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zwölf bittersüße Augenblicke

Summary:

Drarry Adventskalender - zwölf Oneshots bis Heiligabend. - „Das große Fest nahte und Draco stellte fest, dass alle von Freude, Liebe, Glück und Geborgenheit sprachen. Als hätte sich bei allen Leuten in dieser Zeit ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt. Sie gerieten in Panik und verfielen dem Stress, aber kaum einer schien zu merken, dass Glück sich nicht planen ließ.“

Notes:

Hallo Zusammen,

es erwarten euch zwölf Oneshots bis Heiligabend. Alle zwei Tage werde ich einen neuen hochladen - ingsesamt zehn Draco/Harry Oneshots und zwei Teddy/James. Viel Spaß und einen frohen ersten Advent!

Chapter 1: Glück ist nicht planbar

Chapter Text

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, murmelte Draco müde und versuchte mühsam seine Augen offen zu halten. Die vergangene Nacht war viel zu unruhig gewesen, um wirklich Kraft tanken zu können, und nachdem sie sich den ganzen Tag durch das weihnachtliche Chaos und Getümmel in der Winkelgasse geschlagen hatten, wollte er sich nur kurz auf dem Sofa ausruhen. Aber stattdessen lag er nun mit Harry im Bett und seine innere Uhr erinnerte ihn daran, dass sie heute Abend bei Granger und Weasley eingeladen waren, um sich mit selbst gemachtem Glühwein volllaufen zu lassen. Es war eine wirklich schlechte Idee hier zu liegen, wenn sie pünktlich da sein wollten.

„Hier ist es bequemer und wir ruhen uns nur kurz aus“, meinte Harry hinter seinem Rücken und klang dabei genauso ausgelaugt, wie Draco sich fühlte. Nie wieder würde er sich von Harry dazu überreden lassen, die Weihnachtsgeschenke wie jeder andere in den Läden zu besorgen, ganz gleich wie sehr Harry beteuerte, dass das erst recht für weihnachtliche Stimmung sorgen würde. Schon nach den ersten paar Geschenken für Molly, Teddy und George war Draco gereizt gewesen und er schwor sich, dass er das im nächsten Jahr wieder den Elfen erledigen lassen würde.

„Das ist das Problem. Wenn es so bequem ist, dann …“

„Halt den Mund“, unterbrach Harry ihn plump und legte seinen Arm um Draco. „Mach einfach die Augen zu. Ich bleib wach“, sagte Harry leise, verteilte dann zarte Küsse an seiner Halsbeuge und auf der nackten Schulter, was Draco mit einem müden Seufzen die Augen schließen ließ. Es war eine schlechte Idee, dachte er dumpf, als er spürte, wie er abdriftete und sein Körper den Schlaf nachholte, der ihm in der letzten Nacht durch Albträume gestohlen worden war.

Als Draco später langsam wieder wach wurde und verschlafen die Augen öffnete, fluchte er leise. Er saß aufrecht im Bett, bevor er darüber nachdenken konnte sich die Decke nochmals bis zum Kinn hochzuziehen.

„Du Idiot. Du hast gesagt-“ Draco verstummte plötzlich, als er bemerkte, dass er alleine war. Er sah sich suchend in ihrem dunklen Schlafzimmer um, doch von Harry war keine Spur. Das Laken und die Decke neben ihm waren zerwühlt und als Draco mit der flachen Hand darüberstrich, spürte er keine Wärme mehr. Er war schon länger alleine. Hatte er tatsächlich so tief geschlafen, dass er nicht mal mitbekommen hatte, wie Harry aufgestanden war?

