Chapter 1
Notes:
TW: Sie trinken Bier
Chapter Text
Dass sein neuer Kollege gut gebaut ist, hat Thorsten schon am ersten Arbeitstag gemerkt. Er hat ja den Verdacht, der gute Herr Bootz möchte ihn um den Verstand bringen. Mit seinen Hemden, die so eng geschnitten sind, dass sich die Knöpfe abmühen müssen, alles beisammen zu halten. Mit seinen Hosen, die die knackige Rückseite so ansehnlich betonen, dass Thorsten sich mehr als einmal dabei ertappt hat, dass er seinem neuen Partner in aller Öffentlichkeit auf den Arsch gestarrt hat.
Himmel, warum hat er keinen grummeligen, alten, Hut und Mantel tragenden Schwaben zugeteilt bekommen? Warum so ein junger, viel zu gut aussehender Hüpfer?
Thorsten ist sich dessen bewusst, dass er sich mehr mit der Kleidung (und dem, was darunter steckt) befasst, als es für einen Arbeitskollegen sittlich oder gesund wäre. Aber Herr Bootz legt es auch wirklich drauf an.
Nachdem sie den Fall Fauser endlich abgeschlossen haben, gehen sie gemeinsam etwas trinken.
"Ich lade Sie ein", sagt Herr Bootz. "Dann stoßen wir auf unsre weitere gute Zusammenarbeit an."
Das lässt sich Thorsten nicht zweimal sagen, bedeutet es doch, dass er mehr Zeit mit seinem Partner verbringen (und ihn weiter anhimmeln) kann.
Sie marschieren also zu irgendeiner Kneipe, die Thorsten nicht kennt (so lange ist er ja noch nicht in dieser Stadt) und die von innen recht gemütlich aussieht, bestellen beide je ein Bier (auch wenn Thorsten das eigentlich gar nicht so gerne trinkt, weil ihm der Alkohol viel zu schnell in den Kopf steigt und Apfelschorle sowieso besser schmeckt, aber man muss sich ja anpassen …) und reden dann eine Weile erst über den Fall, dann über das angenehme Sommerwetter und dann … eigentlich über Alles und Nichts.
Sie sitzen lange in diesem Lokal. Zum ersten gesellt sich ein zweites Bier und dann noch ein drittes. Thorsten ist froh, dass er nachher einfach die U-Bahn nach Hause nehmen wird, weil sein Auto noch immer in Hamburg festhängt und erst in einigen Tagen hier in Stuttgart landen wird. Weil … so ganz nüchtern fühlt er sich nicht mehr. Das muss er sich merken. Sein Partner hat offenbar keinerlei Probleme mit drei Flaschen Bier. Das nächste Mal wird er nicht mehr versuchen mitzuhalten, sondern gleich auf Schorle umsteigen. Oder Blubber, Spritzle, wie auch immer die das hier in ihrer seltsamen Sprache wohl nennen.
"Das heißt bei uns auch Schorle", erklärt Herr Bootz amüsiert.
Ups. Da muss er wohl besser aufpassen, nicht dass ihm noch irgendetwas rausrutscht, dass sein Partner auf gar keinen Fall hören soll.
"Ich glaube, wir haben beide für heute genug", verkündet Herr Bootz, winkt dem Wirt zu und … zieht dann eine Geldbörse aus der Tasche seiner lächerlichen Lederjacke. Thorsten sieht darin Fotos von den Kindern, von denen sein Partner schon erzählt hat, und von einer Frau (wahrscheinlich die Ehefrau). Unzählige Rechnungszettel sorgen dafür, dass die Geldbörse richtig dick aussieht. Aber irgendwo hat er zum Glück doch noch ein paar Scheine versteckt, legt sie auf den Tresen und steckt die Geldbörse dann wieder weg. In eine dieser winzig klein aussehenden Taschen der braunen Lederjacke.
Thorsten schiebt es später auf seinen leicht illuminierten Zustand. Wahrscheinlich hat sein Partner die Geldbörse aus der Hosentasche gezogen, denn in der Lederjacke kann sie wohl kaum Platz gefunden haben.
Aber seine Neugierde ist geweckt.
Chapter Text
Sie hetzen mal wieder hinter einem Verdächtigen her. Dass die auch immer gleich Reißaus nehmen müssen, sobald Thorsten ihnen seine Marke unter die Nase hält.
Herr Bootz hüpft elegant über einen Gartenzaun, als wäre der ein Hindernis beim Hürdenlauf und nicht gefühlt zwei Meter hoch. Thorsten springt auf den Zaun, zieht sich hoch und schwingt die Beine darüber. Seiner Meinung nach ebenfalls alles andere als behäbig, aber an Herrn Bootz kommt er schon allein wegen seiner Statur nicht ran.
Sein Partner hat inzwischen seinen Vorsprung ausbauen können. Das liegt weniger daran, dass Herr Bootz gut zwanzig Jahre Jünger ist, sondern mehr an diesen meterlangen Beinen (mit denen er nicht nur verdammt schnell laufen kann, sondern auch noch umwerfend gut aussieht).
Ihr Verdächtiger ändert mitten im Laufen die Richtung. Offenbar hat er beschlossen, dass er doch lieber wieder dorthin rennen möchte, wo er hergekommen ist. Bis Herr Bootz abgebremst hat, ist der Flüchtige schon wieder auf dem Rückweg. Allerdings nur wenige Schritte, denn dann knallt er in Thorsten hinein und reißt sie beide von den Füßen.
Der Aufprall ist hart. Thorstens Kopf knallt auf den Boden und er sieht für einen Augenblick Sternchen. Als er seine Sinne wieder einigermaßen beieinander hat, sitzt sein Partner auf eine Art und Weise auf dem Verdächtigen, dass Thorsten für einen Augenblick versucht ist, mit ihm Platz zu tauschen. Dem Verdächtigen. Nicht Herrn Bootz.
Dann holt sein Partner Handschellen aus der Tasche seiner lächerlichen Lederjacke.
Die sind doch größer als die Öffnung der Tasche.
Thorsten blinzelt und versucht wieder klarer im Kopf zu werden.
Nein, das kann nicht sein. Wahrscheinlich hat er sie in der Gesäßtasche seiner verboten engen Anzughose transportiert. Und Thorsten ist das vorher eben nicht aufgefallen (hat er ihm nicht lange und intensiv genug auf seinen Po gestarrt?).
Thorsten lässt sich wieder zurücksinken und beschließt, noch ein bisschen länger liegen zu bleiben. Nur zur Sicherheit. Und vielleicht setzt sich Herr Bootz dann auch auf ihn. Oder macht Mund zu Mund Beatmung.
Chapter Text
Endlich ist es so weit. Der Targa wurde nach Stuttgart überstellt. Er hat immer noch das Hamburger Kennzeichen. Darum wollten sich eigentlich die Kollegen hier in Stuttgart kümmern, aber das hat für Thorsten keine Eile. Solange er den Targa trotzdem schon als Dienstwagen benutzen kann, ist es ihm egal, was auf dem Kennzeichen steht.
Somit ist es für ihn vollkommen klar, dass er nicht zum Wagen seines Partners geht, als sie das nächste Mal losmüssen, um einen etwaigen Tatort zu besichtigen.
Herr Bootz folgt ihm und bleibt dann neben dem schokobraunen Targa stehen. Er betrachtet ihn mit gerunzelter Stirn. Den Gesichtsausdruck mag Thorsten gar nicht.
"Ist das Ihrer?", fragt Herr Bootz.
Thorsten nickt, sperrt die Fahrertür auf und will sich schon hineinsetzen, da sagt Herr Bootz: "Der ist aber ganz schön alt …"
Thorsten ist versucht, ihn für diese Bemerkung einfach stehen zu lassen und allein loszufahren, aber so gemein ist er dann doch nicht. Er entriegelt von innen die Beifahrertür und wartet, bis sein Partner ebenfalls eingestiegen ist.
"Gibt es da keine Sicherheitsbedenken? Ich meine … der hat doch sicher keinen Airbag oder ABS?"
"Der erste Airbag in einem Porsche kam 1984 für den 928S. Der Targa hier ist Baujahr 1974."
" Das ist ein Porsche? Sie haben einen Porsche als Dienstwagen?", fragt Herr Bootz verblüfft.
Offenbar hat er keinerlei Ahnung von Autos. Wie kann es sonst sein, dass er das ikonische Design eines Porsche 911 nicht erkennt?
"Ja, ich habe einen Porsche als Dienstwagen", antwortet Thorsten geduldig. "Und ja, ich kann damit auch sicher fahren."
Er startet den Motor und fährt los. Vielleicht ein wenig rasanter als sonst, denn Herr Bootz klammert sich an den Türgriff, wirft ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und greift dann demonstrativ zu seinem Sicherheitsgurt, um ihn anzulegen.
So gern Thorsten am Steuer seines Targas sitzt, hat es doch einen Nachteil. Er muss sich auf den Verkehr konzentrieren und kann seinen Partner nicht so gut beobachten. Deswegen ist er sich auch nicht zu hundert Prozent sicher, wo Herr Bootz plötzlich das Handy her hat.
Thorsten glaubt, dass er es aus der Tasche seiner Lederjacke gezogen hat. Aber er würde dafür nicht die Hand ins Feuer legen.
Und natürlich beendet Bootz das Gespräch und steckt das Mobiltelefon wieder weg, als Thorsten abbiegt und somit zu abgelenkt ist. Als er das nächste Mal einen Blick zu seinem Partner werfen kann, hat der das Gerät schon wieder sicher verstaut.
Wo auch immer.
Chapter Text
Sie stehen vor einer Pommesbude an einem der wenigen Tische. Herr Bootz hat eine Currywurst, Thorsten nur eine Portion Pommes als Mittagessen. Die Pommes sind fettig und schon ein wenig labberig. Da hilft nur noch eine großzügige Portion Ketchup.
