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Heldengeist: Echos der Zeit

Summary:

Recke Link, der allseits beliebte und respektierte Regent des Königreiches Hyrule, hatte ein Problem. Genauer gesagt, hatte er acht Probleme, die allesamt in den Verlorenen Wäldern umherwanderten und dabei völlig fehl am Platz wirkten. Hätte er gewusst, dass eine weitere Reise auf ihn wartete, hätte er sich darauf vorbereitet. Nun musste er, als Geist unter den Lebenden, das Königreich verlassen, das er so lange wiederbelebt und neu aufgebaut hatte, um sich zusammen mit acht Inkarnationen des Heldengeistes auf eine Reise zu begeben. Zum Glück würde er diese Reise nicht alleine antreten.
Buch 2 von Heldengeist. Dieses Buch ist Linked Universe.

Notes:

A translation of A Hero's Spirit by SilvermistAnimeLover
A translation of A Hero's Spirit by SilvermistAnimeLover

A Translation of A Hero's Spirit by SilvermistAnimeLover

 

Author’s Note:

SilverMistAnimeLover, the author of the original story, informed me that it is okay if you post your ideas regarding the story in the comment section of this translation. Please feel free to comment in other languages too, e.g. German or your native language. :) How wonderful!

Chapter 1: Ärger am Hals

Chapter Text

Die ersten Sonnenstrahlen fielen hell leuchtend auf die Welt herab. Vögel flatterten umher und wurden dabei nur von einem vorbeifliegenden Ornipagen gestört, der gerade die Morgenpost auslieferte. Unten, auf den Straßen, herrschte bereits das lebhafte Treiben der Händler und Reisenden aus dem ganzen Kontinent, die von der Hauptstadt in die kleineren Dörfer reisten, welche über die weitläufige, unberührte Natur des riesigen Landes Hyrule verstreut waren.

Und über alldem flog, mit seinem treuen Parasegel und einem Grinsen, das von einem Ohr bis zum anderen reichte, der Mann, der über dieses Land herrschte. Der Recke.

Link!“, der erzürnte Ruf kam von einem jungen Mann mit einem langen, weißen Pferdeschwanz, der hinter ihm herflog und dabei sein Parasegel neigte, um dem Recken hinterherzujagen. Sein offizielles Rittergewand hatte er gegen eine bequemere und reisetauglichere, dunkelblaue Kluft mit hellblauen Farbakzenten, die fast weiß erschienen, sowie ein paar Tupfern traditionellem Dunkelgold – den Farben des Königreiches, eingetauscht.

„Komm schon, Yatir! Das nennst du etwa eine Rolle?! Das habe ich dir aber besser beigebracht!“, lachte Link.

„Sei doch nicht so streng mit dem Burschen“, merkte Revali gelassen an, der faul neben Link im Gleitflug schwebte, „er hat sich seit seinen Anfängen massiv verbessert“.

„Das stimmt“, gestand Link ein, „ich will doch schwer hoffen, dass er sich in den letzten zwei Jahren verbessert hat“. Mühelos faltete er sein Parasegel zusammen und landete ebenso anmutig, wie der Orni, der ihm seine Feder gegeben hatte. Yatir landete hinter ihm: lautlos und ohne zu stolpern. „Zumindest deine Landungen haben sich verbessert“, merkte er nachdenklich an.

„Oh ja, dank Revalis Bootcamp“, entgegnete Yatir, der sich den Kopf rieb und grob in Richtung des Ornigeistes blickte. „Er bewarf mich mit Durians! Während ich in der Luft war!“

„Ah ja, das macht er“, stimmte Link, weise nickend, zu. „Du hättest ihn sehen sollen, als ich zum ersten Mal mit meinen Geisterfähigkeiten herumprobiert habe. Ich schwöre, nach diesem Training, war ich schlimmer zugerichtet als nach unserem Kampf mit dem Leunen.“

„Fairerweise muss gesagt werden, dass keiner von euch damit gerechnet hat, gegen diesen Leunen zu kämpfen“, fügte Mipha hinzu, die gerade im Leuchten des grünen Feuers erschien.

„Sie hätten überhaupt nicht gegen ihn kämpfen sollen“, warf Zelda ein und den beiden einen Blick zu.

„Das war nur ein Mal!“, gab sich Revali mit erhobenem Flügel geschlagen.

„Ein Mal zu viel, meiner Meinung nach“, schnaubte die Prinzessin, „abgesehen davon, Link, wirst du zu spät kommen“.

Der Recke seufzte und rieb sich den Kopf: „Ja, ja, ich weiß.“

„Falls das gerade Zelda war, die dich daran erinnert, dass du vorwärtsmachen solltest, dann hat sie recht“, meinte Yatir und warf ihm einen trockenen Blick zu. „Selbst wenn es in Hyrule, im Gegensatz zu anderen Königreichen, keine Formalitäten gibt, solltest du dich zumindest um pünktliches Erscheinen bei Sitzungen bemühen. Was gibt das denn für ein Bild für all die ausländischen Gäste ab, wenn unser Recke überall zu spät kommt?“

Link ächzte, dennoch nickte er und stimmte damit seinem Ritter zu. „Naja, da wir ohnehin etwas zu spät kommen werden, was meinst du, sollen wir ein bisschen Tempo machen?“ Link grinste und hob die Finger an seine Lippen. Dies war die einzige Warnung für Yatir und die anderen gewesen, bevor der hylianische Geist einen schrillen Pfiff ausstieß. Einen Augenblick später, galoppierte ein mitternachtsschwarzer Hengst auf ihn zu, der erst kurz vor der Kollision abbremste. „Hey, Ekko, bereit für einen Sprint?“, begrüßte Link ihn sanft.

Ekko scharrte am Boden und warf freudig aufgeregt seinen Kopf zurück. Yatir rollte mit den Augen, während er ebenfalls mit einem schrillen, fast trällernden Pfiff sein eigenes Pferd rief – eine widerspenstige Schimmelstute namens Whisper.

Auf ihren Pferden, schafften sie es in Windeseile an den Fuß des Vergessenen Plateaus, auf dem die Hauptstadt errichtet worden war. Als er den kurvenreichen Pfad entlangblickte, der zu den Stadttoren hinaufführte, schirmte Link seine Augen von der Sonne ab. Einst hatte sich an diesem Ort nur eine Steilklippe befunden, doch nun führte ein Weg nach oben, der auch mit Kutschen und Wagen sicher befahren werden konnte.

Der Tag war zwar noch jung, doch herrschte bereits das bunte Treiben der Händler, Reisenden und Pendler, welche eifrig auf ihrem Weg in die Hauptstadt und aus ihr heraus waren; diese war nämlich Links ganzer Stolz und seine Freude: Neu-Hyrule-Stadt.

„Recke Link! General Yatir!“, begrüßte Pischarra sie und schenkte ihnen das Echsaler Äquivalent eines Lächelns. Sie freute sich derart, dass ihre Schuppen etwas heller als in deren gewöhnlichen Grünton schimmerten.

„Schar!“, rief Link ihr zu und lächelte sie ebenfalls an. „Wurdest du nun endlich in den aktiven Dienst versetzt?“

„Ja! Weißt du, vor zwei Tagen war meine erste Schicht!! Jetzt bin ich offiziell im aktiven Dienst!“, zischte sie freudig, wobei sie ihren Schwanz vergnügt abwechselnd ausstreckte und einrollte. „Ich bin nur eine Kadettin, aber eines Tages, werde ich eine große Kriegerin sein! Wart’s ab!“

Link lachte: „Darauf freue ich mich schon! Gin soll dich aber nicht zu hart rannehmen!“

Er ließ den Blick zu seinem Dorf – seiner Stadt, wie es nun ordnungsgemäß bezeichnet werden konnte – hinüberschweifen, während sie sie betraten. Kinder rannten umher und spielten frei auf den Straßen. Oúranoi und Mythoi, sowohl die älteren als auch die jüngeren Generationen, lebten in Symbiose und spielten miteinander. Er entdeckte Irina, – ein kleines hylianisches Mädchen – das gerade mit ein paar anderen Kindern Fangen spielte.

Dort war Horus, der junge Ornisohn von Yagira – dem Schriftverkehrsleiter des Gebietes der Tabanta-Brücke. Seine Eltern waren wegen der hiesigen Entwicklungsmöglichkeiten nach Neu-Hyrule-Stadt gezogen. Obwohl Yagira immer noch weit weg von seinem Zuhause arbeitete, hatte seine Frau einen Ausbildungsplatz zur Bäckerin ergattern können. Kirga war froh um die Hilfe in ihrem Laden.

Und Archer – das schwarze Echsaler-Junge und jüngerer Bruder von Pischarra. Ihre Eltern waren während eines Blutmondes ums Leben gekommen, nur ein halbes Jahr, bevor Link die Verheerung Ganon versiegelt hatte. Sie zog nun ihren Bruder alleine groß, doch die anderen, in der Stadt wohnenden, Echsaler sorgten dafür, dass die Geschwister nie ins Straucheln kamen.

Junge Blinkinder rannten auch umher und schlossen sich den Spielen an, während andere hylianische Kinder freudig lachten. Links Herz sang vor Freude. Sein Volk war stark. Sein Volk war frei. Trotz der schlimmen Vorgeschichte zwischen den Mythoi und Oúranoi, wuchsen sie allmählich zu einem Volk zusammen.

„Recke Link!“, erklang eine wohlbekannte Stimme, die seine Aufmerksamkeit erregte. Er drehte sich um und winkte Kirga, der schwarzen Leunen-Frau, welche die beste Bäckerei in Neu-Hyrule-Stadt betrieb. Sie war auch Gins Frau.

„Kirga!“ Er stieg von Ekko ab, um sie ordentlich zu begrüßen; als jedoch etwas an seine Schienbeine stieß, blieb ihm vollends die Spucke weg.

