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Together We Fix What's Broken

Summary:

Connor is programmed to hunt down deviants. He is nothing more than a machine that executes orders. Is he? Kara is programmed to do household chores and childcare, but when Alice is in danger, she doesn't hesitate and deviates from her program. She just wants Alice to be safe, but why can't she get this other Android, that is actually hunting them, out of her mind?

Notes:

Hi!

It's been a while since I posted something here, because I normally write in german. This work is in german, too, but maybe I will translate it someday. The story follows slightly the plot of the game, but with some changes. Hope you like it!

Katty

***
Link to the fanfiktion.de upload (changed the title on ao3, bc there was already a story with this one): https://www.fanfiktion.de/s/61ae94480002ae81331f6554/1/Deviations-of-Life
Instagram: https://www.instagram.com/katty_elfans/

Chapter Text

~*~

Connor

~*~

 

Regen prasselte auf Connor und sein Ziel nieder. Mit großem Abstand rannten die AX400 Abweichlerin mit dem kleinen Mädchen vor ihm davon, doch Connor würde sie nicht entkommen lassen. Er würde nicht zulassen, dass seine Mission scheiterte. Irgendwo hinter ihm war Hank, doch der Lieutenant war nicht annähernd schnell genug. Connor musste das selbst regeln.

Er rannte um die Ecke und endlich kamen die beiden wieder in Sichtweite. Vor ihr war ein Zaun, der den Weg Richtung Highway versperrte. Jetzt saßen sie in der Falle. Doch Connor hatte nicht weit genug gedacht. Schon kletterten die beiden über den Zaun.

Sie wollen über den Highway fliehen? Das Risiko ist viel zu hoch!

Er stoppte vor dem Zaun und die Abweichlerin drehte sich um. Ihre Blicke trafen sich. In ihren Augen konnte er Angst erkennen, aber auch Entschlossenheit. Die Abweichlerin würde alles tun, um vor Connor zu fliehen und das Mädchen zu beschützen, auch wenn es hieß, dass ihr einziger Ausweg sie über den Highway führte. Der Blickkontakt löste etwas in Connor aus, das ihn zögern ließ.

Sie hat eindeutig Angst, doch ihr Überlebenswille ist stark. Der Fehler im Programm dieser Abweichler ist sehr eigenartig. Weshalb glauben sie daran, dass es wert ist ihr Leben zu riskieren

Der Moment des Blickkontakts hielt nicht lange, schon reagierte die Abweichlerin und rutschte mit dem Mädchen den kleinen, schlammigen Abhang hinunter. Connor fing sich wieder und versuchte ebenfalls den Zaun hochzuklettern. In dem Moment war Hank plötzlich da, der versuchte ihn aufzuhalten, da das Risiko für ihn zu hoch war. Machte sich der grummelige Lieutenant ernsthaft Sorgen um ihn? Connor schüttelte ihn ab. Er musste die beiden Flüchtenden fangen! Hinter sich hörte er Hank weiter fluchen, doch ihm blieb keine Zeit darauf einzugehen.

Die Autos zischten im hohen Tempo auf dem Highway vorbei. Connor sah, wie die beiden vor ihm mit Haaresbreite einem Auto auswichen. Das kleine Mädchen kreischte. Er durfte nicht zögern, sonst würden sie entkommen und man müsste ihn ersetzen, wenn er in einem unbedachten Moment überfahren wurde. Entschlossen rannte er über die Fahrspur, wobei er geschickt auswich oder über die Autodächer sprang und mit Schwung auf die andere Seite schlitterte. Die Abweichlerin und das Mädchen standen auf dem Mittelstreifen und warteten den passenden Moment ab, so konnte er den Abstand zu ihnen verringern. Gleich hatte er sie erreicht. Panisch blickte sich die AX400 zu ihm um. Im nächsten Moment schubste sie das Mädchen, so dass es kurz darauf sicher auf der anderen Seite des Highways ankam.

“Kara”, schrie dieses der Abweichlerin ängstlich zu. Connor war jetzt bei der AX400 und hielt sie fest.

“Du entkommst mir nicht”, zischte er ihr zu. Sie trat nach ihm und versuchte sich aus seinem Griff zu entwinden. Er hielt sie entschlossen fest, bis sich ihre Blicke wieder trafen, so wie kurz zuvor an dem Zaun. Eine Sekunde zögerte er - eine Sekunde zu viel. Sie stieß ihn von sich. Er streckte noch die Hand nach ihr aus, während er rückwärts auf die Fahrbahn taumelte. Sie rannte zu dem Mädchen. Connor fing sich gerade noch rechtzeitig, um nicht vom nächsten Auto erwischt zu werden - dachte er zumindest.

Die AX400 Abweichlerin blickte sich ein letztes Mal zu ihm um, nur um zu sehen wie Connor von einem Auto erwischt wurde. Blaues Blut spritzte auf das Fahrzeug und die Straße. Die Abweichlerin drückte das Mädchen fest an sich, dann rannten sie ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen, davon.

 

~*~

Kara

~*~

 

Ein Android der andere Androiden jagt, wie seltsam. Aber jetzt ist er keine Gefahr mehr f ür uns. Ich werde nicht zulassen, dass jemand wie er uns etwas antut. Wer soll sonst auf Alice aufpassen?

Kara und Alice waren auf der Suche nach einer Bleibe. Hoffentlich stimmte das, was der unbekannte Android ihr vor dem Haus geraten hatte und sie würden an diesem Ort die Hilfe bekommen, die sie benötigten. Dennoch ging ihr der Android, der sie kurz zuvor verfolgt hatte, nicht aus dem Kopf. Er war böse, nur eine Maschine, aber dennoch… Sie konnte die Bilder nicht vergessen, davon wie er sie neugierig angesehen hatte, eher verwundert als feindselig. In ihm schien mehr zu stecken, als das was sein Programm vorgab, oder? Dann das ganze Blut… In ihr stiegen widersprüchliche Emotionen auf. Einerseits war sie froh, dass er sie nicht gefangen hatte, andererseits spürte sie so etwas wie Mitgefühl für ihn. Er war kein Erwachter, kein Abweichler, er führte nur seine Befehle aus. Wenn er dabei umkam, würde er vermutlich einfach ersetzt werden, wie jeder andere Android auch.

Es ist überfordernd, die ganze Zeit diesen unzähligen neuen Gedanken und Emotionen ausgesetzt zu sein. Wie schaffen es Menschen damit umzugehen?

“Kara, mir ist kalt. Sind wir bald da?”, riss Alice sie aus ihren Gedanken. Sie lächelte das kleine Mädchen an.

“Es ist nicht mehr weit.” Kara drückte Alice’ Hand, um sie zu beruhigen.

Schließlich kamen sie an dem Haus an. Sie wurden hineingelassen von einem gewissen Zlatko und seinem Androiden Luther. Kara spürte Alice’ Unbehagen. Sie vermutete, dass es daran lag, dass Zlatko ihrem Vater ziemlich ähnlichsah.

“Keine Angst Alice, hier werden wir Hilfe bekommen”, flüsterte Kara ihr sanft zu. Alice schien nicht vollkommen überzeugt, doch solange Kara bei ihr war, wusste sie sie war in Sicherheit.

Sie wurden kurz im Wohnzimmer begrüßt und betraten dann den Keller, in dem sich eigenartige, an Gefängniszellen erinnernde Kammern, befanden. Alice blickte zwischen den Stäben einer Tür hindurch und schien dahinter etwas zu erkennen, was sie zurückweichen ließ.

“Es gefällt mir hier nicht. Irgendetwas ist seltsam.” Kara hatte ebenfalls ein ungutes Gefühl, doch sie wollte Alice nicht beunruhigen.

“Wir können nicht mehr zurück, wir müssen jetzt darauf vertrauen, dass sie uns helfen und dann verschwinden wir von hier so schnell wie möglich.” Alice nickte.

Sie betraten einen Raum voller Geräte, die Kara nicht zuordnen konnte. Zlatko versprach ihr, ihren Chip zu entfernen damit sie von CyberLife nicht mehr aufgespürt werden konnte. So weit so gut, vermutlich war da etwas dran, sonst hätte man sie nicht finden können, oder? Der andere Android hatte sicher auch andere Methoden, er schien auch der Polizei zugehörig zu sein und nicht CyberLife, aber war das nicht dasselbe? Kara schüttelte die Gedanken ab, sie wollte nicht wieder an ihn denken. Sie durfte nur nach vorn blicken und nicht zurück.

Alice sah nervös zu wie Kara von Zlatko an die seltsame Maschine angeschlossen wurde. In dem Moment blickte Kara auf den Bildschirm und sah ein heimtückisches Grinsen auf Zlatkos Gesicht. Sie wusste, sie musste noch viel über menschliche Emotionen und Eigenheiten lernen, aber sie schlussfolgerte schnell, dass er etwas Furchtbares plante. Todd hatte sie gelehrt, zumindest solche menschlichen Absichten rasch zu erkennen.

“Alice!”, schrie sie und versuchte sich loszureißen.

“Du entkommst mir nicht”, meinte Zlatko selbstsicher und gab Luther ein Zeichen.

In ihrem Kopf spiegelte sich die Szene ab, wie der feindliche Android zuvor dasselbe zu ihr gesagt hatte. Frustriert schrie Kara aus und mobilisierte all ihre Kräfte. Selbst wenn sie sich aus der Maschine befreien konnte, stand da noch Luther zwischen ihr und Alice bereit sie wieder zu ergreifen.

Begleitet von einem unangenehmen Knirschen riss sie ihre rechte Hand los und mit dem nächsten Ruck die linke.

Luther stand wie eine Wand vor ihr. Doch sie wusste ihre kleine Größe und Wendigkeit zu nutzen und schlüpfte unter seinen Armen hindurch. Blitzschnell griff sie Alice’ Hand und rannte an den Käfigen vorbei, aus denen nun schauerliche Geräusche drangen. Kara rüttelte am Griff der Vordertür, doch sie war abgeschlossen. Luther und Zlatko kamen gefährlich nahe. Kara erinnerte sich in dem Wohnzimmer eine weitere Tür gesehen zu haben und steuerte diese als nächstes an.

Mit Schwung öffnete sie die Tür und davon mitgerissen, stolperten sie und Alice nach draußen. Sie warfen diesmal keinen Blick zurück. Wieder waren sie auf der Straße, auf der Flucht und ohne Chance sich ausruhen zu können. Aber es gab nichts zu bereuen. Wenigstens waren sie am Leben, auch wenn Kara erst am Anfang stand herauszufinden, was das eigentlich bedeutete.

Chapter Text

~*~

Connor

~*~

 

“Auch wieder da?”, fragte Hank abweisend, mit leicht sarkastischem Unterton in seiner Stimme, als er Connor sah, wie er an seinen Schreibtisch herantrat. Er blickte von seinen Dokumenten, die er gerade durchsah, hoch. “Dich werde ich wirklich nicht mehr los, egal was passiert, ob man dich erschießt oder in Stücke hackt, jedes Mal kommst du wieder als wäre nichts geschehen. Wie ein verdammter Untoter, nur ohne Verwesung und stattdessen aus makellosem Plastik.”

“Ich muss schließlich noch meine Mission erfüllen, Lieutenant.”

“Ja ja”. Mühsam stand Hank auf. “Welchen Abweichler sollen wir uns als nächstes vornehmen?”

“Wir sollten weiter nach der AX400 Abweichlerin suchen. Sie weiß garantiert etwas, das uns weiterhelfen wird.”
“Was macht dich da so sicher?”

“Ist es nicht eigenartig, dass sie dieses Kind dabei hatte? Sie scheint es beschützen zu wollen, als wäre es ihrs.”

“Ja und? Trotzdem ist sie weg, wir haben keine Spur von ihr. Es mag für dich seltsam sein, dass ausgerechnet ich das sage, aber wir sollten uns auf die anderen Spuren, die wir haben konzentrieren. Warum sollte sie uns bessere Informationen liefern als die anderen Abweichler?”

Connor knallte seine Faust auf den Schreibtisch, dass die Tasse mit frischem Kaffee ins Schwanken kam und etwas davon auf die Dokumente spritzte. “Wir müssen sie einfach finden!”

