch nichts dagegen. Wenn Sophia sich damit wohl fühlte, war sie zufrieden. 

Sie waren gerade dabei, sich fertig zu machen, um mit Kai und Jule, die Jules erneute Nicht-Nominierung und Kais Verletzung nutzten, um Zeit miteinander zu verbringen, auszugehen, als Sophia plötzlich sagte: “Ich glaube, ich will unsere Beziehung öffentlich machen. Also, wenn du auch willst.”

Loreen lächelte. “Sehr gerne, wenn du dich bereit dafür fühlst. Hast du schon mit Kai drüber gesprochen? Betrifft ihn ja auch.”

“Noch nicht, wollte ich heute machen, aber ich wollte vorher erst sichergehen, dass du das überhaupt willst”, erklärte Soph. 

Loreen legte ihre Hände an Sophias Taille und küsste sie kurz. 

 

Die Frage, die sich Loreen schon stellte, seit sie beschlossen hatten, wirklich auf ein Doppeldate zu gehen, war, wie das wohl auf Außenstehende wirkte. 

Erkannte man, dass sie zwei queere Paare waren? Oder dachte man, sie wären zwei straighte Paare? Oder wirkten sie einfach wie eine Freundesgruppe?

Für den Fall, dass man sie erkannte, hoffte Loreen auf Letzteres. 

“Ich wollte euch fragen, ob es in Ordnung ist, wenn Loreen und ich unsere Beziehung öffentlich machen”, sagte Sophia irgendwann im Laufe des Abends zu Kai und Jule.

“Also von mir aus gerne, vielleicht hören dann endlich die Gerüchte auf, dass ich was mit dir hatte”, meinte Jule und schaute zu Kai. “Was meinst du, Havy?”, fragte er und nahm Kais Hand. 

“Ich weiß nicht”, sagte Kai unsicher. “Meint ihr nicht, dann kommen vielleicht Leute drauf, dass wir…?”

“Nur die, die das eh schon immer glauben und die nehmen die Leute, die was dagegen haben, eh nicht ernst”, mischte Loreen sich ein.

Kai nickte. “Wenn ihr meint, dann bin ich einverstanden.”

“Dann musst du jetzt aber auch ein süßes Bild von uns machen, das wir posten können”, forderte Sophia ihn auf.

“Ne, Jule soll das machen, der kann das besser”, sagte Loreen. 

“Hey!”, protestierte Kai und grummelte noch irgendwas hinterher. 

“Sie hat doch recht, jetzt sei nicht beleidigt, Digga”, sagte Jule und legte einen Arm um Kai. Dann machte er ein paar Fotos, die wirklich cute waren. 

Loreen freute sich schon darauf sie zu posten, genauso wie endlich das Video von der Eras Tour und die vom girl in red Konzert, bei dem sie im September mit Fabia und Anna Maria, nicht mehr als “Lesben-Trio”, sondern als “Lesben-Quartet”, gewesen waren und noch so vieles mehr.

 

Notes:

Eigentlich hatte ich schon alle 16 Kapitel fertig geschrieben, aber da konnte ja noch niemand damit rechnen, dass Jule wieder nominiert wird.
Deshalb wird das was Kapitel 16 war jetzt zu Kapitel 17 und ich schriebe dazwischen noch ein extra Kapitel, das sich nur um diese Länderspielpause dreht.
Es dauert dadurch jetzt zwar alles ein bisschen länger, aber in a good way! I mean wir haben endlich neuen bravertz content!!!

Chapter 16

Notes:

Dieses Kapitel hat ja ganz schön lange auf sich warten lassen, aber es konnte ja keiner damit rechnen, dass Jule nominiert wird und ich so viel darüber zu sagen hab.
Das hier ist sehr viel länger geworden als ich erwartet habe, aber ich hoffe das gleicht ein bisschen aus wie lange ich dafür gebraucht hab!

Chapter Text

POV Jule

Der Anruf von Julian Nagelsmann kam unerwartet. Besonders nach den aktuellen Leistungen des Vereins, hatte Jule nicht damit gerechnet, gerade jetzt nominiert zu werden. 

Sein erster Impuls war Kai anzurufen, als er den nicht erreichte, war sein zweiter Impuls, seine beste Freundin anzurufen, die glücklicherweise abnahm. 

Ein lautes Quietschen war Loreens Reaktion auf die Neuigkeiten. 

“Ich freu mich so für dich.Du hast das so sehr verdient. Wir müssen das feiern, ich flieg sofort nach Dortmund”, sagte sie begeistert. Jule hatte fast den Eindruck, dass sie sich mehr freute, als er selbst. 

“Jetzt komm erstmal bisschen runter, bevor du irgendwelche Flüge buchst”, lachte Jule. 

“Unmöglich, das muss doch gefeiert werden! Ich versteh gar nicht, warum du nicht am ausflippen bist.”

“Ich hätte die paar freien Tage ehrlich gesagt auch ganz gut gefunden. Es ist echt viel aktuell, langsam spür ich auch, dass mein Körper an seine Grenzen kommt, deshalb wär bisschen ausruhen ganz cool gewesen, aber wahrscheinlich werd ich eh nicht viel spielen dürfen, also von dem her”, erklärte er. “Abgesehen davon freu ich mich natürlich trotzdem mega, dass ich wieder dabei sein darf und einige der Jungs endlich mal wieder sehe, vor allem Kai natürlich.”

“Oh mein Gott! Wie hat Kai reagiert?”, wollte Loreen wissen. “Der heult doch ständig rum, dass er dich vermisst.”

“Er weiß es noch gar nicht, hab ihn nicht erreicht. Jetzt überleg ich es ihm einfach nicht zu erzählen und ihn zu überraschen.”

“Hmmm”, machte Loreen. “So wie ich euch kenne, wär das entweder total süß und witzig, oder es geht komplett in die Hose. Aber wie auch immer, Soph und ich kommen auf jeden Fall zum Spiel. Könnt ihr uns da irgendwie noch Karten besorgen?”

“Ich schau was ich tun kann.”

 

 

Julian wollte sich gerade auf den Weg zum Content Day machen, als sein Handy mit einem Videoanruf von Kai klingelte.

“Digga, willst du mich eigentlich verarschen?”, fragte Kai noch bevor Jule ihn begrüßen konnte. 

“Du bist endlich wieder bei der Nationalmannschaft und das ist wie ich’s erfahre? Wir spielen wieder zusammen und du Arsch sagst mir nix?!”, meckerte er weiter. 

Jule musste ein bisschen lachen. Er wusste, dass Kai nicht wirklich sauer auf ihn war. 

“Falls es dich beruhigt, ich hab dich als aller erstes angerufen, aber du bist nicht rangegangen”, erklärte Jule. 

“Du hättest es mir schreiben können?!”

Jule zuckte mit den Schultern. “Ich find es so eigentlich viel amüsanter”, grinste er und fing sich dafür ein Augenrollen von Kai ein. 

“Komm Kai, jetzt sei keine Dramaqueen und sag mir lieber, wie's dir heute geht.” Kais Kopfverletzung während des Spiels gegen Inter Milan hatte wirklich nicht gut ausgesehen und trotz Kais Entwarnung am Vortag machte Jule sich Sorgen um seinen Freund. 

“Besser”, sagte Kai. “Ich denke, bis zum Wochenende bin ich wieder fit, also der Natio sollte nichts im Weg stehen.”

“Freut mich zu hören”, lächelte Jule. “Du Kai, ich muss jetzt eigentlich echt los. Wir sehn uns Montag?”

“Wir sehn uns Montag”, nickte Kai. 

“Bis dann und schon dich noch ein bisschen”, sagte Jule noch, bevor er auflegte. 

 

 

Als Jule im Hotel ankam, war Kai noch nicht da. Also gesellte er sich zusammen mit seinen Teamkollegen aus Dortmund zu den anderen, die bereits in der Lobby waren. 

So richtig konnte er sich gar nicht auf das Gespräch, das er und Nico mit Flo und Jona führten, konzentrieren, immer wieder schweifte sein Blick von Tür zu Tür, um zu überprüfen, ob Kai aufgetaucht war. Und dann, irgendwann, war er tatsächlich da, zusammen mit Pascal und kurz nach den Bayern kam er aus dem Aufzug. Kai kam sofort auf ihre kleine Gruppe, die sich mittlerweile um eine Person verringert hatte, seit Jamal aufgetaucht war, zu, begrüßte erst die anderen und zog schließlich Jule in seine Arme. Jule drückte sich fest an Kai, ließ sich in die Umarmung fallen, die er gerade so dringend gebraucht hatte. 

Für einen Moment war die Welt in Ordnung. 

Er legte eine Hand an Kais Kopf als sie sich aus der Umarmung lösten, fuhr mit seinen Fingerspitzen leicht unter seine schwarze Mütze und schaute Kai einfach nur an, es war gerade mal einen Monat her, dass er Kai in London besucht hatte und trotzdem hatte er das Gefühl, sich Kais Gesichtszüge das erste Mal seit einer Ewigkeit wieder so genau ansehen zu können. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn sie sich wieder für eine längere Zeit nicht sehen konnten. 

Kai hatte seine Hände auf Julians Hüften gelegt und wenn er sich nicht im richtigen Moment bewusst geworden wäre, dass gerade einige Augen und wahrscheinlich auch Kameras auf sie gerichtet waren, hätte Jule ihn wahrscheinlich einfach zu sich runter gezogen und ihn geküsst. Er wollte gerade nichts anderes tun, als Kai zu küssen. 

Doch ein leises Räuspern von Nico hielt ihn davon ab und brachte ihn zurück in die Realität. 

Jule machte einen Schritt zurück. Auch Kai nahm seine Hände wieder zu sich und schenkte Jule noch ein Lächeln, bevor er sich daran machte, den Rest des Teams zu begrüßen. 

 

Jule wollte sich gerade umziehen, als es an seiner Zimmertür klopfte. 

“Einzelzimmer sind scheiße”, meckerte Kai während er das Zimmer betrat. Er hatte bereits seine Trainingsklamotten an und Jule fragte sich, wie er sich so schnell umgezogen hatte. 

“Ich würd mir auch lieber ein Zimmer mit dir teilen”, seufzte Jule und schloss die Tür hinter seinem Freund. Kaum war die Tür zu, lagen schon Kais Lippen auf Julians. Er zögerte einen Moment, doch dann erwiderte er den Kuss. Wie könnte er Kai auch widerstehen, wenn alles, wonach er sich gesehnt hatte, genau das hier war.

Ohne sich voneinander zu lösen, machten sie ein paar Schritte, bis Kai gegen Jules Bett stieß, sich darauf sinken ließ und Jule auf seinen Schoß zog. 

Sie lösten sich erst, als Kai anfing, mit seiner Hand unter Jules Pullover zu streichen.

“Du siehst so gut aus”, sagte Kai etwas atemlos und spielte mit seiner anderen Hand den Haaren an Julians Hinterkopf.

“Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dich heute nicht zu küssen, aber du machst es einem echt schwer”, murmelte Jule, seine Stirn gegen Kais gelehnt. 

“Was?! Wieso?!”, fragte Kai schockiert.

“Als Strafe für gestern”, erklärte Jule. 

“Hä? Was hab ich denn gemacht? Wir haben doch gestern kaum miteinander geredet”, stellte Kai verständnislos fest. 

“Aber ich hab dein Spiel geschaut und das war nicht was ich meinte, als ich gesagt hab, du sollst dich schonen und auf dich aufpassen.”

