Chapter Text
Die Macht der Gewohnheit
I.
Das erste Mal passierte es so nebenbei, so flüchtig, dass Leo es nicht mal merkte.
Das Klappen der anderen Autotüren hallte bereits über die Haltebucht der Landstraße, als Leo sich aus Adams Dienstwagen schälte. Er schlug seine eigene mit zu viel Schwung zu, zuckte zusammen, als Bilder durch seinen Kopf schossen. Ein Hechtsprung, dann die Feuerwand, der Knall, der Knall, der Knall.
Zitternd atmete er ein und riss die Augen auf, katalogisierte die Grünschattierungen des Waldstückes vor ihnen. Er hatte das im Griff. Musste er.
Adam drehte sich zu ihm um, half ihm wortlos über die Leitplanke. Er sollte keine Hilfe brauchen. Nicht hierfür. Sie hatten auf dem Weg hierher nur ein gebrummtes „Morgen“ zu Stande bekommen und Leo schob es darauf, dass Adam nun mal kein Morgenmensch war. Wieder ließ er den Blick zum Waldrand schweifen. 36 Prozent des Saarlandes war Wald, hieß es, und nicht zum ersten Mal wünschte er sich, es wäre nur halb so viel. Rein dienstlich natürlich.
Loses Gestrüpp verdeckte die Sicht auf Henny nur unzureichend, so dass es kein Entkommen vor ihren wachsamen Augen gab, die zwischen ihnen und der Leiche hin und her flitzten. Kalt und schleichend siffte der Morgentau vom halbhohen Gras in Leos Sneaker und er fröstelte. Der Wald war nun seltsam still, die Landstraße hinter ihnen auch. Klar, wer fährt schon nach Kirkel, in aller Herrgottsfrüh.
Henny nickte ihnen zu, dann durchbrach ihre Stimme die quälende Stille. Sie grüßte nur ihn namentlich, der Blick eine Mischung aus kalkulierter Vorsicht und bemühter Normalität. „Leo.“
Esther zählte Schäfchenwolken am wolkenlosen, grauen Himmel, Pia studierte die nassen Schuhspitzen und Adam zog seine Augenbrauen hoch. Keiner von ihnen guckte die Leiche vor ihnen an und Leo guckte erst recht keiner an.
Na, toll.
Leo räusperte sich und steckte die Hände in die Lederjacke, die er heute Morgen mit einem trockenen Schlucken aus dem Schrank geholt hatte. Schon Herbst. „Mir geht’s gut. Waren ja nur ein paar Kratzer. So schnell haut mich nichts um.“
„Mann, Leo, sag mal geht’s noch, du warst halb—“, begann Esther und guckte ihn jetzt doch mit dunkel funkelnden Augen an, aber Henny unterbrach sie.
„’nen ganz schönen Schrecken eingejagt, das hast du mir, Junge. Aber gut, dass Sie wieder dabei sind. Irgendeiner muss ja hier auf Ritualmord prüfen, und die anderen drei machen’s sicher nicht. Will nicht wissen, wie viele uns davon in den letzten drei Monaten durch die Lappen gegangen sind.“
Adams Schnauben löste dann endlich die Anspannung. „Sieht mir eher nach ’nem Wald- und Wiesenmord aus, wenn ihr mich fragt.“
„Boah, Adam, der war echt flach“, nörgelte Pia und lachte trotzdem.
Leo warf Adam ein dankbares Lächeln zu und atmete einmal tief durch. Die Morgenluft war feucht und einigermaßen klar hier draußen. Er hatte so darum gekämpft, hier zu stehen, hatte sich Stunde um Stunde durch zähe Reha-Übungen gequält, da konnte er jetzt nicht schwächeln. „Alles klar, dann zeigen Sie uns mal, was Sie haben, Henny.“
Das musste er nicht zweimal sagen. Henny flog förmlich um die Leiche herum, zeigte auf dieses und jenes Detail, dass ihm bald ganz schwindelig wurde. Schnell wurde klar, dass der Fundort nicht der Tatort war. Der Täter oder die Täterin musste ihr Opfer hierher bewegt haben, ziemlich sicher mit dem Auto.
Die Mordwaffe, vermutlich ein Messer, meinte Henny, fehlte auch. Leo hockte neben ihr, als sie mit spitzen, behandschuhten Fingern die Hand des Opfers so drehte, dass Leo den Dreck unter dessen Fingernägeln sehen konnte.
Sein Blickfeld fing an zu schwimmen, während sie über einen Kampf sprach und zum Vergleich die andere Hand zeigte.
Leo atmete nochmal durch, flacher diesmal. Irgendwie behagte ihm der Gedanke neben einer Leiche tief zu atmen nicht. Seine Hand tastete abwesend nach seinem Notizbuch, doch soweit war er heute Morgen gedanklich noch nicht gewesen. Es musste zu Hause auf dem Schreibtisch liegen, seit Monaten ungenutzt. Egal, die Liste konnte er auch im Kopf durchgehen.
Erstmal auf mögliche Spuren im feuchten Boden prüfen, Mordwaffe suchen—
Esthers nervtötender Klingelton unterbrach seine Gedanken. Sie hob entschuldigend die Hand und nahm das Gespräch an. „Baumann?“
Henny summte leise, während sie sicher ging, dass sie auch nichts übersehen hatte, und ihre Stimme war wieder das einzige Geräusche, das die Ruhe des Waldrandes durchbrach. Lautlos trat Esther zur Seite und hörte dem Anrufer zu. Leo lauschte derweil dem Tinnitus auf seinem linken Ohr, den er immer noch nicht los geworden war.
„Spurensicherung“, murmelte sie und lies mit einer geübten Bewegung ihr Telefon wieder in die Tasche gleiten. „Die haben auf der anderen Straßenseite frische Autospuren gefunden, vermutlich hat der Täter da überhastet gewendet.“
Leo blinzelte einen Moment zu lang, immer noch neben der Leiche hockend.
Esthers professioneller Gesichtsausdruck geriet ins Wanken und sie zog zerknirscht einen Mundwinkel hoch. „Sorry. Ich—ich sag denen, dass du wieder da bist. Irgendjemand musste den Job ja machen und—“
„Ist gut, Esther“, sagte Leo leise. Seine Muskeln schmerzten vom zu langen Verweilen in der hockenden Position, aber das war immer noch besser als das blöde Brennen, das sich in seine Augen geschlichen hatte. „Weiß ich doch.“
Hennys Summen hat aufgehört und auch sonst war es verdächtig leise. So als ob alle auf seinen Atem lauschten, der selbst für ihn so klang, als ob er kein weiteres Wort mehr heraus bekommen würde. Scheiße.
Adams Hand schob sich in sein Blickfeld. Leo unterdrückte das Seufzen, das in seiner Brust lauerte und nahm sie. Adam zog ihn hoch in eine halbe Umarmung und drückte ganz nebenbei seine Lippen auf Leos Stirn. „Komm. Wir gucken die Spuren an und dann ist erst mal Schluss für heute.“
„Adam“, protestierte Leo. „Es ist noch nicht mal neun, ich kann doch jetzt nicht gleich wieder aufhören.“ Widerwillig folgte er ihm trotzdem durch das nasse Gras, der sanfte Druck von Adams Hand immer noch in Leos Rücken.