Er lauschte der Stille, versuchte Geräusche aus dem Bad oder aus der Küche zu hören, aber da war nichts, das Draco hätte hören können. Es war gespenstisch still und auch nachdem er noch eine weitere Minute abgewartet hatte, ob Harry vielleicht doch plötzlich wieder ins Zimmer kam, geschah nichts. Missmutig schälte Draco sich unter seiner warmen Decke hervor und streckte sich, bevor er einen Blick aus dem Fenster warf.
Vorhin, kurz bevor er eingeschlafen war, hatte noch die Sonne geschienen und die Bäume in ihrem Vorgarten hatten, vom weißen Frost überzogen, im Sonnenschein geglitzert. Jetzt jedoch war es dunkel geworden und am Himmel hingen dichte Wolken, welche ihm einen Blick auf die Sterne verweigerten. Stattdessen sah Draco im Schein der Straßenlaternen die dicken Schneeflocken, welche auf den Boden trudelten und London in einen weißen Wintermantel hüllten.

Draco konnte sich denken was ihm die Uhr auf dem Nachtschrank anzeigen würde, aber trotzdem war er etwas erstaunt, als er erkannte, dass es bereits neun Uhr abends war. Draco erhellte das Schlafzimmer mit einem Wink seines Zauberstabes, zog sich seine Sachen über und ging nach nebenan in Harrys Arbeitszimmer. Er hatte kein Wunder erwartet, aber irgendwie trotzdem gehofft, dass wenn er die Tür öffnete, ihn zwei grüne Augen ansehen würden. Stattdessen aber blickte er nur auf mehrere Rollen Geschenkpapier und Schleifen, die nach Farben und Mustern sortiert auf Harrys Schreibtisch verteilt lagen. Draco schloss die Tür und hielt einen Moment inne; das Arbeitszimmer lag genauso still da wie der Rest des Hauses und er wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendwas verpasst hatte. Als hätte eine Kerze gebrannt, von der er jetzt nur noch den zurückgebliebenen Rauch wahrnehmen konnte.

Die Treppenstufen knarrten unter seinem Gewicht, als er nach unten ging, und die vorletzte Stufe betrat er aus Gewohnheit mit Vorsicht, weil sie hin und wieder einfach komplett verschwand und man dann knöcheltief, wie in einem Morast, versank. Heute jedoch hielt das Holz Dracos Schritt stand und wie von selbst trugen ihn seine Beine in das Wohnzimmer und rüber zum Esszimmer.

Überall stapelten sich Kartons mit Weihnachtsdekoration und vereinzelt standen noch ein paar Tüten herum, in welchen sich die gekauften Geschenke häuften. Draco seufzte bei dem Gedanken daran, wie viel sie die nächsten Tage noch vor sich hatten, um für das Fest alles perfekt vorzubereiten. Neben einem Karton mit Lichterketten fand er auch noch einen kleinen hölzernen Weihnachtsmann, welcher fröhlich winkte, sobald man ihm einen Blick zuwarf. Nur von Potter war keine Spur, stellte Draco verärgert fest.

„Harry?“

Statt einer Antwort bekam Draco nur Stille zu hören. Die Räume lagen ruhig und dunkel vor ihm, nur wenig Licht schien durch die Fenster hinein und als ihm die Schatten der Möbel zu gespenstig wurden, ging Draco hinüber in die Küche. Fast so, als würde er erwarten, dass Harry ihn dort mit einer Tasse warmen Kakao empfing.

Stattdessen aber begrüßte ihn die gähnende Leere. Beim Ofen stand ein Teller mit Plätzchen und Lebkuchen, die darauf warteten, verziert zu werden, und neben der Spüle stand noch Geschirr vom Frühstück, woraufhin Dracos Magen sich grummelnd zu Wort meldete. Er hatte wieder die frischen Waffeln vor Augen, die Harry heute früh gemacht hatte. Der Morgen war entspannt gewesen, da sie beide frei gehabt hatten und ...