“Ja, Digga, was kann ich denn dafür, wenn ich aufgestellt werde? Dafür willst du mich jetzt nicht mehr küssen? Das ist nicht fair”, schmollte Kai. 

“Nein, aber das mein ich auch nicht.”

“Was denn dann? Soll ich Gedanken lesen?”

“Ich meine, dass du das nächste Mal, wenn du blutest, gefälligst vom Platz gehst und dich verarzten lässt, Kai Lukas”, schimpfte Jule und ehe er sich versah, wurde er von Kais Schoß geschubst. “Ey!”

“Was für Kai Lukas, Digga? Du bist mein Freund, nicht meine Mutter”, meckerte Kai. Für einen Moment sahen sie sich schweigend an, dann brachen sie beide in Gelächter aus. 

“Ne, aber im Ernst”, sagte Jule, als er sich beruhigt hatte. “Bitte mach sowas nich mehr, okay?”

“War doch nur halb so schlimm”, brummte Kai.

“Nein, Kai. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.” Julian setzte sich wieder auf Kais Schoß und streichelte seinen Kopf. 

“Wenn du mir versprichst, dass du sowas in Zukunft ernst nimmst, küss ich dich auch wieder”, grinste er und näherte sich Kais Gesicht. 

“In Ordnung”, murmelte Kai gegen seine Lippen, bevor er sie wieder miteinander vereinte.  

“Jetzt musst du dich aber umziehen”, sagte Kai irgendwann zwischen ein paar Küssen. “Sonst schmeißt Nagelsmann dich gleich wieder raus, wenn wir schon zum ersten Training zu spät kommen.”

Kopfschüttelnd rutschte Jule von Kais Schoß. Als wäre er nicht derjenige gewesen, der ihn davon abgehalten hatte. 

 

Tatsächlich waren sie pünktlich am Bus, um zum Training zu fahren. 

“Es ist ja nicht mal nur, dass wir in getrennten Zimmern sind, nein, dein Zimmer ist ja auch noch ewig weit weg”, brachte Kai das Thema während dem Training wieder auf. 

“Mhm, es ist echt nervig, das wird so anstrengend”, stimmte Jule zu. 

“Das fuckt mich so ab, ey”, jammerte Kai.

“Was fuckt dich ab?”, mischte Nico sich ein. 

“Jules Zimmer ist zu weit weg.”

“Verstehe”, grinste Nico. “Also wenn du willst, können wir auch tauschen, Jule. Ich bin glaub nur zwei Zimmer weg von Kai”, schlug er dann vor. 

“Echt jetzt?”, fragte Jule. Nico nickte. 

“Danke, Mann.”

 

Der Großteil der Mannschaft war ziemlich kaputt vom Tag, weshalb die meisten nach dem Essen nicht mehr lange zusammen saßen. 

Auch Kai und Jule machten sich relativ schnell daran, gemeinsam mit Nico die Zimmer zu tauschen, bevor sie es sich in Kais Zimmer bequem machten.

Jule genoss das Gefühl von Kais Fingern in seinen Haaren, während er irgendwelche Formen auf Kais Brust malte und er hasste die Gewissheit, dass sie nicht einfach für immer so liegen bleiben konnten. 

“Ich bin so froh, dass du wieder dabei bist, Jule.”

“Wie oft willst du das noch sagen?”, lachte Jule. 

“So oft, bis ich das Gefühl hab es is rübergekommen”, erklärte Kai. 

“Ich bin auch froh”, sagte Jule, streckte sich ein Stück und drückte Kai einen Kuss auf den Kiefer. “Hätte auch Bock auf bisschen Urlaub gehabt, aber ganz ehrlich, ich glaub das hier tut mir auch auf mehreren Ebenen echt gut. Training heute hat auch viel mehr Spaß gemacht, als es im Moment meistens tut.”

Kai schmollte ihn an. 

“Was?”, fragte Jule. 

“Du wolltest lieber Urlaub als bei mir zu sein?”, schmollte Kai. Jule wusste, dass es nur gespielt war, trotzdem sagte er: “Falls es dich glücklich macht, du bist der Hauptgrund warum mir das hier so gut tut, du Idiot.”

“Tut es”, grinste Kai. 

Jule schüttelte leicht den Kopf. “Ich sollte echt aufhören, dein Ego zu pushen.”

Kai kommentierte die Sache nur mit einem Schnauben und konzentrierte sich wieder darauf, eine von Julians Haarsträhnen um seinen Finger zu wickeln.

“Mir macht’s aber auch viel mehr Spaß, wenn du dabei bist. Also nich, dass es sonst richtig scheiße ist, aber mit dir ist es einfach besser”, erzählte Kai. Jule schloss seine Augen und hörte ihm einfach zu. “Wenn du nicht spielen darfst, bin ich echt sauer”, redete er weiter. “Du hast das verdient und ich bin auch viel besser, wenn ich mit dir zusammen spiel. Ich hoff echt, das Trainerteam checkt das während dem Lehrgang. Stell dir mal vor, wir schießen sogar endlich mal wieder zusammen ein Tor, das wär so geil, Alter.”  

“Küsst du mich dann auch auf dem Platz?”, murmelte Jule. Er war sich nicht sicher, warum er es sagte, hatte sich eigentlich vorgenommen, das Thema nicht anzusprechen und es die letzten Wochen ignoriert, aber es schien ihn wohl doch genug zu stören, dass ihm der Kommentar rausrutschte.

“Was? Wie meinst du-? Willst du, dass ich-? Aber das- Wir können das nicht-”, stammelte Kai. 

“Wieso? Du bist doch comfortable genug mit deiner Sexualität, um deine Mitspieler zu küssen, oder nicht? Bei Arsenal geht’s doch auch”, brummte Jule. 

Kai setzte sich leicht auf. “Digga, was laberst du?”

“Jetzt tu doch nich so, Kai. Du weißt genau, was ich meine”, sagte Jule und sah seinen Freund abwartend an. 

“Nein weiß ich nicht? Ich hab niemanden geküsst”, verteidigte Kai sich.

“Doch, vielleicht nicht auf den Mund, aber geküsst hast du jemanden”, versuchte Jule, ihm auf die Sprünge zu helfen.

“Ohhhhh”, machte Kai dann. “Du meinst die Sache mit Bukayo letztens?”

Jule nickte und wich Kais Blick aus. Jetzt, wo Kai es so gesagt hatte, fühlte er sich irgendwie lächerlich dafür, es erwähnt zu haben. Eigentlich war das doch echt kein großes Ding.

“Bist du eifersüchtig? Auf Bukayo?”, fragte Kai und klang dabei ein wenig amüsiert. 

“Nein”, brummte Jule, der jetzt richtig anfing zu bereuen, dass er was gesagt hatte.

“Doch bist du”, zog Kai ihn auf unf lachte, als Jule nur ein Grummeln von sich gab. 

“Ey Jule, du musst doch nicht eifersüchtig sein. Nicht auf Bukayo und auch nicht auf sonst irgendwen.” Kai legte eine Hand an Jules Kinn und zwang ihn, ihn anzuschauen. “Ich will nur dich, glaubst du mir das?”, sagte er fest. 

Jule nickte, für einen Moment verlor er sich in Kais Augen, die voll von Ehrlichkeit waren. “Ich bin ja auch eigentlich gar nicht eifersüchtig, ich wusste selbst nicht, dass mich das so gestört hat und ich weiß auch nicht warum”, erklärte er dann. 

“Es war blöd von mir, das einfachso zu machen ohne zu wissen, ob das okay für dich ist. Nächstes Mal reden wir drüber”, sagte Kai. “Aber du kannst ruhig öfter eifersüchtig sein, das ist irgendwie süß.”

“Ach, halt die Klappe, Digga”, schnaubte Jule. 

“Wenn das alles nich so scheiße wär, würd ich dich übrigens sofort auf dem Platz küssen, aber für so einen Schritt bin ich noch nicht bereit und ehrlich gesagt weiß ich nich, ob ich das je bin”, erklärte Kai. 

“Kein Stress, Mann, ich auch nich”, bestätigte Jule. 

“Aber jetzt kann ich dich küssen, so viel ich will”, verkündete Kai grinsend und kam dem auch sofort nach. 

 

 

Das nervige Piepsen des Weckers riss Jule viel zu früh aus seinem Schlaf. Mit einem zufriedenen Brummen schaltete er den Wecker aus und kuschelte sich fester an Kais warmen Körper. 

“Jule, du musst aufstehen”, murmelte Kai verschlafen. 

“Mh mh”, machte Jule.

“Doch, du musst in dein Zimmer, bevor die anderen aufstehen”, sagte Kai und versuchte, Julian von sich wegzuschieben, der klammerte sich aber nur noch mehr an ihm fest und jammerte: “Aber draußen ist es kalt und du bist so schön warm und außerdem ist es viel zu früh.”

“Ich weiß, Jule. Ich würd auch lieber mit dir kuscheln”, meinte Kai.

“Dann kuschel doch mit mir”, schmollte Jule und versuchte, so viel wie möglich die Decke für sich zu beanspruchen. “Wieso haben wir überhaupt gesagt, dass wir bei dir schlafen? Wenn wir bei mir wären, hätte ich jetzt meinen Frieden”, quengelte Jule weiter. Als er am Vortag das Zimmer mit Nico getauscht hatte, hatte Julian eigentlich nur lieblos seine Sachen darin abgestellt, mit dem Wissen, dass er das Zimmer sowieso nicht richtig bewohnen würde, es eigentlich nur Show war. Den Grund, warum sie sich irgendwie automatisch für Kais Zimmer entschieden hatten, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. 

“Weil du”, begann Kai und beugte sich über Jule. “Lernen musst”, fuhr er fort und machte wieder eine Pause, um Julian einen Kuss zu geben. “Pünktlich zu sein”, beendete er grinsend. 

“Ey”, beschwerte sich Jule und drehte sie so, dass er jetzt über Kai lehnte. “Ich hab mir voll angewöhnt, früh aufzustehen, ja?”

“Beweis es”, forderte Kai ihn auf und schubste ihn sowohl von sich als auch vom Bett runter. 

“Junge”, meckerte Jule. “Das ist das zweite Mal in weniger als 24 Stunden, dass du sowas machst. Was soll das?”

“Sorry”, lachte Kai und auch Jule musste schmunzeln. Wenigstens war er jetzt wach. Schnell zog er sich ein paar Klamotten über und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. 

Überrascht zuckte er zusammen, als er auf dem Gang einer anderen Person begegnete. Dem Anderen, bei dem es sich um Jamal handelte, schien es genauso zu gehen. 

“Morgen”, sagte Jule. 

“Guten Morgen”, erwiderte Jamal. 

“Was machst du hier?”, wollte Jule wissen.

“Äh..Nichts”, antwortete Jamal wenig überzeugend. “Und du?”

“Auch nichts?”, meinte Jule mit wahrscheinlich genauso wenig Überzeugung. 

Jamal nickte. “Bis später”, sagte er und ging an Julian vorbei. 

“Bis später”, erwiderte Jule, verschwand in sein Zimmer und nahm sich vor, sich keine weiteren Gedanken über die seltsame Begegnung zu machen und stattdessen doch noch ein bisschen zu schlafen. 

 

Beim Abendessen setzten Jule und Kai sich an einen Tisch mit Pascal, Nico, Jona und Toni, direkt neben dem Tisch, an dem die Stuttgarter saßen. 