„Wir fahren erstmal aufs Revier und Heinrich macht ’ne Pinnwand. Kannst du dir vom Sofa aus angucken.“ Adam grinste über seine Schulter zu Pia. „Die Heinrich macht super Pinnwände, muss man gesehen haben. Gei-el, sag ich dir.“
„Hör auf mich zu verarschen, Schürk“, rief Pia hinter ihnen und sprach damit genau Leos Gedanken aus. „Und ohne Hörnchen keine Pinnwand, das ist ja eh schon mal klar.“
Esther mischte sich jetzt auch noch ein und bei all dem liebevollen Gezanke verpasste Leo beinahe, wie Henny sich verabschiedete.
Ihre Augen trafen sich und ihr Blick war viel zu sanft für einen Ort wie diesen. Ihr Lächeln sah nach Kaffeetafel in der Gartenlaube und Abschied auf der Kieseinfahrt vor seinem Elternhaus aus und nicht nach Leiche unbekannter Identität neben der Landstraße. Auf einmal war Leo froh, dass seiner Mutter immerhin das tagelange Bangen an seinem Krankenhausbett erspart geblieben war, auch wenn das ein schwacher Trost war und er sie selbst Jahre nach ihrem Tod immer noch höllisch vermisste.
„Alles Gute für euch“, sagte Henny in einem Ton, der seltsam leise war, und winkte ihm nochmal zu.
Erst, als er über die Autospuren auf dem aufgeweichten Wiesenboden gebeugt stand und Adams Hand immer noch auf seinem Rücken lag, ging ihm auf, dass es ein bisschen komisch war, „alles Gute für euch“ zu wünschen, wenn sie einen Mord aufklären wollten.
Aber die Leute aus der Rechtsmedizin waren schon immer ein bisschen komisch gewesen, oder?
Chapter 2
Notes:
Das wird keine case fic, keine Angst, aber ich brauchte ein bisschen Drumherum für Leo. 😊
Ganz lieben Dank für die Kommentare unter dieser und auch den anderen beiden Geschichten, die ich gepostet habe. Ich freue mich sehr darüber!
Chapter Text
II.
Es war nichts falsch an Pias Pinnwand. Wirklich nicht. Trotzdem verschwammen die wenigen Informationen, die sie bisher zusammen getragen hatten vor Leos Augen. Vielleicht lag es an seiner halb liegenden Position auf dem Sofa. Das konnte ja nichts werden mit so einer Arbeitsmoral, aber aufrichten war auch nicht drin.
Er warf der leeren Kaffeekanne einen unauffälligen Blick zu, streng darauf bedacht, dass Adam ihn nicht erwischte. Das letzte Mal, als er darauf geschielt hatte, war Adam aufgesprungen und hatte unumgänglich die Kanne, die das LKH 2 gerade hatte durchlaufen lassen geklaut und denen die leere untergeschoben. Und die Penner hatten sich nicht mal beschwert, als Adam nur meinte, „Ist für Leo.“
Soweit war es schon gekommen. KHK Leo Hölzer aus der 1, zu invalide zum Kaffee kochen. Mit zitternden Händen fuhr er sich übers Gesicht. Vielleicht hätte er auf die Ärztin hören sollen und doch noch mindestens eine oder zwei Wochen warten sollen. Aber zu Hause war es noch schlimmer gewesen. Die Leere, die sein Kopf ungefragt mit Geräuschen von dem Scheißtag füllte. Die Stunden, die nicht vergingen. Die dutzenden Nachrichten, die sich nach ihm erkundigten, alle nett gemeint und doch unerträglich. Irgendwann war er dazu übergegangen, nur noch „Daumen hoch“ Emojis zu schicken.
Esthers Blick lastete schwer auf Leo, also riss er die Augen auf und konzentrierte sich wieder auf ihre spärlichen Informationen. Esther stand neben Pia an der Pinnwand und trotz Pias Blässe, die an ihr saugte wie eine Zecke, sahen sie irgendwie aus wie immer. Esther blickte erst auf ihre Armbanduhr, dann auf das Foto der Leiche und schließlich noch auf ihr Telefon. „Schon elf Uhr durch. Vermisst den gar keiner?“
Pia zog die Tüte mit den Hörnchen, die Leo auf dem Weg hierher spendiert hatte, über den Tisch zu sich und nahm sich eins. Wenn er schon sonst keinen vernünftigen Beitrag leistete, konnte er wenigstens für das leibliche Wohl sorgen.
„Ist ja noch nicht so spät. Wenn der alleine lebt und Schichtdienst arbeitet, kann das dauern bis das auffällt“, nuschelte Pia an einem Bissen Hörnchen vorbei.
Irgendetwas an Pias Einwand grub ein hässliches Loch in Leos Bauch. Wenn er nicht ausgerechnet vor versammelter Mannschaft fast den Abgang gemacht hätte, hätte das überhaupt jemand gemerkt? Wie lange würde es dauern, bis ihn jemand vermissen würde?
Ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle. Als die Blicke der anderen zu ihm flogen, hob er entschuldigend die Hand und hustete in die andere. Sie nickten ihm höflich zu—die Lunge—wussten sie alle von der Ärztin. Scheiße, wann war er so fragil geworden?
Adam hatte gerade eine ganze Kanne Kaffee von den 2ern geklaut, nur weil Leo schief geguckt hatte. Adam war oft genug ein echter Penner mit seiner Angewohnheit, alles mit sich selbst auszumachen, aber er würde merken, wenn irgendwas mit Leo nicht stimmen würde. Genau wie Leo damals gefühlt hatte, dass irgendwas nicht stimmte, als Adam nicht zum Dienst erschienen war, weil der Alte ihm einen Mord anhängen wollte.
„Merde“, fluchte Esther plötzlich und fixierte irgendwas durch die Glasscheibe zum Flur. „Der Stocker! Leo, komm her hier, du musst das übernehmen.“
Leos Mund klappte auf, aber Adam war schon aufgesprungen und zog ihn vom Sofa hoch. Er holte ihn so nah an sich heran, dass sie sich von Kopf bis Fuß irgendwie überall berührten. Adams Lippen streiften Leos Stirn als er sagte, „Teil Aufgaben ein, wie immer. Der muss denken, dass alles ganz normal ist, sonst schickt er dich dauerhaft in den Innendienst. Hat der Wichser schon drei Mal angedroht letzte Woche.“ Dann, unmissverständlich, wurden spröde Lippen auf Leos Stirn gedrückt. „Pia hat auch noch Wiedereingliederung, nur Esther und ich dürfen raus. Du packst das, Leo.“
Bevor Leo Zeit hatte irgendwas davon zu verarbeiten, geschweige denn seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen, hatte Adam ihn Richtung Pinnwand geschubst.
