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Language:
Deutsch
Stats:
Published:
2025-08-28
Words:
2,051
Chapters:
1/1
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2
Hits:
27

Zwischen Himmel, Hölle und einem Antiquariat in Soho

Summary:

Crossover: Lucifer,Good Omens und Forever

Work Text:

Der Regen peitschte gegen die Fenster des verstaubten Buchladens, als Lucifer Morningstar in einem Wirbel aus Schwefel und Glanz erschien. Aziraphale ließ beinahe seinen Tee fallen, Crowley zog nur eine Augenbraue hoch.
„Ich brauche einen sicheren Ort für Henry“, knurrte Lucifer, während er die hochschwangere Dr. Morgan sanft hinter sich führte. „Ich muss zurück in die Hölle. Die Dämonen tanzen auf den Tischen.“
Crowley, der gerade dabei war, ein Buch über viktorianische Flüche zu entziffern, wurde am Kragen gepackt. „Du wirst auf sie aufpassen, Crowley. Jeder Wunsch, jede Laune – du erfüllst sie. Wenn sie auch nur niest, bist du sehr tote Damon.“
Crowley nickte, halb aus Angst, halb aus Neugier. Aziraphale wollte protestieren, aber Henry winkte ab, rollte mit den Augen und ließ sich in den Sessel sinken.
„Lucifer, beruhig dich. Crowley ist kein Babysitter, aber er ist zuverlässig. Meistens.“
Lucifer kniete sich vor Henry, seine Augen glühten sanft. „Ich komme zurück, bevor du dein Kind bekommst. Und wenn nicht – dann wird die Hölle ein neues Königreich brauchen.“
Mit einem letzten Blick verschwand Lucifer in einem Flammenwirbel.
Crowley seufzte. „Also gut. Was brauchst du zuerst? Tee? Ein Schutzkreis? Oder ein Exorzismus auf Wunsch?“
Henry grinste. „Fangen wir mit Tee an. Und vielleicht einem Buch über Dämonen mit Vaterkomplexen.“
Seit Henry Morgan in Aziraphales Buchladen Zuflucht gefunden hatte, war das Leben dort ein wenig turbulenter geworden — aber auch deutlich lebendiger.
Aziraphale, ganz der fürsorgliche Engel, bereitete täglich frischen Tee zu, servierte dampfende Scones mit Clotted Cream und achtete penibel darauf, dass Henry genug Ruhe bekam. „Ein bisschen Lavendel im Earl Grey beruhigt die Nerven, meine Liebe“, sagte er oft, während er die Tasse mit zitternden Händen reichte.
Crowley hingegen war weniger subtil. Er verwandelte kurzerhand die quietschende Teekanne in eine selbstnachfüllende Version und ließ die Uhr im Laden langsamer laufen, damit Henry mehr Zeit zum Ausruhen hatte. „Ich bin kein Babysitter“, murmelte er, während er Henrys Lieblingsplaylist durch die Regale schickte, „aber ich bin verdammt gut darin, Chaos zu kontrollieren.“
Henry, hochschwanger und mit einem messerscharfen Verstand, fühlte sich zwischen den beiden seltsamen Freunden sicher. Sie waren keine gewöhnlichen Schutzengel — aber wer brauchte schon gewöhnlich, wenn man Lucifer als Vaterfigur hatte?
Henry saß gemütlich im Sessel, eine Decke über den Beinen, als plötzlich ein leises Hatschi durch den Raum hallte.
Crowley, der gerade dabei war, eine Pflanze zum Tanzen zu bringen, erstarrte. Seine Sonnenbrille rutschte beinahe von der Nase. „Oh nein…“
Ein leises Grollen vibrierte durch die Bücherregale. Die Luft wurde schwer, die Teetasse von Aziraphale klirrte.
Flammen züngelten aus dem Kamin, obwohl kein Feuer darin war.