“Seid ihr eigentlich zusammengewachsen?”, fragte Maxi irgendwann. “Ich glaub ich hab, seit wir gestern angekommen sind, keinen von euch, auch nur eine Minute ohne den anderen gesehen.”

“Wir sehen uns halt nicht so oft”, verteidigte Kai sie, worauf Jona lachen musste. “Jungs, ihr wart schon so, als ihr noch bei Leverkusen wart und gefühlt zusammen gewohnt habt”, meinte er und sagte dann an Maxi gerichtet: “Hinterfrag einfach nichts. Alles was die machen ist irgendwie so ein Bravertz-Ding, man kommt nicht dahinter und irgendwann gibt man auf.”

“Das klingt ja, als wärt ihr sogar nerviger als Wusiala”, stellte Maxi amüsiert fest.

“Die sind ja nicht nur so schlimm, wenn die richtig zusammen sind, wenn man nur mit Jule in einer Mannschaft ist, ist das nicht viel besser”, mischte sich Nico ein und Pascal stimmte ihm zu. 

“Komm Digga jetzt übertreib nich”, meckerte Jule. 

Redete er wirklich so viel über Kai? Bestimmt nicht. 

Kai grinste Jule die ganze Zeit selbstgefällig von der Seite an, während Nico und Pascal sich darüber beschwerten, wie nervig Jule war, was Kai betraf. 

Als Toni dann erzählte, dass es mit Kai auch nicht besser gewesen war, war Jule derjenige, der seinen Freund angrinste. 

“Ihr klingt echt anstrengend, Leute. Wie so ein frisch verliebtes Päärchen”, meinte Maxi. 

“Sind sie auch, aber halt schon verliebt seit 2016”, scherzte Jonathan. Ein Witz, den er auch schon seit 2016 machte, ohne zu wissen, wie viel Wahrheit eigentlich dahinter steckte.

“Jungs, ein paar von uns wollen noch ein bisschen raus gehen, will einer von euch mit?”, unterbrach Joshua ihr Gespräch. 

Julian blickte fragend zu Kai, der den Kopf schüttelte. “Wir nicht, danke”, antwortete Jule dann und hörte wie Jona leise zu Maxi sagte: “Siehst du, die gibt's nur im Doppelpack, aber man gewöhnt sich dran.”

Jule musste schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass die beiden weder wussten, dass sie sich sogar heimlich ein Bett teilten, noch, dass Kai während des gesamten Gesprächs seine Hand unter dem Tisch auf Jules Bein gelegt hatte. 

 

 

Diesmal wurde Jule nicht von dem nervigen Piepsen geweckt, sondern von einem lauten Klopfen an der Tür. 

Verschlafen rollte er sich aus dem Bett, zog sich den nächstbesten Hoodie über und trottete zur Tür. Als er sie öffnete, wurde er von Jonathans überraschtem Gesicht begrüßt. 

“Jule?”, fragte er. “Ich wollte eigentlich zu Kai.” Plötzlich war Jule hellwach. Scheiße. Er hatte in seinem Halbschlaf komplett vergessen, dass er in Kais Zimmer war.

“Du hast dich im Zimmer vertan”, versuchte Jule sich zu retten, dabei hatte er die Rechnung an der nicht mit Kai gemacht, der ein müdes “Jule? Gehst du schon?” aus dem Zimmer rief. 

“Okay, hätt ich mir auch denken können”, schmunzelte Jona. “Willst du das erklären?”, fragte er.

“Wenn du mir erklärst, was du so früh von Kai willst”, sagte Jule. 

“Dann nicht”, grinste Jona und verabschiedete sich von ihm.

“Was war?”, fragte Kai, als Jule wieder zu ihm ins Bett kletterte.

“Jona wollte zu dir.”

“Oh”, machte Kai. “Glaubst du, er ahnt was?”

“Digga, der hat schon viel offensichtlichere Sachen mitbekommen, der labert doch schon seit Leverkusen von Bravertz”, meinte Jule. “Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass er ernsthaft glaubt, dass wir zusammen sind. So wie er immer redet, klingt das eher, als ob er's einfach witzig findet. Nico hingegen ahnt safe was.”

Kai kuschelte sich an ihn. “Wollen wir nich einfach drauf scheißen? So im Team”, murmelte er. 

Seufzend strich Julian Kai durch die Haare. “Ich finds echt schön, dass du an nem Punkt bist wo du das machen würdest, aber ich glaub das ist keine gute Idee. Wir haben hier Leute, die da sicher nicht positiv drauf reagieren würden.”

Kais Antwort war ein Grummeln. “Wenn du willst, können wir's ein paar Leuten sagen, denen wir vertrauen”, schlug Jule vor.

“Mhm, ich glaub das ist gut”, nickte Kai und lächelte Jule an.  

Gerade als Jule sich zu Kai beugen wollte, um ihn zu küssen, begann der Wecker zu piepen. 

“Diggaaaaaa.”

 

Nach der morgendlichen Trainingseinheit war es Zeit für Medienarbeit, und natürlich sollten Jule und Kai zusammen etwas aufnehmen. Jule war gespannt darauf, was sich das Medienteam diesmal für sie ausgedacht hatte und Kai wirkte auch, als ob er sich darauf freute. 

“Wenn die Videos raus sind, schickt Loreen mir bestimmt wieder lauter TikToks”, seufzte Jule und rollte mit den Augen. “Dass ich wegen der überhaupt TikTok hab, Digga.” 

Kai lachte. “Ich finde ihr beiden solltet euch mir mehr Dankbarkeit dafür zeigen, dass ich dafür gesorgt hab, dass ihr Freunde werdet.”

“Du wolltest uns verkuppeln, Kai”, erinnerte Jule seinen Freund. 

“Hat ja zum Glück nicht funktioniert”, grinste Kai und Jule boxte ihn leicht mit seinem Ellbogen, bevor sie den Raum betraten, in dem sie drehen sollten.

 

“Best Friend Test, Digga”, lachte Jule, nach dem Dreh auf dem Weg zurück in ihr (Kais) Zimmer. Vor ein paar Monaten hätte das noch Gefühle in ihm aufgewühlt, über die er am liebsten nicht nachdenken wollte, aber jetzt fand er es einfach nur unfassbar lustig, dass man sie einen ‘Best-Friends-Test’ machen ließ, wenn sie in Wahrheit so viel mehr waren. Kai musste auch ein bisschen lachen, sah aber lange nicht so amüsiert aus wie Julian. 

“Alles okay?” Jule stieß seinen Freund sanft mit der Schulter an. 

“Magst du das pinke Trikot lieber?”, fragte Kai aus dem Nichts.

Jule zuckte mit den Schultern, wusste nicht worauf Kai hinaus wollte und antwortete einfach: “Ich find eigentlich beide cool, aber seit Loreen mich drauf aufmerksam gemacht hat, dass das pinke aussieht wie die Bi-Flagge, hat sie mich überzeugt, dass das besser ist. Die wird irgendwen umbringen, wenn sie erfährt, dass wir beide Spiele in weiß spielen.” Vielleicht sollte er die Person, die das entschieden hat, ausfindig machen und vorwarnen. 

“Warum fragst du?”, hakte er dann nach. 

Kai zögerte. “Es kann nicht sein, dass wir so wenig übereinander wissen”, sagte er dann. 

Ah. Das war es also. 

“Och Kai”, seufzte Jule. 

“Was? Stimmt doch, wir haben total verkackt.”

“Du übertreibst, so sehr verkackt haben wir gar nicht und außerdem ist das doch nur ein doofes Spiel. Das soll witzig sein”, versuchte Jule, Kai aufzumuntern.

“War auch witzig, aber trotzdem”, grummelte der. 

“Nichts ‘trotzdem’, Kai. Die Fragen, die die gestellt haben, sagen doch gar nichts über unsere Beziehung aus”, versuchte Jule es nochmal. “Wir wissen ganz andere Dinge übereinander, die viel wichtiger sind”, fügte er hinzu, griff nach Kais Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. 

Kai schien sich daraufhin tatsächlich zu entspannen und Jule drückte seine Hand vorsichtig, hoffte einfach, dass Kai verstand. 

 

“Dein Weihnachtsgeschenk hast du dir übrigens heute verspielt”, meinte Jule, als sie ihr Zimmer erreichten.

“Was?”

“Wenn du der Meinung bist, dass ich nur nehme und nicht gebe, bekommst du auch nix”, erklärte Jule gespielt beleidigt. 

“Da hast du aber Glück, dass ich so großzügig bin, du bekommst trotzdem was”, sagte Kai, während er die Tür öffnete. 

“Wow, wie selbstlos, Herr Havertz”, lachte Jule und folgte ihm ins Hotelzimmer. 

“So bin ich eben”, grinste Kai, zog Jule an sich und küsste ihn.

 

Abends einfach nur mit Kai im Bett zu liegen, seine Nähe zu genießen, war vielleicht Julians neue Lieblingsbeschäftigung. Wobei, eigentlich war es das schon seit Jahren nur mit dem Unterschied, dass es jetzt in Ordnung war, dass es jetzt seine Lieblingsbeschäftigung sein durfte. 

“Deine Hand ist trocken”, stellte Kai fest, während er mit Jules Fingern spielte. 

“Mhm”, machte Jule. “Ist kalt geworden, vielleicht sollte ich Vincent nach ner Creme fragen.”

Darauf reagierte Kai nur mit einem Brummen. Ein Brummen von dem Jule genau wusste, was es zu bedeuten hatte. 

“Kai, Vincent und ich sind Freunde”, erinnerte er seinen Freund. 

“Ich hab doch gar nix gesagt.”

“Du hast es aber gedacht”, sagte Jule und gab Kai einen Kuss auf den Kopf. “Wenn ich nicht eifersüchtig auf deine Teamkollegen sein muss, dann musst du auch nicht eifersüchtig auf Vincent sein.”

“Das ist was anderes”, schmollte Kai. “Ich war ja nie mit denen zusammen.”

“Mit Soph schon und auf die bin ich auch nicht eifersüchtig”, erklärte Jule. 

“Die hat ne Freundin”, argumentierte Kai.

“Und Vincent trifft sich auch mit Typen”, entgegnete Jule. Langsam wurde die Diskussion ermüdend.

“Ja okay, aber -”, begann Kai trotzig. 

“Kai”, unterbrach Jule ihn und Kai sah ihn fragend an. “Ich liebe dich”, versuchte er, Kai klarzumachen, sah ihm dabei fest in die Augen. 

“Ich weiß, tut mir leid”, entschuldigte Kai sich seufzend. “Es ist nur, ach egal...”

“Ne, Kai, sag”, forderte Jule ihn auf.

Kai zögerte einen Moment, bevor er schließlich erzählte: “Als du mit Vincent zusammen warst, warst du so offen mit deiner Sexualität und so, du hast richtig gestrahlt, das war so schön und ich will dir das auch geben, aber ich kann nicht. Ich würde selber so gerne der ganzen Welt von uns erzählen, weil ich immer noch nicht richtig glauben kann, dass ich endlich hab, was ich mir so lange nicht mal erlaubt hab zu wollen. Manchmal würd ich sogar fast meinen Impulsen nachgeben und dich einfach so küssen, aber wenn ich dann an die Konsequenzen denk, bekomm ich wieder Panik. Ich will nicht, dass wir uns verstecken müssen, ich will, dass wir's einfach Leuten erzählen können, so wie du so easy Leon von Vincent erzählt hast. Ich will das alles, aber ich kann’s doch noch nich.”