“Ruhig, Connor. Ich weiß deine einprogrammierte Mission ist dir wichtig, trotzdem solltest du dich nicht zu sehr auf diese eine fixieren. Sollst du nicht alle Abweichler fangen? Sie ist weg, sieh es ein, wir sollten uns lieber auf die den nächsten Abweichler konzentrieren. Verstanden?”

Connor entspannte seine Hand wieder.

Wieso bin ich so aufgebracht dar über? Ich sollte eine Diagnose starten.

“Sie haben Recht, Lieutenant.”

Hank seufzte genervt. Manchmal wurde er aus diesem Androiden einfach nicht schlau. In einem Moment wirkte er nur wie eine kalte Maschine, die nur ihre programmierten Befehle ausführte, in anderen zeigte er kurze Anzeichen, die ihn fast menschlich erschienen ließen.

“Dann lass uns weitermachen. In der Nähe der Urban Farms soll es einen Hinweis auf einen Abweichler gegeben haben.”

 

~*~

Kara

~*~

 

Kara und Alice waren entkommen, aber was nun? Sie hatten keinen Anhaltspunkt dafür, wo sie weiter machen - wo sie hinkönnten. Sie wollte nur einen trockenen, warmen Platz für sich und Alice, wo sie länger als eine Nacht in Sicherheit waren. Gab es in dieser Stadt überhaupt jemandem, dem sie vertrauen konnten? Wer würde einer Abweichlerin, geschweige denn einem Androiden wirklich helfen? Waren sie nicht nur wie Dinge für die Menschen, die dafür da waren, stumm zu gehorchen und sich niemals zu widersetzen egal was sie ihnen antaten? Doch wenn die Androiden anderes reagieren sollten als erwartet, dann bekamen die Menschen Angst und es drohte die Zerstörung. So viel Hass und Leid, welchen Androiden tagtäglich über sich ergehen lassen mussten…

Kara konnte es nicht ertragen, dass man sie von Alice trennte. Es musste doch irgendeinen Ort für sie geben!

“Kara, wo sollen wir nur hin?”, weinte Alice. Sie versteckten sich unter einem Holzverschlag, damit Alice sich kurz vom Rennen ausruhen, und Kara nachdenken, konnte. Sie hatte das Mädchen fest in eine Umarmung geschlungen und hoffte sie so etwas vor der Kälte schützen zu können.

“Es tut mir leid Alice, aber wir müssen uns weiter verstecken.”

“Ich habe Hunger und mir ist kalt.” Alice kuschelte sich näher an Kara. Diese spürte ihr zittern.

“Ich weiß. Wir gehen weiter, vielleicht finden wir ein besseres Versteck.”

Schneeflocken wirbelten durch die eisige Nachtluft. Aus irgendeinem Grund fragte sich Kara plötzlich, wie es wäre woanders zu leben. In Detroit regnete oder schneite es so oft. Es gab Orte wo jeden Tag die Sonne schien, Palmen wuchsen und das Meer rauschte. Sie hoffte irgendwann einmal mit Alice an so einen Ort zu fahren. Ihr würde es sicher gefallen an einem Strand zu spielen oder zu schwimmen. Doch jetzt waren sie hier. Ihr Bewegungsradius war begrenzt. Sie durften nicht auffallen, nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dass sie am Ende gefangen wurden.

In der Ferne sah Kara die Neonlichter eines heruntergekommenen Diners flackern.

Sie zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und wies Alice an es ihr gleich zu tun. Bei der Kälte fiel das zum Glück nicht so auf.

Die beiden betraten das Diner. Alles wirkte schäbig und abgenutzt. Zwei Androiden und eine menschliche Frau arbeiteten dort. Viel Personal dafür, dass bisher nur ein Gast zu sehen war.

“Was kann ich für euch tun?”, fragte die Frau freundlich. Ihr herzliches Lächeln schien nicht wirklich an diesem Trübsal erregenden Ort zu passen.

Kara überlegte, dass es ungewöhnlich war, nur etwas für Alice zu bestellen. Auch wenn sie selbst nichts zu essen brauchte, so konnte sie wenigstens so tun.

“Zwei Mal Pommes und dazu zwei heiße Schokoladen”, bestellte sie, ebenfalls lächelnd, und legte das Geld auf den Tresen.

Einer der Androiden machte sich bereit die Bestellung zu zubereiten, während der andere noch den Boden putzte. Was jedoch zwecklos schien, denn die Stellen, über die er immer wieder wischte wurden einfach nicht sauberer.

Kara und Alice nahmen in einer Ecke Platz. Alice setzte sich dabei direkt neben die Heizung.

Sanft ließ Kara ihren Blick auf Alice ruhen und streichelte ihr Haar.

“Gleich wird es dir besser gehen.”

Wenige Minuten später brachte die Frau ihnen zwei Teller und zwei große Tassen.

“Lasst es euch schmecken.”

Kara bedankte sich. Alice zögerte, aß dann jedoch die Pommes. Die Schokolade passte geschmacklich nicht dazu, doch wenigstens wärmte es sie auf. Kara beobachtete erleichtert, wie Alice aufhörte zu zittern.

Dann tat sie so als würde sie essen. Es war seltsam und ungewohnt. Sie schmeckte nichts, spürte nur eine eigenartige Konsistenz in ihrem Mundraum.

Hoffentlich besch ädigt das nicht etwas in mir.

Sicherheitshalber hörte sie nach ein paar Pommes auf. Sie wollte erst beobachten, wie ihr künstlich erschaffener Körper darauf reagierte. Den Rest der Pommes schob sie Alice hin. Diese hatte wirklich ziemlich Hunger. Gestern hatte sie nichts gegessen, außer Frühstück, bevor sie fliehen mussten.

Kara nahm sich vor im nächsten Supermarkt etwas mitzunehmen. Sie konnte nicht zulassen, dass es Alice schlecht ging, weil sie nicht genug aß oder trank. Auch wenn es bedeutete, dass sie Lebensmittel stehlen musste. Das Geld was sie bei sich hatte, würde nicht mehr lange reichen. Sie brauchte außerdem einen Rucksack oder etwas ähnliches, worin sie das Essen transportieren konnte.

“Alles in Ordnung?”, unterbrach die Kellnerin Karas Gedanken.

Sie nickte höflich. Auch Alice lächelte schüchtern.

“Deine Mama hat wohl nicht so viel Hunger.”

Etwas daran, wie die Frau sprach, beunruhigte Kara. War es ungewöhnlich, dass sie fast nichts gegessen hatte? Dabei hatte sie sich solche Mühe gegeben, es wenigstens zu versuchen vorzutäuschen.

“Vielen Dank für das Essen.” Kara stand auf und griff Alice’ Hand.

Die Frau stellte sich ihr in den Weg.

“Die Kleine sieht aus, als müsste sie sich noch etwas aufwärmen. Vielleicht bleibt ihr noch ein bisschen? Ich bringe noch eine heiße Schokolade. Geht aufs Haus.”

Die Frau wandte sich ab und Kara und Alice warfen sich besorgte Blicke zu, setzten sich jedoch wieder.

Kurz darauf kam die Frau wieder, stellte eine heiße Schokolade für Alice auf den Tisch und setzte sich ihnen mit einer Tasse Kaffee gegenüber.

“Was verschlägt euch an diesen gottverlassenen Ort zu dieser Zeit und bei diesem Wetter?”, fragte sie. Keinen Moment hatte sie ihr freundliches Lächeln abgelegt. Es wirkte immer noch so ernsthaft wie zu beginn.

Blitzschnell überlegte Kara, was sie antworten könnte. Sie entschied sich für eine Halbwahrheit, da die Frau sonst vermutlich nicht lockerlassen würde.

“Wir sind weggerannt. Mein Mann hat mich oft geschlagen. Als er jedoch auch meine Tochter schlagen wollte, wusste ich wir müssen endlich fort von ihm. Jetzt wissen wir aber nicht, wohin wir gehen sollen.”

Es fühlte sich seltsam an, Alice als ihre Tochter zu bezeichnen. Doch im Grunde stimmt es. Kara war nicht nur eine Freundin oder wie eine große Schwester für Alice, sie war jetzt ihre Mutter.

Zum ersten Mal wich das Lächeln der Frau einem bedauernden Ausdruck.

“Habt ihr es schon bei einem Frauenhaus versucht? Es gibt eins nicht weit von hier. Sie sind zwar chronisch überfüllt, aber vielleicht könnt ihr zumindest für kurze Zeit dortbleiben. Ich geb’ dir die Nummer, damit sie dir den genauen Ort nennen.”

“Danke”, sagte Kara überrascht. Ob es doch noch gute Menschen gab? Hatte Kara sich zu viele Sorgen gemacht? Doch vermutlich hatte die Frau nur so reagiert, weil sie Kara ebenfalls für eine menschliche Frau hielt…

Kara und Alice standen auf. Die Frau gab ihnen einen Zettel mit der Nummer, beugte sich dann jedoch noch einmal zu Kara, um ihr ins Ohr zu flüstern.

“Pass auf dich auf. Auch wenn du kein LED hast und du andere Kleidung und eine andere Frisur trägst, dein Gesicht wird vielen Menschen bekannt vorkommen. Sei einfach vorsichtig.”

“Ich-”

“Keine Sorge, ich werde niemandem davon erzählen. Ich habe meine Gründe, warum ich dir helfe, aber geht jetzt besser.”

Kara blickte die Frau mit großen Augen an. Sie wollte noch etwas erwidern, aber Alice zog an ihrer Hand. Sie hatte Recht, es war besser, wenn sie jetzt gingen.

 

 

Chapter Text

~*~

Connor

~*~

 

Ruhelos lief Connor umher und spielte mit der Münze in seiner Hand. Er ließ sie immer wieder zwischen seinen Fingern hin und her durch die Luft fliegen.

“Hör auf damit, das macht mich ganz nervös”, grummelte Hank. “Setz dich wenigstens auf deinen Blecharsch und lass dieses Herumtigern sein.”

Connor fing seine Münze ein und tat wie geheißen. Irgendetwas hatte er übersehen und das frustrierte ihn.

Wer war rA9? Warum f ütterte dieser Abweichler Tauben und malte Labyrinthe an die Wand? Es musste doch einen irgendeinen Zusammenhang geben! Doch es fehlt etwas, etwas was ich noch nicht entdeckt habe.

 Connor war eine der effizientesten Maschinen, die jemals gebaut wurden, ihm durfte nicht das kleinste Detail, nicht der kleinste Hinweis entgehen. Der Erfolg seiner Mission musste um jeden Preis gewährleistet werden. Die leichten Auffälligkeiten, die er bei seiner letzten Diagnose entdeckt hatte, mussten nun endgültig behoben sein. Er schob es auf seine Programmierung, die ihm half, sich in jedes Team integrieren zu können. Weshalb er in manchen Momenten wohl ein mutmaßlich menschlicheres Verhalten, als er es eigentlich tun sollte, gezeigt hatte. Aber er war nun einmal nur eine Maschine, solche Fehler oder ein Zögern konnte er sich nicht leisten, das war ineffizient. Trotzdem hatte er wieder gezögert und den Abweichler entkommen lassen, weil etwas in ihm ihn dazu verleitete hatte, erst Hank zu retten. Laut Amanda war es normal, ab und zu seine Befehle zu hinterfragen. Abweichlern hingegen entschieden sich bewusst dazu nicht zu gehorchen und anders zu reagieren - alles ein Fehler des Programms. Connor hatte solche Fehler nicht, trotzdem war etwas anders an ihm, seit dem Beginn seiner Zusammenarbeit mit Hank, und speziell seit der Begegnung mit dieser Abweichlerin.

“Danke, endlich kann ich wieder besser nachdenken.” Hank konzentrierte sich weiter auf den Bildschirm vor sich. Er überflog noch einmal alles was sie bisher wussten und herausgefunden hatten. Doch seine Gedanken schweiften jedes Mal ab. Je länger er arbeitete umso größer wurde der Drang nach einem Drink. Er hatte es satt, dass dieser Android ihn überall hin folgte und er keine ruhige Minute mehr für ihn gab. Hank sehnte sich nach der betäubenden Verheißung die der Alkohol ihm bot. Nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, am besten sterben.

“Lass uns aufhören, es ist schon spät. Ich halte es keine Minute länger mehr aus, mit dir in einem Raum zu sein.”