Lucifer erschien in einem Wirbel aus Rauch und Zorn. Seine Augen glühten blutrot. „Er hat geniest?! Crowley, du hattest EINE Aufgabe!“
Crowley hob beschwichtigend die Hände. „Es war nur ein Niesen! Kein Fieber, kein Husten, kein apokalyptischer Schrei!“
Henry seufzte, völlig unbeeindruckt. „Ich hab einfach Hunger, Lucifer. Vielleicht ein Sandwich statt Weltuntergang?“
Lucifer blinzelte. Die Wut wich einem Hauch von Verlegenheit. Er drehte sich zu Aziraphale. „Kannst du… vielleicht… etwas machen, das nicht nach Hölle schmeckt?“
Aziraphale strahlte. „Natürlich! Gurkensandwiches mit Dill und ein wenig Honigsenf. Und ein beruhigender Kamillentee.“
Lucifer setzte sich neben Henry, sein Blick weich. „Wenn du nochmal niest, sag vorher Bescheid. Ich komm mit Keksen statt Feuer.“
Henry grinste. „Deal.“
Lucifer war verschwunden, zurück in die Tiefen der Hölle, um Ordnung zu schaffen. Der Raum wirkte leerer ohne seine Präsenz, obwohl die Luft noch nach Schwefel roch.
Henry saß still im Sessel, die Hände schützend auf dem runden Bauch. Ihre Stimme war leise, aber fest.
„Es tut mir leid für ihn“, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu den anderen. „Er ist nicht nur der Herr der Hölle. Er ist auch mein Mann. Und er hat Angst.“
Aziraphale trat näher, legte eine warme Hand auf Henrys Schulter. „Angst ist keine Sünde, meine Liebe. Nicht einmal für ihn.“
Henry nickte, die Augen auf den Boden gerichtet. „Wir hatten Probleme. Dämonen, Engel. Ich bin unsterblich und komme einfach im nächsten Gewässer zurück.“ Sie sah auf, ihre Augen glänzten. „Mein Kind soll nicht einfach zurückkommen, wenn es stirbt. Ich will meinen Körper vollständig verändern.“
Henry blickte aus dem Fenster des Buchladens, während draußen der Regen gegen das Glas trommelte. Ihre Finger lagen ruhig auf dem Bauch, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm.
„Ich bin kein Engel. Kein Dämon. Nur ein Mensch“, sagte sie leise. „Aber ich sterbe nicht. Nicht wirklich. Ich komme immer zurück. So wie beim ersten Mal.“
Aziraphale sah sie nachdenklich an. „Und du weißt nicht, warum?“
Henry schüttelte den Kopf. „Ich erinnere mich an den Tod. Ich erinnere mich an das Wasser, das mich verschlang. Und dann… war ich wieder da. Mit Narben. Ohne Erklärung.“
Crowley zischte. „Das klingt nach einem verdammt alten Fluch. Oder einem sehr hartnäckigen Segen.“
Seit einigen Wochen lebte Henry nun bei Aziraphale und Crowley. Der Buchladen war zu einem Zufluchtsort geworden — zwischen Teekannen, verzauberten Regalen und gelegentlichen Ausbrüchen von dämonischem Sarkasmus.
Aziraphale sorgte liebevoll für Henry: Tee, Suppe, Bücher über Geburtsrituale aus dem 14. Jahrhundert. Crowley hingegen kümmerte sich auf seine eigene Art — mit Schutzzaubern, dämonischer Einschlafmusik und gelegentlichen Drohungen an vorbeischleichende Engel.
Lucifer erschien regelmäßig, meist in einem dramatischen Flammenwirbel, um Crowley anzuschreien. „Wenn sie auch nur stolpert, bist du Toast, Crowley!“
Crowley nahm es mit einem genervten Augenrollen hin. „Ja, ja, Herr der Hölle, ich hab’s verstanden. Ich bin der Babysitter mit Sonnenbrille.“
Eines Abends, als der Regen sanft gegen die Fenster klopfte und Aziraphale gerade Zitronenkuchen servierte, sah Henry die beiden Freunde lange an.