Vorsicht streichelte Jule über Kais Arm. “Darüber musst du dir doch keine Sorgen machen, Kai. Ich bin dafür doch selber nicht bereit, das hab ich dir doch schon gesagt. Ja, mit Vincent war es was das betrifft echt leicht, aber da hab ich mich auch nur bei Leuten geoutet denen ich vertraue und wir haben ja heute Morgen gesagt, dass wir das machen wollen. Das reicht mir vollkommen, glaubst du mir das?”

Kai nickte langsam und Jule lächelte ihn aufmunternd an. “Vielleicht sind wir irgendwann bereit, vielleicht nicht, aber so lange können wir uns ja erstmal überlegen, wem wir's jetzt sagen wollen.”

“Mhm”, machte Kai.

“Also, Nico und Jona?”, schlug Jule vor. 

“Find ich gut”, stimmte Kai zu. “Und ich würd’s noch gern Jo sagen.”

“Gute Idee”, lächelte Jule und hörte den ganzen Abend nicht auf Kai so liebevoll wie möglich zu berühren, um ihm irgendwie zu vermitteln, dass er da war und nicht vorhatte zu gehen, um ihm irgendwie zumindest einen Teil seiner Sorgen zu nehmen. 

 

 

Ihr letzter richtiger Tag in Frankfurt war eigentlich ziemlich unspektakulär. Das Training lief ganz gut und den Abend verbrachte ein Großteil der Mannschaft im Aufenthaltsraum. 

Nach einer intensiven Runde UNO verkündete Jule, dass er eine Pause brauchte und warf sich auf ein Sofa, von dem aus er Kai beobachtete, welcher sich gerade in einem scheinbar sehr aufregenden Tischkicker-Duell mit Rob befand. 

Jule war so fokussiert auf seinen Freund, dass er erst bemerkte, dass Nico sich neben ihn gesetzt hatte, als er ihn ansprach. 

“Hast du Bock auf Mario Kart oder ist Kai interessanter?”

“Was?”, fragte Jule ein wenig perplex. 

Nico zuckte mit den Schultern. “Weiß nicht, vielleicht wollt ihr ja gleich in euer Zimmer, wenn Kai fertig ist?”

Es dauerte einen Moment bis Jule die Anspielung bemerkte. Es dauerte einen weiteren Moment, bis Jule sich entschieden hatte, wie er damit umgehen wollte. 

Sie hatten beschlossen, es Nico zu sagen und vielleicht war das hier der Richtige Zeitpunkt dafür. Also entschied er sich dafür, sich einfach darauf einzulassen und sagte gleichgültig: “Wer weiß wie lange der noch braucht und wenn er ins Bett will, kann er bestimmt auch ein bisschen auf mich warten, also ich wär dabei.”

Die Überraschung in Nicos Gesicht war nicht zu übersehen, wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass Jule die Sache so locker zugab. 

“Also hab ich recht?”, fragte er.

Jule nickte. “Seit wann weißt du's?”

“Vermutet hab ich's spätestens im September, als du beim Spiel aufgetaucht bist und mit Kai verschwunden bist. So wirklich dran glauben tu ich, seit wir am Montag hier angekommen sind”, erklärte Nico. 

“So offensichtlich?”, wollte Jule wissen. Ihm war klar, dass sie nicht allzu subtil waren, aber das waren sie noch nie gewesen, auch nicht als sie nur Freunde waren, deshalb hatte er eigentlich nicht gedacht, dass ihr Verhalten sonderlich auffällig war. 

“Ich sag’s mal so, eure Begrüßung war sehr…besonders. Nicht, dass das bei euch nicht schon immer so gewesen wär, aber irgendwas war anders, dann hab ich euch die Tage ein bisschen im Auge behalten und eins und eins zusammengezählt.”

“Verstehe”, nickte Jule. Vielleicht sollten sie doch ein bisschen vorsichtiger sein, bevor noch mehr Leute Schlüsse zogen wie Nico. Gerade als Jule den Gedanken beendet hatte, warf Kai sich ohne Vorwarnung halb auf ihn. 

“Ich hab gewonnen, Jule! Es war aber knapp”, verkündete er. 

“Krass, Havy. Hab das Ende leider nicht gesehen, Nico hat mich abgelenkt”, gab Jule zu.

“Tschuldigung”, sagte Nico und schaute grinsend zwischen ihnen hin und her. “Ihr seid also so richtig…?”, fragte er, leiser als sie sowieso schon sprachen.

“Zusammen? Ja”, bestätigte Jule und nahm Kais Hand. “Ich hab's ihm gesagt, ich hoff das war okay”, wendete er sich an Kai.  

Kai nickte und drückte bestätigend Jules Hand. 

“Cool. Freut mich für euch”, sagte Nico ehrlich. “Irgendwann musst du mir mal die ganze Geschichte erzählen, Jule.”

Jule lachte. “Wenn du Zeit mitbringst.”

“Das klingt ja spannend”, meinte Nico. “Naja, Mario Kart?”, fragte er dann.

Daraufhin beugte Kai sich zu Jules Ohr und flüsterte: “Eigentlich wollte ich fragen, ob wir ins Bett wollen.”

“Eine Runde noch, okay?”, schlug Jule vor. 

“Willst du auch mitspielen, Kai?”, wollte Nico wissen. Da ließ Kai sich nicht zweimal fragen, rutschte von Jule und schnappte sich schnell einen JoyCon.

 

 

“Ich würds gern heute Jo sagen”, flüsterte Kai, als sie im Bus nach Freiburg saßen. Er hatte seinen Kopf auf Jules Schulter gelegt und den Blick mit auf Jules Manga gerichtet, wobei Jule sich sicher war, dass er nicht wirklich die Story mit verfolgte, sondern sich lediglich ein paar der Bilder anschaute, die ihm ins Auge sprangen. Zwischenzeitlich hatte er jedoch mal “Welchen von denen magst du jetzt am liebsten?” gefragt. 

“Echt, heute noch?”, fragte Julian.

“Mhm, ich fänds so als Kapitän irgendwie ganz gut, wenn er’s vor dem Spiel weiß.”

“Okay, machen wir so”, stimmte Jule zu. Er konnte Kais Gedankengang nachvollziehen, auch wenn er sich sicher war, dass er wahrscheinlich sowieso nicht spielen würde. Das Training die letzten Tage war zwar ganz gut gewesen, aber im Vergleich zu anderen war er nicht richtig in das Team eingespielt, also gab es keinen wirklichen Grund ihn spielen zu lassen. Gut sein reicht nicht, das war schon immer das Problem gewesen. Höchstens eine späte Einwechslung würde er erwarten, aber dann würde er wahrscheinlich auch nicht mit Kai zusammen spielen, so sehr sie sich das auch wünschten. 

Es gab eben bestimmte Themen, bei denen auch Jules Optimismus, mit dem er normalerweise versuchte durchs Leben zu gehen, sein Ende fand.

Bevor er weiter in einem Gedankenstrudel versinken konnte, widmete Jule sich wieder seinem Manga. 

 

Als sie aus dem Bus ausstiegen fingen sie Jo kurz ab und fragten ihn ob sie später mal mit ihm reden könnten, wenn er Zeit hatte. Danach gingen sie ihre Sachen auf ihre Zimmer bringen, die diesmal zum Glück nebeneinander lagen und mussten dann auch direkt los zum Training. 

 

Irgendwann nach dem Abendessen kam Joshua auf sie zu. “Ich hätte dann kurz, wenn ihr reden wollt.”

Sie gingen zu dritt in einen leeren Raum und auch wenn Jule sich mittlerweile gar nicht so selten geoutet hatte, war so ein geplantes Gespräch doch irgendwie unangenehm. 

“Gibt es irgendein Problem im Team oder worum geht's?”, fragte Jo, während er die Tür hinter sich schloss. 

“Wir wollten dir eigentlich nur erzählen, dass…” Jule räusperte sich und nahm Kais Hand. “Dass wir zusammen sind.”

“Wow, äh, damit hab ich nicht gerechnet”, war Jos Reaktion und Jule wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Kai schien es ähnlich zu gehen. Jule spürte, wie er sich anspannte und drückte seine Hand fester. 

“Ist das ein Problem?”, fragte Jule.

“Nein, absolut nicht, ihr habt meine Unterstützung”, versicherte Jo ihnen und Kai entspannte sich wieder etwas. 

“Wer weiß davon?”, wollte er dann wissen. 

“Nur meine Familie, unsere engsten Freunde und ein paar Leute bei mir im Team”, erzählte Jule. “Also hier weiß es nur Nico und wir wollten es noch Jona erzählen.”

“Verstehe”, nickte Jo. “Also versteht mich nicht falsch, aber denke es ist besser, wenn ihr das nicht an die große Glocke hängt. Nicht dass es dann in der Mannschaft irgendwelche Unruhen gibt und sollte die Öffentlichkeit davon erfahren, wird wieder so viel Aufmerksamkeit auf das Politische gelenkt, das wär sicher auch nicht gut.”

“Jo”, meldete Kai sich schließlich zu Wort. “Wir hatten nicht vor, das sonst noch groß jemandem zu erzählen. Glaub mir, wir sind uns mehr als bewusst, was die Risiken und Konsequenzen sind.”

In Kais Tonfall lag etwas, das Jule nicht ganz definieren konnte, aber er war definitiv unruhig und Jule strich sanft mit seinem Daumen über seine Hand, versuchte ihm irgendwie zu zeigen, dass er da war. 

“Ja, das kann ich mir denken”, sagte Jo ruhig. “Aber falls euch doch irgendwer, der davon weiß, dumm kommt, könnt ihr mir das sagen, ich werd mich drum kümmern.”

“Digga, das klingt, als würdest du wen umbringen”, lachte Jule.

“Nicht ganz, aber es wird hier sicher niemand diskriminiert”, meinte Jo. 

“Danke”, sagte Kai.

“Vielleicht hätten wir doch Wetten abschließen sollen, ob ihr was miteinander habt”, sagte Jo dann lachend, bevor sie zurück zu den anderen gingen. 

 

 

Jule schaffte es nicht in die Startaufstellung. Natürlich nicht, damit hatte er gerechnet. Kai schien das ganze mehr zu stören als Jule selbst, er grummelte ein paar Mal irgendwas vor sich hin, von wegen, dass Jule nicht wertgeschätzt würde, aber Jule hörte gar nicht richtig hin, musste nur über seinen Freund schmunzeln. Am liebsten hätte er Kais Hand genommen, sich irgendwie an ihn gelehnt, aber nach dem Gespräch mit Jo gestern hielt er sich lieber ein bisschen zurück. Stattdessen rutschte er nur ein Stück näher an Kai heran, sodass sich ihre Knie berührten und hoffte, dass er die Geste bemerkte. 

 

Eigentlich störte es Jule auch gar nicht, dass er das gesamte Spiel auf der Bank verbrachte, immerhin hatte er ja sowieso eine Pause gewollt und wenn er dabei auch noch 90 Minuten lang Kai zuschauen konnte, würde er sich nicht beschweren, auch wenn es trotzdem ein bisschen an ihm nagte, dass er trotz des sicheren Siegs nicht mal für ein paar Minuten eingewechselt wurde. 