Ob Harry plötzlich zu einem Einsatz gemusst hatte? Allein bei dem Gedanken daran bekam Draco ein mulmiges Gefühl und er wollte gerade die Küche verlassen, als ihm der Zettel auf dem Tagespropheten auffiel. Ein bereits in Mitleidenschaft gezogenes Stück Pergament lag auf der Zeitung und mit aufkeimender Hoffnung nahm Draco es in die Hand, in der Erwartung, Harry hätte tatsächlich eine Notiz dagelassen.
Fehlanzeige. Stattdessen sah er nun auf die Handschrift von Granger und las ihre geschriebenen Worte, dass alles kein Problem sei und Harry sich melden solle, wenn er Hilfe bräuchte. Auch nach zweimaligen Lesen ergab es keinen Sinn für Draco, außer, dass Harry es anscheinend noch geschafft hatte, seinen Freunden für heute Abend abzusagen. Draco jedoch wach zu machen schien zu viel für den Helden gewesen zu sein und mit einem Schnauben knüllte er das Pergament zusammen.

Es war nicht das erste Mal, dass Harry plötzlich weg war. Oft war er dann bei Weasley gestrandet oder zur Arbeit gerufen worden, nur heute wurde Draco das Gefühl nicht los, dass er wortwörtlich im Dunkeln tappte. Das Haus lag noch immer düster, einsam und ruhig da, nur das Ticken der Uhr im Flur war zu hören und um Ruhe bemüht, atmete er tief durch.
Auf Kreacher war nur selten Verlass, da er sich kaum noch blicken ließ und wenn überhaupt bestochen werden musste, damit er einem einen Gefallen tat. Draco nahm an, dass selbst Granger behilflicher war als der alte Elf und mit großen Schritten sowie angesäuerter Miene, dass Harry ihm wieder nicht Bescheid gegeben hatte, machte er sich auf zum Kamin.

Doch noch ehe er den Kamin im Wohnzimmer erreicht hatte flammte dieser grün auf, das Licht ging an und schien zum Flur hinaus, woraufhin Dracos Schritte sich etwas beschleunigten und er schließlich Harry gegenüberstand. Dieser hatte Teddy auf dem Arm, welcher nicht nur todmüde aussah, sondern auch rote verquollene Augen hatte. Seine wirren Haare hatten einen türkisen Farbton angenommen und er presste sein Gesicht an Harrys Halsbeuge, während die kleinen Hände seinen Stoffhasen umklammerten, als ginge es um Leben und Tod.

Draco lagen die schneidenden Worte schon auf der Zunge, bereit zu fragen was los sei und warum Harry einfach verschwunden war, aber dann musterte er Harrys Gesicht etwas genauer und verkniff es sich. Er sah es in Harrys Blick, in den grünen Augen, die alles andere als munter und froh aussahen, und ein bleiernes Gefühl legte sich auf Dracos Schultern.

Auf einmal hatte er den Eindruck, dass sie sich auch ohne Worte verstanden und er atmete tief durch. Eigentlich hatte er gehofft und gedacht, dass dieser Moment und insbesondere dieser Tag, noch in weit entfernter Zukunft lagen. Aber dem war nicht so, und als sich das Schweigen ausdehnte, versuchte er zuversichtlich zu lächeln, nur um kläglich daran zu scheitern. Er ging auf Harry zu, um ihm Teddy abzunehmen, welcher bereits einen Arm nach Draco ausgestreckt hatte. Der Ärger darüber, dass Harry klang- und wortlos verschwunden war, verebbte langsam.

„Wie …“, begann Draco doch Harry unterbrach ihn mit einem sachten Kopfschütteln und warf dann einen besorgten Blick zu Teddy. Draco fühlte, wie der Sechsjährige sich in seinen Armen anspannte und strich mit ruhigen Bewegungen über seinen Rücken, wobei er den weichen Stoff des bunt gemusterten Pullovers unter seiner Hand spürte. Gerade als Draco fragen wollte, ob der Kleine etwas trinken und hier bei ihnen bleiben wollte, mischte Harry sich mit erschöpfter Stimme ein.

„Er sollte einfach ins Bett“, sagte er und Draco sah ihn zweifelnd an. Eigentlich wollte er widersprechen; sagen, dass Teddy hier bei ihnen im Wohnzimmer bleiben sollte, weil er alles andere als gut aussah, aber er knickte ein und gab nach. Vor dem Jungen wollte er keinen Streit mit Harry vom Zaun brechen.