Thorsten schiebt die Pommes etwas auf die Seite, bis er einen freien Platz auf seinem Pappteller geschaffen hat und drückt ausreichend Ketchup aus der Kunststoffflasche.
So scheiße die Pommes hier sind, die Qualität des Ketchups überrascht ihn. Es schmeckt richtig gut. Angenehm fruchtig und nur wenig süß.
Er möchte sich gerade ein zweites Pommes in den Mund stecken, da gibt es hinter ihm einen erschrockenen Aufschrei und im nächsten Augenblick bekommt er einen kräftigen Stoß. Eine Person ist wohl so heftig gegen ihn getaumelt, dass sein Oberkörper jetzt quer über dem Tisch liegt.
Als Thorsten sich wieder aufrichtet, klebt ein Großteil des Ketchups auf seinem ehemals beigen Hemd.
Mist.
Die Frau, die hinter Thorsten gestolpert ist, begutachtet betreten seine besudelten Klamotten und entschuldigt sich verlegen.
Ketchup tropft langsam von seiner Brust auf den Stehtisch. Das Hemd kann er wohl nur noch als Putzlappen verwenden.
Thorsten möchte einen Schritt zurück machen, weg vom Tisch, seinen zermatschten Pommes und der ganzen Schweinerei, da hält ihn Herr Bootz zurück.
"Moment. So kleckern Sie noch etwas auf Ihre Hose."
Da hat er Recht. Also bleibt Thorsten doch beim Tisch und versucht mit der Serviette, die er zu seinen Pommes dazu bekommen hat, noch irgendetwas zu retten. Viel hilft es nicht. Eine einzelne Serviette ist dem Schlamassel nicht gewachsen.
Herr Bootz greift in die Tasche seiner Lederjacke und zieht ein Päckchen Taschentücher heraus, das er an Thorsten weiterreicht. Nicht ein einzelnes Taschentuch. Ein ganzes Päckchen, ungeöffnet mit zehn Stück Taschentüchern. Wie das in der Lederjacke Platz gefunden hat, versteht Thorsten echt nicht.
Jetzt ist er sich auch wirklich sicher, dass sein Partner in seine Jackentasche gegriffen hat. In derselben Tasche, in der auch Autoschlüssel, Handschellen, Mobiltelefon und weiß der Geier, was noch alles Platz finden.
Chapter Text
Es gibt nur einen Weg, um das Rätsel zu lösen. Thorsten muss irgendwie an die Lederjacke seines Partners kommen. Aber wie soll das klappen? Im Büro steht der Kleiderständer direkt hinter dem Schreibtisch von Herrn Bootz. Wenn Thorsten kommt, hängt er sein Jackett auf und Herr Bootz kurz nach ihm kommt, landet auch die Lederjacke dort. Somit ist Herr Bootz immer vor Thorsten am Kleiderständer, wenn sie das Büro verlassen und ihre Jacken mitnehmen.
Thorsten spielt mit der Patrone, die die Ärzte damals aus seiner Brust geholt haben und die jetzt als Erinnerung daran, dass es von nun an nur noch bergauf gehen kann, auf seinem Schreibtisch liegt. Vielleicht gibt es einen Weg, um an die Lederjacke zu kommen. Einen anderen, als Herrn Bootz gegen die nächste Wand zu drängen und ihm die Kleider vom Leib zu reißen - auch wenn das immer noch sehr verlockend klingt.
Er könnte über den Kleiderständer stolpern und umreißen. Wenn er allerdings mit den Jacken gemeinsam zu Boden geht, hat er nur wenige Augenblicke, um die seltsamen Taschen zu untersuchen. Das ist den ganzen Aufwand nicht wert.
Herr Bootz steht auf, sieht Thorsten fragend an und deutet stumm auf die kleine Kaffeeküche, die ein Teil ihres Büros ist.
Oh.
Natürlich.
Er muss sich nur darum kümmern, dass dein Partner gut hydriert ist. Alles Weitere ergibt sich dann von selbst.
Nachdem er immer noch nicht reagiert hat, fragt Herr Bootz: "Kaffee?"
"Ja gerne", erwidert Thorsten.
Damit es nicht auffällt, wird er wohl auch etwas mehr als sonst trinken müssen. Aber er ist gewillt, dieses Opfer zu bringen. Für heute steht zum Glück nur Schreibarbeit an. Da laufen sie nicht Gefahr, mitten in einer Vernehmung eine Pause einlegen zu müssen, um auf die Toilette zu eilen.
Er beginnt nur wenig später damit, seinen Plan in die Tat umzusetzen und klopft bei Frau Banovic an. Von ihr bekommt er den Tipp, dass es in der allgemeinen Kaffeeküche drüben bei der PR-Abteilung einen neuen Vollautomaten gibt, der angeblich ganz vorzüglichen Kaffee macht. Egal ob Chociatto, Espresso, Melange oder wonach auch immer Herrn Bootz gerade der Sinn steht.
Herr Bootz sitzt vor seinem PC, hat einen Kuli in der Hand und klopft damit nachdenklich gegen seine Unterlippe.
"Ich glaube, da ist irgendwo ein Komma zu viel …", murmelt er, als Thorsten an ihm vorbei zu seinem Platz gehen möchte.
Das erklärt die nachdenkliche Mine. Leider bemerkt er Thorsten, denn sein Blick hellt sich augenblicklich auf. "Können Sie mal drüberlesen, Herr Lannert?"
Toll. Als ob er Ahnung von korrekter Kommasetzung hätte. Aber er stellt sich dennoch neben seinen Partner und liest den markierten Satz.
Der Verdächtige, der bereits wegen mehrerer Delikte vorbestraft ist, behauptete, dass er zur Tatzeit, die laut Aussage des Gerichtsmediziners Dr. Vogt, zwischen 22:00 Uhr und 23:00 Uhr liegt, zu Hause war, was jedoch von seiner Ehefrau, die sich zur fraglichen Zeit im Ausland aufhielt, nicht bestätigt werden konnte.
Thorsten liest den Satz zwei Mal. Aber ob die Kommas korrekt sind oder nicht, kann er beim besten Willen nicht sagen.
"Machen Sie drei Sätze draus", ist sein Vorschlag. Wer auch immer den Bericht aller lesen muss, sie sind Thorsten für diesen Tipp wahrscheinlich dankbar.
Herr Bootz hebt die linke Augenbraue, wie er es so oft macht, und beginnt dann tatsächlich damit, den Satz zu zerteilen.
"Wollen Sie mitkommen? Ich möchte den neuen Vollautomaten von der PR-Abteilung ausprobieren. Frau Banovic hat mir davon vorgeschwärmt."
Natürlich möchte Herr Bootz das. Und so wie er kurz darauf begeistert seinen Chociatto schlürft, ist sich Thorsten sicher, dass er nichts dagegen haben wird, heute noch zwei oder drei Mal mit einer Tasse beglückt zu werden.
Wieder an ihrem Platz stellt Thorsten ein volles Wasserglas auf den Tisch seines Partners. Der wirft ihm einen fragenden Blick zu.
"Kaffee entwässert. Ich dachte, da wäre das ein guter Ausgleich."
Wieder wandert die Augenbraue hoch. "Das stimmt nicht ganz", beginnt Herr Bootz und Thorsten ist sich sicher, dass jetzt ein längerer Vortrag folgt. Natürlich behält er recht.
"Es ist zwar eine landläufige Meinung, dass Kaffee entwässert, aber das stimmt so nicht. Er wirkt harntreibend, mehr nicht. Dass in vielen Kaffeehäusern ein Glas Wasser zum Kaffee gereicht wird, hat etwas damit zu tun, dass man den Kaffeegeschmack besser genießen kann, wenn keine eventuell noch vom Essen vorhandenen Aromen im Mund sind und stören."
So ein Klugscheißer. Und dass er dabei auch noch derart charmant und sympathisch aussehen muss. Thorsten kann sich gar nicht richtig über ihn ärgern.
Eine Stunde später holt Thorsten Nachschub. Herr Bootz nimmt die Tasse mit einem strahlenden Lächeln entgegen. Eine Weile tippen sie beide stumm an ihren Berichten.
Immer wieder wirft Thorsten seinem Partner einen prüfenden Blick zu. Er selbst spürt schon langsam ein Bedürfnis. Aber Herr Bootz …? Er möchte nicht ausgerechnet dann auf der Toilette sein, wenn auch Herr Bootz sich dazu entschließt. Er muss doch die Zeit nutzen, um die Lederjacke zu untersuchen …
Also beschließt Thorsten lieber jetzt gleich zu gehen. Er sperrt seinen Computer, steht auf und ist schon beinahe zur Tür hinaus, als auch Herr Bootz aufspringt.
"Gehen Sie noch mal Kaffee holen?", fragt er hoffnungsvoll.
"Also eigentlich bin ich auf dem Weg zur Toilette", erwidert Thorsten. "Aber danach …"
"Sehr gut. Dann komme ich gleich mit. Und im Anschluss besorgen wir Kaffee."
So viel zu seinem genialen Plan.
Chapter Text
Ein anderer Plan muss her.
Thorsten beobachtet Herrn Bootz nachdenklich.
Er könnte einfach stolpern und wenn er dabei gerade ein Glas Wasser in der Hand hält, würde sich das ganz zufälligerweise über Herrn Bootz Hemd ergießen. Dann müsste er seine Lederjacke ablegen und wahrscheinlich auf der Toilette versuchen, mit Papierhandtüchern das Hemd wieder einigermaßen trocken zu bekommen. Und Thorsten könnte in der Zwischenzeit die Lederjacke untersuchen.
In dem Fall wüsste er auch endlich, was sich unter den Lagen an Stoff verbirgt.