Pias und sein Blick kreuzten sich, aber Pia sah sofort zu Boden. Sie hatte ihn besucht im Krankenhaus, als er noch am Atemgerät hing und seine Schulter frisch im Gips war. Das Gespräch war holprig gewesen, aber sie hatten alles gesagt, was man sagen konnte. Mehr ging nicht und nach dem dritten „Es tut mir leid“ war sie wieder gegangen. Was für Worte gab es da auch, wenn einer sein Leben für die andere her schenkte ohne zu zögern? Ohne, dass sie gefragt hätte?
Ihm tat es nicht leid.
Er hatte bloß Glück gehabt, dass der Tod ihn auch nicht gewollt hatte.
Also sagten sie wieder nichts und Pia schüttete ihm umständlich ein paar Reißzwecken in die Hand. Das klappte nicht so richtig gut, weil sie beide schwitzige Hände hatten und Leo sollte sich jetzt echt mal auf die Pinnwand konzentrieren, statt auf schwitzige Hände und unangemessene Entschuldigungen, wenn er sich nicht gleich im Innendienst wieder finden wollte.
Die Tür schwang viel zu früh auf und Leo merkte gerade noch rechtzeitig, dass er die Notiz, die er sich geschnappt hatte, falsch herum hielt.
„Stocker“, grüßte er seinen Vorgesetzten knapp. Am Rand seines Blickfeldes prickelten Sterne wie Ahoi Brause, vermutlich von einer Mischung aus zu wenig Sauerstoff und Panik. Ja, ja, die verdammte Lunge.
„Ah, der Hölzer“, antwortete der und schlug Leo die Hand auf die Schulter mit dem klaren Ziel, seine Knie zu testen. Die hielten wider Erwarten, wenn auch knapp. „Hab Sie noch nicht wieder zurück erwartet. Sie wissen ja sicher, dass der Personalrat in letzter Zeit etwas empfindlich ist seit…“ Er senkte seine Stimme. „Sie wissen schon, seit des Vorfalls im Drogendezernat.“
„Klar.“ Leo nickte und räusperte sich. Wusste er nicht, war ihm auch egal. Irgendwie war dort jemand mit irgendeiner verschleppten Sache zum Dienst erschienen und war dann im undercover Einsatz vor den Verdächtigten zusammengeklappt. Unangenehm.
„Sonst Neuigkeiten, oder irgendetwas, das ich wissen sollte?“, fragte Leo, seine Stimme hohl selbst in seinen eigenen Ohren. “Sonst würde ich nämlich mal Aufgaben einteilen, damit wir hier vorankommen. Bevor einer auf die Idee kommt, Beamtenwitze zu reißen.“
Stocker hasste Beamtenwitze. Leo auch, meistens, denn man konnte ihnen ja viel vorwerfen, aber dass sie zu wenig arbeiteten sicher nicht. Vielleicht konnte er den Stocker so wieder los werden.
„Nee, nee, machen Sie mal.“ Stocker winkte ab, machte aber keine Anstalten zu gehen.
Leo suchte Blickkontakt zu Adam, aber der machte nur seine „Ich hab doch auch keine Ahnung“-Schnute.
„Also…“, begann Leo und wandte sich endlich der Pinnwand zu. Sie sagte ihm immer noch nicht viel, aber er spürte Stockers Augen in seinem Nacken. Er drückte das Zittern in seinen Knien weg und pinnte den Zettel, der in seiner Hand ganz klamm geworden war, in den Kork. „Heinrich darf diese Woche noch nicht wieder raus, genauso wenig wie ich. Deshalb teilen wir die Teams wie folgt ein: Heinrich und ich prüfen die Reifenspuren aufs Fabrikat und alles, was damit zusammen hängt. Dann fragen wir bei der Notrufzentrale nach, vielleicht hat jemand angerufen. Und die Krankenhäuser, wegen des Kampfes. Und Baumann und Schürk, ihr fahrt nochmal raus und guckt, ob ihr da an der Landstraße irgendwas Verdächtiges seht. Wäre ja nicht das erste Mal, dass jemand die Tatwaffe in direkter Nähe entsorgt oder wieder zum Fundort zurückkommt…“
Er spulte noch ein paar mehr Plattitüden ab, bevor er mit einem halbherzigen Klatschen schloss. Der Stocker grinste dämlich, also setzte Leo sein bestes Schwiegermutterlächeln auf.
Das hatte bisher noch jeden klein gekriegt und richtig, Stocker ging tatsächlich. Na, also.
Da konnte er auch gleich besser verkraften, dass Adam sofort wieder an seiner Seite war, um ihn zurück zum Sofa zu geleiten.
Chapter 3
Notes:
Weil das Kapitel so kurz ist, gibt's das gleich heute. Nächstes Update dann voraussichtlich am Sonntag, ich befürchte vorher schaffe ich es nicht.
Chapter Text
III.
Der erlösende Anruf, der die Identität des Opfers klärte, kam kurze Zeit später. Esther und Adam waren so glücklich darüber, dass sie nicht mehr unnötig im Nieselregen am Waldrand stehen mussten, dass sie prompt den ersten Zeugen mit aufs Revier brachten.
Glücksspielbranche also.
Der Zeuge hatte den Abend mit dem Opfer in einer Spielhalle verbracht und anschließend waren sie getrennte Wege gegangen. Irgendwann im Laufe des Vormittags fiel ihm dann auf, dass seine Geldbörse weg war und er meldete das bei der Polizei, weil er das Opfer nicht erreichen konnte.
So jedenfalls die erste, nicht so richtig schlüssige Version, die Adam und Esther in Erfahrung gebracht hatten, aber glauben wollte das dem verschlagenen Typen keiner so recht.
Nun standen sie zu viert vor dem Verhörraum. Warum sie alle hier waren, wusste Leo nicht so genau, vier Kommissar:innen für einen Zeugen war definitiv unsinnig, aber so wie die ihn alle anguckten, waren sie ohnehin nicht für den Zeugen hier.
„Setz dich mal“, meinte Adam und nickte zu den Stühlen direkt neben der Scheibe.
„Nee, ich geh da jetzt rein und verhör’ den.“ Leo zog hörbar Luft durch die Nase ein. Der Tinnitus war definitiv lauter als heute Morgen, aber er hatte noch eine Stunde, bevor die bescheuerte Wiedereingliederungsregelung ihn aufs Sofa zwang. Da konnte er genauso gut das Verhör machen.
Pia ließ sich demonstrativ auf den anderen Plastikstuhl fallen, als ob sie nur mitgekommen war, um ihm zu zeigen, wie das ging.
„Leo, das ist echt kein Problem—“ fing Esther an und schoppte die Ärmel ihrer Satinbluse hoch.
„Das ist ’nen Scheißproblem, weil ihr mir nicht mal mehr eine Befragung zutraut!“, schnappte Leo und schloss gleich darauf seine Augen. Vielleicht hätte er doch einfach gehen sollen, dann hätte er immerhin nicht grundlos an seine Kollegin ausgeteilt, die es nur gut gemeint hatte. Dann könnte er morgen wieder kommen, ohne dass es ihm die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Sie hatte sich ihm gegenüber doch auch verletzlich gezeigt, damals in Leimers Wohnung, warum musste er sofort die alte Feindseligkeit wieder hervor holen?