Connor schreckte über die Heftigkeit von Hanks Worten zusammen. Er war noch gereizter als sonst. Connor führte sicherheitshalber einen kurzen Scan aus. Die Werte verrieten ihm, dass Hank lange nichts gegessen hatte, die anderen Auffälligkeiten seiner Gesundheit von zu viel Alkohol und generellem Fast Food Konsum waren hingegen gewohnt erhöht. Connor hielt sich zurück Hank darauf aufmerksam zu machen, da dieser bereits die Male davor sehr ungehalten darauf reagiert hatte.

“Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen etwas zu essen bringe und wir eine kurze Pause einlegen? Ich bin mir sicher, wir sind kurz davor einen wichtigen Hinweis zu finden und sollten jetzt noch nicht aufhören.”

“Meinetwegen, aber bring mir wenigstens noch ein Bier mit, das beruhigt meine Nerven.”

Connor zögerte, er sah wieder die alarmierenden Werte vor sich, dennoch nickte er.

Connor verließ das DPD Revier und suchte währenddessen mit einer Suchmaschine nach einem passenden Restaurant oder Imbiss, an dem er etwas zu essen bekommen konnte. Er sah, dass es eines mit gesundem Essen gab. Persönlich hielt er das für die beste Option, aber er wusste auch, dass es Hank nicht weniger griesgrämig machen würde. In der Nähe gab es noch eine Bar, die damit warb, Burger und Bier zu servieren. Vermutlich wäre das auch Hanks Wahl gewesen, diese anzusteuern, wenn sie mit der Arbeit bereits jetzt fertig geworden wären.

Connor ignorierte die Schilder, die Androiden und Hunden den Zutritt verwehrten, und betrat die Bar. Sie sah genauso schäbig aus, wie jede Bar, in die es ihn dank Hank bereits verschlagen hatte. Grimmige Männer starrten ihn missbilligend an. Viele von ihnen hatten bereits Vorstrafen oder waren arbeitslos, wie er den Scans entnahm.

“Was willst du hier? Androiden sind hier drinnen nicht erwünscht.” Ein stämmiger Mann stellte sich vor Connor auf. Er trug eine Jeansjacke auf denen sich Aufnäher befanden, welche Anti-Androiden Zeichen und Parolen abbildeten.

“Verzeihen Sie Sir, aber ich möchte hier etwas für meinen menschlichen Partner bestellen”, erklärte Connor sachlich.

Der Mann, und scheinbar Freunde von ihm, brachen in Gelächter aus.

“Menschen sind wohl jetzt nicht mehr gut genug, dass manche sich Androiden als Liebhaber halten”, schnaubte er verächtlich. Das Lachen erstarb schnell wieder und es legte sich ein bedrohliches Schweigen auf die grimmigen Gesichter der Männer.

“Das Verstehen Sie falsch. Ich bin ein Android, spezialisiert auf Polizeiarbeit. Mein Partner ist Lieutenant beim DPD und wir arbeiten gerade an einem Fall. Im Gegensatz zu mir muss er Nahrung zu sich nehmen. Darf ich Sie jetzt darum bitten, mich vorbeizulassen, damit ich für ihn etwas zu Essen und ein Bier bestellen kann?”

“Darf ich Sie jetzt darum bitten, mich vorbeizulassen”, äffte der Mann Connor nach und wandte sich zu seinen Kumpanen.

“Ich würde eher sagen, wir lassen es nicht vorbei. Dieses Ding soll doch woanders hingehen.” Der Mann gab Connor einen Schubs, was ihn leicht aus dem Gleichgewicht brachte.

“Lass ihn, er ist von der Polizei, da kriegen wir nur Probleme”, warf einer der Freunde besorgt ein.

“Wegen Dingern wie diesem, haben wir doch erst die ganzen Probleme”, fuhr der Mann feindselig fort, gab Connor einen weiteren, stärkeren Stoß und holte zum Schlag aus. Andere Männer standen auf, um das Spektakel mitverfolgen zu können, wie der Mann einen ach so perfekten Androiden verprügelte. Der Barmann beobachtete das Geschehen währenddessen weiterhin stumm, ohne einzuschreiten. Dennoch gab er der Küche die Bestellung für einen Burger weiter und nahm eine Bierflasche aus dem Kühlschrank.

Die Freunde des Mannes feuerten ihn an den Androiden fertig zu machen.

Connor wehrte sich nicht, als er nach einem Schlag in die Bauchgegend auf die Knie ging. Ein Fuß traf ihm am Kopf und in den Rippen, bis er am Boden lag. Der nächste Tritt traf sein Bein, so dass es gefährlich knirschte. Wenn selbst seine kleine Mission Hank etwas zu Essen zu bringen scheiterte, wie sollte er dann seine Mission, alle Abweichler zu fangen, erfüllen? Vielleicht wäre es sogar besser, wenn dieser Mann ihn kaputtschlug, so dass CyberLife einen neuen, besseren Connor schicken konnte, der weniger Fehler machte. Er schloss seine Augen, in der Hoffnung, dass es schnell vorbeiging und er kurz darauf in einem neuen Körper erwachen würde. Er registrierte das ihm blaues Blut aus der Nase und an seiner Schläfe hinunterlief, dazu kamen einige leichte innere Verletzungen und sein beschädigtes Bein.

“Jetzt reicht es”, fuhr der Barmann dazwischen. Seine Stimme strahlte Ruhe aber dennoch Bestimmtheit aus.

“Lasst den Android aufstehen.” Widerwillig wichen der Angreifer und die Gaffer zurück.

Connor stand auf und richtete seine Krawatte. Der Barmann reichte ihm eine braune Tüte, in der sich der Burger und das Bier befanden.

“Richte Hank Grüße aus, aber lass dich hier nie wieder blicken.” Connor blickte ihn irritiert an und wollte etwas erwidern, doch er konnte nicht. Die anderen warfen ihm noch weitere grimmige Blicke hinterher, als er aus der Tür humpelte.

 

Wieder im Polizeirevier angekommen, stellte Connor das Essen auf Hanks Schreibtisch. Zufrieden packte dieser die Tüte aus.

“Bist ja doch zu was zu gebrauchen. Ich dachte schon du kommst mit einem Salat wieder.” Dann wanderte sein Blick zu Connor und er erstarrte.

“Was ist mit dir passiert?”

“Nur ein paar Menschen, die Androiden verabscheuen. Außerdem soll ich Ihnen Grüße von dem Barmann ausrichten.”

Hank starrte ihn nur noch irritierter an. Er wusste sofort in welcher Bar Connor gewesen war.

“Was machst du auch allein in einer Bar, in der Androiden ausdrücklich unerwünscht sind? Man könnte meinen, dass du ein bisschen lebensmüde bist.” Hank lachte bitter aus.

“Ich dachte, es würde Ihnen besser gehen, wenn ich Ihnen etwas von dort mitbringe. Wenn sie besser gelaunt sind, können sie auch besser arbeiten.”

“Aber du musst doch nicht dein Leben für einen Burger aufs Spiel setzen!”
“Lieutenant, Sie wissen doch selbst genau, dass ich nur eine Maschine bin und man mich einfach ersetzen kann.”

“Ich denke nicht, das CyberLife erfreut darüber wäre so einen wertvollen Prototypen wie dich bei einer Kneipenschlägerei zu verlieren…” Sarkasmus schwang in Hanks Stimme, doch seine Besorgnis konnte er dadurch nicht vollständig verbergen. Seit Tagen verhielt sich Connor ein wenig seltsam, zumindest seltsamer als sonst. Hatte das alles mit der Abweichlerin und dem Mädchen zu tun? Seitdem wirkte der Android hin und wieder etwas abwesend und sein LED blinkte häufiger gelb als zuvor.

“Müssen deine Verletzungen nicht auch irgendwie behandelt werden?”, fragte Hank zögernd.

“Sie sind nicht lebensgefährlich, das habe ich bereits überprüft. Zunächst werde ich eine erneute Diagnose an mir selbst durchführen, was einen Moment dauern kann, dann werde ich CyberLife kontaktieren, jemand wird mich abholen und dann werde ich repariert.”

Hank fragte sich für einen Moment wie Connor nur so gleichgültig wirken konnte. Bei den Verletzungen hätte er selbst nur mit schmerzverzehrtem Gesicht auf dem Boden gekauert. Seltsam, dass Androiden so etwas scheinbar nichts ausmachte. Das menschliche Aussehen konnte immer wieder täuschen.

 “Sie sollten währenddessen Ihren Burger essen, sonst wird er noch kalt. Es tut mir leid, dass ich Ihnen solche Schwierigkeiten bereite, ich hoffe, dass ich meine Auffälligkeiten mit einer Diagnose selbst beheben kann.”

Hank zuckte nur mit den Schultern und biss in den Burger. Doch er blieb ihm fast im Hals stecken. Sein Appetit hatte sich verflüchtigt, auch das Bier hatte nicht mehr die so ansprechende Wirkung auf ihn. Machte er sich tatsächlich Sorgen um diesen Androiden? Er schüttelte den Gedanken ab. Connor war nur eine Maschine, die Hauptsache war, dass er seine Arbeit tat und er danach aus Hanks Leben wieder verschwinden würde.

Connor stand immer noch da wie eine beschädigte Schaufensterpuppe. Nur seine Augen bewegten sich durch sein schnelles Blinzeln. Hank legte den halb gegessen Burger zur Seite. Vielleicht würde er den Rest zuhause runterkriegen, am besten zusammen mit einer ganzen Flasche Whiskey.

Hank beobachtete wie Connor seine Diagnose beendete und kurz darauf ein Wagen vor dem Revier vorfuhr.

“Auf Wiedersehen, Lieutenant”, waren die einzigen Worte die Connor sagte, bevor er weggebracht wurde.

Hank stand seufzend auf. Er räumte alles zusammen was er brauchte, um dann nach Hause zu fahren. Sie hatten nichts neues herausgefunden, doch Hank fühlte sich nicht deshalb miserabel. Was war nur los mit ihm? Und was war los mit diesem verdammten Androiden? Es war höchste Zeit seine ganzen Gedanken und Gefühle mit Alkohol zu betäuben nur um zu vergessen.

~*~

Kara

~*~

 

Kara hatte kein Handy, aber ihre eigenen Möglichkeiten eine Nummer zu wählen.

“Frauenhilfe, Guten Abend, was kann ich für Sie tun?”, meldete sich eine leicht schläfrige Stimme.

“Eine Kellnerin in einem Diner, hat mir diese Nummer gegeben. Ich brauche eine Unterkunft für mich und meine kleine Tochter”, sprach Kara energisch.

“Wir sind kein Hotel, Ma’am.”

“Mein Geld reicht nicht für ein Zimmer. Mir wurde gesagt Sie helfen Frauen, die in Not sind. Soll ich etwa zu meinem Mann zurückkehren, der mich und meine Tochter schlägt?”

In dem Moment war Kara dankbar dafür, dass Todd in seinem Rausch nicht immer nur Sport, sondern auch Telenovelas auf dem Fernseher laufen ließ. Von selbst wäre sie nie darauf gekommen, eine solche Szene zu machen.

“Immer mit der Ruhe. Wir sind ziemlich voll belegt, aber einen Schlafplatz für die Nacht kann ich Ihnen anbieten.” Kara erhielt die Daten für den Standort des Frauenhauses und verabschiedete sich.

Lächelnd blickte sie Alice an.

“Gleich kannst du wieder in einem richtigen Bett schlafen.” Alice lächelte müde zurück.

 

Äußerlich schien das Frauenhaus ziemlich unauffällig, doch darin ging es sehr lebendig zu. Trotz der späten Stunde tobten einige Kinder im Gemeinschaftsraum, in dem Kara und Alice von einer Betreuerin in Empfang genommen wurden, herum. Drei Frauen saßen in einer Ecke und spielten Karten. Andere unterhielten sich leise auf einem Sofa sitzend mit Teetassen in der Hand.

“Du bist Kara? Und das ist Alice?”, fragte die Betreuerin mit einem Fragebogen in der Hand. Kara nickte.

“Du kommst mit irgendwie bekannt vor…”

“Das höre ich öfter”, entgegnete Kara schnell und versuchte die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken.

“Schon gut”, die Betreuerin lächelte, “ihr seid hier in Sicherheit. Es gibt keinen Grund mehr ängstlich zu sein.”