Nach dem Spiel ging Jule sofort zu Kai und wich nicht mehr von seiner Seite. Er wollte Kai so nah wie möglich sein, nachdem er ihm die ganze Zeit nur zuschauen sollte und bei dem Gedanken fragte er sich, wie sie das nach der Länderspielpause nur aushalten sollten. Trotzdem hielt er weiterhin genügend Abstand, er hatte sich fest vorgenommen, subtiler zu sein, nach Jos Worten und Kais Reaktion darauf. Sie mussten sich zurückhalten, wenn sie nicht wollten, dass sofort jeder Bescheid wusste und Jule wusste, wie schwierig der Gedanke, dass es irgendwie rauskam, für Kai war. 

Als sie sich bei den Fans bedankten, ging Julian ein paar Schritte hinter Kai, bis Kai sich umdrehte und ihm seinen Arm entgegen streckte. Er nahm die Hand aus seiner Jackentasche und gab sie Kai, der ihre Finger miteinander verschränkte. 

Es war nicht viel, war eine unscheinbare Geste, aber Jule wusste sie wertzuschätzen. 

Lächelnd schaute er zu Kai.

Vielleicht war das hier, sich an den Händen zu halten, wenn es alle anderen auch taten, seinen Arm flüchtig um den anderen zu legen, sich zu umarmen, wie man das unter Mannschaftskollegen so machte, das einzige, das sie im Moment haben konnten. 

Aber das war in Ordnung. 

Für den Moment war es genug.

Weil Julian wusste, was es bedeutete.

Weil sie beide wussten, was es bedeutete, was sie waren. 

 

“Und? Was hast du heute noch für Pläne?”, fragte Kai, während sie durch die Flure des Stadions liefen. 

“Hmm, ich wollte heute eigentlich noch jemand für sein Tor belohnen”, grinste Jule. 

“Echt? Wen denn? Gab da ja einige”, meinte Kai amüsiert. 

“Also ich hatte ja Havertz überlegt, was hältst du davon?”, sagte Jule. 

“Gute Idee”, nickte Kai. “Hab gehört, er hat das Tor für dich geschossen.” 

Und so kitschig das war, musste Jule ehrlich lächeln, als er Kai mit seiner Schulter anstieß. 

 

In Freiburg hatten sie das Glück, dass ihre Zimmer tatsächlich nebeneinander waren. Jule hatte sich bei ihrer Ankunft nicht mal die Mühe gemacht, alibimäßig sein Zimmer zu beziehen, sondern hatte seine Sachen direkt mit in Kais Zimmer genommen. 

Als Kai aus dem Bad kam, warf er sich zu Jule aufs Bett, beugte sich über ihn und küsste ihn. Jetzt merkte Jule nochmal richtig, wie sehr er das den ganzen Tag vermisst hatte. Er legte seine Arme um Kais Hals und ließ sich in den Kuss fallen. 

Irgendwann zupfte Kai auffordernd an Jules Shirt und Jule löste sich aus dem Kuss, damit er es ihm ausziehen konnte. Dann verhakte er seine Finger in Kais Haaren, während der seinen Hals und seine Schulter küsste. Als Kai damit beschäftigt war, leicht an einer Stelle an Jules Schulter zu saugen, fiel Jule plötzlich wieder ein, was eigentlich sein Plan gewesen war. Mit einer schnellen Bewegung drehte er sie um, sodass er über Kai gebeugt war, der ihn fragend ansah. 

“Du hast heute gespielt, jetzt entspannst du dich und lässt mich machen”, erklärte er. 

“Okay”, sagte Kai grinsend, bevor Jule ihn wieder küsste. 

 

 

“Digga, Kai. Wie alt bist du eigentlich? Vierzehn?”, rief Jule genervt aus dem Bad zu Kai ins Zimmer, während er den roten Fleck auf seiner Schulter im Spiegel betrachtete. Das konnte nicht Kais Ernst sein. 

„Was?“, murmelte Kai verschlafen und erschien in der Badezimmertür.

„Was soll das?“, fragte Jule und gestikulierte wild in Richtung seines Spiegelbilds. 

„Oh“, machte Kai.

„Ja, oh. Junge, du kannst mir doch nicht einfach nen Knutschfleck machen wie so ein Teenager“, meckerte Jule.

Kai schmunzelte leicht. „Ich hab doch gar nichts gemacht“, verteidigte er sich.

„Ach ja? Und wer war das dann?“, schnaubte Jule.

„Ja schon ich, aber ich hab doch echt nicht doll gemacht, ist nicht meine Schuld, dass du so empfindliche Haut hast.“

Jule rollte mit den Augen. „Also ist das jetzt meine Schuld oder was?“

Auf einmal löste sich Kai vom Türrahmen, ging ein paar Schritte auf Jule zu und legte seine Arme von hinten um ihn. Jule verschränkte seine Arme vor der Brust.

“Wir können ja ausprobieren, ob's an mir oder an deiner Haut lag”, flüsterte Kai und hauchte ein paar Küsse auf Jules andere Schulter. 

So sehr Julian sich auch vorgenommen hatte, jetzt pissig auf Kai zu sein, sobald Kais Lippen seine Haut berührten und dieses angenehme Kribbeln durch seinen Körper schickten, war alle Mühe vergebens. Seufzend lehnte er sich seinem Freund entgegen und konnte spüren, wie dieser gegen seine Schulter schmunzelte. 

“Das ist nicht lustig”, beschwerte Jule sich, konnte sich sein eigenes Schmunzeln aber auch nicht verkneifen. 

“Doch, schon”, meinte Kai.

“Warum bist du überhaupt so entspannt?”, stellte Jule die Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. 

Kai zuckte mit den Schultern. “Warum bist du’s nicht? Sieht an der Stelle doch keiner”, meinte er.

“In der Kabine? Beim Duschen?”, merkte Jule an. 

“Dusch halt als letztes”, schlug Kai vor und drückte Julian einen Kuss auf die Wange, bevor er das Badezimmer verließ. 

Jule betrachtete sich nochmal im Spiegel. Eigentlich hatte Kai recht. Warum machte er sich überhaupt so einen Kopf deswegen? 

 

Wie geplant ging Jule nach dem morgendlichen Training als letztes Duschen, erst als fast die ganze restliche Mannschaft schon aus der Kabine verschwunden war. Glücklicherweise hatten die sich auch alle beeilt, weil sie den versprochenen Besuch im Europa Park nicht erwarten konnten. Kai wartete in der Kabine auf Jule und unter der Dusche kam Jule der Gedanke, dass er auch einfach im Hotel hätte duschen können. 

Gerade wollte er Kai davon erzählen, als er aus der Dusche kam, da sah er Jonathan, der sich mit Kai unterhielt. 

Einen Moment überlegte Jule, ein paar Schritte rückwärts zu machen und zu warten, bis Jona weg war, entschied sich dann aber dagegen, es war ja nur Jona, sie wollten Jona sowieso davon erzählen.

“Wo kommst du denn jetzt her?”, fragte Jule, als er in die Kabine trat.

“Schuhe vergessen”, antwortete Jona und wedelte mit seinen Fußballschuhen. 

Julian konnte den genauen Moment erkennen, als Jona den Knutschfleck bemerkte, konnte genau sehen, wie er überlegte, ob er ihn kommentieren sollte, bevor er sagte: “Wilde Nacht gehabt? Hätte ich gar nicht von Kai erwartet.” 

Unauffällig warf Jule Kai einen fragenden Blick zu, um sich zu versichern, ob es für Kai okay war, wenn er darauf einging. Kai bestätigte mit einem kurzen Nicken.

“Er behauptet ja, er hätte gar nichts gemacht und meine Haut wäre nur zu empfindlich”, meinte Jule kopfschüttelnd, während er begann, sich anzuziehen. 

Jona lachte. “Aber jetzt mal im Ernst, den hattest du doch gestern noch nicht, ist das ehrlich ein Knutschfleck? Mit wem hast du dich denn heute Nacht noch rumgetrieben?”, fragte Jona neugierig. Es amüsierte Jule, dass er wohl immer noch keine Ahnung hatte, dass sein Witz eigentlich gar kein Witz war. 

“Mit Kai”, sagte Jule, zuckte mit den Schultern und wuschelte sich mit einem Handtuch durch die nassen Haare. 

“Komm Jule, jetzt sag schon”, jammerte Jona, dann wandte er sich an Kai: “Du musst doch wissen, was der so treibt, oder?”

“Er hat’s dir doch schon gesagt”, meinte Kai, der aussah, als wäre er ebenso amüsiert wie Jule.

Verwirrt schaute Jonathan zwischen ihnen hin und her. 

Scheinbar kapierte er es von selbst nicht, also musste Jule es ihm wohl ganz klar sagen. 

“Digga, der Knutschfleck ist von Kai”, klarifizierte er und zog sich seinen Pullover über den Kopf. 

“Im Ernst jetzt? Ihr verarscht mich doch?”, sagte Jona skeptisch. 

“Nein.” Kai legte einen Arm um Jule. 

Jetzt machte Jona richtig große Augen. “Krass”, war das einzige, das er für den Moment hervorbrachte. 

Jule lehnte sich lachend gegen Kai.

“Wie lang seid ihr schon..?”, wollte Jona wissen. 

“So richtig seit September, aber wir hatten auch 2018 schon mal was”, antwortete Jule mit der Kurzfassung. 

“Krass, einfach krass”, wiederholte Jona. “Ich hab die ganze Zeit Witze drüber gemacht und ich hatte einfach recht?”

“Joa”, lachte Jule und Kai drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. 

 

Den Tag im Freizeitpark verbrachten sie im Vergleich zum Rest entspannt. Jule hatte keine Lust auf Achterbahnen, das wusste er seit Japan. Er hatte erstmal genug von sowas, hatte beschlossen, dass er einfach zu alt dafür war und ignorierte dabei, dass ältere Teammitglieder ihren Spaß hatten. 

Kai wollte zwar bei ein paar Attraktionen mitfahren, gab sich aber sonst damit zufrieden, mit Julian durch den Park zu schlendern, bis sie sich zur abgemachten Uhrzeit wieder auf den Weg zum Treffpunkt machten. 

 

 

Die Hoffnung, die sich in Jule ausbreitete, als ihnen verkündet wurde, dass sie in Budapest Doppelzimmer hatten, verflog schnell, denn die Informationen wurde damit ergänzt, dass sie sich die Zimmer mit jemandem Teilen sollten, mit dem sie sonst nicht so viel zu tun haben. Also hieß das für Julian weder ein Zimmer mit Kai noch mit Pascal oder Nico. Stattdessen war es Chris, mit dem er durch die Tür des Hotelzimmers trat. 

Da hatten sie schon nur noch zwei Tage miteinander und jetzt konnte Jule nicht mal die Nacht mit Kai verbringen. 

Wäre einer von ihnen zumindest mit Jo, Nico oder Jona im Zimmer, hätte man ja mit denen irgendwas abmachen können, aber nein. Weder Chris, noch Robin Gosens, der mit Kai im Zimmer war, kannten sie gut genug, um ihnen so ohne weiteres ihre Beziehung anzuvertrauen. 

Damit mussten sie jetzt wohl leben. 

Wenn sie schon nicht zusammen schlafen konnten, versuchten sie wenigstens beim Training so viel wie möglich zusammen zu machen und auch danach zogen sie sich zu zweit zurück, nachdem sie noch eine Weile mit Pascal gequatscht hatten. 