„Ich habe eine Bitte“, sagte sie ruhig. „Wenn mein Kind geboren wird… würdet ihr seine Paten sein?“
Aziraphale verschluckte sich fast am Tee. „Oh! Mein lieber Himmel — ich wäre geehrt!“
Crowley starrte sie an. „Du willst, dass ich… ein Pate werde? Für ein Kind von Lucifer?“
Henry lächelte. „Ihr seid meine Familie. Ihr habt mich beschützt, euch gekümmert. Ich vertraue euch mehr als jedem Engel oder Dämon.“
Crowley schnaubte, aber seine Stimme war weich. „Na gut. Aber wenn das Kind Feuer spuckt, bin ich raus.“
Aziraphale strahlte. „Wir werden alles tun, um es zu beschützen. Und ihm beizubringen, dass Tee und Bücher genauso mächtig sind wie Flammen und Flüche.“
Henry lehnte sich zurück, die Hände auf dem Bauch. „Dann ist mein Kind in guten Händen.“
Aziraphale sah Henry neugierig an. „Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt — du und Lucifer?“
Henry blickte in ihre Teetasse, als würde sie darin die Vergangenheit sehen.
„In Sleepy Hollow“, sagte sie leise. „Zur Zeit der Hexenprozesse. Ich saß in einem kleinen Gasthaus und trank Tee, während draußen die Welt mich verurteilte.“
Sie hielt inne, ihre Stimme wurde brüchig.
„Sie haben diese Hexentests mit mir gemacht. Ich wurde ins Wasser geworfen. Es war Winter, und ich bin ertrunken. Immer wieder. Ich war unter dem Eis eingeschlossen, und jedes Mal bin ich zurückgekommen. Immer wieder ertrunken. Immer wieder erwacht.“
Aziraphale legte behutsam die Hand auf Henrys Arm.
„Und dann kam Lucifer“, fuhr sie fort. „Er hat mich herausgeholt. Aus dem Eis. Aus dem Tod. Er hat mir Essen aus der Erde gegraben, mir Kleidung gebracht und mich in die Hölle gebracht nicht um mich zu bestrafen, sondern um mich zu schützen.“
Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Es war nicht so schlecht. Nicht, wenn man bedenkt, dass ich dort zum ersten Mal wirklich sicher war.“
Aziraphale hatte die Frage ganz sanft gestellt, doch sie traf Henry mitten ins Herz.
„Was ist damals wirklich passiert, Henry?“
Henry schluckte. Ihre Finger krampften sich um die Teetasse, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Ich… ich war allein. Ich war kalt. Ich war unter dem Eis. Und niemand hat mich gesucht.“
Die Worte brachen aus ihr heraus wie ein alter Fluch, der zu lange geschwiegen hatte.
Crowley wurde blass. Er kannte Henrys Geschichte, aber nie hatte er sie so offen gehört.
Plötzlich flackerte die Luft. Die Temperatur sank, dann stieg sie schlagartig. Der Raum vibrierte.
Lucifer tauchte auf — nicht in Flammen, sondern in Schatten. Seine Augen glühten, nicht vor Zorn, sondern vor Sorge.
„Wer hat dich zum Weinen gebracht?“ Seine Stimme war tief, gefährlich ruhig.
Aziraphale trat zurück, die Hände erhoben. „Ich wollte nur verstehen.“
Lucifer ging direkt zu Henry, kniete sich vor sie und nahm sie in die Arme.
„Du musst das nicht erzählen, wenn es dich zerreißt“, flüsterte er. „Ich bin hier. Ich war da. Und ich werde immer da sein.“
Henry lehnte sich an ihn, die Tränen liefen still.
„Ich weiß“, sagte sie. „Aber manchmal muss man die Dunkelheit aussprechen, damit das Licht Platz hat.“
Henry lag in Lucifers Armen, ihr Gesicht an seine Brust gedrückt. Die Tränen hatten aufgehört zu fließen, aber ihre Stimme war noch brüchig.