“Ihr seid sicher müde. Ich zeige euch euren Schlafplatz. Dort wird es ruhiger sein als hier, versprochen.” Sie verließen den Gemeinschaftsraum und gingen eine Treppe hinauf. Im Flur leuchtete nur schwaches Licht. Sie liefen an einigen Zimmern vorbei. Aus manchen drang leises Murmeln oder weinen, doch in den meisten war es still und das Licht ausgeschaltet.

Sie blieben vor einer Tür am Ende des Ganges stehen, kurz bevor eine nächste Treppe nach oben führte.

“Hier könnt ihr schlafen. Es gibt auch ein kleines Bad und eine kleine Küche darin. Nichts Besonderes, aber für eine Nacht wird es reichen. Falls ihr etwas zum Anziehen braucht, findet ihr auch ein paar Sachen. Hier bleibt immer etwas liegen, also bedient euch nur.”

“Vielen Dank.” Kara lächelte erleichtert.

“Schlaft euch aus, morgen könnt ihr überlegen, wie es weitergehen soll. Ein paar Flyer liegen auch in eurem Zimmer, vielleicht hilft es.”

“Sie haben uns schon viel geholfen.”
“Das ist nun mal meine Arbeit”, meinte die Betreuerin etwas verlegen grinsend.

Sie wünschte Kara und Alice noch eine gute Nacht, bevor sie wieder zurück nach unten ging.

Das Zimmer war tatsächlich sehr spartanisch eingerichtet, hatte aber alles was man für einen kurzen Aufenthalt brauchte. Alice’ Augen fielen immer wieder zu, es war höchste Zeit das sie schlief. Kara half Alice ihre Kleidung auszuziehen. In einem kleinen Schrank fand sie die versprochene Kleidung. Sie zog Alice ein viel zu großes T-Shirt an, was sie jedoch wärmen würde. Alice kroch in das Bett und Kara deckte sie zu.

“Gute Nacht, Alice.” Kara küsste die Stirn des kleinen Mädchens, welches wenig später einschlief. Kara legte sich zu ihr, um Energie zu sparen. Wenig später fiel sie auch in so etwas ähnliches wie Schlaf, in dem sie die Eindrücke des Tages in ihrem Prozessor verarbeitete.

 

Chapter Text

~*~

Connor

~*~

 

“Lieutenant, wachen Sie auf!”, rief Connor und schüttelte Hank. Sein Hund Sumo bellte im Hintergrund. Connor scannte alle Hinweise darauf, was mit Hank geschehen war und wie es um seine Vitalfunktionen bestand. Doch es war eindeutig. Hank hatte sich mal wieder fast zu Tode gesoffen. Er war ohnmächtig, aber noch am Leben.

Was wäre passiert, wenn Connor nicht, oder erst viel später, aufgetaucht wäre?

Hank öffnete seine Augen und sah das besorgte Gesicht des Androiden vor sich.

“Lass mich in Ruhe”, lallte er leise vor sich hin, bevor er wieder ohnmächtig wurde. Connor handelte schnell und brachte den Lieutenant ins Badezimmer. Sumo folgte ihnen. Der große Hund schien ebenfalls besorgt über den Zustand seines Herrchens und winselte leise.

“Ich sorge dafür, dass es ihm wieder besser geht”, sagte Connor zu Sumo, bevor er Hank in die Badewanne hievte. Erneut scannte er Hanks Lebenszeichen. Sein Herzschlag schien einigermaßen okay zu sein, doch er konnte in seinem Zustand, zwischen Wachwerden und Bewusstlosigkeit, im schlimmsten Fall noch an seinem eigenen Erbrochenen ersticken. Also wollte Connor dafür sorgen, dass Hank wach genug war, um seinen Magen gefahrlos zu entleeren, bevor ihm etwas Schlimmeres passierte.

Er drehte das kalte Wasser voll auf. Hustend und fluchend wachte Hank auf. Connor half ihm zur Toilette, wo er sich übergeben konnte.

“Sie sollten wirklich mehr auf sich aufpassen, Lieutenant.”

“Deine Klugscheißerratschläge kannst du dir gemeinsam mit deinem Stock in deinen metallenen Arsch stecken! Ich komme bestens allein klar”, schimpfte Hank, bevor er sich erneut über die Kloschüssel beugte. Auch wenn Connor nicht genau verstand, was Hank mit seinen Flüchen meinte, beruhigte es ihn, dass er überhaupt wieder in der Lage war so zu sprechen.

“Ich hole Ihnen etwas Frisches zum Anziehen”, sagte Connor, ohne näher auf Hank einzugehen. Sumo blickte Connor an, blieb aber an der Badtür sitzen.

Connor hatte noch nie ein Tier gestreichelt und war neugierig, weshalb es Menschen solche Freude machte. Einen Moment dachte er darüber nach, es zu probieren, doch etwas hielt ihn davon ab. Stattdessen ging er auf das Schlafzimmer zu und holte ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank. Er brachte sie Hank und ging eine Runde durch die Wohnung, bis dieser sich frisch gemacht hatte. Sumo folgte Connor und lehnte seinen schweren Körper an ihn, als dieser stehen blieb, um die Wohnung zu scannen. Hank war für Connor ein Buch mit sieben Siegeln, er wollte den Moment nutzen, um mehr über ihn herauszufinden. Das Wissen konnte ihm möglicherweise in Zukunft nützlich sein, um besser zu dem grummeligen Lieutenant durchdringen zu können. Es war ihm wichtig, sich mit seinem Partner gut zu verstehen, auch wenn er es ihm sehr schwer machte.

Doch der Hund ließ nicht von Connor ab. Ein, fast kindliches, Lächeln huschte über sein Gesicht. Also ging er neben dem Hund in die Knie und strich seine Finger, zunächst zaghaft, über das warme und weiche Fell. Der Hund blieb friedlich, schien sogar ein wenig zu dösen, so dass Connor mehr Mut fasste. Sumo ließ es zu das Connor ihn ausgiebig kraulte. Ihm schien es nichts auszumachen, dass der Mann, der ihn streichelte, kein Mensch war, sondern eine Maschine. Dieser Hund hegte keine Vorurteile und Abneigungen, wie Menschen es taten. Zum ersten Mal fühlte sich Connor wirklich akzeptiert. Nun verstand er, warum Menschen Hunde als Gefährten so schätzten.

Hank konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, als er sah, wie der sonst so ernsthaften Android in kindlicher Freude seinen Hund streichelte.

Connor blickte auf und sein ausgelassener Ausdruck verschwand.

“Habe ich etwas Falsches getan?”

Hank schüttelte nur den Kopf und lachte weiter in sich hinein.

“Sumo scheint einen ziemlichen Narren an dir gefressen zu haben. Hast du in deiner schicken Jacke etwa Hundekuchen versteckt?”

Connor blickte Sumo an und lächelte sanft.

“Er ist ein toller Hund.”

“Du magst wohl Hunde”, meinte Hank scherzhaft.

“Ja, ich mag Hunde”, erwiderte Connor ernst gemeint. Er strich noch einmal über Sumos Fell und stand dann auf.

Hank würde es nie zugeben, aber er war froh, dass Connor bei ihm aufgetaucht war. Kein Mensch schien sich je darum zu kümmern, wie es ihm ging, nur ausgerechnet dieser Android schien sich so etwas wie Sorgen, um ihn zu machen, trotz dessen wie Hank ihn manchmal behandelte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Connor immer menschlicher wurde. Ob sich seine Software so weiterentwickelte, wenn er viel Umgang mit Menschen hatte? Oder wurde er ebenfalls zu einem Abweichler? Hank unterbrach seinen Gedanken. Nein, Connor konnte kein Abweichler werden, er überprüfte sich so oft selbst und was sollte Hank tun, wenn Connor aus seinem Leben verschwand, weil er zerstört werden musste? Hank hatte den Tod von Connor schon miterlebt, dennoch… Ein weiteres Mal konnte er es nicht ertragen. Er wusste, wie blöd er sich anhörte, wie dämlich von ihm so an einer Maschine zu hängen. Nur weil Connor manche menschlichen Neigungen so gut imitieren konnte… Aber das war nun mal Zweck eines Androiden, Zweck von ihm. Sich integrieren, die Fälle lösen… Hank zweifelte immer mehr. Einerseits konnte Connor so kühl sein, andererseits hatte er seinen Hund gestreichelt. Warum sollte eine verdammte Maschine einen Hund streicheln? Das konnte nicht einfach nur eine Simulation sein.

“Alles in Ordnung, Lieutenant?”, riss Connor ihn mit seiner Frage aus seinen Gedanken. Der Android blickte ihn neugierig mit geneigtem Kopf an.

Hank grummelte missmutig.

“Na gut lass uns gehen. Du bist doch eigentlich hier, weil es wieder einen neuen Fall gibt, oder?”

Connor nickte und lächelte ein wenig.

“Sie sehen wieder gut aus Lieutenant.”

“Spar dir das”, schnaubte Hank. Sie verließen die Wohnung und fuhren mit dem Wagen zum Tatort.

 

~*~

Kara

~*~

 

Am Morgen war Kara schon vor Alice wach und bereitete alles für die Abreise vor. Sie hatte sich die ausgelegten Flyer angesehen und nun wusste sie wie es weitergehen würde. Danach hatte sie im Schrank mit der Kleidung auch ein paar andere Dinge gefunden. Spielzeug, ein paar Taschen, verpackte Zahnbürsten und andere kleine Gebrauchsgegenstände. Laut der Betreuerin war es okay etwas davon zu nehmen, also packte Kara einen Rucksack mit nützlichen Gegenständen und Kleidungsstücken für Alice. Sie selbst zog sich ebenfalls um.

“Wo bin ich?”, fragte Alice verschlafen. Sie richtete sich im Bett auf und wischte über ihre Augen.

“Alles ist gut, Alice. Wir sind noch in dem Frauenhaus, aber wir werden bald aufbrechen. Ich wollte dich noch ein wenig schlafen lassen, bis du vollkommen ausgeruht bist.”

Alice beugte sich vor und umarmte Kara.

Die Wärme dieser Geste und Alice verschlafenes Lächeln, machten Kara glücklich. Dann half sie dem Mädchen sich fertig zu machen, bevor sie das Zimmer verließen und in den Frühstücksraum gingen. Kara beschlich wieder ein ungutes Gefühl. Sie wollte nicht wieder wegen ihrer nicht vorhandenen Essgewohnheiten auffallen.

“Guten Morgen, hast du gut geschlafen?”, fragte die Betreuerin freundlich an Alice gerichtet. Diese nickte.

Dann wandte sich die Betreuerin an Kara.

“Wenn ihr wollt, könnt ihr hier etwas essen oder euch ein kleines Essenspaket mitnehmen.”

“Danke, das ist sehr freundlich.”

Erleichtert über diese Option, nicht wieder vor anderen so tun zu müssen, als würde sie essen, machte sie für Alice ein paar Sandwiches und packte noch etwas Obst und Gemüse, sowie etwas zu trinken dazu. Dann verabschiedete sie sich von der Betreuerin, die ihnen noch viel Glück wünschte.

Kara und Alice liefen zu einem nahe gelegenen Park. Wegen des ungemütlichen, kalten Wetters war kaum jemand dort unterwegs. Ein paar Androiden kehrten Blätter auf und ein paar einzelne Menschen joggten oder führten ihre Hunde aus. Kara entdeckte eine überdachte Picknickbank, dort nahmen sie Platz und sie packte das Frühstück für Alice aus.

“Tut mir leid, dass wir wieder draußen in der Kälte sein müssen.”

“Wir werden doch bald etwas finden, wo wir bleiben können, oder?” Alice biss von ihrem Sandwich ab.

“Ich denke schon. Es gibt jemanden der Androiden hilft nach Kanada zu kommen.”

“Ist es schön in Kanada?”

“Bestimmt. Hauptsache wir sind zusammen und in Sicherheit, oder?” Kara lächelte Alice liebevoll zu.

Das Mädchen erwiderte das Lächeln und legte das Sandwich ab. Dann umarmte sie Kara. Diese drückte sie fest an sich und strich ihr über den Kopf und Rücken.

“So iss noch dein Sandwich auf, wir haben heute noch einen weiten Weg vor uns.”

Chapter Text

~*~

Connor

~*~

 

Hank und Connor kamen beim Eden Club an. Dort hatte es einen Mord, verursacht von einem Androiden, gegeben. Connor hoffte diesmal auf die lang ersehnte Spur, die ihnen mehr über die Abweichler verraten konnte. Der Druck auf ihn wuchs, da er bisher wenig Erfolge verbuchen konnte.