„Hey Leo.“ Adams Stimme war leise und triefte nicht vor Mitleid. Seine Hand kam dazu, glitt Leos Arm hinauf, bis Adams Finger sich vorsichtig durch das Shirt in Leos Oberarm drückten. Oder das, was die monatelange Trainingspause davon noch übrig gelassen hatten. „Kein Stress deswegen. Komm her jetzt.“
Und damit zog er ihn in seine Arme, locker und immer darauf bedacht, dass Leo ausweichen konnte. Wollte er aber nicht. Adams Wärme und die wunderbar raue Jeansjacke holte ihn zurück ins Präsidium. „Sorry“, murmelte er irgendwo zwischen Adams Kragen und seinem Hals. An Esther, an alle.
Schon wieder spröde, feuchte Lippen an seiner Stirn. „Wir gehen zusammen rein. Ich sitz’ in der Ecke und mach keinen Mucks, bis du mir ein Signal gibst. Okay? Und wenn deine Stunde um ist, kann Esther ihren Spaß haben.“
„O-okay.“ Leos Atemnot kam gerade mit voller Wucht zurück. Adam hatte ihn geküsst. Auf die Stirn. Und zwar schon wieder. Im Dienst, auf dem Präsidium. Diesmal ganz eindeutig. Und dann auch noch vor ihren Kolleginnen.
Er wagte es kaum, seine Augen zu öffnen. Als er es doch tat, trommelte Pia ihre Finger auf ihren Oberschenkel (den unverletzten) und Esther guckte sie mit ihrem typisch gelangweilten Blick an, als ob sie wartete, dass sie nun endlich rein gingen. Gab ja schließlich noch mehr zu tun heute. Irritiert blinzelte Leo. Sollten sie nicht irgendwie… überrascht sein? Leo war jedenfalls überrascht, Küsse jeglicher Art waren neu zwischen ihnen.
Die beiden sahen eher so aus, als ob sie das schon tausendmal gesehen hätten, aber das konnte ja nicht sein, oder?
Chapter 4
Notes:
Ich hatte so viel Spaß daran, Adam zu schreiben in diesem und dem nächsten Kapitel! 🥰
Chapter Text
IV.
„Ich fahr dich nach Hause.“ Adam schlüpfte hinter ihm aus dem Verhörraum, die Hand an Leos Rücken. „Jede Wette, dass Esther den knackt.“
„Lass gut sein.“ Leo wollte nicht an Esther und den Zeugen, der zum Tatverdächtigen geworden war, denken. „Du hast doch bestimmt noch irgendwas zu erledigen hier.“
Adam verlangsamte seine Schritte und blieb schließlich stehen mit dem klaren Ziel, Leos Aufmerksamkeit zu bekommen. Mit Sohlen, die auf dem Linoleumboden unangenehm quietschten, drehte Leo sich zu ihm um. Zögernd blickte er Adam an, nicht gewohnt daran, dass sein Freund derjenige war, der ihr Gespräch lenkte und Antworten verlangte.
„Willst du nicht, dass ich mich kümmer’“, fragte Adam leise, „oder bist du bloß zu bescheiden?“
Leo wankte in dem Flur, der ihm plötzlich etwas zu schmal für zwei Männer erschien. Adam kümmerte sich nicht. Jedenfalls hatte Leo sich das oft genug eingeredet, wenn er sich mit seiner dämlichen Verletzlichkeit mal wieder zu weit heraus gewagt und ein paar emotionale Nackenschläge von Adam gefangen hatte.
„Du machst doch voll minus, wenn du jetzt gehst“, antwortete Leo ausweichend, denn er wollte auf keinen Fall über das, worum es hier wirklich ging, nachdenken.
Adam schnaubte verächtlich und stieß die Tür zu ihrem Büro auf. „Ich hab so viele Überstunden geschoben, das geht schon. Esther hat doch den Anwärter fürs Protokoll, der arbeitet eh besser, wenn ich ihm nicht über die Schulter gucke.“ Er griff im Gehen einen Radiergummi von seinem Schreibtisch und schmiss ihn auf Pia, die auf dem Sofa döste. „Work-Life-Balance, nennt sich das. Und ihr zwei Hübschen geht jetzt brav nach Hause. Soll ich dich auch ’rum bringen, Heinrich?“
„Ja, gerne“, krächzte Pia und rappelte sich auf. „Esther hat mich heute Morgen mitgenommen. Nicht, dass ich zu Hause was anderes machen würde als auf dem Sofa pennen, aber gut.“
„Vorschrift ist nun mal Vorschrift, oder was sagt der Boss dazu?“, frotzelte Adam, und die Ironie, dass gerade er auf Regeln bestand, war ihm in sein Gesicht geschrieben.
„Hm? Klar, ab nach Hause mit dir, Pia.“ Leo stand verloren neben seinem Schreibtisch und fummelte mit dem Kragen seiner Lederjacke, die er vom Stuhl genommen hatte. Adam kümmerte sich. Ganz eindeutig. Er kümmerte sich um Pia und um ihn, völlig ohne Aufforderung. Einfach so, weil er es wollte.
War das neu? Oder hatte…hatte Leo das sonst nur nicht gemerkt? Klar, im Notfall oder wenn irgendwas nicht so ganz sauber war hatte er sich immer auf Adam verlassen können. Um einen versuchten Totschlag mit einem Garagenbrand zu vertuschen. Oder um illegale Wetten einzugehen, mit dem Ziel einen Mord aufzuklären für den sie kein Mandat hatten. Aber das hier war irgendwie anders. Adams Bemühungen waren gleichzeitig beiläufig und absichtlich, wenn das überhaupt möglich war.
„Leo? Was ist jetzt mit dir?“, fragte Pia und boxte ihn gegen den Arm. Immerhin war sie wieder normal zu ihm.
„Ich kann…ich kann auch den Bus nehmen, alles gut. Bring ruhig Pia nach Hause, ich verspreche auch, nicht länger zu bleiben“, antwortete Leo.
„Hast du ’nen Knall oder was?“ Adam rollte heftig die Augen, drehte sich zu ihm um und schob Leo an der Schulter nach draußen. „Muss ich noch androhen dir was zu kochen oder wann raffst du’s endlich?“
Auf dem Weg zum Parkplatz presste Leo die Zähne aufeinander. Er raffte gar nichts mehr, ehrlich gesagt. Adam war viel bei ihm gewesen im Krankenhaus und er war auch der einzige, der ihn an den Wochenenden in der Reha (trotz Besuchsverbot) besucht hatte. Als er dann letzte Woche wieder zu Hause war, hatte er ständig auf der Matte gestanden, um zu fragen, ob er etwas brauchte. Leo hatte da nicht viel hinein interpretiert, warum auch? Als Adam mit den gebrochenen Fingern aus der JVA entlassen worden war, war er Adam so auf die Nerven gegangen mit seinen ständigen Hilfsangeboten, dass es sich schon zu einem Scherz zwischen ihnen entwickelt hatte. Kein Wunder, dass Adam ihm das heimzahlte.
Aber das hier…
Das hier war irgendwie anders.