“Das ist unfair”, schmollte Kai zwischen ein paar Küssen. Sie hatten sich einen einsamen Raum irgendwo im Hotel gesucht, um ungestört zu sein. 

“Können wir jetzt auch nix gegen machen”, meinte Jule und strich mit seinem Daumen über die Haare in Kais Nacken, der hörte trotzdem nicht auf zu schmollen, auch wenn er es zu genießen schien. “Lass uns einfach die ganze Nacht hierbleiben”, schlug er dann vor. 

Jule musste schmunzeln. “So verlockend das ist, Havy, wir haben morgen ein Spiel.” 

Bevor Kai weiter schmollen konnte, zog Jule ihn mit der Hand in seinem Nacken wieder zu sich, um ihn zu küssen. 

“Ich glaub du spielst morgen”, wechselte Kai dann das Thema.

“Meinst du?”

Kai nickte entschlossen. “Wir haben nichts mehr zu verlieren, also kann Julian rumprobieren mit Rotation und du warst echt gut im Training, du hast das verdient.”

“Wenn du meinst”, lächelte Jule. “Aber dann will ich zumindest mit dir zusammen auf dem Platz stehen.”

 

 

Entgegen seinen Erwartungen war Jule tatsächlich in der Startaufstellung. Kai schien sich darüber mehr zu freuen als Julian selbst. “Das ist so geil, Mann. Das ist deine Chance!”, erklärte er ihm immer wieder. Und Jule war das bewusst, er wusste, wie wichtig dieses Spiel für ihn war, was es für seinen Platz in der Nationalmannschaft bedeutete. 

Mit dem Platz in der Startaufstellung war die Leichtigkeit, mit der er durch diese Länderspielpause gegangen war, verflogen. 

Die ganze Zeit hatte er das hier mehr als eine gute Zeit mit Kai und ein paar Kollegen, die man sonst nicht so oft sieht, angesehen als irgendwas anderes, aber jetzt ging es auf einmal um etwas. 

Auf einmal war der Druck da. 

 

Und vielleicht war genau dieser Druck das Problem, vielleicht war es das, was ihn blockierte, denn als er in der 61. Minute, kurz nach seinem Abseitstor, ausgerechnet gegen Kai, ausgewechselt wurde, war Julian alles andere als zufrieden mit sich. 

“Gut gemacht”, sagte Kai als sie sich abklatschten. Jule wusste, dass er das nur so sagte, dass er es nicht wirklich gut gemacht hatte, es eigentlich besser konnte. Trotzdem schenkte er seinem Freund ein Lächeln, bevor der aufs Spielfeld rannte. 

Als er das restliche Spiel von der Bank aus verfolgte, wurde es ihm dann erst so richtig klar. Kai hatte Recht gehabt, das war seine Chance gewesen und er hatte sie verspielt. 

Das war's dann wohl. 

 

“Alles okay? Du bist so still”, merkte Kai auf dem Weg ins Hotel an. 

Jule zuckte nur mit den Schultern. “Passt schon”, meinte er, hoffte, dass Kai sich damit zufrieden geben würde. Das Spiel war ermüdend gewesen, darüber nachzudenken, war ermüdend und eigentlich wollte Jule einfach nur noch ins Bett, auch wenn sich das mit dem Schlafen vielleicht schwierig gestalten würde. Er hatte keine Lust, jetzt darüber zu reden. Kai hingegen schien das Thema vorerst nicht ruhen lassen zu wollen. “Komm schon, so scheiße war es doch echt nich. Klar, du hattest schon bessere Spiele, aber gut warst du trotzdem, wenn man das Spiel richtig angeschaut hat, hat man doch gesehen, wie viel du reingesteckt hast”, sagte er überzeugt. Das hatte er tatsächlich, aber es hatte trotzdem einfach nicht funktioniert. Viel zu oft hatte er unnötig den Ball verloren, viel zu oft hatte er einmal eine kleine falsche Entscheidung getroffen, die er sofort bereut hatte. Mit einer Mannschaft zu spielen, die so noch nie zusammen gespielt hatte, auch kaum zusammen trainiert hatte, hatte die Sache auch wirklich nicht leichter gemacht, aber das war auch keine Ausrede, das wusste Julian selbst. 

“Ich will grade echt nicht drüber reden, sorry, Kai", sagte Jule schnell, als Kai zum Weitersprechen ansetzte. Er gab sich Mühe so neutral wie möglich zu klingen, immerhin war er nicht sauer auf Kai, er ärgerte sich ja nur über sich selbst und außerdem hatte er ziemlich wenig Lust heute auch noch mit Kai zu streiten, ganz besonders nicht weil es ihr letzter Tag war. Trotzdem hörte sich Kais “Okay”, eingeschnappt an, als er sich seinem Handy zuwandte und bis zu ihrer Ankunft im Hotel auch nichts mehr zu Jule sagte.    

Eine Umarmung und ein knappes “Schlaf gut, bis morgen”, war dann auch das einzige, das von Kai kam, bevor er in sein Zimmer ging. 

 

Seufzend ließ Jule sich auf sein Bett fallen. So hatte er sich das alles nicht vorgestellt. 

Chris beachtete ihn kaum, als er aus dem Badezimmer kam. Für einen Moment überlegte Jule, ob er Kai schreiben sollte, dass sie sich doch nochmal irgendwie zusammen rausschleichen könnten, entschied sich dann aber dagegen und steckte sich stattdessen einfach seine Kopfhörer in die Ohren. 

Es dauerte nicht lange, bis er sich einen davon wieder aus dem Ohr zog, weil Chris zur Tür gegangen war. 

“Darf ich den Jule mal entführen?”, hörte er Kais Stimme und ein Hauch von Erleichterung ging durch seinen Körper. 

“Hast du ne Erlaubnis?”, fragte Chris. 

Von Kai kam ein verwirrtes Geräusch und Chris ließ ihn lachend ins Zimmer. 

“Kannst du kurz mitkommen?” Es war mehr eine Aufforderung als eine Frage und Jule, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte, packte seinen zweiten Kopfhörer weg und schwang sich aus dem Bett. 

“Bis später”, sagte er zu Chris und verließ mit Kai das Zimmer. 

“Ich will nicht, dass wir die letzten Stunden, die wir noch haben, alleine in unseren Zimmern verschwenden”, erklärte Kai, als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. 

“Mhm, ich auch nich.”

“Vor allem, wenn wir uns erst im März wiedersehen.”

Jule schüttelte ungläubig den Kopf. “Digga, Kai, du glaubst nach heute nicht ernsthaft, dass ich im März dabei bin, oder?”

“Hä? Doch, Digga. Du bist doch sonst immer der optimistischere von uns, warum fängst du jetzt wieder so an?”

“Weil heute echt nicht gut war. Das kannst du dir so viel einreden, wie du willst”, seufzte Jule. 

“Und selbst, wenn heute scheiße war, es wird ja nicht nur darauf geschaut, wenn du die nächsten Monate sonst gut spielst hast du doch immer noch ne Chance”, meinte Kai. “Und außerdem können wir uns zumindest beim Heimspiel bestimmt trotzdem kurz sehen, auch wenn du nicht dabei bist.”

“Mhm”, machte Jule nur. 

 

Sie gingen schweigend die Gänge des Hotels entlang, irgendwann griff Kai nach Jules Hand und allein dadurch löste sich etwas in ihm. Manchmal war es Julian wirklich ein Rätsel, wie Kai das machte, dass er so eine Wirkung auf ihn hatte, dass er so viele Gefühle in ihm auslösen konnte. 

“Das ist keine Ausrede, aber vielleicht hätte ich besser gespielt, wenn du mit auf dem Platz gestanden wärst”, sprach Jule seinen Gedanken aus. 

Mittlerweile waren sie an dem Raum angekommen, in dem sie schon den Abend zuvor verbracht hatten und setzten sich auf das kleine Sofa. 

“Mhm”, machte Kai und spielte mit Jules Fingern. “Ist echt unfair, oder? Ich hab mich so drauf gefreut, wieder mit dir zu spielen, das Training hat so viel Spaß gemacht.”

Jule nickte nur und legte seinen Kopf auf Kais Schulter. 

Wieder schwiegen sie. Ein angenehmes Schweigen. Jule konzentrierte sich auf Kais Atem, genoss einfach seine Anwesenheit. 

“Glaubst du es wär einfacher, wenn wir keine Fußballer wären?”, fragte Jule irgendwann. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Gedanken hatte, meistens führte er ihn aber nicht weiter aus, schob ihn einfach zur Seite. 

Fußball war sein Leben. Sich vorzustellen, wie es ohne aussehen würde, war unmöglich. 

Kai überlegte einen Moment. 

“Vieles wär bestimmt leichter, aber genauso vieles wär schwerer, glaub ich. Aber ist eigentlich auch egal, auch wenns manchmal echt scheiße is, es ist so krass das zu machen wovon man als Kind immer geträumt hat.” 

Er machte eine Pause. 

“Außerdem würd ich ohne Fußball dich gar nicht kennen.”

Jule drehte seinen Kopf zu Kai und grinste ihn an. “Du kannst so kitschig sein, Alter.”

 

Chapter 17

Notes:

So,
da bin ich wieder, diesmal mit dem letzten Kapitel dieser Geschtichte

Bevor es losgeht möchte ich anmerken, dass ich das hier anfang der Saison, im September oder so geschrieben habe (also vor dem Dortmund Downfall 🥲), aber weil ich keine Lust hatte das jetzt noch zu ändern, passen ein paar Dinge jetzt nicht mehr so ganz zum aktuellen Stand, aber naja
Im Endeffekt ist es ja sowieso nichts hieran realistisch also ist es ja eigentlich egal wie viel davon canon compliant ist.

Jetzt wo das gesagt ist, wünsche ich euch viel Spaß mit dem letzten Kapitel!

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

POV Jule 

Die Fernbeziehung war nicht einfach, aber irgendwie regelten sie das, auch wenn Jule Kai so ziemlich die ganze Zeit vermisste. 

“Ich finds Scheiße, dass ich meinen Gebutstag nicht mit dir verbringen kann”, meckerte Jule, während sie, auf Kais Vorschlag hin, mit einem Videoanruf in Julians 29. Geburtstag reinfeierten.  

“Ich auch”, schmollte Kai. “Aber in vier Wochen sehen wir uns endlich wieder.”

Sobald die Saison für sie beide vorbei war und auch das Champions League Finale geschafft war, sollte zumindest einer von ihnen sein Halbfinale gewinnen, hatten sie endlich wieder Zeit füreinander und zwar mehr als nur einen Tag, weil Jule gerade ein Spiel in England hatte oder Kai eins in Deutschland.

“Mhm, ich freu mich auf dich”, sagte Jule. 

 

Nachdem Kai Jule um Mitternacht (deutscher Zeit) gratuliert hatte, realisierte er erst, wie alt er eigentlich geworden war und wie lange das alles schon ging. Als er Kai kennengelernt und sich in ihn verliebt hatte, war er gerade mal Anfang 20 gewesen. 

“Nächstes Jahr 30, Digga. Wir werden echt alt”, verkündete er seine Erkenntnis.

Du wirst alt”, verbesserte Kai. “Ich bin noch mitten in meinen 20ern.”

“Junge, du bist auch nur 3 Jahre jünger als ich”, beschwerte Jule sich. 