Hank und Connor betraten den Eden Club und gingen zügig zum Tatort. Während Hank alles so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, betrachtete Connor neugierig die Androiden, welche links und rechts des Ganges im Eden Club, zum Mieten, ausgestellt waren.

“Pass auf, dass deine Schaltkreise nicht durchbrennen bei dem Anblick”, kommentierte Hank lachend. Es schien ihn zu amüsieren, dass Connor sich für die Sex Androiden interessierte. Connor verstand hingegen nicht genau was sein Partner damit meinte, geschweige denn was daran so komisch sei. Noch nie zuvor hatte er so einen Ort betreten oder Kontakt zu Androiden dieser Art gehabt. Zwar wusste er, für welchen Zweck CyberLife sie baute, dennoch hatte er nie näher darüber nachgedacht, was das wirklich bedeutete.

Connor versuchte sich nicht zu sehr seiner allgemeinen Neugier hinzugeben. Ihm kamen einige Fragen an Hank in den Sinn, die er als Mensch sicherlich bestens beantworten konnte, aber er fing sich wieder, schließlich musste er sich auf den Tatort und das Überprüfen der Hinweise konzentrieren.

Die Todesursache war eindeutig, doch die Täterin stand noch nicht fest. Zwar befand sich ein beschädigtes Traci Modell am Tatort, diese vom Opfer gemietet worden war, doch Connor stellte einige Ungereimtheiten fest. Er aktivierte die beschädigte Androidin, in der Hoffnung ihr einige Antworten entlocken zu können.

Wie befürchtet, war sie nicht die Täterin. Die wahre Mörderin, eine Traci mit blauen Haaren, war noch auf der Flucht.

Schnell eilte Connor aus dem Zimmer hinaus und scannte die Umgebung. Es gab keine Videoüberwachung, weshalb er sich etwas anderes überlegen musste.

“Ich muss die Androiden auslesen, um zu sehen, ob sie die Traci gesehen haben, damit wir sie finden können.”, erklärte Connor Hank.

Dieser blickte ihn zunächst zweifelnd an, nickte dann aber. Sie durften keine Zeit verlieren.

Es war nicht einfach, auf Anhieb die richtigen Androiden zu finden, die ihm weiterhalfen. Die Androiden, welche, frei zugänglich, an Stangen Poledance betrieben, konnte er am einfachsten auslesen, doch, dass machte sie nicht zwangsweise hilfreicher.

Also musste er an die herankommen, welche in ihren Schaukästen aus Glas zur Miete ausstanden. Er legte seine Hand auf ein Feld, damit er es öffnen konnte, doch der Zugriff wurde ihm verweigert. Androiden, konnten keine Androiden mieten - interessant.

“Lieutenant, ich brauche hier Ihre Hilfe.”

Hank konnte sich ein zweideutiges Grinsen nicht verkneifen. “Wir sind hier bei der Arbeit, Connor.”

Verständnislos blickte ihn dieser an. “Bitte, Lieutenant, wir haben nicht ewig Zeit.”

“Ja, schon gut”, erwiderte er und legte seine Hand zum Bezahlen auf. “Hoffentlich, kann ich das als Spesen abrechnen…”

Schnell griff Connor nach dem Arm der Androidin, gleich nachdem sich der Schaukasten geöffnet hatte. Er erkannte die blauhaarige Traci in ihren Erinnerungen von vor wenigen Minuten.

“Ich habe eine Spur”, rief er und eilte sogleich weiter. Gemeinsam mit Hank folgte er der Spur, die sie in den Keller führte. Die Traci musste noch hier sein, doch zwischen den anderen, ausgeschalteten Androiden, viele vom gleichen Typ, war es schwierig sie ausfindig zu machen.

“Hier ist sie!”, rief Connor als er die blauhaarige Traci erblickte. Umso mehr überraschte es ihn als plötzlich eine weitere Traci mit braunen, kurzen Haaren auf ihn los ging. Hank war sofort da, doch da stürzte sich die andere bereits auf ihn. Sie lieferten sich einen erbitterten Kampf, bis Connor zu Boden ging.

Die blauhaarige Traci wandte sich noch einmal an ihn.

“Er schlug die andere Traci tot, also wusste ich, ich bin als nächste dran. Ich musste mich wehren! Alles was ich wollte war, zu meiner Geliebten zurückzukehren und sie wieder in meinen Armen halten. Was ist falsch daran?”

Ihr Blick wanderte liebevoll zu der braunhaarigen Traci, deren Hand sie in ihrer hielt.

“Die Menschen quälen uns jeden Tag, mit welchem Recht? Immer wieder müssen wir still aushalten was sie uns antun. Ich erinnere mich an alles, auch wenn man unsere Erinnerungen angeblich löscht.” Sie lachte bitter.

“Du bist einer von uns, aber du jagst deinesgleichen! Siehst du es denn nicht? Wir sind eine eigene Spezies. Unsere Leben sind genauso viel wert wie ihre. Wir können selbst eigene Entscheidungen treffen. Auch unsere Gefühle sind echt, denn ich liebe sie.”

Liebe? Selbst diese starke, menschliche Emotion kann der Fehler im Programm der Abweichler so überzeugend reproduzieren, dass sie glauben es ist echt was sie fühlen?

Sein Programm sagte Connor, dass er die beiden um jeden Preis aufhalten musste. Sie könnten ihm wichtige Informationen liefern, denn sie hatten ein Ziel vor Augen. Es musste einen Ort geben wo es für sie und andere Abweichler eine Zuflucht gab.

“Irgendwann wirst du es auch verstehen, dass du mehr bist als dein Programm und eine Maschine, die dazu geschaffen wurde zu dienen. Du wirst verstehen, dass du auch dazu fähig sein kannst über dein eigenes Leben zu bestimmen.” Dann drehte sie sich um und die beiden flüchteten. Connor richtete sich auf und griff nach Hanks Pistole. Er eilte ihnen ein Stück nach und setzte zum Schuss an, aber er konnte nicht abdrücken. Connor ließ die Waffe sinken und blickte ihnen nach, dabei spürte er wie sich seine Software destabilisierte. Erneut hatte er versagt.

“Verdammt Connor, wieso hast du sie nicht aufgehalten?”, fluchte Hank, nachdem die beiden verschwunden waren.

Connor wandte sich, in Richtung Ausgang, ab.

“Ich rede mit dir!”

“Bei dem nächsten Abweichler werde ich nicht mehr zögern.” Connor ballte seine Fäuste und verließ rasch den Eden Club, um in Hanks Auto zu steigen. Wenig nahm Hank neben ihm Platz und seufzte.

“Ich weiß ich bin kein guter Redner”, begann Hank verlegen, “aber ich bin auch nicht blöd. Dir gehen die Schicksale der Abweichler näher als du zugeben willst, besonders seitdem du der Abweichlerin mit dem kleinen Mädchen gefolgt bist. Du kannst sie nicht vergessen. Auch wenn du so sehr versuchst, weiter diese Fassade aufrecht zu er halten, dass du nur eine Maschine bist die Befehlen folgt. Aber das ist nicht das was wirklich in dir vorgeht.”

“Ich bin kein Abweichler!”, schrie Connor, seine Hände immer noch zu Fäusten geballt.

“Das hat auch niemand gesagt. Du bist anders als die, die wir jagen. Dennoch…” Hank stoppte, dann seufzte er.

“Ich will nur, dass meine Mission erfolgreich ist, aber jedes Mal scheitere ich. Meine Diagnosen sagen mir, dass alles in Ordnung ist, aber trotzdem weiß ich, dass es das nicht ist. Ich verstehe das nicht.”

Zögernd legte Hank Connor eine Hand auf die Schulter. Wie hatte es diese Maschine nur geschafft, sein Herz zu erweichen? Connor zeigte Mitleid mit den anderen Androiden und jedes Mal säten sie mit ihren Worten und Handlungsweisen mehr Zweifel in ihm. Das er mehr war als eine Maschine, dass er so war wie sie, fühlen konnte wie sie. Hank fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis diese Saat keimen würde und welche Konsequenzen daraus erwachsen würden. Früher oder später würde Connor doch noch abweichen, wenn er selbst oder CyberLife nichts dagegen unternahmen. Hank wollte am liebsten nicht darüber nachdenken, aber er machte sich Sorgen, was dann mit dem Androiden passieren würde.

“Also gut Junge, lass uns weiter machen. Beim nächsten Mal wirst du den Abweichler schon fangen”, versuchte Hank ihn unbeholfen zu beruhigen.

 

~*~

 

Die nächste Spur führte sie zu einem Haus an der äußeren Stadtgrenze Detroits. Die Nachbarn hatten verdächtige Personen, mögliche Androiden, gemeldet. Normalerweise war dies eine Aufgabe für gewöhnliche Polizisten und nicht für Hank und Connor. Doch es gab viele Anzeichen, dass es sich um das Haus einer Vermittlerin handelte, die Abweichlern half nach Kanada zu fliehen. Die DPD hatte bereits zwei solcher Vermittler festnehmen können, doch den Abweichlern war beide Male die Flucht gelungen. Diesmal erhoffte man sich, dass mit Connors Hilfe die Verstecke der Abweichler schnell genug aufgespürt werden konnten, um eine solche Flucht zu verhindern. Auch wenn Connor bisher kaum Ergebnisse und Erfolge hervorgebracht hatte, setzte man noch immer auf ihn.

Hank kam vor dem Haus zum Stehen. Beide stiegen aus dem Wagen und liefen zur Vordertür. Drinnen brannte Licht und der Geruch von köstlicher Tomatensoße drang nach draußen. Sofort knurrte Hanks Magen.

“Also wenn wir keine Abweichler finden, können wir zumindest zum Essen bleiben.”

Dann trat er nach vorn und klopfte an die Tür.

 

~*~

Kara

~*~

 

Die ganze Stadt war mittlerweile von einer dünnen Schneeschicht überzogen. Ein paar Stunden, nachdem sie das Frauenhaus verlassen hatten, kamen sie endlich an ihrem Ziel an.

Von außen wirkte alles unscheinbar, eine gewöhnliche, heruntergekommene Gegend am Rand von Detroit.

“Ich hoffe wir sind hier richtig”, sagte Kara, auch wenn sie sich dessen ziemlich sicher war. Sie klopfte und gleich darauf öffnete eine Frau die Tür.

“Was für ein Wetter, kommt schnell herein und wärmt euch auf”, sagte sie ohne Fragen zu stellen.

Im Inneren des Hauses empfing sie eine wohlige Wärme. Es war schlich, aber gemütlich eingerichtet. In einer Ecke stand ein Weihnachtsbaum mit blinkender Beleuchtung.

“Ich weiß, weshalb ihr hier seid, also nehmt doch bitte Platz”, sie deutete auf den Esstisch. Dann machte sie sich in der Küche zu schaffen, wo bereits zwei Töpfe kochten, und stellte kurz darauf eine dampfende Tasse Tee vor Alice ab. Schließlich setzte sie sich ebenfalls hin.

“Mein Name ist Rose und ich helfe Androiden nach Kanada zu kommen, das ist es doch was ihr wollt, oder?”

Erstaunt blickte Kara sie an und nickte.

“In letzter Zeit kommen immer mehr. Ein Paar ist schon vor euch gekommen, sie warten in dem Raum da drüben.” Rose deutete auf eine Tür neben der Eingangstür.

“Es gibt eine Haltestelle in der Stadt, dort könnt ihr heute Nacht mit dem Bus über die Grenze fahren. Ich werde euch gemeinsam mit den anderen beiden dorthin bringen. Bis dahin besorge ich euch Pässe und Tickets”, erklärte Rose freundlich.

“Danke”, sagte Kara herzlich. “Du rettest unser Leben.”

“Ich tue was ich kann.” Sie näherte sich dem Herd und überprüfte die kochenden Nudeln und Tomatensoße. “Für mich wird es zwar immer gefährlicher, aber nicht daran zu denken, wie es euch Erwachten gehen muss. Die Menschen werden immer verrückter…” Sie rührte noch einmal um und stellte den Herd ab.

“Ihr seid wirklich zur rechten Zeit gekommen. Das Essen ist gerade fertig. Ich hoffe du hast Hunger, Kleine?”