Seiner Meinung nach ist Herr Bootz nicht nur drahtig, sondern auf jeden Fall auch muskulös. Gerade wenn er seine Arme hebt oder sich bückt, spannt sich der Stoff auf eine äußerst ansprechende Art über die kraftvollen Schultern und den schlanken Rücken. Ohne der Rückenfalte, die sämtliche seiner verboten engen Hemden aufweisen, wäre sicher schon eine der Nähte geplatzt. Oder ein Knopf abgesprungen.
Er stellt sich vor, wie der helle Stoff durch das Wasser beinahe durchsichtig wird. Die nasse Baumwolle klebt an Herrn Bootz' Haut und zeichnet die Konturen seines athletischen Oberkörpers so präzise nach, als wäre das Hemd nur ein dünner Schleier. Die Linien seiner breiten Schultern spannen den feuchten Stoff. Thorstens imaginärer Blick gleitet über die Schatten, die Herrn Bootz' Brustmuskeln werfen. Über die feine Linie des Schlüsselbeins.
Die helle Haut wirkt beinahe wie Marmor, die Härchen schimmern dunkel durch das Gewebe und formen einen einladenden Pfad, der tiefer führt …
"Herr Lannert …?"
Thorsten blinzelt.
Herr Bootz sieht ihn fragend an. Seine linke Augenbraue ist hochgezogen und ein beinahe spöttisch wirkender Ausdruck huscht über sein Gesicht.
"Hm … Entschuldigung. Ich war in Gedanken. Hab versucht, mich in unsren Hauptverdächtigen reinzuversetzen", lügt Thorsten.
"Und?"
"Hat nicht so ganz geklappt."
Er ist sich nicht sicher, ob Herr Bootz ihm die Geschichte abnimmt. Zum Glück bohrt er aber nicht weiter, sondern widmet sich wieder seinem Computer.
Thorsten braucht jetzt erst mal ein paar Momente für sich. Er steht auf und sucht Zuflucht auf der Toilette.
Nein, ein feuchtes Hemd ist gar keine gute Idee.
Chapter Text
"Ich glaube, Herr Lannert steht auf mich. Der guckt mich die ganze Zeit so seltsam an, wenn er glaubt, dass ich es nicht mitbekomme."
Nika sieht von ihrem Bubbletea hoch und wirft Sebastian einen zweifelnden Blick zu.
"Nein, wirklich. Ist dir das noch nicht aufgefallen?", versucht er Nika zu überzeugen.
Aber sie schüttelt nur unbeeindruckt den Kopf. "Nee, Sebastian. Das bildest du dir ein."
"Meinst du echt?"
Nika zuckt mit den Schultern, saugt an ihrem Trinkhalm und Sebastian kann zusehen, wie ein paar dieser seltsamen, dunklen Kügelchen hochwandern und in Nikas Mund landen.
Er tut es ihr gleich und verschluckt sich prompt an einer dieser doofen Boba-Perlen. Als er wieder Luft bekommt, mustert ihn Nika amüsiert.
"Gibt es irgendeine Möglichkeit, um sicher zu sein?", fragt er schnell, bevor sich Nika mit einer spitzen Bemerkung über ihn lustig machen kann.
Nika zuckt ein weiteres Mal mit den Schultern. "Flirte mit ihm? Und schau, wie er reagiert?"
"Und, was mache ich, wenn er drauf einsteigt …?"
"Sebastian, der Typ ist doch nicht schwul. Hast du seine 'Nachbarin' gesehen?"
Sebastian seufzt. Nika hat ja recht. Und außerdem ist er verheiratet und liebt Julia über alles. Aber ein bisschen reizen würde es ihn schon …
Chapter Text
Thorsten kommt der Lederjacke nur wenig später so nahe, dass er die Frage beantworten kann, wie sie riecht.
Erst mal nach Leder. Natürlich. Wäre auch seltsam gewesen, wenn sie nach Kuhstall riechen würde.
Sie hat ein erdiges Aroma. Leicht süßlich. Etwas moschusartig. Ein Hauch Orange. Das alles wundert Thorsten nicht sonderlich. Es ist nun mal der Geruch von Leder und die Zitrusnote kommt wohl vom Pflegeprodukt - Lederfett oder was auch immer Herr Bootz benutzt.
Das, was ihn überrascht, ist die würzige Honignote, die alles durchdringt. Sie umgibt Thorsten wie eine warme, schützende Wolke. Umschmiegt ihn. Umschmeichelt ihn. Hält ihn fest …
Aber alles der Reihe nach.
Sie sind auf einem Parkplatz unweit des Chinesischen Gartens. Hier irgendwo wurde das Handy ihres Opfers geortet. Und tatsächlich wurden hier auch ein Lieferwagen und ein Wohnmobil abgestellt. Also teilen sie sich auf.
Herr Bootz klopft an die Tür des Wohnmobils. Thorsten hört schon bald die Stimme einer Frau, etwas älter. Vielleicht sechzig. Sie wirkt überrascht, aber freundlich.
Er schleicht inzwischen um den Lieferwagen. Er ist hellgrau. Ohne Aufdrucke, obwohl man noch ganz schwach erkennen kann, dass er früher eine Beschriftung trug. Thorsten kann die Buchstaben allerdings nicht mehr ausmachen.
Der Motor fühlt sich kühl an. Durch die Scheiben kann er nur erkennen, dass sich - natürlich - niemand auf den beiden Vordersitzen befindet, aber hinten kann er nicht hinein schauen. Er überlegt gerade, ob er die Nummer durchgeben und eine Halterüberprüfung durchführen lassen soll, dann wird die rückwärtige Tür aufgerissen und ein Mann stürmt heraus.
Thorsten ist ihm sofort auf den Fersen und folgt ihm zur Treppe, die vom Parkplatz hinunter dem Hang des Hügels folgend irgendwo zwischen den Gebäuden verschwindet. Er bekommt den Flüchtenden sogar zu fassen. Seine Jacke, genauer gesagt.
Schon wieder eine Jacke …
Der Mann drosselt sein Tempo, dreht sich um und packt Thorsten. Es gibt ein kurzes Kräftemessen, in dem Thorsten zwar überlegen ist, aber der andere hat längere Arme. Irgendwie schafft er es, Thorsten aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Hinter sich kann er schon die Schritte seines Partners hören. Herrn Bootz' laute Stimme ertönt. Allerdings zeigt sich der Verdächtige davon nicht beeindruckt. Er schubst Thorsten stark genug, dass der rücklings über die Brüstung stürzt.
Thorsten knallt auf den darunter liegenden Teil der Treppe und rutscht noch einige Stufen weiter, bis er benommen liegen bleibt.
Scharfer Schmerz schießt durch seine Schulter. Sein Rücken pocht dumpf. Und seine Hüfte hat ebenfalls einiges abbekommen.
Den Anzug kann er vergessen, schießt ihm durch den Kopf.
Herr Bootz beugt sich über ihn, verdunkelt den unangenehm hellen Himmel und Thorsten wird sich langsam bewusst, dass er bis eben wohl sprichwörtlich Sternchen gesehen hat.
"Nicht bewegen", murmelt Herr Bootz.
Und: "Das sieht übel aus."
Wäre beides nicht nötig gewesen. Thorsten möchte sich gar nicht bewegen. Atmen allein tut schon höllisch weh. Und dass zumindest seine Schulter etwas mehr abbekommen hat, ist ihm auch klar. Der Ärmel seines Anzugs ist bis zur Schulter aufgerissen. Er kann die blutigen Fetzen seines Hemdes darunter erkennen.
Autsch.
Dann ist Herrn Bootz' Bauch nur ein oder zwei Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, während er Thorstens Kopf sanft anhebt und ihm irgendetwas darunter schiebt.
Thorsten ist so von der Nähe abgelenkt und von dem Gedanken dieser Nähe abgelenkt, dass er das gar nicht so richtig mitbekommt. Würzige Süße umgibt ihn. Er kann die Wärme fühlen, die von Herrn Bootz' Körper ausgeht.
Jetzt seine Arme um ihn schlingen und ihn zu sich hinunter ziehen …
"Der Krankenwagen ist gleich da."
Die Wärme verschwindet. Die Süße bleibt. Aber jetzt vermischt sie sich mit dem Duft von Leder.
Herr Bootz hat sich wieder aufgerichtet. Er kniet nun neben Thorsten und sieht immer noch besorgt auf ihn hinunter. Durch den Winkel bekommt er eine niedliche Falte unter dem Kinn.
"Was ist denn so lustig?"
Dass Thorsten zu lächeln begonnen hat, ist ihm gar nicht aufgefallen. Hoppla …
Das Hemd spannt wie immer verführerisch über Herrn Bootz' Schultern. Die Farbe erinnert Thorsten an den strahlend blauen Himmel, der sich über ihren Köpfen erstreckt. Erst jetzt wird ihm klar, dass die Lederjacke weg ist. Und er braucht ein paar Moment länger, bis er versteht, dass sie unter seinem Kopf liegt.
Was den Ledergeruch erklärt.
Richtig ironisch. Jetzt ist er ihr endlich so nahe, dass er sogar seine Wange an dem glatten Leder reiben könnte. Und doch ist er nicht in der Lage, die Taschen genauer zu inspizieren.
Chapter Text
Es dauert zwei Tage, bis die Ärzte endlich davon überzeugt sind, dass Thorsten weiter nichts hat und wieder entlassen werden kann.
Ihm ist natürlich klar, dass Gehirnerschütterung, mehrere Prellungen, tiefe Abschürfungen und eine wieder eingerenkte Schulter nicht "nichts" sind. Aber wegen so was bleibt er ganz sicher nicht noch einen weiteren Tag hier.
Seine Hose anzuziehen war eine Qual. Hüfte und Wirbelsäule schmerzen bei jeder Bewegung und er fühlt sich so steif an, als wäre er über Nacht um dreißig Jahre gealtert. Die Schnürsenkel müssen gänzlich offenbleiben. Das schafft er allein nicht.