Kai zuckte nur mit den Schultern und grinste. “Willst du jetzt dein Geschenk? Also dein richtiges Geschenk bekommst du noch, aber ich hab auch eins, das ich dir jetzt schon schenken kann.”

“Und zwar?”, fragte Jule gespannt. 

“Also, es steht noch nichts fest, ich weiß auch gar nicht ob du dich überhaupt drüber freust, also wenn du’s doof findest, dann mach ich’s nicht, aber ich werde vielleicht nach der Saison wechseln”, erzählte Kai. 

“Wie? Was? Wohin? Warum?”, fragte Julian überrascht. “Ich dachte, dir gefällt es bei Arsenal und es läuft doch grade auch echt gut.”

“Man, Jule, zurück nach Deutschland. Ich hab kein Bock mehr auf Fernbeziehung”, sagte Kai.

Jule konnte gar nichts dagegen tun, dass ein breites Grinsen in seinem Gesicht erschien. 

“Echt jetzt?”

Kai nickte enthusiastisch. “Ich hab ein echt gutes Angebot von Leverkusen bekommen und würde das gerne annehmen. Es ist jetzt halt noch nicht klar, ob Arsenal das annimmt, weil die mich eigentlich auch gerne behalten würden, mein Vertrag geht ja auch noch bis 2028, aber Bayer hat schon gut Geld geboten, also ich kann mir vorstellen, dass es klappt.”

“Dann wärst du ja gar nicht mehr weit weg”, sagte Jule begeistert. Kai weniger als 100km von sich entfernt zu haben, war eine absolute Traumvorstellung für Julian.

“Mhm, also freust du dich?”, wollte Kai wissen. 

“Natürlich freu ich mich!”, rief Jule, erinnerte sich dann, dass es mitten in der Nacht war und er Nachbarn hatte. Wie konnte Kai irgendetwas anderes erwartet haben?

“Ich freu mich aber nur, wenn du das nicht nur meinetwegen machst”, fügte er dann hinzu.

Schnell schüttelte Kai den Kopf. “Ne, ich überleg schon länger, ob ich wieder nach Deutschland wechseln soll und wenn ich die Möglichkeit habe, dann sogar zurück nach Leverkusen zu gehen, ist das halt schon ein echt gutes Argument, finde ich. Auch abgesehen davon, dass mein Freund fast um die Ecke wohnt.”

“Dann ist es jetzt schon das beste Geburtstagsgeschenk, das ich dieses Jahr bekommen habe”, sagte Jule. 

“Du darfst dich aber nicht zu sehr freuen, falls es doch nicht klappt”, warnte Kai.

“Ist trotzdem das beste Geschenk”, meinte Jule. “Noch besser wäre es nur, wenn ich dich jetzt küssen könnte.”

“Bald”, sagte Kai, dann musste er gähnen. “Und vielleicht sollten wir langsam ins Bett, nicht dass einer von uns morgen sein Training verschläft.”

 

 

“Ne, Digga, das fuckt mich schon wieder ab”, meckerte Kai. “Was ist denn Nuris Problem?” 

“Nuris Problem ist, dass du in der gegnerischen Mannschaft spielst, Kai”, lachte Jule. 

“Das ist doch nicht fair”, beschwerte Kai sich weiter.

Das Champions League Finale stand kurz bevor. Als Jule sich Arsenal als Gegner in der Champions League gewünscht hatte, hatte er damit nicht ausgerechnet im Finale gemeint. Trotzdem freute er sich darauf, mal wieder gegen Kai zu spielen und vor allem freute er sich darüber, dass sie es trotz der mäßig guten Saison in der Bundesliga zumindest wieder in der Champions League so weit geschafft hatten, auch wenn das wahrscheinlich mehr Glück als irgendwas anderes war. Am meisten freute er sich aber, einfach Kai zu sehen und Kai endlich wieder zu küssen. Es war viel zu lange her.

Morgen früh würde Kai mit seinem Team nach München fliegen und gegen später würde auch der BVB nach München fahren. Und weil Jule es nicht mehr erwarten konnte, Kai endlich wieder zu sehen, hatte er Nuri darum gebeten, die Nacht in Kais Hotel zu verbringen. Er hatte ihm sogar, auf Kais Erlaubnis hin, von ihrer Beziehung erzählt. Aber natürlich hatte Nuri nein gesagt. Es war immerhin zu erwarten gewesen, dass er Julian nicht einfach in der Nacht vor einem so wichtigen Spiel gegen Kai bei Kai schlafen lassen würde.

“Ne, ich finds auch scheiße, aber ich versteh ihn schon. Wenn er ja gesagt hätte und du dann Mikel gefragt hättest ob das klar geht hätte er safe auch nein gesagt”, versuchte Jule seinen Freund zu beruhigen.

“Ich finde das homophob”, sagte Kai beleidigt. 

“Da ist gar nichts homophob dran”, erklärte Jule. “Nuri war mega supportive als ich von uns erzählt habe, er will halt einfach nichts riskieren, okay?”

“Was denn riskieren? Glaubt er, ich vergifte dich oder was? Das haben wir nicht nötig, wir machen euch auch so fertig”, verkündete Kai selbstsicher.

Jule seufzte. “Hach Kai.”

“Was?”, schmollte Kai.

“Ich liebe dich.”

“Ja, ich dich auch, deshalb nervt mich das ja so”, jammerte Kai. 

“Nach dem Spiel, okay? So lange müssen wir noch aushalten und dann ist eh Sommerpause und wir haben ganz viel Zeit.”

Unzufrieden gab Kai sich geschlagen, grummelte noch etwas vor sich her, aber wechselte endlich das Thema. 

 

Seit dem Einzug ins Finale hatten sie sich eigentlich nur noch auf dieses Spiel vorbereitet. Die letzten Spiele in der Bundesliga hatten sowieso keinen großen Unterschied mehr gemacht. Die Saison war sowieso gelaufen und besser als vierter konnten sie sowieso nicht mehr werden. Also lag die gesamte Konzentration auf dem Finale. Der Druck war unfassbar groß, das zweite Jahr in Folge im Finale der Champions League zu stehen fühlte sich so surreal an. Nach der Niederlage gegen Real Madrid im Vorjahr durfte ihnen das einfach nicht nochmal passieren. Nicht wenn der Sieg wieder so zum Greifen nah war. Aber Arsenal war ein starker Gegner, immerhin hatten sie es nicht ohne Grund ins Finale geschafft und auch in der Premier League hatten sie eine echt gute Saison gespielt. 

Jule hatte im Gefühl, dass es ein sehr enges Spiel werden würde. 

Und er sollte Recht behalten. Von Anfang an schaffte es keine Mannschaft, das Spiel so wirklich zu dominieren. Zumindest nicht bis in der 26. Minute das erste Tor fiel. Nach einem Assist von Jule hatte Karim den Ball sicher im Tor platziert. Die Dortmund-Fans im Stadion tobten und Karim und Jule jubelten gemeinsam. 

Es war auffällig, dass Arsenal, seit Dortmund in Führung gegangen war, ein ganzes Stück aggressiver spielten und immer wieder gefährlich nah an das Dortmunder Tor kamen, trotzdem blieb ihre Abwehr stark. In der 43. Minute kam es dann schließlich doch zum Ausgleich durch Declan.  

Trotz der intensiven Halbzeitansprache, bei der Nuri sogar Julian am Ende zur Seite genommen hatte, um ihn nochmals darauf hinzuweisen, dass er sich nicht von Kai ablenken lassen sollte, Jule hatte diese Sorge vor dem Spiel selbst geäußert, nachdem er sich beim Aufwärmen immer wieder dabei erwischt hatte wie sein Blick zu Kai gewandert war, der sah heute aber auch wirklich gut aus, hatte seit Anpfiff jedoch seine volle Konzentration auf das Spiel fokussiert, blieb das Spiel weitestgehend ausgeglichen, mit einigen verpassten Torchancen auf beiden Seiten.  

Nachdem Nuri in der 65. Minute Emre auswechselte, bekam Jule die Kapitänsbinde, eine Verantwortung, mit der er sich im Laufe der Saison immer wohler gefühlt hatte, die den Druck für ihn aber dennoch erhöhte. Trotzdem versuchte Jule, sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, erinnerte sich daran, dass er gerade einfach nur tat, was er liebte und zwar Fußball spielen.

In der 77. Minute passierte es dann, Serhou schoss das 2:1. Sie waren dem Sieg so nah. Doch das wollte Arsenal nicht auf sich sitzen lassen und sie wurden immer gefährlicher. 

Es war ausgerechnet Kai, der in der letzten Minute der Nachspielzeit noch einmal aufs Tor schoss. Jule sah sie schon in der Verlängerung, als Greg es gerade noch so schaffte, den Ball zu halten. Wenige Sekunden später wurde das Spiel abgepfiffen. 

Jule brauchte einen Moment um zu realisieren, was das bedeutete, stand kurz wie eingefroren da und nahm das ausgelassene Jubeln der Fans nur ganz weit entfernt wahr. 

Sie hatten gewonnen, sie hatten tatsächlich die Champions League gewonnen. Das musste ein Traum sein, gleich würde er aufwachen, doch als er wieder in die Realität zurückkehrte, weil Nico auf ihn sprang, verstand Jule, dass es kein Traum war. Plötzlich durchströmte die Euphorie seinen Körper, das Gefühl war unglaublich. Er umarmte seine Teamkollegen, jubelte und feierte mit ihnen und wollte diesen Moment irgendwie für immer festhalten, dieses Gefühl nie wieder vergessen. 

Kai lächelte Jule, obwohl er ein bisschen frustriert aussah ehrlich an, als sie sich mit den Arsenal Spielern abklatschten, und zog ihn in eine feste Umarmung. “Komm später zur Kabine”, flüsterte Jule ihm ins Ohr. Kai nickte. 

 

Auch in der Kabine war die Stimmung mehr als ausgelassen und Jule bekam Kais Klopfen gar nicht mit, bis Maxi ihn darauf aufmerksam machte, dass er in der Tür stand, die Pascal ihm geöffnet hatte. Schnell ging Jule auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. 

“Glückwunsch”, sagte Kai. “Soviel zum Thema, ihr macht uns fertig”, zog Jule ihn auf.

“Ich hab schon mal gewonnen, jetzt bist du dran”, meinte Kai. 

“Wie großzügig von dir.”

Kai zuckte mit den Schultern. “So bin ich eben”, sagte er und lachte. Jule boxte ihn leicht in die Seite. “Nein, ihr habt den Sieg wirklich verdient.”

Jule lächelte ihn dankbar an. “Ich geh duschen und frag die anderen, ob es okay ist, wenn du mit uns feiern gehst, ja?”

Kai nickte. “Und wann darf ich dir richtig gratulieren?”, fragte er mit einem vielsagenden Blick. Jule schaute sich kurz um, schloss die Kabinentür hinter ihnen und zog Kai um die nächste Ecke, wo Kai ihn liebevoll küsste. 

“Ich hab dich so vermisst”, flüsterte Kai. 

“Ich dich auch”, sagte Jule und strich über Kais Wange. 

 

Sie feierten die ganze Nacht ohne, dass ein Ende in Sicht war und Jule hatte das Gefühl, dass keiner von ihnen Aufhören wollte, weil sie Angst hatten, dass es dann einfach vorbei war, dieses Gefühl der absoluten Euphorie verschwand und es sich nicht mehr so real anfühlte, denn genau so ging es ihm damit. 