„Ich wollte nicht weinen“, murmelte sie. „Aber Aziraphales Frage hat etwas aufgerissen, das ich lange verschlossen hatte.“
Lucifer strich ihr sanft über den Rücken, seine sonst so kalte Aura warm wie flüssiges Licht. „Du darfst weinen. Du bist nicht schwach. Du bist stärker als jeder Engel, jeder Dämon, jeder Gott, den ich je getroffen habe.“
Aziraphale trat vorsichtig näher, seine Augen voller Mitgefühl. „Es tut mir leid, Henry. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich wollte nur verstehen — damit ich dir besser helfen kann.“
Henry nickte, löste sich langsam aus Lucifers Umarmung. „Ich weiß. Und ich danke dir. Ich bin nur… müde. Müde vom Erinnern.“
Crowley, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, räusperte sich. „Dann erinnern wir uns an etwas anderes. Wie wär’s mit dem Moment, als du Lucifer zum ersten Mal angeschrien hast, weil er dir kalte Suppe gebracht hat?“
Henry lachte leise. „Das war in der Hölle. Und sie war wirklich kalt.“
Lucifer grinste. „Ich wollte dir zeigen, dass ich auch menschlich kochen kann. Es war ein Experiment.“
„Es war eine Katastrophe“, sagte Henry, aber ihr Lächeln war warm.
Aziraphale seufzte erleichtert. „Dann ist die Dunkelheit für heute besiegt.“
Henry sah in die Runde. Ihre Familie war seltsam, widersprüchlich, übernatürlich aber sie war da. Und das war mehr, als sie je erwartet hatte.
Lucifer stand am Fenster des Buchladens, den Blick auf die dunklen Straßen gerichtet. Die Hölle rief ihn zurück — nicht mit Feuer, sondern mit Verantwortung. Sein Herz war schwer, schwerer als je zuvor.
Henry saß auf dem Sofa, das Neugeborene in ihren Armen. Das Kind war ruhig, die Augen halb geöffnet, als würde es bereits mehr sehen als andere.
„Du musst gehen“, sagte Henry leise.
Lucifer drehte sich um, seine Stimme kaum hörbar. „Ich will nicht. Aber ich muss. Die Hölle ist instabil. Wenn ich nicht zurückkehre, wird sie alles verschlingen.“
Henry nickte. Ihre Augen waren müde, aber klar. „Dann nimm nicht das Kind mit. Lass es hier. Bei Aziraphale und Crowley. Sie sind seine Familie. Sie sind meine Familie.“
Lucifer trat näher, sah das Baby an. Etwas in ihm zerbrach.
„Ich habe nie gedacht, dass ich Vater werde“, flüsterte er. „Und jetzt soll ich gehen?“
Aziraphale trat vor, seine Stimme sanft. „Wir werden auf das Kind aufpassen. Mit allem, was wir haben. Es wird Liebe kennen. Bücher. Tee. Und vielleicht ein bisschen Chaos.“
Crowley schnaubte. „Und wenn jemand ihm zu nahe kommt, verwandle ich sie in einen Topf Basilikum.“
Henry lächelte. „Dann ist alles gut.“
Lucifer beugte sich vor, küsste das Kind auf die Stirn. „Du bist mehr als Licht und Dunkelheit. Du bist Hoffnung.“
Dann wandte er sich ab. Ohne Flammen. Ohne Zorn. Nur mit einem schweren Herzen.
Die Tür schloss sich hinter ihm.
Henry hatte ihren Sohn Abe genannt. Ein Name, schlicht und stark, voller Geschichte und Hoffnung.
Der Buchladen von Aziraphale war inzwischen mehr als nur ein Ort voller Bücher. Er war ein Zuhause geworden — für Henry, für Abe, und für die beiden ungewöhnlichsten Paten, die man sich vorstellen konnte.
Aziraphale richtete jeden Morgen das Teeservice her, summte alte englische Wiegenlieder und las Abe Gedichte aus vergilbten Seiten vor.
Crowley hingegen hatte das Kinderbett mit dämonischer Präzision stabilisiert, sorgte für magische Schutzkreise und ließ die Pflanzen im Laden leise wiegen, wenn Abe schlief.
Henry beobachtete die beiden oft mit einem stillen Lächeln. Ihr Leben war nicht gewöhnlich — aber es war friedlich.
Abe wuchs zwischen Geschichten und Zaubersprüchen auf, zwischen Licht und Schatten, zwischen einem Engel, einem Dämon und einer Mutter, die einst unter Eis begraben war und nun Wärme schenkte.
Und obwohl Lucifer fern war, spürte Henry seinen Präsenz manchmal im Flackern einer Kerze oder im leisen Grollen unter dem Boden.
Aber Abe war sicher. Und geliebt.