Ein viel größeres Problem stellt aber das Hemd und sein Jackett dar. Die sind beide zerfetzt, blutig und derzeit in der Asservatenkammer als Beweis, weil Frau Álvarez drauf besteht, den Kerl, der ihn geschubst hat, auch wegen tätlichen Angriffs vor Gericht zu bringen.
Nicht dass er die vollkommen zerrissenen Sachen wirklich anziehen hätte können, ohne dem Taxifahrer ein Trauma zu bescheren. Aber jetzt hat er überhaupt keine Alternative. Soll er wirklich oben ohne nach Hause fahren?
Es klopft an der Tür.
Herr Bootz steht dort und mustert ihn. Lange. Ausführlich.
Ob es daran liegt, dass er ohne Hemd anders aussieht, als sein Partner erwartet hat, weiß Thorsten nicht. Vielleicht studiert er auch nur die Verletzungen und wundert sich, dass Thorsten offenbar schon entlassen wird. An manchen Stellen hat seine Haut eine dunkle Farbe angenommen. Irgendwo zwischen Lila und Schwarz-Blau. Die Verfärbung folgt seinen Rippen und zeichnet sie nach. Der Rücken sieht wahrscheinlich nicht viel besser aus. Seine Schulter ist dick eingebunden, die starke Schwellung aber dennoch deutlich erkennbar.
Herr Bootz schluckt, bekommt mit einem Mal rote Bäckchen und reißt seinen Blick los. Offenbar ist ihm auch aufgefallen, dass er Thorsten anstarrt.
"Sie gehen schon?", fragt er beiläufig.
Thorsten antwortet: "Ja. Im eigenen Bett schläft es sich doch am besten."
Herr Bootz nickt. Dann gibt er sich einen Ruck und kommt endlich näher. Er schlendert zu Thorstens Bett, wo er sich lässig gegen die Wand lehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Die Pose betont seine ewig langen Beine und lässt ihn noch jünger wirken. Beinahe wie ein aufsässiger Teenager.
"Und so wollen Sie jetzt raus?"
"Bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Meine restlichen Sachen wurden ja als Beweismittel eingetütet."
Die Antwort bringt Herrn Bootz dazu, seine Augenbraue zu heben. Das ist nicht Ihr Ernst?
Stattdessen sagt er: "Binden Sie Ihre Schnürsenkel, ich lasse mir inzwischen etwas einfallen."
Einen Augenblick ist Thorsten hin und her gerissen. Soll er sich einfach bücken? Die Arme ausstrecken? Er würde es schaffen. Einfach die Zähne zusammenbeißen und die Schmerzen ignorieren. Die Maschen würden zwar nicht allzu ansehnlich werden, aber seine Schuhe wären dann korrekt gebunden.
Aber sein Rücken tut auch so schon weh. Er muss noch die Heimfahrt überstehen. Es hat keinen Sinn, Herrn Bootz etwas zu beweisen, nur damit er sich dann eine Stunde hinlegen muss, um Kraft zu sammeln. Er hat zwar seinen Stolz, aber er ist nicht blöd.
"Die Schnürsenkel bleiben offen."
Bootz sieht ihn erstaunt an. "Bitte?"
"Ich sagte, die Schnürsenkel bleiben offen."
Sein Partner wirkt immer noch so, als würde er nicht ganz verstehen, warum sich Thorsten weigert, die Schuhe zu binden. Dann geht ihm endlich ein Licht auf.
"Sie können das nicht."
Thorsten seufzt. "Ich komm nicht runter. Mein Rücken ist geprellt. Ich kann mich kaum bewegen."
Herr Bootz stößt sich von der Wand ab, geht vor ihm auf die Knie und bindet erst den rechten und dann den linken Schuh. Es fühlt sich seltsam intim an.
"Danke", murmelt Thorsten.
"Keine Ursache", erwidert Herr Bootz leise.
Er steht auf und betrachtet Thorsten nachdenklich. "Können Sie laufen?"
"Ja." Er war vorhin auf der Toilette. Das ist zwar kein allzu weiter Weg. Nur um das Bett herum bis zum Ende des Raumes. Aber er ist sich sicher, dass er es auch hinunter zum Taxistand schafft. "Aber nicht besonders schnell", fügt er hinzu.
Herr Bootz nickt entschlossen. "Dann los. Ich bring Sie nach Hause." Er schlüpft aus seiner Lederjacke und legt sie Thorsten um. Vorsichtig und behutsam, um ihm keine Schmerzen zuzufügen.
Sie spannt unangenehm über Thorstens breite Schultern. Herr Bootz ist doch deutlich schmäler gebaut. Wenigstens wird sie so wohl kaum von selbst zu rutschen beginnen.
Thorsten kommt vorsichtig auf die Beine. Viel zu langsam setzt er einen Fuß vor den anderen und humpelt neben Herrn Bootz her.
Ein Gedanke lenkt ihn von den Schmerzen ab, die bei jeder Bewegung dumpf durch seinen Körper fluten: Schon wieder ist er der Lederjacke so nahe, wie er sich nur wünschen kann.
Und trotzdem ist er nicht in der Lage, in die Taschen zu greifen und deren Geheimnis zu erkunden.
Chapter Text
Thorsten fröstelt. Und er ist müde. Seine Augen beginnen langsam zu brennen. Er fühlt, wie seine Gedanken träger werden. Wie Honig, der zu kalt ist und der immer zähflüssiger wird, bis er irgendwann gar nicht mehr fließt.
Warum denkt er jetzt an Honig …?
Ah, weil eben ein Lieferwagen vorbeigefahren ist, der den Aufdruck eines Imkers trug. Thorsten gähnt ungeniert. Er sitzt allein im Targa. Wer soll sich da schon drüber beschweren.
Seine Hände werden kälter und kälter. Noch zittert er nicht, aber lange kann es nicht mehr dauern.
Oder er schläft vorher ein.
Wenigstens muss er nicht aufmerksam bleiben.
Er muss nur hier im Targa sitzen und warten, ob sein Telefon klingelt oder nicht. Und so lange es nicht klingelt, kann er tun und lassen, was er will.
Nur leider will er gerade die Heizung anmachen. Was nur dann funktionieren würde, wenn er losfährt. Und dann wäre er nicht mehr direkt vor Ort, falls Herr Bootz ihn braucht.
Er gähnt erneut. Eine Frau, die den Porsche am Bürgersteig passiert, wirft ihm einen missbilligenden Blick zu.
Wie lange dauert das denn noch? Thorsten hockt seit inzwischen vier Stunden hier im Wagen und friert sich den Allerwertesten ab. Aber er weiß, dass es nicht an Herrn Bootz liegt. Er braucht eben so lange, wie er braucht. Vielleicht haben sie ja Glück und der Verdächtige redet sich gerade um Kopf und Kragen. Dann würde Herr Bootz schon bald mit dem Geständnis in der Tasche aus dem Gebäude kommen, zu Thorsten in den Wagen steigen und sie könnten ins Präsidium zurückfahren. Oder nach Hause. Zu Thorstens Bett. Das wäre ihm am liebsten.
Er hält die Luft an. Das macht ihn ein klein wenig wacher. Dann reibt er seine Hände ein paar Mal fest über seine kalten Oberschenkel, um den Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Der letzte Trick, den er noch kennt, um wieder etwas wacher zu werden, wäre etwas zu trinken. Aber er hat hier nichts.
Soll er aufstehen und sich draußen die Beine vertreten?
Es nieselt immer noch.
Nein. Er bleibt hier im Targa sitzen, wo es zwar beinahe so kalt wie draußen ist, aber wenigstens trocken.
Die Beifahrertür wird aufgerissen und Herr Bootz schlüpft zu ihm ins Auto.
"Na, haben Sie mich schon vermisst?", fragt er statt einer Begrüßung. Er grinst. Das heißt, er hat das Geständnis.
Thorsten seufzt erleichtert und kann ein leichtes Zittern nicht unterdrücken.
Auch Herrn Bootz scheint jetzt aufzufallen, wie kalt es im Targa ist.
"Mensch, ist ja eisig hier. Sie haben aber nicht die ganze Zeit im Wagen auf mich gewartet?"
Thorsten versucht nicht zu gähnen und nickt. "Doch. Hat ja geheißen …"
Herr Bootz unterbricht ihn: "Ich meinte eigentlich …" Er stutzt, schüttelt den Kopf und deutet dann aufs Armaturenbrett. "Ist ja auch egal. Hat Ihr Wagen keine Heizung?"
"Der Targa wird durch die Wärme des Motors geheizt. Das funktioniert nur während der Fahrt", erklärt Thorsten geduldig. Herr Bootz hat echt keine Ahnung von Autos. Vielleicht kann er diese Bildungslücke ja langsam füllen.
"Aha", macht Herr Bootz und beobachtet Thorsten dabei, wie er die Hände gegeneinander reibt. Vielleicht bekommt er so wieder genug Gefühl in den Fingern, um den Zündschlüssel zu drehen.
"Ich denke, es ist besser, wenn ich fahre."
Thorsten braucht ein paar Sekunden, um das zu verarbeiten.
"Bitte was?"
"Ich sagte, ich denke, es ist besser, wenn ich fahre. So wie Sie zittern … Wäre ja schade, wenn Ihr Wagen gleich in der Werkstatt landet, wo er endlich hier ist."
Irrt sich Thorsten oder manipuliert ihn sein Partner da gerade? Zumindest ist die Augenbraue schon wieder oben und verleiht Herrn Bootz' Gesichtsausdruck einen leicht durchtriebenen Hauch.
Aber nüchtern betrachtet hat er eigentlich recht.
Vielleicht ist es wirklich besser, Herrn Bootz das Steuer zu überlassen.
Schweren Herzens steigt Thorsten aus. Seine Glieder sind ganz steif vom langen Sitzen. Ein wenig ungelenk geht er um den Wagen herum und setzt sich auf den Beifahrersitz, während Herr Bootz hinterm Steuer Platz nimmt.