„O’kel ’ink!“, ertönte die Stimme des kleinen Leunen-Fohlen in gebrochener, dennoch verständlicher, Allgemeiner Verkehrssprache. Link strahlte vor Freude, als er sich hinkniete, um das Leunen-Fohlen – das erste Kind, das in Neu-Hyrule-Stadt zur Welt gekommen war – richtig zu umarmen. Das Fell des kleinen Leunen-Hengstfohlens war lohfarben gefleckt und seine Rehaugen waren riesig und hellblau. Seine Hufe waren noch soooo winzig und es war noch nicht einmal richtig aus den Milchzähnen herausgewachsen. Schließlich war es ja noch nicht einmal zwei Jahre alt. Offensichtlich waren Leunen genauso lange trächtig wie Pferde – fast ein ganzes Jahr.

„O’kel ’ink?“, erklang die Stimme eines zweiten kleinen Fohlens, das gerade seinen Kopf aus dem Haus streckte, und dessen Augen zu leuchten begannen, als es den Recken erblickte. Es stolperte derart rasant auf Link zu, dass dieser wusste, es hatte deswegen schon Ärger bekommen. „Bis’ du summ Spieln gekomm’?“, fragte es mit leuchtenden, hellgrünen Augen.

„Rikarth“, begrüßte Link den blauäugigen Zwilling. „Laos“, begrüßte er den grünäugigen Zwilling mit einem Grinsen. „Ich hoffe, ihr beiden habt euch in letzter Zeit von Ärger ferngehalten, hm?“ Er blickte zu ihrer Mutter hinüber, die ein herzhaftes Schnauben ausstieß.

„So gut es geht, nehme ich an“, antwortete sie und schwenkte ihren Schweif. Leunen bekamen selten Zwillinge, aber es war durchaus bereits vorgekommen. Zwillingsgeburten ereigneten sich bei Leunen in etwa genauso häufig wie bei Hylianern. „Die beiden haben dich schrecklich vermisst.“

„In letzter Zeit hatte ich viel Arbeit“, entschuldigte sich Link mit einem Lächeln, während er die Zwillinge an der Unterseite ihres Kinns kitzelte, was ihm von beiden ein fröhliches Quietschen einbrachte. „Wer hätte denn gedacht, ein Königreich zu führen, würde derart viel Papierkram mit sich bringen?“, fügte er, hilflos mit den Schultern zuckend, hinzu.

„Du klingst ja so, als würdest du dich nicht bei jeder sich dir bietenden Gelegenheit aus dem Staub machen“, schnaubte Zelda, die von den Lebenden nicht gehört wurde. Die Mythoi konnten die Geister zwar spüren, – und manche der stärkeren Mythoi konnten sie auch sehen – die restliche allgemeine Bevölkerung konnte Links Geistergefährten jedoch nur am Tag vor einem Blutmond sowie in den Blutmondnächten sehen.

„Nun ja, komm’ doch ab und zu mal auf einen Besuch vorbei“, schlug Kirga vor und reichte ihm einen Korb voller Süßigkeiten, „die Göttin weiß, dass die Zwillinge besser auf dich hören, als auf ihre eigenen Eltern“. Daraufhin warf sie den beiden einen kurzen Blick zu, den sie mit einem Grinsen erwiderten.

„O’kel ’ink macht Spaß!“, verkündete Rikarth freudig.

„Un’ er gi’t uns Sü’igkeiten“, gab Laos leise zu und rollte dabei einen herumliegenden Kieselstein unter seinem Huf hin und her. „Er ’zähl’ auch gute G’schichten!“, fügte er lauthals hinzu.

„Au ja, und tolle Spiele hat er auch“, meldete sich Rikarth zu Wort und warf seinem Bruder einen ernsten Blick zu, als wollte er mitzuteilen versuchen, dass die Spiele weitaus wichtiger als die Geschichten waren.

Link schnaubte kurz amüsiert, während er sich wieder aufrichtete: „Hört auf eure Mutter, ansonsten werdet ihr das nächste Mal, wenn ich komme, das Aufräumspiel spielen.“ Seine Drohung ließ die beiden vor Schreck erstarren – sie wollten nämlich nicht den ganzen Tag damit verbringen, das Haus zu putzen. Das konnte er ihnen auch nicht vorwerfen – Link gefiel das nämlich auch nicht. Das war für alle drei eine Strafe.

„Okay!“, riefen die beiden unisono.

Er hatte sich gerade umgedreht, um zu Ekko, der schon mit den Augen rollte, zurückzulaufen, als ein rotes Federbüschel auf seiner Schulter landete. Mit einem sanften Lächeln, streckte er seinen Arm für den Botenfalken aus. Sofort erkannte Link, dass es sich um Ember handelte, Arkons persönlichen Falken.

„Na da haben wir mal das Gesicht eines Freundes, den ich seit einer Weile nicht mehr gesehen habe.“ Link gurrte leise in der Ornisprache – eine Angewohnheit, die er von Revali übernommen hatte. Ember zwitscherte zurück; er war weder intelligent genug, um Link zu verstehen noch, um zu kommunizieren, dennoch schlau genug, um zu begreifen, dass Link herzlich zu ihm gewesen war. Mit einem geübten Griff, öffnete er das Röhrchen auf dem Rücken des Vogels, und nahm das Zettelchen mit der Botschaft heraus. „Du musst weit gereist sein, mein Freund. Warum fliegst du nicht zur großen Voliere, und suchst dort nach Altair?“

Altair war Links persönlicher Botenfalke – ein Geschenk des Königs von Karavanth, nachdem er das Königreich vor einem jähen Leunenangriff gerettet hatte. Obwohl Jackie und Arkon Stein und Bein geschworen hatten, Botenfalken wären nicht schlauer als wilde, war Altair genauso schlau wie Ekko. Link fragte sich insgeheim, ob die beiden Tiere irgendwie von seiner Magie beeinflusst und dadurch schlauer wurden. Angesichts der Tatsache, dass er zwei Drittel des Triforce besaß, – genau die Kraft, die angeblich alles auf der Welt erschaffen hatte – würde ihn das nicht überraschen.

Wie dem auch sei, nun hatte er auf dem Weg zu seinem Anwesen etwas zu lesen. Ekko folgte dem Weg, während er den Brief aufrollte und er die hylianische Schrift mit einem leichten Lächeln las. Die Handschrift des Prinzen von Thybrig verbesserte sich mit jedem Brief.

Recke Link, ich hoffe, es geht dir gut, wenn dich diese Zeilen erreichen. Wie ist es dir seither ergangen? Das letzte Mal, als ich von dir gehört habe, haben dir Kirgas Zwillinge dir ganz schön zu schaffen gemacht und ein ziemliches Chaos veranstaltet. Kann Yatir mit dem Parasegel mittlerweile besser umgehen? Bei mir ist es seither gut gelaufen. Mein kleiner Bruder ist ganz verrückt nach der Schokolade aus deinem Königreich. Ich denke, es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass Thybrig in der Lage sein wird, einen Friedensvertrag mit Hyrule zu schließen, sobald mein Vater abdankt. Auf diesen Tag freue ich mich bereits.

Hast du in letzter Zeit von Jackie gehört? Ich schwöre, sie steckt hinter der Hälfte deiner Lebensmittelexporte. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, hat sie eine neue Süßigkeit aus Hyrule dabei. Ich habe gehört, du bist Anfang des Jahres, gleich nach der Gala letzten Monat, nach Lychtenburg gereist! Wie war es denn? Ich war nur ein paar wenige Male dort, aber mir war viel, viel, viiieeel zu kalt. Aber du hast ja auch Schneeregionen, sodass du die Kälte womöglich gewohnt bist.

Hier wird es gerade ein bisschen hektisch. Ich weiß, ich habe gesagt, alles sei in Ordnung, – und dem ist auch so! – doch unser Volk ist unzufrieden. Vater befürchtet, dass sich unterschwellig eine Rebellion zusammenbraut und ich befürchte, er hat recht. So wie er das Land regiert, ... naja, sagen wir es einmal so: Sollte die Lage eskalieren, bleibt mir keine andere Wahl, als mich auf die Seite der Bevölkerung dieses Landes zu stellen. Sollten derartige Zeiten anbrechen, so hoffe ich inständig, dass diese Göttinnen, von denen du mir erzählt hast, über mich wachen werden. Und ich flehe ich an: Bitte, misch’ dich nicht ein. Sorg’ dafür, dass dein Volk in Sicherheit ist und bleibt, Link. Es braucht dich. Und ich könnte einen derart engen Freund niemals bitten, sich wegen mir in Gefahr zu begeben.

Doch nun genug der ernsten Worte. Ich freue mich darauf, zu hören, wie es dir ergeht.

Dein Freund, Prinz Arkon Yasuldi Thybrig

Link faltete den Brief zusammen und steckte ihn ein eine seiner zahlreichen Innentaschen. So sehr er sein offizielles Gewand auch verachtete, – unglücklicherweise gewöhnte er sich aber auch allmählich daran – es hatte durchaus seine Vorzüge. Beispielsweise Taschen.

„Es wird langsam Zeit“, mahnte Nakira mit einem Grinsen, als er und Yatir das Anwesen betraten, „ihr werdet im Versammlungsraum erwartet“.

Link grinste die Sheikah an – sie war eine der vier königlichen Leibwachen, die Yatir unterstanden. „Ich musste mich noch um ein paar Sachen kümmern.“

„Ach ja, wieder einmal Jagd auf ein paar Krogs machen“, murmelte Yatir, der kurz zu Link hinüberblickte.

„Maronus braucht diese Samen“, argumentierte Link etwas kindisch.

„Komm schon, Kleiner, alle warten schon auf uns“, meinte Daruk und bugsierte Link vorwärts, worauf Letzterer ins Stolpern geriet.

Link versuchte, ein genervtes Gesicht zu machen, stattdessen kam aber ein freudiges Grinsen dabei heraus. Politik war zwar langweilig, doch das hier war Hyrule. Und eine Ratsversammlung konnte Link kaum als politische Angelegenheit bezeichnen. Er stieg die Treppenstufen hoch, wobei Yatir und die Geister ihm folgten, als er den Versammlungsraum betrat.

„Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, entschuldigte er sich, während er sich einen Überblick über die Anwesenden verschaffte. Sidon, Riju, Teba, Yunobo und Paya saßen versammelt um einen großen runden Tisch. Anscheinend hatte Gin es nicht geschafft – wahrscheinlich wurde er von etwas auf der Ebene aufgehalten. Link nahm sich im Geiste vor, ihm alles Wichtige zu berichten, das er verpassen würde.

„Keine Sorge“, entgegnete Sidon freudestrahlend. „Eigentlich kommst du gerade rechtzeitig!“

„Wir haben uns schon gedacht, du würdest Yatir an der Nase herumführen, also haben wir euch absichtlich die falsche Uhrzeit genannt“, meinte Riju kichernd, „und das hat offensichtlich ganz wunderbar funktioniert“.

Link schnaubte gespielt brüskiert, während er Platz nahm; direkt hinter seinem Stuhl stand, mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen, Yatir. „Also hast du da auch mit drin gesteckt“, warf er seinem Ritter vor.

„Selbstverständlich. Weißt du denn nicht? Die Sheikah sind ja Hyrules Geheimdienst.“ Yatir grinste Link an. „Wir wissen alles.“

„Naja, die Sheikah und die Orni sind Hyrules Geheimdienst“, korrigierte Teba. Die Pagen, welche die Post im Königreich zustellten, wussten für gewöhnlich als erste, wenn etwas im Busch war. Sah jemand etwas Verdächtiges, wurden die Sheikah benachrichtigt, welche die Sache dann genauer untersuchten. Die Orni waren die Augen und Ohren des Königreiches, die Sheikah die Enthüller aller Geheimnisse. Dank ihnen und der Geister der vor einem Jahrhundert gefallenen Soldaten, die liebevoll den Spitznamen ‚Geisterarmee‘ trugen, gab es tatsächlich absolut keine Geheimnisse vor Link – falls er dies so wollte.

„Dann legen wir mal los“, verkündete Link mit einem Grinsen, „fangen wir mal damit an, wie es allen geht“. Er blickte zu seiner Linken hinüber, wo Sidon saß. Der Prinz lächelte ihn an und räusperte sich:

„Den Zora geht es gut. Unser Forschungsteam hat während der letzten beiden Jahre Wasserproben entnommen, um zu eruieren, inwiefern die Wasserläufe Hyrules vom Schlamm des Hasses kontaminiert sind. Die Kontamination ist für diejenigen aus Hryule nicht toxisch. Wir freuen uns aber, verkünden zu dürfen, dass die Kontamination derart gering ist, dass sie auch für Ausländer keine Gefahr darstellt. Unser Süßwasser ist weitaus weniger toxisch als unsere Böden, und wie es aussieht, wird das auch so bleiben. Tatsächlich hat sich die Toxizität die letzten zwei Jahre über langsam verringert.“ Er nahm einen Schluck Wasser aus dem eigens für ihn angefertigten Kelch, der vor ihm stand.

„Außerdem haben wir angefangen, Handel mit Lychtenburg zu treiben. Für diejenigen, die es nicht wissen: Dieses Königreich hat einst die Zorajagd betrieben – eine grauenvolle Praxis, die viele als Sportart betrachtet haben. Zwar wurde sie, Jahrhunderte zuvor, gesetzlich verboten; aufgrund der Schneeregionen, gestaltete es sich jedoch schwierig, die dementsprechenden Gesetze auch durchzusetzen. Seit Links Besuch in Lychtenburg Anfang des Jahres, haben wir probehalber damit begonnen, im Rahmen eines schriftlichen Sicherheitsabkommens, Handel mit ihnen zu treiben. Bislang läuft alles gut.“

„Wundervoll“, freute sich Riju und grinste. „Wir haben erst kürzlich damit begonnen, den Handel über Rajwal abzuwickeln. Einige Königreiche sind nämlich einfach zu weit Weg, um direkt mit ihnen Handel zu treiben, deshalb hat Rajwal sich als Vermittler bereitgestellt, um einige Waren für uns zu handeln, wobei die Gewinne aufgeteilt werden. Das hat auch dazu geführt, dass die Leute neugieriger auf die Gerudo und unsere Kultur geworden sind.“ Sie kicherte kurz. „Wir haben Gerudo-Stadt erweitert und sogar damit angefangen, uns nach geeigneten Orten für eine zweite Siedlung umzusehen!“

Urbosa grinste Riju stolz an: „Gut gemacht, Riju. Unter deiner Führung, wird unser Volk aufblühen ... und nicht nur du, Riju.“ Daraufhin warf sie Link einen bedeutsamen Blick zu, und dieser spürte, wie seine Wangen erröteten.

„Den Orni geht es ganz phantastisch!“, verkündete Teba. „Hertis führt die Pagen effizient an und ich treffe mich oft mit den Schwarmvorständen von Himmelsgipfelstadt und Drachenzahnkamm. Allen geht es gut.“

„Unsere Stadt wächst auch“, merkte Yunobo mit einem Nicken an. „Und der Bergbau boomt! Andere Königreiche sind wirklich an den Erzen, die wir finden, interessiert und ein paar Goronen haben beschlossen, dass es besser wäre, einen Handel zu betreiben, um die ganzen Exporte zu managen. Weil wir darin nicht die besten sind, haben wir entschieden, uns bei ein paar Gerudo zu erkundigen, da sie sich auf unserem Berg ziemlich wohlfühlen.“

„Mit ein bisschen Brandschutz-Medizin, unterscheidet sich das Klima nicht allzu sehr von der Wüstenhitze“, meinte Riju mit einem Nicken, „ich frage mal, ob es unter meinen Mädels Freiwillige gibt“.

„Bei uns läuft auch alles gut“, teilte Paya breit grinsend mit. Das Mädchen war in den letzten zwei Jahren beträchtlich reifer geworden. Sie stotterte nicht mehr und war auch nicht mehr schüchtern. Zelda betonte oft, wie sehr Paya Impa ähnelte, als diese noch jünger gewesen war. Obwohl Impa immer noch das Oberhaupt der Sheikah war, übernahm Paya schrittweise deren Verantwortung. „Wir haben ein paar, über ganz Hyrule verstreute, kleine Dörfer, aber die sind momentan wohl nicht viel mehr als vorübergehende Lager.“ Sie hielt einen Moment lang inne und sah Link an: „Hast du meinen Bericht erhalten?“

„Den über diese Gruppe von Entdeckern aus Ashtern, die es für eine wundervolle Idee gehalten haben, sich in das alte Schloss hinein zu wagen, in der Hoffnung, dort verlorene Schätze zu finden?“, fragte Link trocken. Leider kam das immer häufiger vor. In Ashtern und Rajwal war Räuberei weit verbreitet, doch besonders in Ashtern gab es viele alte Ruinen. Aufgrund dessen, hat es sich an manchen Orten in diesem Königreich so eingebürgert, dass man dort davon lebte, diese Ruinen nach Schätzen und anderen seltenen Gegenständen zu durchforsten und sie zu plündern.

Natürlich betrachteten viele Hyrule als pure Goldmine, aufgrund all der, über das ganze Königreich verstreuten, Ruinen. Meistens störte Link sich nicht daran, wenn die Ruinen erforscht wurden – hatte er selbst doch einen Großteil seiner Reise damit verbracht, Ruinen in der Wildnis zu erkunden. Er konnte den Drang, jeden Stein umzudrehen, eine über die Zeit verloren gegangene Kultur zu erkunden und so viele Schatztruhen zu öffnen, wie er finden hatte können, gut nachvollziehen. Doch das Schloss war, aus mehr als einem Grund, absolutes Sperrgebiet.

Sie hatten dieses Gebiet abgesperrt und die Pagen patroullierten dort, um sicherzustellen, dass es von so wenig Leuten wie möglich betreten wurde, aber manche Entdecker waren wild entschlossen. Bei all den Wächtern und goldenen Monster, die um das Schloss herum heimisch waren, konnte selbst Link nicht jeden rechtzeitig retten. Von denjenigen, die es in das Gebiet hinein schafften, überlebten nur etwa 30% den Anbruch des nächsten Tages.

Die meisten überlebten dank Link und seinem Volk. Sie hatten bereits Truppen ausgebildet, die ständig auf Abruf, die schnellsten und Experten im Schleichen waren. Sobald Alarm geschlagen wurde, dass irgendwelche lebensmüden Idioten sich hinein geschlichen hätten, infiltrierten sie das Schloss. Und falls Link gerade in der Nähe war, würde er diese Idioten auch aufspüren.

„Ja, diesen Bericht auch“, antwortete Paya mit etwas düsterer Mine, „diese verdammten goldgierigen Schatzräuber, diese Hyräuber“. Der Begriff Hyräuber hatte sich vor allem innerhalb des letzten Jahres etabliert; ein spezielles Schimpfwort für die Idioten, die versuchten, Schloss Hyrule zu plündern. „Aber nein, ich meinte den anderen Bericht.“

Link legte seine Stirn in Falten. Er konnte sich daran erinnern, dass gestern spät nachts noch etwas auf seinen Schreibtisch gelegt wurde, doch er war so erschöpft gewesen, dass er auf seinem Berg an Papierkram eingeschlafen war, bevor er die Gelegenheit gehabt hatte, sich das anzusehen. War das womöglich der Bericht gewesen, den Paya geschrieben hatte? „Nein, ich glaube nicht, dass ich noch dazugekommen bin.“

„Genau.“ Paya nahm eine Karte aus ihrer Tasche und breitete sie auf dem Tisch aus. Darauf waren mehrere Stellen mit verschieden großen X markiert. „Dann fasse ich das mal für euch alle zusammen. Die letzten paar Monate über, haben Purah und Robelo einen seltsamen Anstieg gewisser Energien bemerkt – sie scheinen magisch zu sein. Zuerst haben sie zufällig gewirkt und ein paar Leute haben gesagt, Anheimgefallene wären häufiger in diesen Gegenden gesichtet worden.“

Link runzelte seine Stirn noch stärker, während er sich über die Karte beugte. Die X-Markierungen erstreckten sich über das ganze Gebiet; den Göttinnen sei Dank, schien jedoch keine dieser Markierungen zu nahe an einer größeren Siedlung zu liegen. Anscheinend tauchten diese Energien in Orten auf, die er erst kürzlich besucht hatte bzw. an unbewohnten Gegenden, die er öfters aufsuchte.