Ohne ein weiteres Wort ging Draco mit Teddy nach oben und im ganzen Haus herrschte bedrücktes Schweigen. Wenn der Kleine sonst bei Ihnen war, dann mit lautem Gekreische und unaufhörlichem Geplapper, aber heute sagte er kein Wort. Als Draco das Licht in dem Kinderzimmer anmachte, das sie schon vor Ewigkeiten für Teddy eingerichtet hatten, kam ihm die Stille beklemmender und die Gedanken in seinem Kopf immer lauter vor.

Er verdrängte sie, verschwendete keine Sekunde mehr daran, weshalb Harry mit dem Jungen am späten Abend hier auftauchte, und setzte Teddy auf dem niedrigen Bett ab. Draco überlegte nur kurz, ob er Teddy noch Schlafzeug anziehen und ins Bad schleppen sollte, um sich die Zähne zu putzen. Aber dann entschied er, dass ein Abend ohne diese Routine keinem schaden würde. Draco nahm an, während er den Kleinen beobachtete, dass Teddy ihm während des Umziehens womöglich noch im Stehen einschlafen würde. Einen Moment lang erwartete Draco, dass Teddy vielleicht noch nach einer Geschichte verlangen und wie sonst auch ein riesen Theater veranstalten würde, weil er ins Bett musste, aber das blieb heute aus. Stattdessen schlüpfte er wortlos unter die Decke, welche Draco für ihn aufschüttelte, und klammerte sich dann an den Stoffhasen, dem schon seit über einem Jahr ein Ohr fehlte.

Mit knackenden Gelenken ging Draco vor dem Bett in die Knie und strich Teddy, dem die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben stand, die Haare aus der Stirn. Mit tränenverhangenem Blick sah der Kleine zu ihm auf und Draco bekam das Gefühl, dass Teddy ihn trotzdem nicht wirklich sah. Es war, als würden die haselnussbraunen Augen durch ihn hindurchsehen.

„Soll ich hier bleiben?“, fragte Draco leise aber er bekam keine Antwort. Teddys Haare verwandelten sich langsam von Türkis in einen tristen mausbraunen Farbton und Draco beugte sich etwas vor, um ihm einen Kuss auf den Haarschopf zu geben. „Ich lasse die Tür weit auf und das Licht im Flur an, okay? Harry und ich sind unten im Wohnzimmer, wenn etwas ist“, sagte Draco und wieder sagte Teddy nichts. Stattdessen nickte er stumm und mechanisch, woraufhin Draco die Stirn in Falten zog. Mit einem letzten Blick auf den Jungen verließ er schließlich das Zimmer und sorgte dafür, dass das Haus hell erleuchtet war.

Trotz des Lichts änderte sich nichts an der bedrückten Stimmung und als Draco zurück ins Wohnzimmer kam, sah er Harry auf der Sofalehne sitzen, als könnte er sich noch nicht entscheiden, ob er sich jetzt wirklich hinsetzen oder lieber wieder aufstehen wollte. Draco nahm ihm die Entscheidung ab, ließ sich auf das Sofa plumpsen und zog dann an Harrys Arm, woraufhin er zur Seite rutschte und es sich bequem machte, bis sein Kopf in Dracos Schoß lag.

„Hast du ihm irgendwas gegeben?“, fragte Draco nach einem Moment der Stille zwischen ihnen, als er Teddys nichtssagenden Blick wieder vor Augen hatte.

„Nicht ich. Der Medi-Heiler. Er … Teddy ließ sich danach überhaupt nicht mehr beruhigen“, sagte Harry und Draco nickte verstehend. Er strich mit der einen Hand über Harrys Oberarm und zog dabei kleine Kreise mit den Fingerspitzen, während er mit der anderen durch die weichen dunklen Haare fuhr, welche in alle Richtungen standen. Draco spürte, wie Harry sich etwas entspannte, wenn auch nur äußerlich, und lauschte, ob er aus der oberen Etage etwas hörte, das ihm den Anlass gab nach Teddy zu sehen. Aber es blieb still und Draco atmete tief durch.