Beinahe andächtig streicht Herr Bootz mit den Händen über das Lenkrad.
"Noch nie einen Porsche gefahren?", fragt Thorsten leise.
Herr Bootz schüttelt den Kopf.
"Passen Sie auf, dass es Ihnen nicht zu sehr gefällt." Er hat nicht vor, seinen Partner häufiger hinters Steuer seines Autos zu lassen. Niemand fährt den Targa. Niemand außer Thorsten.
Ein Zittern läuft durch Thorsten. Er schlingt die Arme um sich. Der Gurt fühlt sich eiskalt.
"Wie lange braucht es, bis der Motor warm genug ist, damit die Heizung funktioniert?"
"Ein paar Minuten."
"Ein paar Minuten", wiederholt Herr Bootz leise. Dann öffnet er seinen Sicherheitsgurt wieder, schlüpft aus seiner Lederjacke und legt sie wie eine Decke über Thorsten.
"Damit Sie in den paar Minuten nicht zum Eiszapfen werden", erklärt er mit einem kecken Grinsen. Um seine Augen bilden sich ganz viele kleine Fältchen.
Thorsten wird richtig warm. Aber ob das wirklich an der Jacke liegt, kann er nicht beschwören.
Und wenn seine Finger wieder einigermaßen aufgetaut sind, dann wird er ganz unauffällig die Taschen untersuchen.
Chapter Text
Der Targa kommt schlitternd zu einem Halt. Thorsten wird fest in den Gurt gedrückt und unsanft wieder aufgeweckt. Er blinzelt verwirrt - ist er wirklich eingenickt?
Im Targa ist es angenehm warm. Okay, vielleicht noch nicht richtig warm , aber es fehlt nicht mehr viel. Und die Lederjacke hat sicher auch ihres dazu beigetragen, dass ihm die Augen zugefallen sind.
Aber jetzt steht der Targa mitten auf einer Kreuzung.
Herr Bootz flucht leise: "Das gibts doch nicht." Und etwas lauter: "Herr Lannert? Wir brauchen das Blaulicht."
Und dann gibt er Gas, als wäre er wahnsinnig geworden.
Der Targa ist ein Sportwagen. Zwar schon ein Oldtimer, aber dennoch mit einer ernst zu nehmenden Beschleunigung. 100 km/h in knapp acht Sekunden.
Und Herr Bootz ist vollkommen ungeübt.
Der Motor heult auf. Die Reifen drehen quietschend auf dem Asphalt durch. Einen Augenblick später finden sie endlich Halt. Der Wagen macht förmlich einen Satz nach vorne. Wie ein Rennläufer, der lossprintet.
Thorsten wird in den Sitz gedrückt. Instinktiv klammert er sich am Türgriff fest.
Ihm ist schlecht vor Angst.
Das kann nicht gut gehen.
Sein Gefühl sagt ihm, dass der Targa jeden Augenblick als schokobraunes Blechknäuel enden wird.
"Das Blaulicht!", bellt Herr Bootz.
Stimmt.
Sie brauchen unbedingt das Blaulicht. Damit die anderen Autofahrer gewarnt sind und die Chancen zumindest ein bisschen steigen, dass der Targa den heutigen Tag mehr oder weniger heil übersteht.
Thorsten kurbelt das Fenster hinunter und schafft es tatsächlich, in einer Kurve das Blaulicht auf das Dach zu flanschen.
Herr Bootz hat es geschafft, immer noch nicht von der Straße zu fliegen. Und Thorsten sieht inzwischen endlich, wen sie da verfolgen. Ein protzig wirkender weißer BMW. Ein Sport Coupé, wenn er sich nicht irrt. Vierfache Endrohre, Alufelgen, Spoilerlippe. Ein Möchtegernrennwagen.
Der Fahrer verreißt das Steuer.
Herr Bootz steigt auf die Bremse und lenkt hektisch.
Beide Fahrzeuge verfehlen einen Fußgänger um Haaresbreite. Aber das Heck des Targas bricht aus. Thorsten fühlt, wie das Fahrzeug ins Schleudern gerät. Die Reifen kreischen und versuchen verzweifelt Halt zu finden.
Herr Bootz kämpft mit dem Lenkrad. Er steuert gegen. Dann hat er die Kontrolle wiedererlangt.
Der BMW brettert über eine rote Ampel.
Der Targa hinterher.
Thorsten hält den Atem an. Zum Glück warten die anderen Autos, bis sie vorbeigefahren sind. Das hätte leicht ins Auge gehen können.
Dann macht der BMW-Fahrer einen Fehler. Ob er Stuttgart nicht kennt oder es daran liegt, dass er sich selbst als Fahrer überschätzt, weiß Thorsten nicht. Aber der weiße BMW biegt in eine der engeren Seitenstraßen ab. Der Porsche ist deutlich wendiger. Ein erfahrener Fahrer könnte mit merklich höherer Geschwindigkeit in die Kurven gehen als der BMW.
Aber Herr Bootz?
Der ist entweder lebensmüde oder deutlich besser ausgebildet, als Thorsten es ihm zugetraut hat.
Er macht genau das. Er drückt aufs Gas, lässt das Heck ausbrechen und schlittert um die nächste Ecke.
Jetzt erst denkt Thorsten daran, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, den Kollegen Bescheid zu geben. Er schiebt sein Versäumnis darauf, dass er zu viel Angst um seinen Targa hat.
Tatsächlich melden sich zwei Streifenwagen, die versuchen werden, dem Flüchtenden den Weg abzuschneiden.
Erneut nehmen sie eine Kurve mit quietschenden Reifen. Und verfehlen um Haaresbreite einen Mülleimer. Hoffentlich gibt das keine Kratzer im Lack …
Ein weiteres Mal geht Thorsten mit der Tür auf Tuchfühlung, als ihn die Fliehkraft dagegen presst.
Dann gibt es ein hässliches Geräusch, das ihn wohl noch in seinen Träumen verfolgen wird. Das ohrenbetäubende Kreischen von Metall auf Beton. So scharf und durchdringend wie das Kratzen von Fingernägeln auf einer Schiefertafel. Nur tausendfach verstärkt.
Vor ihnen schrammt der BMW an einer Hausmauer entlang. Herr Bootz steigt brutal auf die Bremse. Während sich der Targa langsam um die eigene Achse dreht, gibt es ein lautes, knackendes Geräusch, als würde sich etwas unter großem Druck verformen. Ein tiefes, vibrierendes Dröhnen, das durch den ganzen Wagen hallt.
Hoffentlich ist das der BMW , denkt Thorsten.
Glas zersplittert.
Thorsten hört das unmissverständliche Geräusch eines platzenden Reifens. Eine Felge schleift mit einem metallischen Kratzen über den Boden. Wahrscheinlich sprüht sie sogar Funken.
Mit einem dumpfen Aufprall kommt der Targa zum Stehen.
Eine unheimliche Stille legt sich über die Seitengasse. Nur das Zischen von ausströmendem Dampf und das Ticken eines abkühlenden Motors sind zu hören.
Ganz langsam und mit zitternden Fingern greift Thorsten zum Gurt und öffnet ihn.
Herr Bootz ist schon längst aus dem Targa heraus, als Thorsten auch endlich aussteigt. Er überlässt es seinem Partner, sich um den Flüchtigen zu kümmern.
Das Adrenalin, das ihn während der wilden Fahrt aufrecht gehalten hat, beginnt nun langsam abzuebben. Er spürt die volle Wucht der Anspannung und Angst, die sich in seinem Körper aufgestaut haben. Seine Beine fühlen sich an wie Gummi. Er muss sich einen Moment am Türrahmen festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Sein Herz rast immer noch und er atmet schwer, als ob er einen Marathon gelaufen wäre. Ein kalter Schweißfilm bedeckt seine Stirn. Er kann nicht verhindern, dass seine Hände weiterhin deutlich sichtbar zittern. Die Angst, die ihn während der gesamten Fahrt begleitet hat, sitzt weiterhin quälend in seinem Magen.
Mit einem tiefen Seufzer wendet er sich dem Targa zu, unsicher, was er vorfinden wird. Er kann kaum glauben, dass der Wagen die Verfolgungsjagd überstanden hat. Erleichterung mischt sich mit der langsam abebbenden Angst.
Herr Bootz kann offenbar besser Autofahren, als er ihm zugetraut hat. Trotzdem wird er ihn so rasch wohl nicht mehr ans Steuer lassen.
An die Lederjacke und ihre Taschen denkt Thorsten erst wieder, als er am Abend müde ins Bett fällt.
Chapter Text
"Das mit der Verfolgungsjagd nehmen Sie mir übel, oder?", fragt Herr Bootz grinsend.
"Nicht die Spur", antwortet Thorsten und hat ein Gefühl von Déjà-vu.
Inzwischen weiß er, dass sie mit dem Kerl aus dem weißen BMW einen gescheiterten Bankräuber gestellt haben. Natürlich war es die richtige Entscheidung, ihn zu verfolgen. Aber dass Herr Bootz dafür die Unversehrtheit seines Targa aufs Spiel gesetzt hat, wird er nicht so schnell vergessen.
Inzwischen hat Herr Bootz bewiesen, dass er ein überraschend feines Gespür für Zwischenmenschliches hat. Thorsten ist also vollkommen klar, dass Herr Bootz weiß, dass er immer noch verstimmt ist.
Soll er ruhig.
Der Targa ist das Letzte, das ihm noch geblieben ist.
Allerdings ist es schwer, Herrn Bootz längere Zeit böse zu sein. Er bringt Thorsten ungefragt Kaffee und hat sich inzwischen gemerkt, wie er ihn gern trinkt. Er ist nett und freundlich. Richtig zuvorkommend, aber auf eine nicht-schleimige, ehrliche Art.
Und er lächelt Thorsten so herzlich an, dass ihm ganz warm wird. Um's Herz natürlich.