„Ist das nicht dort, wo ...“, überlegte Link, der gerade mit dem Finger über das, dem Orni-Dorf am nächsten gelegene, X fuhr.

„Der Orni-Flugplatz liegt“, ergänzte Revali mit einem Nicken und einem leisen Surren, „daran besteht kein Zweifel“.

„Sind das nicht alles Orte, an den Link Zeit verbringt?“, fragte Zelda, die ihren Kopf zur Seite geneigt hatte und ihren Blick ebenfalls über die Karte schweifen ließ.

„In der Tat ...“, bestätigte Urbosa, deren Stirn derart in Falten gelegt war, dass sich ihre Brauen zusammenzogen, „ich hab’ das Gefühl, das ist kein Zufall“.

„Meinst du damit etwa, der Anstieg dieser Energien und das erhöhte Monstervorkommen haben etwas mit Link zu tun?“, warf Mipha ein, während sie und Daruk sich einen Blick zuwerfen.

„Sind das nicht Orte, die du oft bereist?“, erklang Payas Stimme, die Links Aufmerksamkeit wieder zu den Lebendigen zurückholte.

„Ja, genau, darüber haben wir gesprochen“, antwortete Link, der an der Halterung seines Sheikah-Steins herumspielte.

„Das haben wir uns auch gedacht; niemand ist in dem Gebiet gewesen, wo sich der Anstieg dieser Energien ereignet hat; die Wellenlänge der magischen Rückstände ähneln jedoch der Teleportationsmagie der Schreine“, fuhr Paya fort.

„Also denkst du, jemand teleportiert Anheimgefallene nach Hyrule?“, fuhr Sidon erschrocken zurück.

„Wenn das so ist, dann kriegt aber jemand ’ne ordentliche Abreibung!“, stellte Daruk mit einem gewitzten Grinsen klar, während Yunobo ebendiese Worte aussprach.

„Kann sein, oder auch nicht“, beschwichtigte Paya. „Wir haben keine Ahnung, worum es sich dabei handelt. Soweit wir wissen, haben die Monstersichtungen nichts mit dem Anstieg der Energien zu tun. Außerdem gibt’s Teleportation in anderen Königreichen doch nicht, wisst ihr noch? Wer hätte denn die Kräfte für so etwas? Was auch immer das ist, wir müssen eine Lösung dafür finden, aber wir müssen auch verstehen, was da vor sich geht.“

„Stimmt; falls dieser Anstieg seltsamer Energien an Links Lieblingsorten vorkommt, dann sollte es einfach sein, dort irgendwo ein Lager aufzuschlagen und einen kurzen Blick darauf zu werfen“, meldete sich Yatir mit einem Kopfnicken erstmals zu Wort, „und ich glaube, den perfekten Platz dafür zu kennen“.

Link ließ seinen Blick über die Karte schweifen und nickte: „Der Wald der Krogs.“ Die Verlorenen Wälder waren nämlich einer seiner liebsten Zufluchtsorte, wenn ihm alles zu viel wurde. Abgesehen von den beruhigenden Geräuschen der Natur und den süßen Schlafliedern der Wildnis, beruhigten die Verlorenen Wälder seinen Geist. Da sich dort noch keine X-Markierungen befanden, würde sich dort wahrscheinlich als nächstes ein Anstieg der Energien ereignen.

„Hat jemand eine Ahnung, wann sich das ereignen wird?“, überlegte Teba.

„Anscheinend immer häufiger“, antwortete Paya, welche die Karte wieder zusammenrollte, „unserer Einschätzung nach, ungefähr innerhalb der nächsten drei Tage“.

„Also gut“, meinte Link, der sich gerade streckte und sein Schultergelenk zum Knacken brachte, „dann werden Yatir und ich uns heute Nachmittag dorthin aufmachen und bis zum nächsten Anstieg der Energien campen, anschließend werden wir Purah und Robelo über unsere Entdeckungen informieren“.

„Ich würde ja sagen, es ist zu gefährlich für dich, persönlich dorthin zu gehen, aber wir alle wissen ja, dass du dich unmöglich davon abhalten lässt“, seufzte Riju hilflos. „Sei einfach vorsichtig. Soweit wir wissen, hat es jemand auf dich abgesehen. Denk’ daran, dich über den Kommunikationskristall zu melden, okay?“

„Keine Sorge“, versicherte Link grinsend, „ich komm’ immer nachhause, das wisst ihr ja“. Die Bedeutung dieser Worte war größer, als jedem, im Raum Anwesenden, bewusst war. Sie waren ein Versprechen, heil nachhause zu kommen, ein Versprechen, dass er bleiben würde; dass er nur dann weiterziehen würde, wenn seine Zeit schlussendlich gekommen sein würde.

„Ich denke, das wäre dann alles gewesen“, meldete sich Teba einen Augenblick später zu Wort. „Es sei denn, jemand hat dem noch etwas hinzuzufügen?“

„Nö, ich glaube, es ist alles gesagt“, lehnte Sidon freudestrahlend ab.

„In diesem Falle, sollten wir uns dann bereitmachen“, schlug Yatir mit einem, an Link gerichteten, Grinsen vor.

„Da dies ein paar Tage in Anspruch nehmen wird, überlass’ ich euch fürs Erste mein Arbeitspensum“, verkündete Link, der aufgestanden war und kurz gähnte.

„Hast du denn auch genügend Schlaf abbekommen?“, fragte Sidon besorgt. „Ich weiß, Hylianer sind von Natur aus bleich, aber du scheinst bleicher als üblich zu sein.“

„Nein, er hat sich komplett überarbeitet und ist wie ein Lemming herumgerannt“, schnaubte Revali.

„Mir geht’s gut, ich bin nur ein wenig überarbeitet“, gestand er mit einem Schulterzucken ein. „Macht euch keine Sorgen, die anderen werden mich bemuttern, sobald wir im Wald sind, von den Krogs ganz zu schweigen.“ Link kicherte.

„Ruh’ dich einfach nach dieser Sache ein wenig aus, okay?“, mahnte Riju mit einem strengen Blick. „Und wenn du uns brauchst, dann können wir dir mit der Arbeit helfen, das weißt du.“

„Ja, das weiß ich“, entgegnete er mit einem Lächeln. „Ich danke euch, Leute. In ein paar Tagen, melde ich mich bei euch.“ Er tippte auf das schmale Armband an seinem Handgelenk, in dem ein blauer Sheikahkristall – der Kommunikationskristall – eingefasst war.

Yatir folgte ihm fast den ganzen Weg zum Flugplatz. „Ich schicke nur Arkon eine Antwort“, rief Link ihm über seine Schulter nach hinten zu, „du kannst dich bereitmachen, ich werde dich rufen, bevor wir aufbrechen“.

Der Sheikah kicherte, seine eisblauen Augen strahlten vor Freude: „Ja, naja ... Wir wissen ja alle, wie gerne du Ärger am Hals hast.“

„Ich bin gekränkt“, entgegnete Link mit einer Hand auf seiner Brust. „Ich habe nicht gerne den Ärger am Hals, der Ärger fällt gerne mir um den Hals“.

„Ich hasse es zwar, das zu sagen, aber es ist wahr“, stimmte Revali Link kopfschüttelnd zu.

„Er sagt, du sollst packen, aber du hast doch schon alles in deinem Sheikah-Stein“, meinte Zelda irritiert lächelnd, während Yatir sich gespielt gekünstelt verneigte und weglief, „und das weiß er auch“.

„Er sucht nur nach einem Vorwand, um mich zu bemuttern“, erklärte Link grinsend, während er die Treppe erklomm, „den Palast haben wir auch schon fertig designt“.

„Na endlich“, erwiderte Zelda mit verschränkten Armen. „Aber weißt du denn auch schon, wo er stehen soll?“

„Nö“, antwortete Revali mit einem gackernden Kichern. „Daran arbeiten wir noch; das Zentrum Hyrules wäre schon großartig, ... würden dort keine Wächter randalieren.“

„Ja, dadurch wird es natürlich etwas schwierig, ausländische Regenten zu empfangen“, stimmte Urbosa mit einem leisen Lächeln zu. „Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, für Osmodius können wir ein Ausnahme machen.“ Das Grinsen der Gerudokönigin war zwar etwas süffisanter geworden, doch Link erwähnte dies nicht.

„Den baue ich sowieso nur für die jährliche Gala“, beharrte Link, „für sonst nichts“.

Nun meldete sich Mipha zu Wort: „Wenn das so ist, wäre es dann nicht besser, ihn bei der Hauptstadt zu bauen? Dann würde Neu-Hyrule-Stadt nicht nur Hyrules Macht zur Geltung bringen, sondern auch verdeutlichen, wie sich unsere Beziehung mit den Mythoi zusehends vertieft.“

„Darüber hab’ ich tatsächlich mit den Generälen gesprochen. Wir überlegen, ihn bei der alten Arena-Ruine zu errichten. Gin, Calrus und Urdon stimmen dahingehend zu, dass dies ein besserer Ort ist, da das Gebiet offener ist. Rinut und die anderen kundschaften, zusammen mit Josap Landa und Recca, gerade einen geeigneten Bauplatz aus. Ich hab’ ihnen für den Bau bereits grünes Licht gegeben; sie können beginnen, sobald sie den ihrer Meinung nach geeigneten Platz gefunden haben.“

„Darauf freue ich mich schon“, tat Zelda freudestrahlend kund, als sie die Voliere betraten. Link fand die Voliere wundervoll: ihre hohe Decke und die vielen Nischen für Nester; zudem waren die Wände und die Decke mit einem meisterhaften Gemälde des Nachthimmels, an dem Eldra, Naydra und Farodra tanzten, geziert. Es gab auch viele offene Plattformen, die nach draußen führten – perfekte Abflugplattformen für Vögel, Orni und sogar für Link selbst.