Leo starrte dumpf aus der Windschutzscheibe auf das Wohngebiet, in dem Pia offensichtlich wohnte. Warum war er noch nie hier gewesen? Zugegebenermaßen war Pia selbst nicht besonders oft hier, aber trotzdem. Adam hatte nicht mal nach der Adresse gefragt. Er war einfach hingefahren, ohne an irgendeiner Straßenecke unsicher auszusehen.
„Ich wusste gar nicht, dass ihr so dicke seid“, murmelte Leo, während sie beobachteten, wie Pia die Tür zu dem schlicht grauen Mehrfamilienhaus aufschloss.
„Ist auch noch nicht so lange.“ Adam ließ den Motor wieder an und manövrierte sie rückwärts aus der zu kleinen Parklücke. Seinen Arm hatte er locker auf Leos Kopfstütze gelegt. „Man kann richtig gut mit ihr gemeinsam alles totschweigen, worüber man nicht reden will.“
„Großartig“, schnaubte Leo zynisch und musste dann doch lachen. „Davon brauchst du unbedingt noch mehr Leute.“
„Korrekt.“ Adam grinste spöttisch. Er sah aus, als ob ihm noch was auf der Zunge lag, aber passend zum Thema behielt er es für sich. Sie bogen auf die Hauptstraße zu seinem Viertel ein. Pia wohnte echt gar nicht weit weg.
„Du kannst mich auch an der Ecke ’raus lassen“, sagte Leo, die Hand schon am Anschnaller. „Ist nicht mehr weit und ich bin ja nicht invalide.“
„Du willst es echt wissen heute, oder?“ Adam trat heftig auf die Bremse und zog quer über die Abbiegerspur in die Einfahrt zum REWE Markt. Der Wagen hinter ihnen hupte mehrfach, aber Adam schlug nur aufs Lenkrad und stieß ein „Ach, fick dich doch!“ aus.
„Ähm, Adam?“ Leo war Adams ruppigen Fahrstil durchaus gewohnt, aber das kam ihm doch etwas übertrieben vor. Sie waren ja nicht mal im Dienst.
Aber Adam stand schon schräg über zwei Parklücken (und das auf dem kleinen Hinterhofparkplatz, wo jede Lücke kostbar war), den Türgriff in der Hand. „Pasta oder thailändisch?“
Hinter ihnen hupte das Auto, das gern einen von ihren zwei Parkplätzen hätte, bestimmt fünf Mal, bevor Leo „thailändisch“ stotterte.
„Hör auf so zu gucken“, sagte Adam und seufzte. „Lass mich das doch bitte einfach tun, okay? Du wärst immer noch im Büro ohne mich, das wissen wir beide.“
Leos „Okay“ war so leise, dass er es selbst kaum hörte.
Es hupte nochmal hinter ihnen.
„Bin gleich wieder da.“ Und dann lehnte Adam sich über die Mittelkonsole, küsste ihn auf die Stirn und stieg aus.
Durch die geöffnete Tür hörte Leo den anderen Fahrer fluchen. „Ich ruf gleich die Bullen, wenn ihr da nicht Platz macht! Störung der öffentlichen Ordnung ist das!“
“Die sind schon da, du Schlaumeier“, rief Adam grinsend und zog seinen Dienstausweis aus der Tasche. Bevor der Mann darauf etwas erkennen konnte, warf er Leo den Schlüssel zu und nickte ihm zu. „Park mal ordentlich ein, bevor der ’nen Herzinfarkt kriegt.“
Dann war er weg und Leo kriegte endlich seinen Mund wieder zu.
Chapter 5
Notes:
Mein Lieblingskapitel. :)
Chapter Text
V.
„Scheiße, Adam, was hast du damit gemacht?“ Leo wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und atmete durch den Mund, um irgendwie das höllische Brennen in seinem Mund zu kontrollieren.
„Sorry! Ist echt ein bisschen her, dass ich das Zeug das letzte Mal gekocht hab, ich hab vergessen, dass es so scharf ist. Oder, keine Ahnung, vielleicht bin ich auch nix mehr gewohnt.“ Adam zuckte hilflos mit den Schultern und klatschte ihm noch einen Löffel klebrigen Reis in die Suppe. „Mehr Reis hilft, versprochen.“
„Adam, ich hab schon mehr Reis als Suppe.“ Leo wischte sich jetzt auch noch die Stirn. Er schielte zu seinem Bier, aber das würde alles nur noch schlimmer machen. Und für Milch war er zu stolz. Noch. Bisher dachte er, dass er durchaus mit scharfem Essen zurecht kam, aber da hatte er anscheinend die Rechnung ohne Adams original thailändisches Tom Yam Gung Rezept gemacht.
„Und beigebracht hat dir das die Oma von der Familie, wo du untergekommen warst?“ Leo versuchte es mit Ablenkung. Vielleicht konnte er einfach nebenbei Suppe in sich hinein löffeln, ohne dass sein Körper merkte, wie scharf das Zeug war. Er grinste Adam dämlich an. „Sicher, dass es die Oma war und nicht der Sohn, der zufällig einen Schlafplatz in seinem Bett frei hatte?“
Ein Sofakissen traf ihn an der Schulter, aber Adam hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, aufzuhören zu essen für den Wurf. „Nein, Herr Kriminalhauptkommissar. Alles ganz harmloses Work&Travel. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich da irgendwo in einem kleinen Fischerdorf in Thailand ein Risiko eingehe. Mal abgesehen davon, dass ich damals selbst noch gar nicht so genau wusste, auf was ich so stehe.“
Leo wurde ganz warm und sein Bauch fühlte sich an, als ob die Suppe Champagner wäre. Normalerweise musste er Adam jede Information zu den 15 Jahren aus der Nase ziehen, aber heute schien das anders zu sein. Trotzdem konnte er sich eine kleine Neckerei nicht verkneifen. „Und das wäre?“
Adam grinste, guckte Leo viel zu lange und viel zu intensiv an, und sagte dann, „Alles was heiß und scharf ist, ist doch wohl offensichtlich.“
Gut, dass die Suppe ohnehin dafür gesorgt hatte, dass Leos Gesicht knallrot war. Wie immer, wenn es um Adams Flirtereien (er flirtete doch, oder?) ging, verließ Leo jeder Anflug von Schlagfertigkeit. Und so brachte er nur ein lahmes „Ist das so?“ zustande, das ihm noch ein schelmisches Grinsen einbrachte und das Thema beendete. Immerhin nicht auf die „Adam presst den Kiefer zusammen und guckt weg“-Weise, so wie sonst, wenn die 15 Jahre zur Sprache kamen, sondern mehr wie eine natürliche Pause im Gespräch.
Leo aß von der Suppe so viel wie er schaffte, ohne in Flammen aufzugehen. Es war ewig her, dass jemand für ihn gekocht hatte. Der Gedanke kreiste in seinem Kopf wie ein alter Autoscooter, der auf seiner Runde immer wieder von Erinnerungen an seinen furchtbaren ersten Tag zurück im Dienst angerempelt wurde. Er hasste es, wie unsicher alle um ihn herum gewesen waren. Aber Adam hatte für ihn gekocht. So richtig, nicht nur Nudelsoße aus dem Glas.
„Du siehst fertig aus. Müde, mein’ ich, nicht die Suppe.“ Adam schnappte sich die Schüsseln, als klar war, dass Leo nicht mehr essen würde.