Für ihren aktuellen Fall brauchen sie Akten aus dem Archiv. Thorsten will schon aufstehen und sie holen, da kommt ihm Herr Bootz zuvor.
"Bleiben Sie sitzen, ich erledige das", sagt er gut gelaunt. "Sonst wird Ihr Kaffee kalt."
Der Kaffee, den ihm Herr Bootz vor fünf Minuten auf den Tisch gestellt hat. Und der deutlich besser schmeckt als alles, was Thorsten der Maschine bisher entlocken konnte.
Also schiebt er seinen Ärger beiseite und erwidert das Lächeln, das ihm Herr Bootz schenkt. "Danke. Das ist sehr rücksichtsvoll."
"Finde ich auch", erwidert Herr Bootz. Seine Augenbraue wandert hoch und gibt seinem Gesichtsausdruck sofort einen schelmischen Einschlag. Als könnte er direkt durch Thorstens Fassade in sein Innerstes blicken und würde sich über das, was er dort sieht, sehr amüsieren.
Dieses Mal wird Thorsten nicht warm, ihm wird heiß.
Was sieht Herr Bootz, wenn er ihn so ansieht?
Herr Bootz wendet sich zum Gehen. Der Augenblick ist zu Ende.
Thorsten sieht ihm nach, wie er den Flur entlang marschiert, bis er dann um die Ecke biegt.
Gedankenverloren lässt Thorsten den Blick durch ihr Büro schweifen. Es braucht ein wenig, bis ihm dämmert, dass das seine Chance ist.
Die Lederjacke hängt am Kleiderständer und Herr Bootz ist für eine Weile weg. Runter ins Archiv und wieder zurück … Das Suchen der richtigen Akten beansprucht auch seine Zeit. Es reicht hoffentlich um die Taschen der Jacke ausgiebig zu untersuchen.
Thorsten trinkt einen Schluck Kaffee - er schmeckt wie immer, wenn Herr Bootz ihn macht, vorzüglich. Dann steht er auf und schlendert zum Kleiderständer.
Das Leder fühlt sich glatt und kühl an. Weicher als erwartet.
Seine Finger gleiten in eine Tasche und berühren etwas hartes Rechteckiges - ist das Herrn Bootz' Handy?
"Herr Lannert, was machen Sie denn da?"
Er erschrickt so sehr, dass er heftig zusammenzuckt und das Handy beinahe aus der Tasche fällt, als er hastig seine Hand zurückzieht.
Frau Álvarez steht in der Tür zu ihrem Büro - wahrscheinlich auf dem Weg in die kleine Kaffeeküche - und sieht ihn mit erhobenen Brauen an. Wie hat sie es nur geschafft, sich so an ihn anzuschleichen?
Egal.
Jetzt braucht er erst mal eine Ausrede.
"Ich hab Heuschnupfen. Meine Taschentücher sind alle. Ich wollte gerade nachsehen, ob Herr Bootz nicht noch welche hat", erklärt er überzeugend. Er hat ja Übung.
Frau Álvarez nickt verstehend. "Sie können ein Päckchen von mir haben. Kommen Sie."
Er folgt ihr den Flur entlang in ihr Büro.
Weg von der Lederjacke, deren Geheimnis er heute wohl nicht mehr lüften wird.
Chapter Text
Thorsten steht an der provisorischen Garderobe der Cafeteria des Polizeipräsidiums, in der die diesjährige Weihnachtsfeier stattfindet, und versucht, möglichst unauffällig zu wirken. Seine Augen sind auf Sebastians braune Lederjacke fixiert, die nur wenige Meter von ihm entfernt an einem der Kleiderhaken hängt.
Sebastian ist kurz auf die Toilette gegangen. Das ist seine Chance, um für einen kurzen Moment an die Taschen heranzukommen ...
"Herr Lannert!"
Die schrille Stimme von Praktikantin Meyer lässt ihn zusammenzucken. Sie ist ja eigentlich eine nette junge Frau, aber seitdem er ihr geholfen hat, die klemmende Schublade ihres Schreibtisches zu öffnen, scheint sie in ihm das Allheilmittel für Probleme zu sehen. Es ist schon das dritte Mal diese Woche, dass sie mit irgendetwas zu ihm kommt.
"Können Sie mir kurz beim Wasserspender helfen? Egal was ich tue, da kommt nix raus."
Seit wann haben sie denn Wasserspender im Präsidium? Widerwillig folgt er. Tatsächlich führt sie Thorsten zu den beiden Glühwein-Dispensern.
"Da kommt aber kein Wasser raus", erklärt er ihr.
Sie lächelt verlegen. "Ja, ich weiß. Ich hab nur keine Ahnung, wie die Dinger genannt werden."
Thorsten zuckt mit den Schultern, nimmt einen Becher und hält ihn unter den Hahn. Er dreht nach links.
Nichts geschieht.
Er dreht rechts.
Heißer Glühwein sprudelt.
Die Praktikantin gibt ein begeistertes Geräusch von sich.
Thorsten schlendert wieder unauffällig zur Garderobe. Zwei Kollegen hängen gerade ihre Jacken auf. Sie nicken ihm zu, dann ist er wieder mit Sebastians Lederjacke allein.
Er blickt sich noch mal um - Frau Alvarez steuert zielstrebig auf ihn zu. Thorsten hält den Atem an. Sie greift nur ihrem eigenen Blazer, der ganz in der Nähe der Lederjacke hängt.
"Ach, Herr Lannert", sagt währenddessen. "Wegen der Aussage im Fall Bergmann - können Sie und Herr Bootz morgen früh bei mir vorbeikommen?"
Er nickt hastig und wartet, bis sie außer Sichtweite ist. Endlich scheint die Luft rein zu sein. Er macht einen Schritt auf die Jacke zu, da schiebt sich der neue Kollege aus der IT zwischen ihn und sein Ziel.
"Herr Lannert! Gut, dass ich Sie treffe!" Der junge Mann strahlt ihn an. "Ich bräuchte noch Ihre Unterschrift für das neue Diensthandy."
Thorsten unterdrückt ein Seufzen und kritzelt hastig seinen Namen auf das hingehaltene Formular. Hätte das nicht bis morgen Zeit gehabt? Seine Chancen schwinden mit jeder Minute. Sebastian wird nicht mehr lange weg sein.
Als sich der IT-ler endlich trollt, nähert sich eine Gruppe von Streifenpolizisten der Garderobe. Sie unterhalten sich lautstark über das letzte Fußballspiel des VfB Stuttgart.
Thorsten tritt einen Schritt zurück und tut so, als würde er eine SMS tippen.
Mist. Wenn sich die nicht beeilen, wird das nix mehr.
Thorsten überlegt gerade, ob er es nicht einfach trotzdem wagen soll - woher sollen die Kollegen wissen, dass das nicht seine Jacke ist - als die Tür aufgeht und Sebastian wieder die Cafeteria betritt.
"Na, was machst du denn hier so alleine an der Garderobe?", fragt er Thorsten mit hochgezogener Augenbraue.
"Ich ... äh ... suche mein Handy", improvisiert Thorsten. "Muss mir aus der Tasche gefallen sein."
Sebastian mustert ihn mit diesem speziellen Blick, der irgendwo zwischen spöttisch und liebevoll amüsiert liegt. "Dein Handy? Das, mit dem du gerade noch getippt hast?"
Thorsten spürt, wie ihm die Röte ins Gesicht steigt.
Ist ja prima gelaufen …
Chapter 14
Notes:
Eine Idee, die im Gespräch mit Lenze kam. Eigentlich sollte Thorsten ja von einem übereifrigen Ladendetektiv für einen Taschendieb gehalten werden, aber dann ist da irgendwie ein blaues Hemd dazwischen gekommen. Und sein wir mal ehrlich, Thorsten ist so schon gestraft genug ...
Chapter Text
"Scheiße, der wird doch nicht …", murmelt Sebastian.
Offenbar doch.
Der Mann, dem sie seit einer halben Stunde zu Fuß durch die Stuttgarter Innenstadt folgen, ist eben in ein Bekleidungsgeschäft verschwunden. Ein Herrenausstatter der gehobenen Sorte, um genau zu sein.
Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als ihm ebenfalls in den Laden zu folgen.
Ihr Mann unterhält sich mit einem der Angestellten und lässt sich verschiedene Mäntel zeigen. Wenigstens ist das hier keines von den riesigen Geschäften, in denen man eine Person rasch aus den Augen verlieren kann.
Leider ist das hier stattdessen klein genug, dass man zwei Kommissare, die untätig herumstehen, sofort bemerkt.
Ein zweiter Verkäufer kommt auf sie zu und fragt freundlich: "Womit kann ich den Herren behilflich sein?"
Thorsten wittert eine Chance, doch noch unauffällig den Verdächtigen zu beobachten. "Mein Freund braucht einen neuen Anzug", behauptet er, und bevor Sebastian noch widersprechen kann, hat ihn der Angestellte schon zu einer Umkleidekabine bugsiert.
In der Zwischenzeit behält Thorsten ihren Mann im Auge. Der ist immer noch an den Mänteln interessiert.
Das heißt aber nicht, dass er zu abgelenkt ist, um Thorsten zu entdecken. Also muss Thorsten auch irgendetwas tun.
Der Verkäufer hat Sebastian ein paar Dinge zum Anprobieren gebracht und ist im hinteren Bereich des Ladens verschwunden. Der Ärmel der braunen Lederjacke blitzt hinter dem Vorhang hervor.
Vielleicht ist das die Gelegenheit?
Er marschiert auf die Umkleidekabine zu. Durch den Spalt zwischen Vorhang und Wand sieht er nicht nur die Jacke, die an einem Haken hängt, sondern auch die Rückansicht von Sebastian, der mit einem dunkelblauen Hemd hantiert. Es scheint wieder so eng und figurbetont zu sein wie seine übliche Wahl. Die Farbe sieht einfach nur umwerfend aus. Falls er damit jemals ins Büro kommt, muss Thorsten wohl über Medikamente nachdenken, die seinen Blutdruck senken.