Fast zeitgleich zum Betreten der Voliere landete ein schwarzes Federbüschel auf seiner Schulter. Intelligente goldene Augen blickten direkt in die Seinen, als der Falke zur Begrüßung zwitscherte – wobei er beinahe das Orni-Wort für ‚Hallo‘ imitierte.

„Altair“, Link erhob seine Hand, um die Federn des Falken zu glätten. Der Botenfalke gurrte glücklich und rieb sich freudig an Links schwieliger Handfläche. „Du hast mir auch gefehlt. Wie geht‘s dir denn?“

Dies erwiderte Altair mit einem äußerst tadelnden Zwitschern, begleitet von einem dementsprechend bohrenden Blick. Irgendwie hatte er das Gefühl, in letzter Zeit nicht zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt worden zu sein. „Ich versteh‘ schon. Du willst deine Flügel ausstrecken, stimmt‘s?“

Der Falke nickte energisch, während Link zum Schreibtisch in der Ecke hinüberlief. Gedankenverloren und einem Automatismus folgend, wedelte er mit der Hand, um eine kleine Menge Magie freizusetzen, welche die Kerze auf dem Tisch entzündete. Gerade war zwar helllichter Tag, doch momentan war er es so gewohnt, mitten in der Nacht hierher zu kommen, dass er die Kerze immer, ohne darüber nachzudenken, anzündete.

Altair setzte sich auf die Vogelstange neben dem Schreibtisch, als Link eine Schreibfeder und etwas Pergament hervorholte. Nach einem kurzen Moment des Überlegens, tunkte er die Feder in das Tintenfässchen und fing an, seinen Brief zu verfassen.

Prinz Arkon. Es ist eine Weile vergangen. Schön zu hören, dass es dir, trotz des Unmutes in deiner Bevölkerung, gut ergeht. Falls du mich brauchst, bin ich für dich da, wenngleich sich Hyrule nicht in die Angelegenheiten eines anderen Königreiches einmischen wird. Solltest du uns um Hilfe ersuchen, so erwarten wir auch etwas im Gegenzug dafür.

Nun zu einem anderen Thema: Wir haben schon wieder eine Gruppe Hyräuber gefunden. Diese gemeinen, kleinen, goldgierigen Bastarde. Ich wünschte mir wirklich, König Theodore würde sich etwas mehr darum bemühen, sein Volk in den Griff zu bekommen. Falls er sie so weiter machen lässt, dann darf er mich auch nicht mehr bedrängen, wenn sie nicht mehr lebend aus dem Schloss zurückkehren. Das Schloss ist Sperrgebiet und das hat auch seinen Grund! Ich bin keinesfalls für die Dummheit derjenigen Ausländer verantwortlich, die kein großes, leuchtend rotes BETRETEN VERBOTEN-Schild an einem Zaun lesen können, der Tag und Nacht durchgehend bewacht wird.

Tut mir leid, dass ich mich gerade so aufgeregt habe. Es ist ein wenig frustrierend. Den Zwillingen geht es gut. Kaum zu glauben, dass das Heldenfest schon kommenden Monat erneut stattfinden wird. Das wird unser drittes. Alle freuen sich darauf. Wirst du es dieses Jahr besuchen? Du und Jackie seid wie immer zu den Feierlichkeiten eingeladen. Anscheinend hat es sich in Hyrule mittlerweile so eingebürgert, dass das Heldenfest gleichzeitig als unser ‚Gründungstag‘ gefeiert wird – das freut mich eigentlich schon. Im Grunde genommen, ist es ja auch der Tag unserer Gründung, also liegen unsere Einwohner strenggenommen damit nicht falsch.

Keine Sorge, falls du es nicht schaffst. Solltest du aber versuchen, mir heuer zu meinem Geburtstag irgendetwas Albernes zu schenken, so wie letztes Jahr, dann mach‘ dich schon mal auf eine Retourkutsche im Sommer gefasst, wenn DEIN Geburtstag ansteht. Und eines kannst du mir glauben: Ich finde hier in Hyrule etwas weitaus Krasseres, als du es jemals in Thybrig auftreiben können wirst.

Ich hoffe, bei dir läuft alles gut, mein Freund. Bitte melde dich wieder. Mögen die Göttinnen dich und dein Volk in den Wohlstand führen.

Dein Freund, Recke Link Arcadius Hyrule

Er nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich zurückzulehnen und seinen Brief noch einmal durchzulesen. Er war in Hylianisch verfasst, einer Sprache, die heutzutage niemand wirklich beherrschte, abgesehen von denjenigen, die aus Hryule stammten. Er hatte Arkon und Jacklyn beigebracht, sie zu lesen und zu schreiben. Dafür brachte Arkon ihm Thybrigisch bei und Jackie lehrte ihn Karavantisch. Ruhn brachte ihm sogar Picori bei – die Sprache der Minori.

„Schon fertig?“, fragte Zelda, die von dem Buch hochblickte, das sie gerade las.

„Deine Handschrift hat sich verbessert“, meinte Urbosa, als sie sanft seine Schulter tätschelte, „gut gemacht, Kleiner Fuchs“.

Link grinste: „An meiner Gerudosprache arbeite ich noch. Deine Buchstaben sind so krakelig. Wie soll ich da den Unterschied zwischen einem ‚a‘ und einem ‚e‘ erkennen?“

„Beim ‚a‘ kommt die Krone von hinten und beim ‚e‘ von oben“, begann Urbosa damit, ihn sanft maßzuregeln, „das wüsstest du auch, hättest du das Gerudoalphabet ebenso fleißig geübt wie das der Orni“.

„Das Ornialphabet ist einfach nur ein Haufen gerader Linien, da gibt es eigentlich keine Kurven“, argumentierte Link kindisch.

„Weil es ursprünglich auch entwickelt worden war, um es mit den Fersen zu schreiben“, erklärte Revali mit verschränkten Flügeln, „die meisten Orni können, im Gegensatz zum Rest von euch, mit ihren Beinen keine ausreichend fließenden Kreisbewegungen vollführen, um derartige Buchstaben zu schreiben“.

„Wie dem auch sei; du bist deutlich besser geworden“, unterbrach Zelda Revali, bevor er sich mit Link in einen handfesten Streit verwickeln konnte. Link stand auf und streckte sich. Er rollte seinen Brief zusammen und schob ihn in das Briefröhrchen. Er hielt das blaue Geschirr in die Höhe und lächelte, als Altairs Aufmerksamkeit geweckt wurde.

„Ja, ja, du hast eine Botschaft“, bestätigte er kichernd, während der Falke ihm entgegen stolzierte und sich vor ihn hinstellte. Dabei spreizte er erwartungsvoll seine Flügel, sodass Link ihm das Geschirr einfacher anlegen konnte. Nachdem alles angebracht und gesichert worden war, trat Link vom Falken zurück: „Flieg’ damit zu Arkon, wärst du so lieb? Ember wird sich hier noch für ein paar Tage ausruhen, da der Flug lang ist.“

Zur Bestätigung zwitscherte Altair und knabberte liebevoll an seinen Fingern, woraufhin er sich in die Lüfte erhob. Link sah einen Moment lang zu, wie er davonflog, dann lief er auf eine der Landeplattformen hinaus und ließ seinen Blick über seine Stadt schweifen.

Der Tag war bereits voll im Gange. Allmählich brach der Nachmittag an und der Marktplatz war eine brummende Metropole, in der Reisende und Einheimische ihren Tagesgeschäften nachgingen. Um die Reckenstatue auf dem Dorfplatz – der das Herzstück Neu-Hyrule-Stadts geworden war – hatten sich ein paar Musiker versammelt und bei Keatons Gasthof gingen auch schon kontinuierlich Leute aus und ein.

Kinder, die Kiltons Masken trugen, rannten umher und spielten mit ihren Mythoi-Freunden, während die Eltern um die besten Preise feilschten. Seltene, nur in Hyrule vorzufindende, Waren erregten die Aufmerksamkeit der Ausländer und ein paar Händler aus anderen Königreichen waren die Pflasterstraße entlang gekommen, um ihre eigenen Waren zu verkaufen – die es in Hyrule nicht gab.

Das Land blühte auf. Es war lebendig, so voller Leben, wie es während seiner Reise nicht gewesen war. Als er vor all diesen Jahren zum ersten Mal den Blick über sein Land schweifen hatte lassen, war es nichts anderes gewesen, als ein prächtiges Bäumemeer, in dem vereinzelt weit in der Ferne Bergspitzen emporragten. Nun hatte sich der Horizont verändert; nun gab es hier Gebäude und Einwohner.

Die Zitadelle der Zeit war restauriert worden und erstrahlte erneut in altem Glanz; sie war zu Ehren Hylias, Dins, Farores und Nayrus wieder aufgebaut worden. In weiter Ferne lagen immer noch die Ruinen von Schloss Hyrule, ein ewiges Mahnmal der großen Tragödie, welche dieses Land vor einem Jahrhundert heimgesucht hatte. Link hatte auch vor, die Schlossruinen so zu belassen, wie sie waren. Eines Tages, wenn der nächste Held in diesem Land das Licht der Welt erblicken würde, würden sie hier sein, um ihn zu begrüßen.

Link überlegte: „Glaubt ihr, ich soll ihm ein paar Hinweise hinterlassen? Nachrichten? Ich möchte nicht, dass er so im Dunkeln herumtappt wie ich damals.“

„Wem willst du denn Hinweise hinterlassen?“, fragte Daruk, der sich verwirrt am Kopf kratzte.