Der Moment, in dem Marco, der extra aus LA angereist war, Julian in den Arm genommen hatte und ihm gesagt hatte, wie stolz er auf ihn war, war der Moment gewesen, in dem Jule die Tränen nicht mehr hatte zurückhalten können. Jule versuchte, sich jede einzelne Sekunde dieses Tages so gut wie möglich abzuspeichern, hoffte, dass er kein einziges Detail jemals vergessen würde.  

Auch Kai schien die Feier trotz seiner Niederlage wirklich zu genießen und sich ernsthaft mit ihnen zu freuen. Morgen würde er mit Jule zurück nach Dortmund fahren und dort ein paar Tage mit ihm verbringen, bevor er wieder nach England flog und Jule mit seinen Brüdern und ein paar Freunden in den Urlaub. 

Umso später es wurde, umso weniger konnte Kai seine Finger von Jule lassen und Jule ging es genauso. Er fragte sich, ob die anderen, abgesehen von Jannis, Nico, Marco und Maxi, die ihnen immer wieder wissende Blicke zuwarfen, bemerkten, wie intim jede kleinste Berührung zwischen ihnen war. 

“Nehmt euch ein Zimmer”, flüsterte Marco ihnen im Vorbeigehen zu, als Jule seitlich auf Kais Schoß saß und Kai ihm zärtlich durch die Haare strich. 

“Halt die Schnauze, Marco”, rief Jule ihm hinterher und warf den Papier Strohhalm aus seinem leeren Getränk nach ihm. 

“Lass ihn doch”, lachte Kai. 

Jule brummte nur und lehnte sich an seinen Freund. 

 

POV Loreen 

Loreen rannte auf Jule zu und schlang ihre Arme fest um ihn. 

Sie wollte ihn gar nicht mehr loslassen, hatte ihn seit dem Champions League Finale noch gar nicht gesehen, um ihm zu gratulieren und ihn auch sonst wirklich vermisst. 

Ein Räuspern brachte sie schließlich dazu, sich langsam von Julian zu lösen. “Darf ich meinen Freund auch begrüßen?”, fragte Kai, der mit Sophia hinter ihr stand. 

Heute waren Jules Brüder und ein paar andere Kumpels, mit denen er jedes Jahr auf Ibiza war, abgereist und dann war er direkt am Flughafen geblieben, um die drei aus London zu empfangen. 

“Wenn's unbedingt sein muss”, beschwerte sich Loreen und legte ihren Arm um Sophia. 

“Hi”, sagte Kai lächelnd und legte eine Hand an Jules Wange. Sanft strich er mit seinem Daumen darüber. Vielleicht war es eine schlechte Idee gewesen mit den beiden in den Urlaub zu fahren, obwohl sie jetzt schon seit 9 Monaten zusammen waren, und eigentlich schon seit Jahren verliebt waren, waren sie immer noch so süß verliebt, dass es fast nervig war

“Ich hab dich so vermisst”, flüsterte Kai. 

“Ich dich auch”, sagte Jule und umarmte Kai.

“Och Leute, ihr habt euch jetzt wie lange nicht gesehen? 10 Tage? Ich hab Jule viel länger nicht gesehen, pff”, beschwerte sich Loreen. 

“Dafür kannst du ihn generell öfter sehen, außerdem kannst du das gar nicht verstehen, du wohnst ja mit Soph zusammen”, meckerte Kai. 

Gerade wollte Loreen etwas entgegnen, sagte Jule: “Wenn ihr euch streiten wollt, sag ich lieber Soph hallo.” Er wandte sich an Sophia, die das ganze belustigt beobachtet hatte und begrüßte sie ebenfalls. Dann machten sie sich auf den Weg zu dem Haus, das sie gemietet hatten.

Obwohl sich Loreen nicht nur einmal mit Kai um Jule zankte, worauf Jule immer damit reagierte, sie beide für Sophia zu korben, war der Pärchenurlaub eine gute Idee gewesen, die sie auf jeden Fall wiederholen wollten. 

“Was habt ihr eigentlich die restliche Sommerpause noch vor?”, fragte Sophia Kai und Jule, als sie am letzten Abend gemeinsam draußen saßen.

“Umziehen”, sagte Kai und Jule sah ihn mit großen Augen an. “Es hat geklappt?”, fragte er begeistert. 

“Mhm”, machte Kai und nickte grinsend. Julian fiel ihm um den Hals und küsste sein ganzes Gesicht ab. 

Loreen verstand nur Bahnhof. 

Als dann auch noch Sophia bekannt gab, wie sehr sie sich freute, hatte Loreen das Gefühl, sie war die einzige, die irgendein Memo nicht bekommen hatte.

“Kann mich mal jemand aufklären? Wo zieht Kai hin und warum freuen wir uns so darüber?”

“Kai wechselt nach Leverkusen!”, verkündete Jule strahlend und küsste seinen Freund wieder.

“Echt? Hä, wie cool!”, sagte Loreen und konnte Jules Enthusiasmus über Kais Umzug nachvollziehen.

“Ich hab gestern Bescheid bekommen, dass ich nächste Woche den Vertrag unterschreiben kann”, erzählte Kai und den restlichen Abend feierten sie Kais Wechsel.

 

POV Jule 

Das Gute daran, dass Jules Oberschenkel beim Spiel gegen Leverkusen Probleme gemacht hatte und er somit eine Woche ausfiel, war, dass er mit zu Kais Spiel gegen Augsburg konnte. Noch besser war, dass er sich nicht nur Kais Spiel anschauen konnte, sondern sich auch mit Vincent treffen konnte, der seit dieser Saison beim TuS Fürstenfeldbruck spielte, die gerade in die 2. Liga aufgestiegen waren, in München wohnte und einen Freund in Augsburg hatte. 

Vincent hatte sie nach dem Spiel in ein Sushi-Restaurant eingeladen, überzeugt davon, dass es dort extrem leckeren Reis gab und weil er es lustig fand, Jule wieder zum Sushi-Essen einzuladen, nur diesmal auf ein Doppeldate. 

Als sie ankamen, waren Vincent und sein Freund noch nicht da. Das Restaurant war Julian erst ein wenig suspekt, weil man aus allen Ecken von Augen an den Wänden angestarrt wurde, aber die Musik war gut, also beschwerte er sich nicht. Kai und Jule setzten sich schon mal an einen Tisch in der Ecke und hofften einfach, dass man sie nicht erkannte, obwohl heute viele Fußball Fans und besonders eben auch Leverkusen Fans in der Stadt unterwegs waren. 

Die Kellnerin wollte sie gerade nach ihren Getränken fragen, als sie Julian nochmal genauer ansah und sagte: “Zwieback-Boy? Verfolgst du mich oder so?” Jetzt verstand Jule auch warum sie ihm irgendwie bekannt vorgekommen war, es war dieselbe Kellnerin, die sie auch damals in dem Restaurant in Maastricht bedient hatte. 

“Oh, der Kai ist ja auch da”, stellte sie dann fest. 

“Ich glaub eher, du verfolgst mich”, antwortete Jule. “Erst treffen wir uns in Maastricht, dann stehst du beim Taylor Swift Konzert neben meiner besten Freundin und jetzt bist du hier.” Das Girlie sah aus, als hätte sie eine Erleuchtung. “Lol, dann war das wirklich Sophia”, sagte sie. “Wild.”

Das bestätigte Jule, dass sie sich wohl wirklich zu kennen schien und nicht nur wusste, wer sie waren. Er wartete nur darauf, dass sie nach einem Bild oder einem Autogramm fragte, aber stattdessen nahm sie nur ihre Bestellung auf und sah wissend zwischen Jule und Kai hin und her. 

Wenig später kamen auch Vincent und sein Freund, der sich als Tim Robin vorstellte und setzten sich zu ihnen. 

“Hi Leonie”, begrüßte Tim Robin die Kellnerin, als sie auch die Getränke von ihm und Vincent aufnehmen wollte. 

“Oh, hi Tim Robin, ich wusste gar nicht, dass du heute vorbeikommen wolltest”, sagte sie.

“Ihr kennt euch?”, fragte Kai. Tim Robin nickte. 

“Wir spielen zusammen Quadball”, erklärte Leonie. “Ihr kennt euch”, stellte sie die Frage zurück. 

“Vincent kennt Julian”, sagte Tim Robin. 

Wieder sah Leonie aus, als hätte sie eine Erleuchtung, während sie zwischen Vincent und Jule hin und her schaute. “Jetzt macht alles Sinn”, meinte sie. “Ich wusste, seit du ihn mal mit zum Training gebracht hast, dass Vincent mir bekannt vorkommt, aber ich dachte das liegt nur daran, dass Men alle gleich aussehen, aber nein Vincent ist der Bre mit dem Jule auf nem Date war, als ich ihn bei meinem Auslandssemester in Maastricht gesehen hab”, erläuterte sie ihre Erkenntnis. Alle vier schauten sie ein wenig verdutzt an. 

Als sie Kais leicht panischen Blick bemerkte, sagte sie: “Keine Sorge, ich hab nicht vor euch zu outen oder so. Anyway, Vincent, Tim Robin, was wollt ihr trinken?”

 

Der Abend war wirklich schön. Vincent und Kai tauschten sich darüber aus, wie es zu ihrem Wechsel gekommen war, Tim Robin, versuchte ihnen Quadball zu erklären, holte sich dafür sogar Hilfe von Leonie, und Kai und Jule beschlossen, dass sie sich mal ein Spiel anschauen wollten. Jule fand, dass Vincent und Tim Robin wirklich gut zusammen passten, freute sich, dass Vincent einen Freund gefunden hatte, mit dem er sehr glücklich schien, und fühlte sich endlich nicht mehr schlecht dafür, mit ihm Schluss gemacht zu haben. 

Auf der Heimfahrt übernahm Jule die erste Etappe und als Kai eingeschlafen war, dachte er darüber nach, was alles passiert war, dass sie hier gelandet waren. Von ihrem ersten Kuss, über Kais Mission, Jule einen Freund zu suchen und die dumme Idee, die Hochzeit zu crashen, die irgendwie funktioniert hatte, zu Kai, der plötzlich vor Julians Tür gestanden war, bis jetzt. 

Jule schaute einmal kurz zu dem friedlich schlafenden Kai rüber. So viel war passiert und so viel hätte schief gehen können, aber jetzt waren sie hier und Jule könnte glücklicher nicht sein.

Notes:

Und damit beenden wir Don’t Say Yes...

Es war eine wilde Reise, wenn man bedenkt, dass diese Geschichte aus "lass mal einen bravertz speak now oneshot schreiben" entstanden ist, aber irgendwie hatte ich viel zu viel Spaß damit und dann ist es doch mehr geworden.
Mittlerweile arbeite ich sogar an einem Prequel und einem Sequel, allerdings weiß ich noch nicht ob ich das posten will (sagt mir aber gerne Bescheid, ob Interesse besteht) c:

Außerdem habe ich überlegt noch die Playlist zur Story hier zu lassen, sagt mir gerne auch da, ob ihr die möchtet.

Zum Schluss möchte ich nochmal darum bitten, diese Fanfic getrennt von den tatsächlichen Personen zu sehen und sich bewusst zu machen, dass nichts hiervon real ist und das ganze nur zur Unterhaltung dient.

Hiermit verlasse ich euch dann (fürs Erste)...
Vielen Dank fürs Lesen und ich hoffe ihr hattet Spaß mit dieser silly little Fanfic <3

- 🦔