Jetzt oder nie , denkt Thorsten. Er hebt den Ärmel mit einer Hand und fährt mit der anderen über das weiche, abgewetzte Leder. Sebastians Duft haftet daran. Ein Hauch von Aftershave vermischt mit dem Eigengeruch des Leders und etwas unverkennbar Eigenem, das Thorsten sofort erkennt und das sein Herz schneller schlagen lässt.
Er schiebt den Gedanken beiseite und konzentriert sich, während er immer noch den Verdächtigen im Auge behaltet.
Die äußere Tasche wirkt tatsächlich seltsam flach und doch hat er gesehen, wie hier Handschuhe, Mobiltelefon und Handschellen drinnen Platz finden.
Gleichzeitig.
Seine Finger tasten vorsichtig den Rand der Tasche ab. Gleich wird er die Öffnung gefunden haben und dann …
Der Vorhang wird mit einem Mal schwungvoll zur Seite geschoben und gibt den Blick frei auf Sebastian.
Nur mit einer knappen roten Boxershort bekleidet, das Hemd in der Hand - offensichtlich auf der Suche nach dem Verkäufer.
Und er blickt direkt in Thorstens erschrockenes Gesicht.
"Thorsten?" Sebastian runzelt die Stirn, aber er macht keine Anstalten, sich zu bedecken.
Thorsten spürt, wie ihm jetzt die Hitze ins Gesicht steigt.
Sebastian sieht verdammt gut aus. Besser noch als in seiner nicht unbedingt jugendfreien Fantasie. Die Muskeln seiner Brust sind definiert. Drahtig, nicht übertrieben, doch genug, um berührt werden zu wollen. Ein flacher Bauch mit einem schmalen Streifen dunkler Haare, die einladend zum Bund seiner Unterhose führen. Lange, geschmeidige Beine …
Thorsten reißt seinen Blick los und zwingt sich, Sebastian ins Gesicht zu sehen.
"Ich … äh …", es ist schwer, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, wenn sämtliches Blut gerade anderweitig beschäftigt ist. "Der Verkäufer hat mich gebeten, dir zu sagen, dass er gleich kommt", stammelt er dann doch noch.
Mist. Er hält ja immer noch den Ärmel. Hastig lässt er die Lederjacke los.
"Seit wann bist du sein Botenjunge?", fragt Sebastian grinsend. Amüsiert er sich gerade über Thorstens Verlegenheit?
Sebastian streckt sich, greift zurück in die Kabine und der Anblick raubt Thorsten noch ein bisschen mehr den Verstand.
Macht Sebastian das absichtlich?
Sebastians Muskeln spannen sich und zeichnen sich klar unter der Haut ab. Er ist nur wenige Zentimeter von Thorsten entfernt. So nah, dass er die Wärme spüren kann, die von Sebastian ausgeht. Sein Duft erfüllt Thorstens Nase.
Der lange, erhobene Arm, die geschwungene Linie seines Brustkorbs, der sich zu einer schmalen Taille verjüngt. Die roten Boxershorts, die wenig der Fantasie überlassen und mit ihrer Signalfarbe Thorstens Blick wie magisch anziehen …
Wie ein Gemälde. Eine kostbare Statue. Ein Kunstwerk, an dem sich Thorsten niemals sattsehen kann.
Seine Kehle fühlt sich plötzlich trocken an. Er weiß, dass er wegschauen sollte, dass diese Art seinen Kollegen - verheirateten Kollegen - zu betrachten, unprofessionell ist.
Aber er kann den Blick nicht abwenden.
Sebastian macht einen kleinen Schritt und streift dabei Thorstens Arm.
Die flüchtige Berührung sendet einen elektrischen Impuls durch Thorstens Körper. Er kann nicht verhindern, dass er keucht.
Dann steht er mit dem dunkelblauen Hemd in der Hand vor Thorsten.
"Der Verkäufer hat gemeint, ich soll mal etwas Dunkles versuchen. Aber ich bin mir nicht sicher. Das sieht ungewohnt aus …"
Das Bild von Sebastian in dem engen dunkelblauen Hemd, nur mit Boxershorts bekleidet, wie er sich einladend auf seinem Bett rekelt, drängt sich in Thorstens Gedanken. Er schluckt. "Steht dir", bringt er irgendwie halbwegs ruhig hervor. "Das Blau bringt deine Haut richtig zum Leuchten. Du solltest mehr auf kühle Töne setzen."
Die Worte sind heraus, bevor Thorstens Hirn irgendetwas dagegen tun kann.
Sebastian hebt überrascht eine Augenbraue, lacht dann aber und schlüpft ein zweites Mal in das Hemd.
"Es bringt also meine Haut zum Leuchten …" Er wirft Thorsten einen neckischen Blick zu, während er damit beginnt, die Knöpfe wieder zu schließen.
Er wird doch nicht allen Ernstes darüber nachdenken, dieses verdammte Hemd zu kaufen? Und dann ins Präsidium anzuziehen? So kalt kann Thorsten gar nicht duschen, dass er einen ganzen Tag mit Sebastian in dieser Reizwäsche übersteht.
Sebastians Finger stocken plötzlich.
"Moment mal … hast du gerade an meiner Jacke rumgemacht?"
Chapter Text
Sebastian hat es doch gewagt. Das knallenge dunkelblaue Hemd anzuziehen. Die männliche Antwort auf rote Spitze.
Thorsten wird jedes Mal heiß, wenn er nur in die Richtung seines Partners sieht. Wie soll er sich auf die Ermittlungen konzentrieren, wenn sein Körper der Meinung ist, dass jetzt ganz andere Aktivitäten angesagt wären?
Bestimmt ist auch dieses verabscheuungswürdige Hemd daran schuld, dass sie sich nur wenig später in einer überaus misslichen Lage befinden.
Eben noch hat Thorsten Sebastians Rückansicht bewundert. Wie sich der Stoff über die breiten Schultern spannt. Wie der Schnitt die schmale Taille betont. Er hat sich vorgestellt, dass er seine Hände unter den Stoff schiebt, zarte Haut und Körperwärme fühlt. Wie Sebastian leise stöhnt, den Kopf nach hinten fallen lässt, während Thorstens Finger über Sebastians Seite zu seinem Bauch wandern, über den Bund der engen Anzughose streichen und sich dann vorne unter den Stoff schieben …
Und im nächsten Moment sind sie unter lautem Getöse durch den Boden gebrochen und stecken jetzt in diesem Liftschacht fest.
Offenbar war der nur durch ein paar Bretter abgedeckt. Warum Sebastian die nicht bemerkt hat, ist Thorsten schleierhaft. Warum er selbst sie nicht bemerkt hat hingegen ... Daran ist nur dieses Hemd schuld.
Bei genauerer Betrachtung ist das hier wahrscheinlich gar kein Liftschacht. Er ist maximal als Speiseaufzug geeignet. Sebastian und Thorsten passen gerade mal so hinein.
Sebastians Rückseite ist fest gegen Thorstens Vorderseite gepresst. Wenn Thorsten nicht möchte, dass seine Nase verbogen wird, muss er den Kopf ein wenig zur Seite drehen. Auf die Art liegt seine Wange auf Sebastians Rücken. Es ist fast wie Kuscheln.
Sebastians Körperwärme dringt durch die wenigen Stoffschichten, die sie voneinander trennen. Staub liegt in der Luft. Und der Geruch nach Bauschutt. Trotzdem ist es nicht genug, um das herb-würzige Aroma von Sebastians eigenem Duft zu verdecken.
Thorsten braucht seine ganze Selbstbeherrschung, um zu verhindern, dass sein Körper auf diese unerwartete Nähe reagiert.
"Hast du dir was getan?", fragt Sebastian leise. Er klingt ein wenig atemlos. Oder gepresst.
"Nee. Du?"
"Mir gehts gut. Ich kann mich nur nicht bewegen."
Zum Glück. Es würde Thorsten noch fehlen, dass sich Sebastian bewegt . Allein die Vorstellung reicht aus, dass er einmal tief durchatmen und seine Hormone wieder unter Kontrolle bringen muss.
Sebastian ist verheiratet.
Sebastian ist sein Arbeitskollege.
Das wäre eine saublöde Idee.
Es dauert ein paar Momente, dann hat Thorsten nicht mehr das Gefühl, dass ihm die Situation entgleitet.
"Was machen wir?", fragt er.
"Weiß nicht", antwortet Sebastian.
"Die Kollegen wissen, dass wir hier sind. Wenn wir nicht mehr auftauchen, schicken sie sicher jemand zum Nachsehen." Allerdings kann das noch Stunden dauern. Thorsten weiß nicht, ob er so lange verhindern kann, dass Sebastians Nähe doch deutlich spürbare Auswirkungen auf ihn hat.
"So lange kann ich nicht warten."
Thorsten runzelte die Stirn. Aber das sieht Sebastian natürlich nicht. Also fasst er seine Verwirrung in Worte: "Warum? Hast du heute noch was vor?"
"Ich muss mal."
Oh. Das ist natürlich denkbar ungünstig.
"Siehst du, wie der Boden beschaffen ist? Falls wir auf Brettern oder Ähnlichem stehen und es noch weiter hinunter geht, könntest du vielleicht einfach in den Schacht pinkeln?" Das wäre zwar für sie beide nicht unbedingt angenehm, aber irgendeine Lösung müssen sie finden.
Sebastian bewegt sich ein wenig, versucht wahrscheinlich zu erkennen, wie der Schacht unter ihnen aussieht. Die Lederjacke streichelt sanft über Thorstens Wange.
"Alles finster. Ich sehe nix."
"Willst du das Risiko eingehen?"
Sebastian seufzt als Antwort nur.
"Wie lange hältst du noch durch?"
"Weiß nicht. Halbe Stunde?"