„Dem nächsten Helden.“ Diese Worte hatten einen etwas düsteren Unterton. Da Link mit den Lebenden interagieren konnte, fiel es ihm leicht, die Wahrheit zu vergessen – nämlich dass er bereits tot war. Er war nichts weiter als ein Geist, der aus irgendeinem seltsamen Grund noch Zeit hier bekommen hatte, und keiner von ihnen wusste, wann diese Zeit verstrichen sein würde.

Zuerst war es so etwas wie ein Ziel gewesen – das Weiterziehen. Aber mittlerweile hatte Link eine Führungsrolle eingenommen. Er wollte sein Volk nicht verlassen. Er wollte bleiben und ihm dabei zusehen, wie es wuchs und gedieh. Jedoch war ihm mehr als jedem anderen bewusst, dass dies für ihn nicht vorgesehen war. Er musste realistisch denken. Er war tot und er musste sein Königreich auf den Tag vorbereiten, an dem er weiterziehen würde.

„Ich halte das für eine gute Idee“, stimmte Zelda mit einem Nicken zu. „Möglicherweise könnten gewisse Gesetze oder Positionen implementiert werden ... etwas, worüber sich künftige Adelige nicht hinwegsetzen können. Das Königreich ist zwar momentan in diesem Zustand, doch bedeutet das nicht, dass sich Adelige nicht gegen zukünftige Generationen wenden können. Der Wohlstand einer Gesellschaft bildet den Nährboden für Korruption.“

Aufgrund ihrer Worte verzog Link das Gesicht, nickte jedoch: „Möglicherweise eine Position, einen Posten schaffen ... Vielleicht ...“ Er blickte zur Statue hinüber: „Der Schwertträger kann eine Position einnehmen, die meiner ähnlich ist. Der Recke – Beschützer dieses Landes.“

„Da der Rat regieren wird, wenn du weiterziehst, wird der Sitz des Recken unbesetzt sein“, meinte Urbosa und nickte. „Aber du musst bedenken, dass wir keine Ahnung vom nächsten Helden haben; wir wissen nicht, wie er sein wird. Er könnte genauso gut ebenso korrupt sein, wie die Gesellschaft, der er entstammt. Wir haben keine verlässlichen Informationen über die Helden der Vergangenheit – wir wissen nicht, wie sie waren.“

„Und nimm‘s mir nicht übel, aber ich bezweifle, du wärst vor einem Jahrhundert ein guter König gewesen“, warf Mipha ein und verzog das Gesicht, „dein Titel hat dich einfach so .... belastet; du hast geschwiegen, Befehle befolgt und ...“.

„Ich hatte nicht den nötigen Ansporn, um ein Königreich zu regieren“, stimmte Link zu und nickte, „das ist mir jetzt bewusst; wärt ihr fünf nicht gewesen, wäre ich niemals so weit gekommen“.

„Bist du schon fertig?“, fragte Yatir, der den Kopf in die Voliere hineinstreckte.

Link sah an sich hinab, auf sein ‚legeres Outfit‘ und verzog das Gesicht: „Zelda, muss ich das etwa anbehalten?“ Er zupfte an dem hautengen blauen Oberteil. An seiner, in dunklem Königsblau gehaltenen, Jacke und Hose hingen goldene Kettchen und Accessoires und entlang seinem Ärmelsaum schlangen sich winzige Stickereien der Titanen. Auf seinem Umhang – der anstatt seines ganzen Rückens nur seine Schultern bedeckte – prangte riesengroß das Wappen Hyrules.

„Oh, na schön, du kannst dich umziehen“, schnaubte die Prinzessin, woraufhin Link keine Zeit mehr verlor und sofort auf seinem Sheikah-Stein tippte, um sich sein gutes, altes Reckengewand, kombiniert mit der Hylia-Kapuze, anzuziehen. Unter einem gewaltigen Seufzer der Erleichterung, kratzte er sich wie wild am Kopf und band sich die Haare wieder in einem zerzausten Pferdeschwanz zurück.

„Viel besser“, verkündete er grinsend.

Das sieht aber nostalgisch aus“, meinte Yatir kichernd. Er selbst hatte immer noch seine Uniform der königlichen Leibwache an – ein weißes Hemd mit Farbakzenten in Königsblau und Kettchen in Altgold, die an seiner Brusttasche hingen. Auf seinem kurzen Umhang prangte das Symbol der königlichen Leibwache Hyrules – das Schwert, das die Dunkelheit versiegelt, über dem Sheikah-Auge. An seinem linken Ohr hing ein kleines goldenes Triforce, in dessen Mitte ein Edelstein in Sheikah-Blau eingefasst war – dieses einzigartige Juwel symbolisierte Yatirs Position als Hauptmann der königlichen Leibwache Hyrules.

„Ekko wird zwar rebellieren, aber teleportieren wir uns in die Wälder hinüber“, schlug Link seinem Ritter vor und streckte ihm die Hand entgegen.

„Oh wow“, entgegnete Yatir. „Du nimmst mich tatsächlich mit dir mit, indem du mir deine Hand reichst, sodass ich nicht in letzter Sekunde verzweifelt nach dem Saum deines Umhangs greifen muss?“

Link kicherte: „Sei froh, dass ich mich nicht dazu entschieden habe, zuerst von der Plattform abzuspringen und mich dann erst zu teleportieren.“ Er wartete noch, bis seine Geisterfreunde sich an ihm festgehalten hatten, ehe er auf den Sheikah-Stein tippte und sich in den Wald der Krogs teleportierte.

 

Chapter 2: Das Geheimnis im Nebel

Summary:

Link begibt sich in die Verlorenen Wälder, wo er auf acht seltsame Fremde stößt, die darauf bestehen, dass er zusammen mit ihnen auf eine Reise geht.

Der Recke denkt nicht einmal im Traum daran, sein Königreich zu verlassen.

Notes:

A translation of A Hero's Spirit: Echoes in Time by SilvermistAnimeLover

A translation of A Hero's Spirit by SilvermistAnimeLover
A translation of A Hero's Spirit by SilvermistAnimeLover

A Translation of A Hero's Spirit by SilvermistAnimeLover

Chapter Text

„Sieh‘ an, sieh‘ an ... da ist ja jemand, den ich seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen habe“, ertönte eine vertraute, knorrige, alte Stimme, als sie aus dem Schrein heraustraten. Auf die umliegende Natur hatte sich eine zarte Schneedecke gelegt – aufgrund der Magie, waren die Wälder vom Schnee größtenteils abgeschirmt. Es war mitten im Winter, also ergab das durchaus Sinn. Der Schnee würde erst gegen Ende Februar schmelzen – ungefähr zur Zeit des Heldenfestes.

„Ich werde mich nie an all die seltsamen Dinge gewöhnen, die sich in deiner Gegenwart ereignen“, wunderte sich Yatir, der zum Deku-Baum hochblickte, bevor dessen Aufmerksamkeit urplötzlich abschweifte, als Maronus seine Rasseln schüttelte. „Nein, niemals“, fügte der Sheikah hinzu.

Dies entlockte Link ein amüsiertes Schnauben, während er die Lichtung durchschritt, um die Rinde des Baumes zu berühren: „Schön dich zu sehen, alter Freund.“

„Das ist merkwürdig ...“, meinte der Baum. Link hatte zwar sehr viel Zeit bei den Krogs und dem Deku-Baum verbracht, selbst nachdem Ganon versiegelt worden war, doch der Baum hatte die meiste Zeit über tief geschlafen. „Du fühlst dich... seltsam an“, beendete er seinen Satz.

„Ich bin jetzt ein Geist“, klärte Link ihn auf. Dabei beobachtete er mit einer Art morbiden Faszination, wie der Baum überrascht zurückschrak. Der Schock war derart groß, dass mehrere Krogs, zusammen mit einer ordentlichen Menge Schnee, von seinen Zweigen herabfielen. Link ließ zu, dass mehrere Eiszapfen durch ihn hindurchfielen, während Yatir ganz nervös allem auswich, was ihn treffen könnte. „Ich ... habe die Versiegelung der Verheerung Ganon nicht überlebt.“

Der Baum sah ihn eine ganze Weile lang an, während sein Blick kurz zu den Stellen hinüberschweifte, an denen seine Geistergefährten standen. Link fragte sich vage, ob der Deku-Baum sie sehen konnte. „Ich verstehe ... diese Thematik ist mir nicht völlig unbekannt. Jedoch sehe ich zum ersten Mal, dass ein Held zu einem Geist wurde, der so sehr mit den Lebenden verbunden ist wie du.“

„Meinst du damit etwa, dass es noch andere Geister gab?“ Link ging instinktiv einen Schritt nach vorne. „Solche, die mit den Lebenden interagieren konnten?“

„Einen Geist gab es ...“, überlegte der Baum, „einen Helden, der voller Reue gestorben war und als Schatten hier blieb, um den ihm nachfolgenden Helden anzuleiten; er war auch der Held, der meinen Samen gepflanzt hat“.

„Großartig“, ächzte Revali, „also gab es noch weitere Helden, die genauso viel Pech hatten wie du – AUA! Mipha!!“

„Sei gefälligst nett“, ermahnte Mipha ihn mit einem strengen Blick.

„Er hat ja damit nicht unrecht“, entgegnete Link schulterzuckend mit einem leisen Lachen. „Wie dem auch sei. Ist dir in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches in den Wäldern aufgefallen? An Orten überall in Hyrule hat sich nämlich ein Anstieg seltsamer Energien ereignet.“

„Dazu kann ich nichts sagen ...“, antwortete der Baum und gähnte, „ich bin seit Kurzem nämlich sehr müde, aber meine Kinder müssten das wissen“.

Mit diesen Worten schlief der Deku-Baum wieder ein. Link seufzte tief, bevor er sich erwartungsvoll Maronus und den anderen Krogs zuwandte. Mehrere kleine Krogs saßen stillvergnügt auf Links Schultern und in seinem Haar – das konnten sie selbst dann, wenn er nicht seine physisch berührbare Form angenommen hatte. Als Link kurz zu Yatir hinüberblickte, konnte er erkennen, dass der Sheikah bei den kleinen Waldgeistern ebenso beliebt war.