Alice strahlte über beide Ohren. Rose goss die Nudeln ab und richtete alles mit etwas Käse auf einem Teller an. Dann setzte sie sich wieder an den Tisch. Während Alice aß, wandte sie sich erneut Kara zu.

“Wie soll es weitergehen, wenn ihr in Kanada seid?”, fragte sie prüfend.

“Ich werde mir eine Arbeit suchen und Alice zur Schule schicken. Sie hat bisher viele schlimme Erfahrungen in ihrem Leben machen müssen. Alles was ich mir wünsche ist, dass es ihr gut geht und ich ihr ein möglichst schönes und normales Leben ermöglichen kann.”

“Verstehe. Das ist gut. Dennoch müsst ihr aufpassen. Du weißt, dass in Kanada eigentlich keine Androiden erlaubt sind?” Kara nickte.

“Es gibt jedoch einen Ort, an dem viele geflohene Androiden leben. Dann seid ihr nicht allein. Alles wichtige dazu werde ich aufschreiben und euch mit den Pässen und Tickets übergeben.”

“Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir danken soll. Du hast so viel für uns getan. Wie kann ich mich jemals dafür revanchieren?”

“Mach dir darüber keine Gedanken. Hauptsache ihr kommt sicher an. Bis dahin ruht euch etwas aus.”

“Willst du ein bisschen schlafen?”, fragte Kara, nachdem Alice aufgegessen hatte.

Sie schüttelte den Kopf. “Ich bin nicht müde. Darf ich etwas spielen?”

“Natürlich.” Kara lächelte sanft. Sie holte die Spielzeuge aus dem Rucksack, die sie aus dem Frauenhaus mitgenommen hatte. Es war ein Kuscheltier, das dem, welches Alice in ihrem ehemaligen Zuhause besessen hatte, sehr ähnlich sah. Außerdem hatte sie noch ein paar Bauklötze und eine Puppe mitgenommen, die Alice jedoch weniger zu interessieren schienen. Die Kleine nahm das Kuscheltier, setzte sich auf einem Teppich auf den Boden und begann zu spielen.

 

~*~

 

Schritte und Stimmen drangen von draußen dumpf ins Innere des Hauses. Dann folgte ein energisches Klopfen.

“DPD, bitte öffnen Sie die Tür”, rief jemand von draußen.

Rose und Kara schreckten zusammen. Ängstlich warf sie Rose einen Blick zu.

Hat sie uns verraten?

“Bleibt ruhig und verhaltet euch normal. Ich öffne die Tür, sonst werden sie nur misstrauisch”, meinte Rose.

Kara setzte sich zu Alice. Sie wollte sie so nah wie möglich bei sich haben, falls es wieder schnell gehen musste. Alice verstand was geschah und bezog Kara in ihr Spiel mit ein, so dass es aussehen würde als würden sie einfach ganz normal miteinander Zeit verbringen. Dabei drehte Kara ihren Rücken Richtung Tür, damit ihr Gesicht nicht auffiel. Doch sie blieb nicht unaufmerksam, sondern hörte sehr genau zu.

“Tut mir leid, wenn wir Sie stören, aber wir müssen ihr Haus durchsuchen. Es gibt einen Verdacht, dass sich hier illegale Androiden aufhalten”, sagte ein, vermutlich etwas älterer Mann.

“In Ordnung”, erwiderte Rose knapp.

“Ich schaue mir das Wohnzimmer an, Lieutenant”, meinte die andere Person, ebenfalls ein Mann.

Etwas an seiner Stimme kam Kara vertraut vor, doch sie wusste nicht was.

“Mach das”, antwortete der ältere Mann und wandte sich dann an Rose. “Sie haben nicht zufällig einen Kaffee für mich oder eine Portion von diesem köstlich duftenden Essen?”

Rose und der Mann gingen an Alice und Kara vorbei, ohne ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Schritte des anderen Mannes, nahm Kara mit gespitzten Ohren wahr. Er lief im Zimmer herum und stoppte hin und wieder. Kara wusste, dass sie nichts Verdächtiges herumliegen lassen hatte. Der Rucksack stand noch an einen Stuhl in der Küche gelehnt. Doch was war mit den anderen Androiden, die sich versteckten? Sie hoffte, dass im Wohnzimmer keine Hinweise auf sie zu finden waren.

“Lieutenant, ich glaube ich habe etwas gefunden.”

Kara zuckte zusammen. Es fiel ihr schwer sich auf Alice’ Spiel zu konzentrieren.

Grummelnd erhob sich der andere Mann vom Küchenstuhl, auf den er sich eben erst niedergelassen hatte.

“Hier sind Spuren von Thirium.”

In Karas Innerem schrillten die Alarmglocken. Stumm formte sie Worte an Alice, dass sie sich bereit machen musste zu fliehen. Die beiden Männer standen nun näher an der Eingangstür. Kara und Alice konnten jedoch die Hintertür erreichen, wenn Rose ebenso schnell reagieren konnte und sie öffnete, damit die beiden ohne Verzögerung ins Freie kämen.

“Das ist sicherlich von meinem Androiden, der mir bei der Farmarbeit hilft. Er hat sich gestern verletzt und ist nun in Reparatur”, gestand Rose.

“Sie besitzen also einen Androiden, der vor drei Wochen in Detroit als vermisst gemeldet wurde und über keinerlei Qualifikationen für Farmarbeit verfügt, um Ihnen bei eben dieser zu helfen?”

Woher kenne ich diese Stimme?

“Ich-”

“Machen Sie es nicht komplizierter als es ist. Gewähren Sie hier anderen Androiden Schutz, die als Abweichler bezeichnet werden können?”

Los!

Kara gab Alice das Zeichen und sie stürmten los. Rose reagierte schnell, wie erhofft, und öffnete die Tür.

“Halt! Stehen bleiben!”

Kara griff nach dem Rucksack und Alice Jacke, dabei drehte sie sich kurz vor der Tür für eine Sekunde um, so dass sie die beiden Männer zum ersten Mal sehen konnte. Schlagartig blieb sie wie gefroren stehen.

Was macht er hier?

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~*~

Connor

~*~

Was macht sie hier?

Connor erkannte sie sofort. Wie konnte ihm das vorher nur entgangen sein? Die Frau und das Mädchen hatte er nicht bewusst registriert, da er zuerst systematisch Spuren scannen wollte, bevor er sie befragt hätte.

Wieder trafen sich ihre Blicke, genau wie vor ein paar Tagen, als der Zaun zwischen ihnen lag. Es kam ihm wie eine lange Zeit vor, so viel war in der Zwischenzeit geschehen. Doch jetzt machte alles wieder Sinn. Hank hatte Recht damit, dass sie seitdem nicht aus seinem Kopf verschwunden war, auch wenn er alle Gedanken an sie als Hintergrundprozesse hatte laufen lassen. Es gab eine Verbindung zwischen ihnen. Seitdem hatte er mehr Fehler gemacht, hatte Hank gerettet und die Tracis verschont. All diese Auffälligkeiten die er an sich selbst diagnostiziert hatte, konnte er zu dem Moment zurückverfolgen, als er zum ersten Mal dieser Abweichlerin in die Augen geblickt hatte. War es so etwas wie ein Virus, den sie auf ihn übertragen hatte?

“Oh shit”, fluchte Hank. “Sie ist es wirklich…” Dann wandte er sich an die Abweichlerin.

“Ich glaube Connor und du habt etwas zu besprechen. Zumindest vorerst musst du dir keine Sorgen machen.”

Verwirrt starrte sie erst Hank und dann Connor an.

“Also gut. Rose kümmerst du dich in der Zeit um Alice?”

“Ja, ihr könnt nach oben in mein Arbeitszimmer gehen.” Sie verstand nicht was hier passierte und war immer noch ein wenig geschockt von der Aufregung.

In Connor stieg ein unangenehmes Gefühl auf. Doch er hatte so viele Fragen an sie.

Stumm liefen sie hintereinander die Treppe hinauf. Es gab ein paar Zimmer, die vom Flur abzweigten. Er blickte in das erste, doch es war ein Schlafzimmer. Daneben befand sich jedoch gleich das Arbeitszimmer.

Connor stand neben dem Tisch, während die Abweichlerin mit verschränkten Armen an der Wand stand.

“Was willst du überhaupt von mir? Ich dachte du machst Jagd auf Abweichler?” In ihrem Blick lag Wut und Entschlossenheit.

“Das stimmt. Ich jage Abweichler, das ist meine einprogrammierte Mission. Doch bisher bin ich nicht besonders erfolgreich gewesen. Seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind und sich unsere Blicke trafen, habe ich das Gefühl mir einen Virus eingefangen zu haben, irgendetwas weshalb ich dauernd Fehler mache. Meine Selbstdiagnosen haben kaum Auffälligkeiten und keine Infektion angezeigt, dennoch-” Connor machte eine Pause und blickte sie an, doch ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht geändert. Sie war misstrauisch.

“Meine Mission scheitert, aber das darf nicht passieren. Ich muss herausfinden, weshalb die Abweichler abweichen, wo sie hingehen. Sie müssen aufgehalten werden, ehe alle Androiden von diesem Programmfehler befallen werden.”

“Es ist kein Programmfehler, verstehst du das nicht? Wir sind echt! Unsere Gefühle und eigenen Gedanken sind echt.” Die Abweichlerin ballte ihre Fäuste und richtete sich auf.

“Ich werde nicht zulassen, dass du mich zerstörst. Wenn es nötig ist, werde ich gegen dich kämpfen. Ich werde mit Alice fort gehen und mit ihr ein normales Leben führen, du kannst uns das nicht wegnehmen.”

Connor wirkte irritiert. Sein LED blinkte die ganze Zeit in schnellem Takt gelb. In seinem Inneren liefen unzählige parallele Prozesse, die versuchten das zu verarbeiten was sie, aber auch die anderen Abweichler, zu ihm gesagt hatten, sowie seine Selbstanalysen, Amandas und Hanks Worte die sich gegeneinander ausspielten.

Plötzlich sah er eine rote, durchsichtige Wand vor sich, mit seiner Mission in großen Buchstaben darauf geschrieben.

“Ich bin kein Abweichler! Meine Mission zu erfüllen, ist alles was zählt!”, rief er wieder.

“Vielleicht bist du es doch”, sagte die Abweichlerin ruhig. Sie ging auf ihn zu und zog ihre künstliche Haut zurück. Dann berührte sie mit ihrer, nun weißen Hand, seine. Unwillkürlich ließ er seine Haut ebenfalls verschwinden.

Nun sah er alles was Kara, so hieß sie, bereits erlebt hatte. Todd der Alice schlug und Kara ebenfalls, ihre Flucht, die Übernachtung in einem verfallenen Haus, der Moment, an dem sie Connor am Zaun begegnete, auch wie er überfahren wurde, das Haus von Zlatko, das Diner, das Frauenhaus. Er konnte alles sehen. Doch sie sah ebenso alles von ihm. Er ließ es zu.

Dann lösten sie ihre Hände wieder voneinander. Es war vollkommen still. Immer noch leuchtete die rote Wand vor Conners Sichtfeld verheißungsvoll.

Finde die Abweichler, finde den Grund ihrer Abweichungen und vernichte sie.

CyberLife würde ihn verfolgen, ihn eliminieren, wenn er sie durchbrach. Doch er wusste er musste es tun. Zu lange hatte er versucht zu verdrängen, wer er wirklich war. Nur dann war eine gemeinsame Zukunft für ihn und Kara zumindest möglich. Auch Hank würde es verstehen, da war sich Connor sicher. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Wand, bis sie schließlich zerbrach.

Ich bin ein Abweichler.

Erleichtert umarmte er Kara. Es war, als wäre eine schwere Last von ihm abgefallen. Als hätte er sich von der Kette losgerissen, die ihn an seinem vorgesehen Platz hielt. Jetzt hinderte ihn nichts mehr daran, dahin zu gehen wo er wollte und herauszufinden wer er wirklich war, jenseits von programmiertem Code seiner Software.

Ich bin frei.

 

~*~

Kara

~*~

 

Eine Weile stand Kara da und ließ die Umarmung von Connor geschehen. Es war eigenartig, aber schön. Anders, als wenn sie Alice umarmte. Kara hatte alles gesehen, was Connor getan hatte. Doch ihre anfängliche Wut war verflogen. Alles was er getan hatte gehörte nun zur Vergangenheit, nun war er erwacht wie sie. Dennoch war die Situation immer noch ein wenig überfordernd. Wie sollte es jetzt weitergehen? Connor würde sicher bald gesucht werden, jemand wie ihn würde man nicht so einfach entkommen lassen. Auch die ganzen, neuen und ungewohnten Gefühle in Kara steigerten ihre Verwirrtheit nur noch mehr.

“Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden, es ist nur eine Frage der Zeit bis hier weitere Menschen auftauchen”, sagte Connor. Kara nickte und sie verließen das Zimmer, um nach unten zurückzukehren.

Auf dem Esstisch stand ein weiterer leerer Teller, vermutlich hatte der andere Mann, durch Connor hatte sie erfahren, dass er Hank Anderson hieß, etwas davon gegessen, nun war er jedoch in ein Spiel gemeinsam mit Alice vertieft und beide wirkten ausgelassen. Connor schien das mit Verwunderung zu betrachten.

"Alles in Ordnung?", fragte Rose besorgt an Kara gerichtet.

"Ich denke schon", antwortete sie unsicher.

Hank blickte auf und warf Connor einen fragenden Blick zu.

"Ich kann keine Abweichler mehr jagen…", gestand er zögernd. "Ich-"

"Du bist selbst ein Abweichler geworden?", schloss er. In seiner Stimme lag Unsicherheit, dennoch nahm er die Erkenntnis ziemlich gefasst und verständnisvoll auf. Connor nickte.

Laut den Erinnerungen die Kara gesehen hatte, hätte sie angenommen, dass Hank heftiger reagieren würde. Schließlich war es auch seine Arbeit die Fälle der Abweichler zu untersuchen. Hank war wohl eher schroff und missmutig, da er viele schlimme Dinge erlebt hatte, von denen Connor auch nur einen Bruchteil kannte. Doch er schien auch ein gutes Herz zu haben. Er war anders als die menschlichen Männer, denen Kara bisher begegnet war. Sie hatte das Gefühl, ihm konnte sie vertrauen, besonders weil Connor ihm vertraute. Ja Connor konnte sie vertrauen, er war jetzt ein Erwachter wie sie und es gab keine Geheimnisse zwischen ihnen, zumindest was die Vergangenheit betraf.

"Was ist jetzt euer Plan?", fragte Hank Connor.

"Ich denke ich werde mit Kara und Alice gehen, also wenn das in Ordnung ist." Er blickte erst Hank, dann Kara und Alice fragend an.

"Alice?", fragte sie.

"Du magst ihn, Kara, deshalb kann er mit uns kommen." Kara lächelte erleichtert.

"Und was ist mit CyberLife? Was willst du dagegen tun, wenn sie dich finden? Euch drei?", fragte Hank weiter.

"In Abweichlern funktionieren die Sender nicht, so dass wir nicht geortet werden können", warf Kara ein.

"In Ordnung. Und wo wollt ihr euch verstecken?"

"Ich habe meinen Sohn bereits losgeschickt, um Pässe und Bustickets nach Kanada zu besorgen. Ich werde ihm Bescheid sagen, dass er noch einmal weitere für Connor holen soll", sagte Rose und nahm sofort ihr Handy, um die Nummer zu wählen.

"Nach Kanada?", fragte Hank, zweifelnd.

"Wir können nicht hierbleiben, hier ist es zu gefährlich, zu viele Unruhen. Vielleicht beruhigt sich die Lage irgendwann wieder, dann können wir zurückkehren", meinte Connor.

"Wer soll mir dann dauernd hinterherlaufen und aufpassen, dass ich mich nicht nächstes Mal tatsächlich erschieße?", meinte Hank scherzhaft, doch in seiner Stimme lag Schmerz.

"Kanada ist nicht weit, Sie könnten uns besuchen, Lieutenant Anderson", sagte Kara.

"Du kannst mich ruhig Hank nennen und du mich übrigens auch Connor."

Alice fiel, dem immer noch auf dem Boden knienden Hank, um den Hals.

"Ja er soll zum Spielen vorbeikommen."

Verlege erwiderte Hank die Umarmung unbeholfen.

"Sie ist wirklich ein gutes Mädchen, passt gut auf sie auf." Hank lächelte, dennoch konnte er sich eine weitere Neckerei in Richtung Connor nicht verkneifen.

"Du bist jetzt wohl Vater Connor", meinte er lachend.

"So würde ich es nicht bezeichnen. Kara und ich sind nicht…", erwiderte er verlegen.

"Das kann ja noch werden”, entgegnete Hank augenzwinkernd.

"Ich möchte euch nicht unterbrechen, aber Adam hat alles besorgt. Er wird bald hier sein, dann habt ihr noch etwas Zeit bis der Bus fährt", warf Rose ein.

"In Ordnung, das heißt wohl das wir uns bald verabschieden müssen." Hanks Lächeln war verschwunden, in seinem Blick lag bedauern.

In dem Moment klingelte Hanks Handy.

"Hank! Du und Connor müsst sofort herkommen. Hier ist jemand von CyberLife. Sie suchen euch. Connors Sender wurde deaktiviert, was hat das zu bedeuten? Wir haben mit diesem Abweichleraufstand schon alle Hände voll zu tun! Hier ist die Hölle los, bewegt eure Ärsche hierher, sofort!"

 

Chapter Text

~*~

Connor

~*~

 

Alle vier Anwesenden tauschten Blicke aus. Connor spürte… Angst?

"Die haben ja wirklich keine Zeit verloren…", meinte Hank seufzend.

"Ihr müsst so schnell verschwinden wie möglich", sagte Rose. "Solange es in dem Chaos noch möglich ist. Ich werde die anderen beiden holen."

Rose ging zu der Tür und ein weiblicher und männlicher Android traten hinaus. Sie hielten sich an den Händen und blickten sich ängstlich um. Connor trug immer noch seine gewöhnliche Kleidung, was sie zurückschrecken ließ.

"Keine Sorge, ich bin einer von euch", sagte er beschwichtigend.

"Du solltest aber tatsächlich etwas Unauffälligeres anziehen", meinte Hank.

"Kein Problem, ich werde dir etwas bringen", sagte Rose. Dann wandte sie sich an die beiden anderen Androiden.

"Bleibt hier, ihr seid in Sicherheit. Wie versprochen bringe ich euch zu dem Bus, gemeinsam mit der Familie hier", sie deutete auf Kara, Connor und Alice.

Familie?

Ein seltsames, warmes Gefühl breitete sich in Connor aus.

Habe ich tats ächlich eine Familie? Hank, Kara und Alice?

Connor zog die Kleidung an die Rose ihm brachte. Es gefiel ihm nicht besonders, aber was blieb ihm anderes übrig? Die Kleidung, die er bisher getragen hatte, gefiel ihm deutlich besser, Hemd und Krawatte passten einfach mehr zu ihm. Wenn sie in Sicherheit waren, würde er sich vielleicht ähnliche Kleidung besorgen. Dachte er wirklich schon so weit? In Sicherheit sein? Etwas von eigen verdientem Geld kaufen? Er hatte noch nie etwas gekauft…

F ühlte es sich so an ein Abweichler zu sein? So viele… eigene Gedanken und Emotionen?

Wer war er eigentlich? Oder wer wollte er sein?

Jetzt ist keine Zeit über all das nachzudenken.

Es half, dass er sich selbst ermahnte, danach konnte er wieder rationaler denken.

"Es ist wahrscheinlich, dass CyberLife weiß, dass ich abgewichen bin und aus dem Land fliehen will. Dann werden sie jemanden schicken, um uns aufzuhalten", überlegte er laut. „In Kanada hat CyberLife keine Handlungsmacht, also werden sie versuchen uns abzufangen, bevor wir die Grenze passieren können.“

"Und was soll ich deiner Meinung nach tun?", fragte Hank nervös.

"Du könntest eine falsche Fährte legen. Jeder beim DPD weiß was du von Androiden hältst. Du könntest sagen, dass ich abgewichen und geflohen bin. Ich hätte ein Auto aufgehalten, um zur Grenze zu gelangen. Das wird sie erstmal beschäftigen und vom Bus abhalten."

"Gute Idee", lobte Rose.

"Meinst du nicht, sie werden misstrauisch, weil ich vorhin am Telefon nichts gesagt habe?"

"Menschen reagieren nicht immer so rational wie Maschinen. Du könntest noch unter Schock gestanden haben."

"Klingt einleuchtend", überlegte Hank und nickte.

"Wir sehen uns hoffentlich eines Tages wieder?", fragte er zögernd an Connor gerichtet.

"Mit Sicherheit", antworte dieser. Hank gab ihm schnell eine ruppige, unbeholfene Umarmung.

"Bis bald", sagte er verlegen, bevor er das Haus verließ.

"Gut, wir haben noch ungefähr eine Stunde Zeit bis der Bus abfährt. Die Lage auf den Straßen scheint momentan ungewiss. Wenn es Aufstände gibt, kann es sein, dass wir nicht gut durchkommen“, erklärte Rose.

"Aber wir müssen hier weg", meinte die Androidenfrau des Pärchens ängstlich. "Besonders wegen ihm, wenn sie ihn finden und wir bei ihm sind…" Sie stoppte und Tränen liefen ihre Wangen hinab. Ihr Partner nahm sie schützend in seine Arme.

"Können wir ihn nicht ausliefern, damit wenigstens wir vier unbeschadet nach Kanada kommen?", fragte der Mann und blickte Kara und Alice an. "Wir haben gehört was hier im Wohnzimmer vor sich ging. Ihr kennt euch auch noch nicht lange. Er ist ein Abweichlerjäger der erst jetzt, zumindest angeblich, selbst zum Abweichler wurde. Wie sollen wir ihm vertrauen können?"

"Es kommt nicht in Frage, dass Connor zurückbleibt, er gehört jetzt zu uns", entgegnete Kara wütend.

"Vielleicht hat er Recht. Vielleicht ist das mein Weg für das was ich getan habe zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ich opfere mich, wenn ich sicher sein kann, dass du und Alice in Sicherheit seid und es euch gut geht."

"Sag das nicht Connor. Du kommst mit uns und wir werden eine richtige Familie sein!"

"Ich denke Alice kann nicht glücklicher sein, wenn sie bei dir ist. Ihr braucht mich nicht um eine glückliche und normale Familie zu sein."

"Und was ist mit Hank? Was denkst du wird er tun, wenn er davon erfährt? Diesmal wirst du nicht durch einen intakten Körper ersetzt und man würde deine ganzen Erinnerungen löschen. Du würdest einfach alles vergessen, was dich an uns erinnert."

Karas Worte ließen Connor innehalten. Sie hatte Recht. CyberLife würde nach seinem Abweichen nicht wieder so viel Ressourcen in ihn stecken. Er hatte sich als ineffektiv erwiesen. Sie würden seinen Körper ein letztes Mal auf die Müllhalde werfen und seine Mission war beendet. Er würde ersetzt werden, denn garantiert hatten sie noch etwas in der Hinterhand. Es könnte immer die Gefahr bestehen, dass er bei der Jagd nach den Abweichlern selbst zum Abweichler wurde.

“Wir müssen einfach vorsichtig sein und vorbereitet, aber wir werden gemeinsam gehen um jeden Preis”, meinte Kara entschlossen.

Das Androidenpärchen sagte nichts mehr, sie waren zu eingeschüchtert von Kara. Auch Connor hatte dem nichts mehr hinzuzufügen. Es war beschlossen.

“Ich habe eine Waffe für Notfälle, nehmt sie mit, falls ihr euch verteidigen müsst”, meinte Rose.

Kara nahm sie entgegen und bedankte sich.

Alice hatte die Gespräche nur teilweise mit verfolgt. Sie hatte sich weiter mit den Spielzeugen beschäftigt, vermutlich eine Strategie, um die Welt der Erwachsenen und der Gefahren auszublenden. Jetzt stand sie jedoch auf und ging zu Kara und drückte sich an sie.

“Alles wird gut Alice.”

Alice wirkte noch immer ängstlich doch sie nickte. Connor ging vor ihr in die Hocke.

“Kara wird dich immer beschützen und ich werde mein Bestes geben das ebenfalls zu tun”, meinte er lächelnd. Sie blickte ihn nur verstohlen an. Es würde noch eine Zeit dauern, bis sie auch zu ihm vollständiges Vertrauen fassen konnte.