Leo brummte und rutschte auf dem Sofa weiter zurück, um sich anzulehnen. Er schloss die Augen, aber öffnete sie sofort wieder, als sich ein Bild formte, das verdächtig nach dunklem Bunker aussah. Er hatte die Flashbacks einigermaßen im Griff, aber wenn er erschöpft war, rutschten sie ihm durch.
„Soll ich gehen?“, fragte Adam nachdem er die Reste ihres Abendessens notdürftig in der Küche aufgestapelt hatte. „Ich kann noch eben den Abwasch machen und dann zieh ich einfach die Tür zu, wenn du pennen willst.“
„Nee.“ Leo blickte scheu auf den Platz neben sich. „Wenn ich jetzt die Augen zu mache, geht das sofort mit den Albträumen los. Grad versucht.“
„Okay. Kein Problem, ich hab’ nichts vor. Will dir nur nicht auf die Nerven gehen.“ Er ließ sich neben Leo auf das Sofa fallen, das prompt so weit einsank, dass Leo unfreiwillig näher rutschte.
„Tust du nie.“
Adam schnaubte verächtlich und stieß seine Schulter gegen Leos. „Elender Lügner, das bist du. Glaub’ nicht, ich hab vergessen wie du mir den Kaffee vorenthalten hast nachdem ich alles gegen die Wand gefahren hab.“
Leo wollte jetzt auch nicht an das Geld und den ganzen Mist, der damit zusammenhing denken. Adam war hier und er kümmerte sich. „Hattest du dir verdient“, sagte er trotzdem.
„Ja, hab ich wohl.“ Adam fuhr sich durch die Haare und sah aus, als ob er ein Stück wegrücken wollte.
„Hattest. Nicht haben.“
Adam drehte langsam den Kopf zu ihm. Er sagte nichts, rückte aber auch nicht weg. Dann räusperte er sich. „Willst du ’nen Film gucken oder so?“
Das war nicht, worüber Adam nachgedacht hatte, Leo wusste das. Adam dachte so laut, es war unmöglich sein Mienenspiel zu ignorieren, das nicht zu den Worten passte, die aus seinem Mund kamen. Leo war besser darin geworden, zu akzeptieren, dass Adam ihn manchmal aus seinen Gedanken ausschloss. Er versuchte jetzt lieber, Adams Stimmung zu lesen als seine Gedanken, auch wenn seine Trefferquote in dem Bereich auch nicht unbedingt höher war.
„Ehrlich gesagt würde ich lieber noch was von dem thailändischen Fischerdorf hören.“ Leo ging ein Risiko ein, aber er hatte sicher ein halbes Jahr oder länger nicht nach Berlin oder der Weltreise gefragt und Adam hatte immerhin heute thailändisch für ihn gekocht.
Adams Kiefer verhärtete sich.
Leo schwieg und wartete. Er musste an die Stille an der Landstraße denken, als alle betreten überall hin guckten außer zu ihm. An Pia, deren Hand zitterte, als sie ihm die Reißzwecken gab. An Esther, die einfach nur nett sein wollte, und sofort von ihm angefahren wurde. An all die Nachrichten, die unbeantwortet auf seinem Smartphone warteten.
Vielleicht konnte er Adam doch ein bisschen verstehen.
„Okay“, sagte der plötzlich und Leo musste ihn anblinzeln, um sicherzustellen, dass er sich das nicht eingebildet hatte. „Warum nicht? Hab eh gerade den Thailand-Ordner aus der cloud runter geladen. Vorhin bei REWE im W-LAN, brauchte ja das Rezept zum einkaufen. Und mehr als Thailand schaffst du heute sowieso nicht, so fertig wie du bist.“
Gerade, als Leos überraschtes Schweigen begann zwischen ihnen zu hängen, fing Leo sich wieder.
„Ja“, sagte er und lachte nervös. „Gerne. Ich—klar, super!“ Jetzt klickte Leo seine Zähne aufeinander. Ging es noch peinlicher? Wenn er sich weiter so dämlich anstellte, würde Adam gleich sicher wieder zu machen und er hatte seine Gelegenheit verpasst.
Aber Adam rollte nur liebevoll-genervt die Augen und begann auf seinem Smartphone zu wischen.
Er lehnte sich näher, aber Leo traute sich nicht, zu gucken. Noch nicht. Adam suchte schließlich noch und nichts war privater als der Inhalt eines Telefons. Mit fahrigen Bewegungen wischte er die Handflächen an seiner Sweathose ab. Etwas zwischen ihnen hatte sich verändert, auch wenn er nicht genau sagen konnte was und wann.
Es hatte schon beinahe etwas Verzweifeltes gehabt, wie er an Adam in den ersten Monaten nach seiner Rückkehr gezogen und gezerrt hatte, um ihn in das Loch zu quetschen, das sein Weggang in ihm gerissen hatte. Adam hatte da auch immer noch hinein gepasst, irgendwie. Aber, wenn er ehrlich war, eben auch nur irgendwie.
Das Gefühl der Veränderung zwischen ihnen blieb diffus, aber das war für den Augenblick auch in Ordnung. Vielleicht konnte Leo damit zufrieden sein, dass sich das zwischen ihnen anders anfühlte. Ausgeglichener. Nicht mehr so, als ob Leo ziehen würde, sondern als ob Adam sich freiwillig wieder in Leos Leben einfügte. Nach Adams Vorstellung und nicht nur nach Leos. Genauso wichtig, aber doch ein bisschen anders.
„Schläfst du mit offenen Augen, oder was?“ Adam warf schon wieder ein Kissen nach ihm und Leo schreckte hoch. „Wofür hast du so ’nen arschteures Loungesofa, wenn wir darauf sitzen wie die Hühner? Komm her hier jetzt.“
Leo starrte Adam an, wie er sich auf dem L-Teil des Sofas ausgebreitet hatte und auffordernd auf die Lücke zwischen ihm und der Lehne blickte. Definitiv anders. Bevor er den Moment mit irgendeinem lahmen Spruch ruinieren konnte, rappelte er sich auf und kletterte an Adams Seite.
Der grinste ihn an und Leo ging auf, dass er langsam, aber sicher die „schrecklich“ Schublade, in die er diesen Tag gesteckt hatte, wieder aufziehen musste.
„Na, dann mal los. Ich war… lass mich überlegen.“ Adam kniff die Augen zusammen. „2009 in Thailand. Gott, ist das lange her. Meine zweite Station.“
Leo atmete aus und sank tiefer in die Kissen, näher zu Adam. „Was war deine erste?“
Adam lachte humorlos. „Neuseeland. Ich wollte so weit weg vom Alten wie es nur ging, aber vor Asien hatte ich erstmal zuviel Schiss. Ich dachte, in Neuseeland gibt’s wenigstens ein funktionierendes Work&Travel System und ich versteh die Sprache.“
Das ergab ziemlich viel Sinn. Trotzdem war Leo nicht darauf gekommen, damals als er sich monatelang den Kopf zerbrochen hatte, wo Adam hingegangen sein könnte. Gefolgt wäre er ihm sowieso nicht, deshalb war es eigentlich auch egal.