„Wir haben etwas gesehen!“, meldete sich einer der Krogs zu Wort, der auf Yatirs Schulter saß. „In den Wäldern hat sich ein Portal geöffnet!“

„Ein Portal! Ein Portal!“, stimmten mehrere Krogs zu und hüpften dabei freudig aufgeregt.

„Oh!! Jetzt fällt es mir wieder ein!“, rief Maronus, der in eine kleine Tanzeinlage verfiel. „Es hat sich geöffnet, kurz bevor du gekommen bist! Da waren auch Menschen!“

„Menschen?“, wiederholte Link, während er und Yatir sich anblickten. „Paya hat doch nichts von Menschen gesagt, oder?“

„Nö. Die Anheimgefallenen hat sie erwähnt, die schon, aber Menschen?“ Der Ritter schüttelte den Kopf, während er eine Hand auf eines seiner Schwerter gestützt hatte. Seine beiden Kurzschwerter hatte Robelo hergestellt. Yatir hatte gemeint, Stahl wäre ihm zu laut und zu schwer, deshalb trug er nun stattdessen ein speziell für ihn angefertigtes Paar Wächterschwerter.

„Ich denke, dann sollten wir uns das einmal ansehen“, entschied Link mit einem Blick zu den Krogs hinüber. „Könnt ihr uns dorthin führen?“

„Das kann ich!“, rief der eine Krog auf seiner Schulter ganz freudig – dem er den Namen Kastan gegeben hatte. „Aber dort ist es gruselig.“

„Dort wollen wir nicht hingehen!“, riefen die anderen Krogs, die leicht zitterten, woraufhin Link die Stirn in Falten legte.

„Gruselig? Die Verlorenen Wälder?“ Die Wälder waren für die Geister noch nie gruselig gewesen. Selbst Link hatte seit seinem eigenen Tod nicht mehr gespürt, dass die Wälder schaurig waren. Tatsächlich fühlte sich der Nebel für ihn mittlerweile beruhigend an. Er dachte sich, so insgeheim, dass die Wälder sich vielleicht für Geister wie ihn wie ein Zuhause anfühlen sollten.

„Dort sind jetzt Monster“, meinte Maronus, der ebenfalls leicht zitterte. „Gruselige Monster! Wenn du es schaffst, dass sie weggehen, können wir wieder in den Wäldern spielen.“

Link und Yatir blickten einander an. „Monster in den Verlorenen Wäldern?“, wiederholte Zelda.

„Da ist etwas faul“, stimmte Urbosa mit einem leichten Stirnrunzeln zu, „sieht so aus, als müssten wir ein wenig aufräumen“.

„Glaubst du, die sind durch das Portal gekomm‘?“, fragte sich Daruk laut.

„Höchstwahrscheinlich, ja“, seufzte Zelda. „Eine andere Möglichkeit, warum sie hier sein sollten, fällt mir nicht ein ... Vor einem Jahrhundert gab es zwar ein paar Monster in den Wäldern, aber das lag nur an Ganon.“

„Trotzdem sollten sie nicht hier sein“, meinte Link mit leicht mürrischer Miene. „Keine Sorge“, wandte er sich mit einem verschmitzten Lächeln an die Krogs, „wir werden uns um die gruseligen Monster kümmern“.

Als sie dem kleinen Krog in den Nebel folgten, jubelten ihnen mehrere seiner Artgenossen zu und wünschten ihnen viel Glück. Der Nebel umhüllte Link wie eine Mutter, die ihn daheim willkommen hieß, doch barg er auch einen Hauch von Gefahr. Als flüsterte er eine Warnung: Etwas stimmte hier nicht. Er konnte es fühlen: Etwas war in diesem Wald, das nicht hierher gehörte.

„Dieser Ort ist gruselig“, erschauderte Yatir und zog seinen Umhang etwas fester um seine Schultern.

„Für die Lebenden vielleicht“, tat Link Yatirs Worte mit einem Schulterzucken ab.

„Ich fühle mich hier wohl“, stimmte Zelda Link zu.

„Ich gehöre aber zu den Lebenden“, rief ihm Yatir mit einem Ächzen in Erinnerung.

„Da bist du hier der Einzige“, erwiderte Link kichernd. Er wollte dem gerade noch etwas hinzufügen, doch er hielt inne. Seine Ohren zuckten. „Hört ... ihr das?“ Alle blieben stehen und spitzten die Ohren, um genau hinzuhören. Dort, in der Ferne, ertönte der unverkennbare Klang aufeinander prellender Rüstungen und Waffen, gepaart mit gedämpften Stimmen.

„Hat der Tod etwa dein Gehör geschärft? Wie konntest du das nur hören?“ Revali warf Link einen Blick zu. „Du hast ja Ohren wie ein Orni.“

„Das fasse ich mal als Kompliment auf“, erwiderte Link mit einem Grinsen, während sie leisen Schrittes vorrückten. Link nahm vorsichtshalber seine nicht physische Form an, um sich so leise wie möglich fortzubewegen. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, unsichtbar werden zu können. Yatir glitt so anmutig über den Schnee auf dem Boden hinweg, wie es nur die Sheikah konnten.

Nun wurden die Stimmen lauter und der Nebel wurde dichter. Er umhüllte Link und Yatir, als wollte er sie vor den Eindringlingen verbergen. Schließlich erreichten sie eine Gruppe, die auf einer Lichtung standen und sich über irgendetwas stritten.

„... hab‘ dir doch gesagt, dass wir im Kreis laufen!“, machte die Gestalt in der roten Kluft mit einer zorneserfüllten Bewegung ihrem Ärger Luft.

„Das sind die Verlorenen Wälder“, beschwichtigte einer der Männer, die Rüstung und Waffe trugen. Er hatte seltsame Tätowierungen auf seinem Gesicht und ihm fehlte ein Auge. Anscheinend war er der älteste. „Hier im Kreis zu laufen, bedeutet für gewöhnlich, dass man in der richtigen Richtung unterwegs ist.“

„Das sage ich zwar ungern, aber er hat recht“, meldete sich ein weiterer zu Wort. Der hatte auch Tätowierungen im Gesicht und trug einen Wolfspelz um die Schultern. „Bei den meisten von euch gibt es keine Verlorenen Wälder, also müsst ihr uns, was das angeht, wohl vertrauen.“

Link beobachtete die Eindringlinge. Vom Nebel umhüllt, standen dort acht Lebende sowie mehrere Geister. Er wusste nicht recht warum, doch seine Instinkte reagierten auf irgendetwas bei dieser Gruppe. Ob dies etwas Gutes oder Schlechtes war, wusste er nicht. Er wollte die Recken noch nicht losschicken, um sich mit den Geistern in der Gruppe zu unterhalten – ein Risiko einzugehen, war unsinnig, sollte jemand in dieser Gruppe wie Jacklyn sein. Link war nicht mehr so naiv zu glauben, er konnte als Einziger Geister sehen und er hatte nicht vor, sein Geheimnis einer Gruppe Fremder zu offenbaren. Seine oberste Priorität bestand darin, herauszufinden, wer diese Leute waren und warum sie hier waren.

„Los, kommt“, verkündete Link mit einer Kopfbewegung in Richtung der Gruppe. „Das sind keine Feinde, glaube ich.“ Das war nur ein Bauchgefühl. „Wir sollten dafür sorgen, dass sie wieder aus den Wäldern hinausfinden. Vielleicht können wir von ihnen sogar ein paar Antworten bezüglich dieser Portaldinger bekommen.“

Link nahm wieder seine körperliche Form an, wobei der Schnee laut unter seinen Füßen knirschte, was die Gruppe aufschreckte. Wie ein Geist, der er auch war, trat er aus dem Nebel hervor und mit neugierig zur Seite geneigtem Kopf auf die Gruppe zu. „Ihr scheint euch ein wenig verirrt zu haben.“ Er lächelte sie an. „Braucht ihr einen Fremdenführer?“

Alle acht – und war da etwa auch ein Kind dabei?! Ein Kind mit einem Schwert? Link urteilte ja für gewöhnlich nicht, aber normalerweise waren heutzutage nur Kinder aus Hyrule bewaffnet – Link warf einen genaueren Blick auf dieses Kind. Nun, da er nähergekommen war, konnte Link mehrere Dinge beobachten. Ihre Rüstungen glänzten, waren jedoch nicht unbeschädigt. Ihre Waffen waren ganz ordentlich, aber nicht ungebraucht. Und ihre Ohren waren ganz gewiss hylianisch.

„Wer seid Ihr?“, fragte der einäugige Krieger mit zur Seite geneigtem Kopf. „Wir wissen Euer Angebot zu schätzen, doch die Chancen, in diesen Wäldern einem freundlichen Gesicht zu begegnen, sind ...“

Link nickte: „Ich könnte Euch dieselbe Frage stellen. Ihr alle seht zwar wie Hylianer aus, doch euer Verhalten ist ganz und gar nicht hylianisch.“ Kein Hylianer würde eine derart schwere Metallrüstung tragen. Außerdem würde jeder, in ganz Hyrule, Link in seinem Reckengewand wiedererkennen.

„Unser ... Verhalten?“, fragte der in der roten Kluft, der dabei leicht gekränkt aussah. „Was soll das denn heißen?“

„Ihr kommt aus diesem Portal Dingsda, nicht wahr?“, überlegte Link. „Klärt mich doch ein bisschen darüber auf und ich werde euch aus diesen Wäldern herausführen.“

Alle Mitglieder der Gruppe blickten sich lange an und es hatte den Anschein, als debattierten sie gerade stumm darüber, was sie sagen sollten. Doch dann trat der im weißen Umhang hervor: „Wir sind Reisende. Wir nutzen diese Portale für unsere Wegstrecken.“

Link öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als ein wohlbekanntes Läuten die Luft erfüllte, das jeden seiner Muskeln erstarren ließ und in seinem Gehirn einen Kurzschluss auslöste, wie bei einem Wächter mit durchtrennten Drähten. Dieses Läuten war ihm nämlich bekannt. Seit fast drei Jahren hatte er es nicht mehr gehört, doch vergessen würde er es niemals. Auch würde er das Heft jenes Schwertes, dessen Muster sich in seine rechte Handfläche eingebrannt hatte, stets wiedererkennen.