"Warum warst du nicht im Präsidium, bevor wir los sind?"
"Weil du so gestresst hast."
Mist. Damit hat Sebastian recht.
Auch daran ist das doofe Hemd schuld. Thorsten hat einfach Bewegung gebraucht. Die ganze aufgestaute Energie in ihm musste raus.
"Ich versuche mal an mein Handy zu kommen", verkündet Sebastian.
Das ist eigentlich eine verdammt gute Idee. Sie sind nicht so tief gefallen, dass sie hier keinen Empfang mehr haben sollten.
Sebastian dreht und windet sich. Sein Po reibt fest über Thorstens Schritt. Er rollt seine Hüfte. Die Bewegungen fühlen sich wundervoll an. Genug Druck und Entschlossenheit, dass Thorsten ein Stöhnen gerade noch unterdrücken kann. Hitze breitet sich in seinen Lenden aus. Ein elektrisierendes Prickeln.
"Sebastian!" Seine Stimme klingt rau.
"Was denn?", fragt Sebastian genervt, ohne seine aufregenden, gefährlichen Bewegungen zu stoppen.
"Hör auf", bittet Thorsten atmenlos.
"Warum den ...", beginnt Sebastian, dann spürt er offenbar, was los ist. Denn mit einem Mal hält er still.
Nach einem Moment murmelt er verlegen: "Entschuldige."
Thorsten versucht zu ignorieren, dass seine Latte gerade unmissverständlich gegen Sebastians Hintern drückt. "Warum das Rumgehampel?", fragt er stattdessen.
"Ich komm nicht an mein Handy."
"Wo ist es denn?" Thorsten weiß nur mit Bestimmtheit, dass es nicht in Sebastians Gesäßtasche steckt.
"In meiner Jacke." Sebastian ist für einen Augenblick still, dann fällt ihm offenbar etwas ein. "Kannst du nicht versuchen ...?"
Das ist eigentlich gar keine dumme Idee.
Thorsten hebt seine Arme ein wenig, lässt seine Hände über Sebastians Taille gleiten und sucht. Wo sitzen die Taschen?
Dann haben die Finger seiner Rechten den äußeren Rand einer der Taschen gefunden. Vorsichtig gleitet er hinein.
Es ist warm, weich und überraschend glatt im Inneren.
Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen erforscht er die Tasche - er möchte Sebastian ja nicht kitzeln.
Da ist etwas Nachgiebiges. Es raschelt leicht - ein Päckchen Taschentücher?
Sebastian atmet scharf ein. Thorsten fühlt, wie er sich einen Augenblick versteift.
"Tiefer", murmelt Sebastian. "Das Handy muss ganz unten sein."
Thorstens Finger tasten weiter und streichen über das Futter. Er fühlt Sebastians Bauch und die angespannten Muskeln, die sich deutlich abzeichnen.
Da ist etwas aus Metall - Sebastians Schlüsselbund. Und ein Kugelschreiber. Auch den kleinen Notizblock, den Sebastian nur sehr selten benutzt, aber trotzdem immer dabei hat, entdeckt er.
Die Tasche ist nicht außergewöhnlich groß. Keine TARDIS. Kein Wurmloch. Wahrscheinlich einfach nur gut gemacht - der Schneider hat den vorhandenen Platz optimal ausgenutzt und so mehr Stauraum geschaffen, als man erwarten würde.
Soll er enttäuscht sein?
Wie kann er enttäuscht sein, wenn seine Hand auf Sebastians Bauch liegt und er fühlen kann, wie Sebastian gerade die Luft anhält und ein Zittern durch seinen Körper läuft?
"Hab nichts gefunden", flüstert Thorsten. Seine Stimme klingt viel zu laut in dem engen Schacht.
Das Handy muss also in der anderen Jackentasche sein. Dort, wo Sebastian seine Handschellen aufbewahrt.
Thorstens linke Hand dringt behutsam in die zweite Tasche ein und gleitet ebenfalls über weichen Stoff. Welche Farbe das Futter wohl hat? Er weiß es nicht. Es ist ihm nie aufgefallen.
Sebastian atmet tief ein. Sein Bauch wölbt sich ein wenig. Dann atmet er stockend wieder aus.
Wie erwartet findet Thorsten die Handschellen - das Metall ist warm - und zwei Münzen, wahrscheinlich für den Einkaufswagen. Noch einmal wandern seine Finger durch die Tasche. Sie ist größer als erwartet, aber ein Handy hat sich hier ebenfalls nicht versteckt.
"In der Brusttasche", seufzt Sebastian.
Warum ihm das nicht gleich eingefallen ist …? Thorstens Handfläche streicht suchend über Sebastians Brust. Er spürt das aufgeregte Schlagen von Sebastians Herz. Seine Finger schieben die Klappe hoch und versenken sich vollständig in der Tasche. Er fühlt die Rippen durch das dünne Futter hindurch.
Sebastians Atmung beschleunigt sich, als Thorsten tiefer gleitet und jeden Zentimeter erkundet.
Der Dienstausweis mit seinen leicht verbogenen Ecken.
Ein Gummiband.
Etwas Hartes. Eine abgerundete Ecke.
"Ich glaube, ich hab's …"
Langsam und vorsichtig zieht er das Handy heraus. Wenn es jetzt hinunterfällt, haben sie ein Problem, denn Thorsten kommt nicht an sein eigenes ran.
Als er es endlich richtig in der Hand hält, atmet er erleichtert auf.
"Mach schon. Ich muss wirklich …", drängt Sebastian.
Thorsten wählt die Nummer der Einsatzzentrale und beschreibt ihre missliche Lage. Die Kollegin verspricht, rasch einen Streifenwagen vorbeizuschicken - die paar Minuten wird Sebastian wohl noch durchhalten.
Mitten während des Gesprächs bewegt sich Sebastian wieder. Sein Po reibt mit Nachdruck über Thorstens Schritt. Ein weiteres Mal sammelt sich rapide Hitze in Thorstens Unterleib.
"Danke für …", weiter kommt er nicht. Alles andere geht in einem tiefen Stöhnen unter, bevor Thorsten hastig auflegen kann.
"Entschuldige", murmelt Sebastian betreten.
Mit etwas Glück denken die Kollegen in der Zentrale, Thorsten ist verletzt und hat Schmerzen.
Mit etwas Pech redet morgen das ganze Präsidium darüber, dass Bootz und Lannert etwas miteinander haben.

Pages Navigation
lenze on Chapter 2 Fri 03 Jan 2025 04:27PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 2 Fri 03 Jan 2025 09:22PM UTC
Comment Actions
MultiFandomPerson on Chapter 2 Sat 15 Mar 2025 10:45PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 2 Sun 16 Mar 2025 09:52AM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 3 Sat 04 Jan 2025 06:44PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 3 Sat 04 Jan 2025 07:32PM UTC
Comment Actions
frubeto on Chapter 4 Sun 05 Jan 2025 09:01PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 4 Sun 05 Jan 2025 09:53PM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 4 Mon 06 Jan 2025 02:52PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 4 Mon 06 Jan 2025 04:32PM UTC
Comment Actions
MultiFandomPerson on Chapter 4 Sat 15 Mar 2025 10:48PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 4 Sun 16 Mar 2025 10:19AM UTC
Comment Actions
MultiFandomPerson on Chapter 4 Sat 15 Mar 2025 10:48PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 4 Sun 16 Mar 2025 10:21AM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 5 Wed 08 Jan 2025 06:18PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 5 Wed 08 Jan 2025 09:41PM UTC
Comment Actions
Siria4211 on Chapter 5 Thu 09 Jan 2025 12:53PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 5 Thu 09 Jan 2025 01:03PM UTC
Last Edited Thu 09 Jan 2025 01:03PM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 6 Thu 09 Jan 2025 06:28PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 6 Thu 09 Jan 2025 07:40PM UTC
Comment Actions
MultiFandomPerson on Chapter 6 Sat 15 Mar 2025 10:51PM UTC
Last Edited Sat 15 Mar 2025 10:52PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 6 Sun 16 Mar 2025 10:35AM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 7 Thu 09 Jan 2025 06:29PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 7 Thu 09 Jan 2025 07:54PM UTC
Comment Actions
Siria4211 on Chapter 8 Fri 10 Jan 2025 02:23PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 8 Fri 10 Jan 2025 05:30PM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 8 Fri 10 Jan 2025 07:01PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 8 Fri 10 Jan 2025 09:37PM UTC
Comment Actions
MultiFandomPerson on Chapter 8 Sat 15 Mar 2025 10:54PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 8 Sun 16 Mar 2025 10:48AM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 9 Sun 12 Jan 2025 07:00PM UTC
Last Edited Sun 12 Jan 2025 07:00PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 9 Sun 12 Jan 2025 08:42PM UTC
Comment Actions
MultiFandomPerson on Chapter 9 Sat 15 Mar 2025 10:56PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 9 Sun 16 Mar 2025 10:50AM UTC
Comment Actions
Siria4211 on Chapter 10 Tue 14 Jan 2025 07:17PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 10 Tue 14 Jan 2025 07:19PM UTC
Comment Actions
Siria4211 on Chapter 10 Wed 15 Jan 2025 06:12AM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 10 Wed 15 Jan 2025 02:28PM UTC
Comment Actions
Siria4211 on Chapter 10 Wed 15 Jan 2025 05:32PM UTC
Comment Actions
frubeto on Chapter 10 Tue 14 Jan 2025 07:37PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 10 Tue 14 Jan 2025 08:28PM UTC
Comment Actions
lenze on Chapter 10 Wed 15 Jan 2025 12:51PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 10 Wed 15 Jan 2025 04:17PM UTC
Comment Actions
MultiFandomPerson on Chapter 10 Sat 15 Mar 2025 10:58PM UTC
Comment Actions
aesculap on Chapter 10 Sun 16 Mar 2025 10:55AM UTC
Comment Actions
Pages Navigation