Der Gedanke, der in seinem Kopf umherschwirrte, seitdem Harry hier mit dem Kleinen aufgetaucht war, kämpfte sich an die Oberfläche zurück und Draco spürte das Brennen in seiner Nase und dann hinter seinen Augen, weshalb er den Kopf kurz in den Nacken legte.

„Sie hat es nicht geschafft, oder?“, fragte Draco leise an die Decke starrend und er spürte, wie Harry unter seiner Hand bestätigend den Kopf bewegte. Schon seit Wochen ging es Andromeda nicht mehr gut und weder Heiler noch Tränke und Medikamente hatten ihr helfen können. Eigentlich hatten sie angenommen, dass es sich erst Mitte Januar dem Ende neigen würde und sie das Weihnachtsfest noch zusammen verbringen würden, doch daraus wurde nun nichts mehr.

„Du hättest mich wach machen sollen“, sagte Draco und Harry setzte sich seufzend auf. Er fuhr sich mit den Fingern durch seine wilde dunkle Mähne, als könnte er sie mit bloßer Hand in Ordnung bringen, und sah dann zu Draco, der ihn still beobachtete.

„Du hast letzte Nacht kaum geschlafen. Du brauchtest den Schlaf“, sagte Harry und Draco verdrehte die Augen.

„Sag jetzt nichts, okay?“, schob Harry sofort hinter her und Draco presste die Lippen aufeinander. Als Harry dann einladend die Arme öffnete, zögerte Draco nicht lang und rutschte rüber, bis er Harrys Brust an seinem Rücken spürte.

„Molly war da, als sie … naja“, beendete Harry stammelnd und schlang seine Arme fester um Draco, als wäre dieser sein rettender Anker auf offener rauer See. Und vielleicht stimmte das in gewisser Weise auch.

„Und Teddy?“

„Er war auch da. Andi hatte doch vorher schon mit ihm geredet und wir hatten es ihm versprochen, also ist er auch nicht von ihrer Seite gewichen. Nur als wir gehen wollten, als es vorbei war, da war es, als hätte sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt“, erzählte Harry mit leiser werdender Stimme.

„Was erwartest du? Er ist sechs. Ist doch klar, dass es ihn im Dreieck springen lässt, wenn er plötzlich begreift, dass hinter dem Einschlafen mehr steckt, als er anfangs angenommen hat“, sagte Draco und verdrehte leicht die Augen. Er war von Anfang an dagegen gewesen, dass Teddy am letzten Tag dabei sein würde. Er war ein Kind und es war schon schlimm genug, dass er Andromeda überhaupt verlor.

„Ob es ihm geschadet hat?“, fragte Harry nachdenklich in den Raum hinein. Seine Stimme hörte sich an, als würden sich die Gedanken in seinem Kopf überschlagen.

„Mh“, meinte Draco und legte seine Hände auf Harrys, welche auf seinem Bauch ruhten und die perfekte Wärmequelle waren. „Jetzt vielleicht. Aber rückblickend, in ein paar Jahren, war es vielleicht die richtige Entscheidung“, gestand Draco und würde sich für die Worte am liebsten selbst in den Hintern kneifen. Er war noch immer nicht davon begeistert, dass Teddy dabei gewesen war, aber umso länger er drüber nachdachte, desto besser kam ihm es nun vor, dass der Kleine die Möglichkeit gehabt hatte, sich zu verabschieden.

„Hatte sie Schmerzen?“, fragte Draco und lehnte sich noch etwas mehr gegen Harry. Dieser knickte jedoch nicht ein oder wich zurück; er blieb standhaft wie ein Fels in der Brandung und festigte seinen Griff um Draco etwas mehr, wodurch Draco das Muskelspiel in Harrys Armen spüren konnte.

„Nein. Der Medi-Heiler hat darauf geachtet“, antwortete Harry und lehnte seine Stirn gegen Dracos Hinterkopf, woraufhin dieser Harrys warmen Atem im Nacken spürte.