„Okay, wenn ich so das Telefon halte?“, fragte Adam und faltete sich so um Leo herum, dass Leo halb auf ihm lag und Adam den Arm um ihn herum gelegt hatte. Nichts an ihm deutete darauf hin, dass er einen Widerspruch von Leo erwartete. Leo widersprach auch nicht, denn er war auf positive Weise überfordert von der Nähe zwischen ihnen, sowohl körperlicher als auch emotionaler Art.
„Klar“, sagte er heiser und rutschte seinerseits tiefer in Adams halbe Umarmung.
„Oh, Mann, dieser schreckliche Bürstenschnitt!“ Adam hatte das erste Foto aufgerufen und lachte jetzt so stark in sich hinein, dass seine Brust gegen Leos Rücken vibrierte.
Flughafen Bangkok, vermutlich. Neben dem jugendlichen Adam stand ein Mädchen mit Dreadlocks, das auch noch auf den nächsten Bildern zu sehen war, aber dann verschwand sie und machte Platz für endlose Landschaften, Dörfer und Adam zwischen lauter unbekannten Menschen.
Adam erzählte bereitwillig eine Geschichte nach der anderen und Leo konnte sich gar nicht satt sehen an den Bildern. Adam sah, nun ja, nicht direkt glücklich, aber zumindest befreit aus. Freier als Leo ihn als Teenager je gekannt hatte. Einerseits gab ihm das einen Stich, andererseits sah er auf diesen Bildern deutlich, dass Adam diese Freiheit gebraucht hatte, um das zu retten, was noch von ihm übrig war nach der jahrelangen Quälerei seines Vaters.
Irgendwann verstummte die Erzählung und Leo brummte ärgerlich. Er konnte seine Augen nicht mehr so recht aufhalten, aber das war doch noch lange kein Grund, ihm die nächste Geschichte vorzuenthalten.
„Morgen, okay?“, flüsterte Adam neben ihm. „Ich hab noch mehr Rezepte mitgebracht. Wenn du willst, koch ich wieder.“
„Will ich“, murmelte Leo und schlang seinen Arm um Adam. Irgendwo in seinem Kopf flüsterte eine Stimme, die fragte, ob er das durfte, aber er ignorierte sie.
Kühle, lange Finger strichen durch seine Haare. „Hast dich super geschlagen heute. Morgen wird bestimmt schon einfacher. Schlaf gut, Tiger.“
Und dann küsste Adam ihn auf die Stirn. Seine Lippen verweilten dort, weich und warm und wohltuend.
Leo schaffte es nicht mal mehr, das „Miau“ zu flüstern, das ihm auf der Zunge lag, bevor er einschlief.
Chapter 6
Notes:
Vielen lieben Dank für die Kudos und Kommentare! Ich bin so glücklich darüber, dass meine Geschichten euch Freude bereiten und darüber, dass ich hier im spatort fandom so herzlich aufgenommen wurde. 😊
Diese Geschichte endet heute, aber ich habe noch mehr in Arbeit und sowieso immer mehr als genug Ideen, also bis demnächst hier auf Ao3. 😆
Chapter Text
+1
Als Leo allein auf dem Sofa aufwachte, ging er erstmal Zähne putzen. Es gab nicht viele Dinge, die ihn so verrückt machten wie das pelzige Mundgefühl nach einer Nacht ohne Abendroutine und sein Job bescherte ihm diesen Tiefpunkt häufiger, als er gerne hätte. Heute allerdings, dachte er und lächelte, war Adam schuld mit seinen Erzählungen über Thailand und das verzieh er deutlich leichter.
Adams Jeansjacke lag verloren auf dem Sessel gegenüber, also war er noch da. Das hob Leos Mundwinkel noch ein bisschen weiter.
Im Bad suchte er die zweite Zahnbürste aus dem angebrochenen Doppelpack aus dem Schrank unter seinem Waschbecken heraus und stellte sie in seinen Zahnbecher. Fasziniert von diesem eigentlich belanglosen Anblick verweilte seine Hand noch einen Moment in der Luft.
Noch während er versuchte die seltsame Melancholie ein bisschen länger festzuhalten, kroch die Kälte der Badezimmerfliesen seine Beine hinauf und die Realität brach krachend über ihm zusammen.
Zweiter Tag im Dienst, immer noch Wiedereingliederungsregelung, immer noch ein Schatten seiner selbst.
Immer noch Samthandschuhe.
Seufzend überprüfte er sein Smartphone auf neue Nachrichten und richtig: Esther hatte sich gemeldet und ihm eine Wasserstandsmeldung gegeben.
„Er hat sein Geständnis sofort widerrufen, als sein Anwalt hier war.“
Na, toll. Und dann noch eine Nachricht mit einem einzigen Namen:
„Scheuer.“
Mehr brauchte es auch nicht. Jeder, wirklich jeder auf dem Präsidium kannte diesen Namen. Sogar die Anwärter:innen, weil ihnen die Akten zum Lernen gegeben wurden: Scheuer war Prinzipienreiter, Gutmensch und Anwalt in einem und schaffte es irgendwie die schlechtesten Eigenschaften aller drei Dinge auf ihre Polizeiarbeit anzuwenden und ihnen so das Leben zur Hölle zu machen.
Selbst Esther ließ ihre Akten von ihnen allen auf mögliche Fehler durchschauen, wenn Scheuer an ihrem Fall dran war. Ja, sogar von Adam und das sagte eigentlich alles.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
Fröstelnd trat Leo in die offene Dusche und drehte das warme Wasser auf. Die Duschtasse war eiskalt unter seinen Füßen und ihm fehlte die rechte Lust, noch heißer zu duschen, also ging er mit mechanischen Bewegungen durch seine Routine.
Als er endlich in die Küche trottete, stand Adam schon wieder am Herd. Kaffeeduft schlug Leo entgegen und die Reste vom Abendessen waren alle beseitigt.
„Morgen“, brummte Leo. Er hatte keine Ahnung, wie er gleich noch einen Arbeitstag überstehen sollte, nachdem der erste nun wirklich kein Highlight gewesen war, aber Adam sah überraschend wach aus. Und ekelhaft motiviert.
„Ah, guten Morgen! Ich hab mich an deinem Schrank bedient, hoffe, das geht klar. Bring ich natürlich gewaschen zurück.“ Er grinste schief. „Ich wollte eigentlich wirklich noch aufräumen und nach Hause, aber anscheinend bin ich dann auch eingepennt.“
Erst jetzt fiel Leo auf, dass Adam eins seiner dunkelgrauen Shirts trug. Er schluckte, aber nicht, weil er sich Sorgen um Adams Waschkünste machte.
„Ich wusste nicht, was du frühstückst. Also, außer Kaffee natürlich, Junkie.“ Adam wirbelte herum und hob die Pfanne vom Herd. „Deshalb hab ich Rührei gemacht, du brauchst doch bestimmt tonnenweise Proteine, um so auszusehen.“ Sein Blick glitt einmal an Leo hoch und runter und obwohl es nach Leos Dafürhalten kaum noch was zu sehen gab nach der Zwangspause, spiegelte sich in Adams Augen unverhohlenes Interesse.