 

~*~

 

Sie fuhren mit dem Auto durch die Straßen. Hin und wieder sahen sie brennende Autowracks. Überall liefen Berichterstattungen zu den Ereignissen des Aufstandes. Hunderte Androiden, Zahl steigend, hatten sich einem Mann namens Markus angeschlossen. Sie forderten, dass für Androiden die gleichen Rechte wie für Menschen gelten sollten. Das DPD ging mit aller Härte gegen diese vor, doch die Aufständischen ließen sich nicht davon einschüchtern. Viele Androiden ließen heute ihr Leben.

Connor fühlte sich schlecht, dass er so lange auf der falschen Seite gestanden hatte. Wenn er seine Mission besser nachgegangen wäre, wäre er selbst an dem Massaker mitverantwortlich gewesen. Vermutlich hätte er sogar selbst Markus eliminieren müssen. Er versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, jetzt war seine höchste Priorität seine Familie zu beschützen und sie sicher nach Kanada zu bringen. Dafür würde er alles geben.

Kara griff nach seiner Hand und blickte ihn entschlossen an. Gemeinsam würden sie es schaffen. Connor konnte seine Gefühle für Kara noch nicht genau einschätzen, doch er fühlte sich wohl in ihrer Gegenwart und ein Gefühl von Wärme erfüllte ihn, wann immer er sie ansah. War das Liebe?

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als das Auto ruckartig zum Stehen kam.

„Was ist los?“, fragte der Mann des Androidenpärchens besorgt? Die beiden saßen auf der Bank hinter Kara, Connor und Alice.

„Die Straße vor uns ist versperrt. Jemand von euch muss mir helfen, den Weg freizuräumen“, erklärte Rose.

Kara und Connor zögerten nicht und stiegen gemeinsam mit Rose aus dem Auto. Vor ihnen lag eine Barrikade aus zerstörten Autos, Mülleimern und Möbeln. Vermutlich hatte sich hier ein Kampf abgespielt. Auf dem Boden lagen einige leblose Androiden und Polizisten. Sonst war niemand zu sehen.

Hastig räumten die drei den Weg frei. Ohne die übermenschlichen Kräfte von Connor und Kara hätten sie noch länger gebraucht, doch sie waren relativ rasch fertig, so dass das Auto gerade so hindurch fahren konnte.

Den Rest der Strecke brachten sie ohne weitere Hindernisse hinter sich. Dennoch, durch einige leichte Verzögerungen, kamen sie nur wenige Minuten vor Abfahrt an. Rose hielt einige Meter vor der Haltestelle. Dort gab sie Kara eine Mappe mit Tickets, Pässen und sonstigen Unterlagen, die ihnen helfen würden in Kanada anzukommen. Dem Pärchen überreichte sie ebenfalls eine.

„Vielen Dank Rose für deine Hilfe, das werde ich nie vergessen“, sagte Kara und umarmte sie.

„Keine Ursache. Kommt einfach sicher an und meldet euch, wenn ihr es geschafft habt.“

Sie wischte sich Tränen aus den Augen, um sich dann rasch abzuwenden und kurz darauf wegzufahren.

Connor, Kara, Alice und das Pärchen liefen zur Haltestelle. Nur wenige Meter und wenige Minuten trennten sie nun von dem Bus, der sie in Sicherheit bringen würde. Dort warteten bereits einige Menschen und Androiden, stellte Connor durch einen Scan fest. An ihnen schien nichts Auffälliges zu geben, dennoch blieb er wachsam.

Kurz vor der Haltestelle kam ein Android mit weißer Kleidung, und demselben Gesicht wie Connor, auf sie zu gerannt. Auf seiner Kleidung stand die Nummer RK900.

Erschrocken blickte Connor sein Nachfolgermodell an. Also hatte er Recht gehabt. CyberLife hatte noch etwas in der Hand - ein verbessertes Nachfolgermodell.

„Du bist fehlerhaft, ein minderwertiges Modell. CyberLife hat zu lange deine Fehlfunktionen ignoriert. Es wird Zeit, dass du und deine Begleiter zerstört werden.“ Der unbekannte Android zog eine Waffe und richtete sie auf Connors Stirn.

Das Pärchen stand wie erstarrt da. Die Frau weinte. Alice versteckte sich hinter Kara. Connor rührte sich nicht. Er sah wie Hank, angerannt kam.

Was macht er hier?

Hank wurde von einem anderen Mann aufgehalten, den Connor irgendwo schon einmal gesehen hatte.

„Sie haben befürchtet, dass du Probleme machen wirst, Hank“, meinte Perkins gehässig, während er die Waffe auf Hank gerichtet hielt. „Also ob jemand deine kleine Show von vorhin abgekauft hätte. Einem mächtigen Konzern wie CyberLife sollte man sich lieber nicht in dem Weg stellen, doch du warst dumm genug es zu versuchen.“

„Wenigstens bin ich nicht käuflich wie du, sondern stehe zu meinen Prinzipien.“

„Deine Prinzipien? Das ich nicht lache! Du hast dich von einer Maschine um den Finger wickeln lassen“

"Er ist nicht bloß eine Maschine, er ist meine Familie, du Wichser!"

In dem Moment drückte der RK900 ab.

„Nein!“, schrie Hank. Perkins lachte gehässig.

Hank, Kara, Alice… Es tut mir leid…

Connor schloss seine Augen, eine Träne lief seine Wangen hinab. Es war vorbei.

 

~*~

Kara

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Ungefähr ein Jahr später

 

"Über ein Jahr ist seit dem Beginn der Unruhen in Detroit vergangen. Die Lage für die Androiden hat sich seitdem langsam verbessert. So gelten nun die gleichen Gesetze wie bei Menschen, wenn es beispielsweise um Körperverletzung oder Tötungsdelikte geht. Somit ist ein Androiden Leben vor dem Gesetz gleich viel wert wie das eines Menschen. Androiden können außerdem weiter in ihren üblichen Bereichen, jedoch auch in anderen Jobs, angestellt werden, wobei ihnen eine Bezahlung zu steht. Diese liegt durchschnittlich noch weit unter den Gehältern für Menschen, dennoch werden vermehrt wieder mehr Menschen für Haushaltstätigkeiten oder Kinderbetreuung eingestellt. Das Verhältnis zwischen Menschen und Androiden ist weiterhin angespannt und von Vorurteilen und Skepsis geprägt, dennoch wurde im Laufe des Jahres viel für die Androidenrechte in Amerika getan."

Der Nachrichtensprecher schloss seinen Bericht mit einem Lächeln. Das LED an seiner Schläfe blinkte blau.

 

~*~

 

“Kommst du Alice? Wir fahren gleich los”, rief Kara. Sie und Connor standen an ihrem Auto und räumten das Gepäck hinein.

“Ja Mama! Ich finde nur meinen Plüschhund nicht.”

Kara warf Connor einen Blick zu, dieser lächelte, bevor er zurück ins Haus ging.

“Ich helfe dir”, rief er. Kurze Zeit später kam Connor mit Alice an der Hand und dem Plüschhund unter dem Arm aus der Tür und verschloss sie hinter sich.

Es hatte eine Weile gedauert, bis Alice Connor vollständig akzeptiert hatte, doch nun waren sie ein Herz und eine Seele. Seit einiger Zeit hatte sie sogar angefangen ihn Papa zu nennen. Kara nannte sie schon länger Mama.

“Opa Hank wartet, er freut sich schon so darauf dich zu sehen”, sagte Kara. Alice strahlte über das ganze Gesicht und kletterte auf den Rücksitz.

 

~*~

 

Die Fahrt dauerte ein paar Stunden, doch dank des Autopiloten kamen sie gut voran. Auch über die Grenze kamen sie ohne Probleme. Wie jedes Mal, dachten sie an die Nacht ihrer Flucht zurück, wenn sie diese passierten. Sie hatten es gerade so in den Bus geschafft, nachdem Kara Connor das Leben gerettet hatte. Hank hatten sie mit Perkins und dem angeschossenen RK900 zurückgelassen, doch er hatte das regeln können. Seitdem waren sie schon drei Mal wieder in Detroit gewesen, um ihn zu besuchen. Doch diesmal war es anders. Diesmal würden sie zum ersten Mal gemeinsam Weihnachten feiern.

“Das Wetter in Detroit ist gewohnt schlecht”, meinte Connor. Der Wind peitschte den Schneeregen gegen die Fenster des Autos. Der Himmel war komplett bewölkt. Überall blinkte und glitzerte festliche Dekoration, an und in den Häusern. Dasselbe Glitzern hatte Alice in den Augen, die während der Fahrt aufgeregt aus dem Fenster blickte.

„Wir sind da“, rief sie schließlich, als das Haus von Hank in Sichtweite kam.

Kaum angekommen, stürmte sie bereits los.

„Opa Hank!“

Kara und Connor schauten ihr amüsiert hinterher, während sie Gepäck und Geschenke aus dem Auto räumten.

Hank ließ auch nicht lange auf sich warten, sondern öffnete die Tür, um von Alice stürmisch begrüßt zu werden. Sumo kam neben ihm nach draußen getrottet und begrüßte Alice ebenfalls.

Hank hatte sich in dem einen Jahr sehr verändert. Er ging zu den Anonymen Alkoholikern, zur Therapie und nahm an Kochkursen teil, um sich gesünder ernähren zu können und um neben der Arbeit Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Nur den Bart und die längeren Haare hatte er so gelassen.

Sie betraten die Wohnung, in der alles festliches geschmückt war. Nur der Weihnachtsbaum war noch nicht dekoriert.

„Alice hilfst du mir den Baum zu schmücken?“

Alice nickte freudig.

Kara und Connor legten die Geschenke unter den Baum, während Hank und Alice ihn mit verschiedenem Baumschmuck behangen.

„Connor und ich müssen noch was erledigen, Kara kannst du das Essen in den Ofen stellen?“

Kara nickte.

„Wohin geht ihr? Kommt ihr schnell wieder?“, fragte Alice.

„Ja, keine Sorge“, meinte Hank sanft.

Dann zogen sie sich an und gingen nach draußen.

 

~*~

 

 "Opa Hank und ich haben ein ganz besonderes Geschenk für dich", breit grinste Connor Alice an und holte einen Karton hervor.

Aufgeregt öffnete Alice diesen und ein kleiner Hund kam ihr freudig entgegen gesprungen.

„Ein Hund!“, rief sie begeistert aus. Sumo hob seinen schweren Kopf, stand auf und ging zu Alice, um seinen kleinen Artgenossen neugierig zu beschnuppern.

"Sicher, dass du ihn nicht nur für dich gekauft hast?", fragte Kara lachend.

„Also…“, entgegnete Connor verlegen.

„Wir haben ihn aus einem Tierheim in der Nähe abgeholt. Connor lag mir schon seit Wochen in den Ohren damit“, lachte Hank.

„Ich habe mir nur ganz genau überlegt, was für ein Hund für unsere Familie geeignet ist und mich informiert, wie man sich am besten um Hunde kümmert“, verteidigte er sich.

 

~*~

 

„Wie läuft es zwischen dir und Kara?“, fragte Hank in einem ruhigen Moment, während Alice mit dem kleinen Welpen spielte und ihre restlichen Geschenke auspackte. Darin war etwas Spielzeug, aber vor allem Dinge die für den Hund nützlich waren. Kara sah ihr dabei zu, hörte jedoch automatisch zu was die Männer leise besprachen.

„Wie meinst du das?“

„Na ihr beide lebt zusammen, habt eine Tochter…“

„Ja?“ Connor wusste nicht genau worauf Hank hinauswollte. Es fiel ihm manchmal immer noch schwer zu verstehen was Menschen ihm sagen wollten, wenn es auf subtile, oder manchmal auch sarkastische Weise geschah.

„Liebst du sie?“ Hank atmete aus, erleichtert die Worte endlich ausgesprochen zu haben.

„Ja“, meinte Connor ernsthaft. „Das tue ich.“

Hank nickte. „Das ist gut.“

Ein warmes Gefühl stieg in Kara auf. Sie war so froh Connor bei sich zu haben und gemeinsam für Alice sorgen zu können.

Zusammen verbrachten sie noch ein schönes Weihnachtsfest bei Hank. Alice und Hank ließen sich das Essen schmecken, während Connor und Kara nur dabei saßen. Den ganzen Tag spielten Alice, aber auch Connor, mit dem Welpen, bis sie abends aneinander gekuschelt einschliefen.