Es war nicht so, als hätten sich nach dem Krieg wieder alle versöhnt, dachte Draco. Es war einfach eine Friedenspfeife hervorzuholen und zu rauchen, aber man vergaß nie wo das Beil begraben lag. Andromeda war immer höflich zu ihm gewesen, wenn auch distanziert. Sie hatte sich nie lange mit ihm in einem Raum aufgehalten, es immer mit einem kritischen Auge betrachtet, dass Teddy jedes Wochenende bei Harry und ihm war, aber sie hatte ihm gegenüber nie auch nur ein schlechtes Wort verloren.

In Dracos Bauch braute sich eine üble Mischung aus Erleichterung und schlechtem Gewissen zusammen. In gewisser Weise war er froh, dass Harry ihn nicht geweckt hatte. Er bezweifelte, dass seine Tante ihn unter den letzten Gesichtern hätte dabei haben wollen, die sie jemals sehen würde.

„Morgen kommt ein Mitarbeiter aus dem Ministerium, sobald wir Teddys Sachen von Andi geholt haben“, sagte Harry und riss Draco aus seinen Gedanken. Er nickte stumm, denn was sollte er auch sonst tun? Es war offensichtlich, dass der Kleine nun bei ihnen wohnen würde und neben all dem Papierkram auch ein riesiger Umschwung bevorstand.

„Wie geht’s dir?“, fragte Draco nach einem Moment der Stille, denn er wusste, dass Andromeda Harry näher gestanden hatte, als ihm selbst. Ganz gleich ob Draco mit ihr verwandt gewesen war oder nicht. Aber auf eine Antwort konnte er lange warten, denn Harry schwieg beharrlich. „Okay“, sagte Draco leise und spürte Harry an seinem Nacken tief ein- und ausatmen.

Er wusste, dass Harry reden würde, wenn er so weit war. Nur bei Teddy würden sie am Ball bleiben müssen, stellte Draco schweigend fest. Er erinnerte sich daran, wie eines von Teddys Lieblingshühnern bei den Weasley gestorben war, vor einem Jahr, und er danach tagelang kein Wort gesprochen hatte. Dracos Tante war kein Huhn gewesen, das war klar, aber er wollte nicht, dass der Kleine irgendwas in sich hineinfraß. Er war nicht allein und würde es auch nie sein.

„Wir sollten morgen die Plätzchen verzieren. Teddy liebt das“, schlug Harry plötzlich vor und der Themenwechsel ließ Draco die Stirn runzeln. Den Vorschlag nicht weiter kommentierend nickte er und hörte dann aus der Etage über ihnen das Knallen einer Tür und leise Schritte. Draco rappelte sich auf und Harry folgte ihm sofort. Zusammen gingen sie in den Flur und die Treppe hinauf, doch weit hatten sie es nicht. Teddy kam ihnen entgegen, den Stoffhasen hinter sich herziehend und mit Tränen auf den Wangen.

„Komm her“, murmelte Harry leise, als er Teddy in seine Arme zog und sich dann auf die Stufen setzte. Einen Moment lang stand Draco da wie bestellt und nicht abgeholt, bevor er sich dazu setzte und seinen Kopf an Harrys Schulter lehnte.

Es war eine eigenartige Stimmung im Haus. Unten duftete es noch nach Lebkuchen und Plätzchen, die sie gestern gebacken hatten, überall lagen die Anzeichen der Vorweihnachtszeit herum und sonst war es die Zeit gewesen, in der sie kaum zu bremsen gewesen waren, wenn es darum ging, die Weihnachtsvorbereitungen zu treffen.

Das große Fest nahte und Draco stellte fest, dass alle von Freude, Liebe, Glück und Geborgenheit sprachen. Als hätte sich bei allen Leuten in dieser Zeit ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt. Sie gerieten in Panik und verfielen dem Stress, aber kaum einer schien zu merken, dass Glück sich nicht planen ließ. Genauso wenig wie das Leben, dachte Draco dumpf, als er Teddy neben sich schluchzen hörte.