Leo wankte und griff nach der Lehne des Küchenstuhls. Adam war hier. Er kümmerte sich. Um ihn, Leo. Obwohl Leo hervorragend alleine zurecht kommen würde und das auch gesagt hatte. Es gab keinen anderen Grund, dass Adam hier war, außer, dass er es wollte.
Als ob das alles nicht schon schwer genug zu begreifen war, flirtete Adam mit ihm. Schon wieder. Und das alles, nachdem er ihn gestern dauernd auf die Stirn geküsst hatte.
Es war einfach zu viel.
Jahre der unerfüllten Sehnsucht, genährt von zu tiefen Blicken und beiläufigen Berührungen, fielen von ihm ab, als er einen Schritt vorwärts machte.
„Rührei ist perfekt“, krächzte er und machte noch einen Schritt.
Adams Augen wurden schmaler, halb amüsiert, halb besorgt.
Aber Leo war nicht mehr aufzuhalten. Er nahm Adams Gesicht in beide Hände, weiche Bartstoppeln auf rauen Fingern, und neigte Adams Kopf zu ihm runter, gerade so, dass er ihn trotz ihres Größenunterschieds erreichen konnte. Seine Lippen fanden Adams Stirn ganz von selbst, als ob dies nicht seine erste Annäherung dieser Art an diesen wunderbar komplizierten Mann war, sondern lieb gewonnener Alltag.
„Danke. Für alles.“ Sanft lächelnd ließ Leo von ihm ab. Seine Finger glitten über Adams Kiefer, die Daumen über die Wangen. Auf Adams Stirn prangte eine kleine feuchte Stelle, dort wo Leos Lippen gerade noch gewesen waren. Leo wischte sie mit seinem Daumen weg.
Adam rührte sich nicht, aber seine Augen waren so riesig, dass ihr blau besonders schön zur Geltung kam. Leo würde ihn am Liebsten gleich nochmal küssen, aber dafür sah Adam zu schockiert aus.
„L-leo?“, fragte er und schaffte es, den wirklich kurzen Namen noch zu stottern. Dann rutschte ihm die Pfanne aus der Hand und knallte scheppernd zurück auf den Herd. „Was—was machst du?“
Leo lachte leise und drehte den Herd aus. „Das gleiche, was du gestern den ganzen Tag gemacht hast. Gleichberechtigung und so. Ist doch okay, oder?“
„Ja, klar, aber…“ Adam sah ehrlich verwirrt aus. Sein Mund stand immer noch offen. „Ich—ich komm’ nicht mit, sorry.“
Er schloss den Mund, öffnete ihn sogleich wieder und schüttelte den Kopf. „Ich hab was gemacht?“
Leo verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. Auch wenn er manchmal Probleme damit hatte, Adam zu lesen, überzeugte ihn seine derzeitige Verwirrung doch.
„Du hast Stirnküsse verteilt.“
„Stirn—was?“ Adam sah aus, als ob er schwankte, dann presste er die Handballen auf die Augen, als ob er kurz der Realität entfliehen musste. „‘nen Scheiß hab ich.“
„Ich hab Zeuginnen.“ Leo musste ein Lachen unterdrücken. Die Situation war einfach zu absurd. Und weil Adam jetzt zwar von unter seinen Händen zu ihm schielte, aber immer noch nicht überzeugt aussah, holte er kurzerhand sein Telefon heraus und wählte Esthers Nummer.
Adam sah noch verwirrter aus, wenn das überhaupt möglich war.
„Ah, Leo“, sagte Esther, als sie abhob. „Mince alors, dass jetzt auch noch der Scheuer da mit drin hängt! Der blöde Typ hat mir aus der Hand gefressen gestern und jetzt haben wir dank diesem Anwaltspisser noch mehr Arbeit am Hals!“
„Jaaa“, antwortete Leo langgezogen und zwinkerte Adam zu. „Großer Mist, aber kriegen wir schon irgendwie hin. Das ist aber gar nicht, warum ich anrufe. Geht um Adam.“
„Adam? Was ist mit ihm? Sag mir, dass ihr nicht wieder am Scheiße bauen seid.“
Leo lachte, als Adam eine hastige Halsabschneidegeste machte und die Augen bis an die Decke rollte. „Kann ich noch nicht sagen. Aber Adam lässt fragen, ob er mich wirklich auf die Stirn geküsst hat, gestern.“
„Nur gestern?“ Esther lachte trocken. „Das hat er auf Station schon dauernd gemacht, als du noch im künstlichen Koma warst. Ist wohl einfach ein Spleen, den er beibehalten hat. Oder gibt’s da was, was ich wissen sollte?“
„Äh, nee.“ Leo zögerte, als Adams Blick über sein Gesicht glitt und an etwas hängen blieb, das möglicherweise seine Lippen waren. Er spürte, wie seine Wangen erröteten. „Vielleicht? Ich meld’ mich später. Hol dir den Anwärter dazu, wenn du mit den Akten anfängst, der soll das gleich ordentlich lernen.“
Leo verabschiedete sich knapp, legte auf und ließ das Telefon auf die Arbeitsplatte gleiten.
Adams Gesicht war ebenfalls in leichte Röte getaucht, vor allem um die prominenten Wangenknochen herum. Sein Blick huschte erneut zu Leo, dann zu den mediteranen Küchenfliesen. Er hielt sich an der Kante der Arbeitsplatte fest, als ob die das einzige war, was ihn aufrecht hielt.
Leo räusperte sich. Sie sollten wirklich darüber reden. „Ich hab kein Problem damit, weißt du? Wäre mir wahrscheinlich auch so gegangen, wenn du derjenige gewesen wärst, den es getroffen hätte. Ich mein, wir stehen uns ja sowieso total nah und die Linie zwischen—“
„Leo“, unterbrach Adam ihn und stieß sich in einer eleganten Bewegung von der Arbeitsplatte ab. „Kannst du jetzt bitte einfach mal kurz die Fresse halten?“
Leo spürte, wie Adams schräges Grinsen sich auf sein eigenes Gesicht schlich und sein Bauch fühlte sich zum ersten Mal seit gestern Morgen leicht an. Da war es auch egal, dass sie eine Woche voller Aktenschleifen erwartete oder dass der Herd voller Rührei war.
Adam nahm Leos Gesicht in beide Hände, zog ihn näher, bis sie an der Schulter und ein bisschen auch an der Hüfte unsanft kollidierten, und küsste ihn.
Nicht auf die Stirn.
Auf den Mund.
Und Leo küsste zurück. Sein Tinnitus fiepte immer noch in seinem Ohr und er würde diesen Kuss zu schnell beenden müssen, weil seine Luft noch nicht so lange reichte, wie er gern hätte. Aber was war ein bisschen Kurzatmigkeit schon dagegen, Adam zu küssen?
Und wenn sie heute ein bisschen zu spät kamen, war das gar nicht schlimm. Er sollte ja ohnehin noch nicht so lange arbeiten, richtig? Da konnten sie lieber die Gelegenheit nutzen, noch ein paar neue Gewohnheiten zu etablieren…
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