„Dieses Schwert ...“, flüsterte er zutiefst schockiert, woraufhin Yatir und Links Geistergefährten zu der Klinge blickten. Alle waren erstarrt. Es gab keine einzige Seele in Hyrule, ob tot oder lebendig, welche diese Klinge nicht wiedererkennen würde. Und insbesondere diejenigen an Links Seite wussten so ziemlich genau, was es zu bedeuten hatte, wenn dieses Schwert sich hier befand. Links entsetzter Blick wanderte abermals zu der Gruppe hin. „Was habt Ihr getan ...?“

Er hatte sich bei dieser Gruppe nicht getäuscht. Das waren keine Reisenden, sondern Hyräuber! Irgendwie mussten sie es hinunter in den Thronsaal geschafft haben und ... und wenn das Schwert nun hier war, dann gab es nichts mehr, wodurch die Verheerung Ganon versiegelt war. Er war vollkommen umsonst gestorben. Sein Opfer hatte er für nichts und wieder nichts erbracht. Zorn – heiß und wild – übermannte ihn, angefacht von jener Urangst, die er seit seinem Tod nicht mehr empfunden hatte.

„Moment, wovon sprecht Ihr?“, wollte derjenige mit dem Schwert in der Hand wissen, als könnte er mit seinen Worten den Zorn des Recken besänftigen.

„Ihr Idioten!“, schrie Link und zog sein Schwert. Könnte er sich das Schwert von ihnen zurückholen, dann bliebe womöglich noch genug Zeit, um Ganon erneut zu versiegeln, bevor dieser alles zerstören würde. Er konnte schwören, er hörte weit entfernt – oder bloß in seinem Kopf? – jenes Brüllen, das den Erdboden entzwei zu brechen vermochte. Doch ob dies real, oder nur seine Angst war, die Spielchen mit ihm spielte, würde sich erst noch herausstellen. „Ihr verdammten Hyräuber! Habt ihr überhaupt die leiseste Ahnung, was ihr angerichtet habt?! Dieses Schwert –!! Es hätte niemals entfernt werden sollen!“

„Wartet eine Sekunde!“, rief der eine in der mehrfarbigen Kluft, als mehrere seiner Gefährten ebenfalls ihre Schwerter zogen. „Es ist nicht so, wie Ihr denkt, das ist nicht das Masterschwert, wie ihr es kennt!“

Der Mann mit dem Schwert zog ebenfalls seine Klinge, ihre Magie schimmerte wohlvertraut und irgendetwas an dieser Situation kam ihm ganz und gar falsch vor, doch Link war zu aufgebracht, um alles nochmal zu überdenken.

„Link“, Urbosa legte ihm ihre Hand mit festem Druck auf die Schulter, „ich kann deinen Zorn gut nachvollziehen, aber mit getrübtem Urteilsvermögen kannst du nicht in den Kampf ziehen“. Selbst die Gerudokönigin schien, trotz ihrer beschwichtigenden Worte, fuchsteufelswild zu sein.

Link zwang sich, tief einzuatmen. Bevor irgendjemand noch etwas sagen konnte, ertönte eine Stimme „AUFHÖREN!“, die Stimme war mehrlagig, gleich dem Läuten des Schwertes, das die Dunkelheit versiegelt. Und just in diesem Moment, sprühte die Klinge Funken, sodass derjenige, der sie gerade in der Hand hielt, sie eilig fallenließ.

Sogleich erstarb jegliche Bewegung. Der Mann, der das Schwert in seinen Händen gehalten hatte, starrte Link mit vor Schreck geweiteten Augen an. „Ihr ..“ Link hob vorsichtig das Schwert auf und ihm wurde plötzlich klar, was an dieser Situation so falsch gewirkt hatte.

Nur der Held konnte dieses Schwert tragen. Also wie war dieser Mann in der Lage gewesen, das Masterschwert zu halten? Sein Blick schoss zu jenem Geist hinüber, der gerufen hatte – dessen mehrlagige Stimme tief in seinem Kopf etwas wachgekitzelt hatte. Dieser weibliche Geist glich einer Tänzerin – ihr flatterndes Gewand in Violett- und Blautönen, die übereinander gekreuzten Bänder um ihre Beine, die das Muster auf dem Heft der heiligen Klinge imitierten. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass sie jener Geist war, der dem Schwert innewohnte.

„Nur der Held ... nur der Held kann das Schwert halten, das die Dunkelheit versiegelt“, sprach Link aus, was ihm insgeheim gerade klar geworden war. Soweit er wusste, gab es immer nur einen Helden in einer Ära. Nun, da er die Klinge etwas sorgfältiger betrachtete, sah sie tatsächlich anders aus als sein Masterschwert – neuer und schärfer; ihre Farben leuchteten intensiv und waren nicht so verblasst wie die der zehntausend Jahre alten Klinge, deren Heft sich in seine Hand gebrannt hatte. Link steckte sein Schwert vorsichtig wieder zurück in die Scheide, doch seine Hand ließ er nicht davon ab. Im Augenwinkel beobachtete er, wie Yatir es ihm gleichtat. „Wer seid ihr?“

„Wir sind die Helden, die durch die Zeit reisen“, antwortete der einäugige Mann, „und das ist nicht das Masterschwert deiner Ära“.

„Gebieter ... es tut mir leid, dass ich gegen Euch erhoben wurde“, entschuldigte sich der Geist derart leise, dass Link wusste, sie hatte keine Ahnung, dass er sie hören konnte.

Link atmete tief ein und versuchte krampfhaft, das Zittern seiner Hände abzustellen. Der Zorn floss ihm noch immer heiß durch die Adern und es verlangte ihm mehr Mühe und Anstrengung ab, als ihm lieb war, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. „Also, damit ich das richtig verstehe: Ihr seid die Helden aus alter Zeit und ihr seid durch die Zeit gereist.“ Ehrlich gesagt: Hätte er den Geist, der dem Schwert innewohnte, nicht sehen können, wäre er stark dazu geneigt gewesen, sie als Lügner zu bezeichnen. Denn das war selbst für ihn ein wenig lächerlich. Und er hatte die Gesetze der Welt bis dato zweimal gebrochen ... also mindestens zweimal.

„Mo ... Moment mal ... so wie die historischen Helden aus alter Zeit?!“, fragte Zelda mit weit aufgerissenen Augen. „Oh, Link! Das ist ja unglaublich!! Sieh‘ nur, ich denke, das ist der legendäre Held der Zeit!!“ Naja, zumindest konnte sich einer von ihnen darüber freuen. Link war irgendwie erleichtert, dass er nicht der Einzige war, der seine Wut nur mit Mühe besänftigen konnte.

„Beruhige dich, Kleines Vögelchen“, beschwichtigte Urbosa mit einem herzhaften Kichern, obwohl alle noch immer sehr aufgebracht waren. Außer Link und Yatir hatte niemand seine Waffe weggesteckt, obwohl alle sie zumindest gesenkt hatten.

„Die Helden aus alter Zeit?“, hakte der in der roten Kluft nach und kräuselte seine Nase. „Das höre ich zum ersten Mal“, erläuterte er.

„Immerhin besser, als eine Gute-Nacht-Geschichte zu sein“, ergänzte der eine, der, Links Meinung nach, noch am vernünftigsten gekleidet war, und zuckte mit den Schultern. Dieser war auch der Einzige mit braunem Haar.

„Da mir Phai so einen Schock versetzt hat, bist du wahrscheinlich einer von uns“, schlussfolgerte der eine mit dem Schwert leise, „mein Name ist Link; wir alle heißen Link“.

„Das wird verwirrend“, stellte Revali fest und klapperte mit dem Schnabel.

„Also nehmen wir Spitznamen“, fuhr der Sanftmütige fort, „ich bin Sky, ich habe das Masterschwert geschmiedet“.

Link schrak zurück, während Yatir einen Schritt nach vorne tat: „Mo ... Moment mal! Ihr habt das legendäre Schwert des Helden geschmiedet?!“ Der Sheikah machte vor Freude einen Luftsprung. „Dann bedeutet das ja, dass Ihr der Held seid, der vom Himmel herabkam!! Derjenige, der den Oúranoi diesen Namen gab!!“

„Ähm ... ja, meine Ära war noch bevor Hyrule überhaupt Hyrule genannt wurde“, stimmte Sky mit einem Nicken zu.

„Wartet mal eine Sekunde“, grätschte Link mit erhobener Hand dazwischen. „Ihr alle seid Helden aus verschiedenen Ären und ihr alle heißt Link.“ Er wartete, bis die anderen nickten, bevor er fortfuhr: „Und ihr seid in diese Zeit gereist ...“ Er war sich ziemlich sicher, die Antwort zu kennen, doch er hoffte, falsch zu liegen.

„Um den Helden dieser Ära zu finden, und ihn mitzunehmen“, vollendete der mit dem Wolfspelz den Satz und lächelte dabei, selbst als Yatirs Freude angesichts seiner Worte allmählich verflog. „Ich bin Twilight, freut mich, dich kennen zu lernen; der alte Mann ist Time und der Griesgram in der roten Kluft ist Legend.“

„Ich bin Warriors“, sagte der Link in der Rüstung mit dem blauen Schal, „das sind Hyrule, Wind und Four – er ist ein Schmied“.

Link und Yatir blickten einander an: „Ich bin Recke Link und das ist Ritter Yatir. Es tut mir leid, aber ich kann nicht mit euch kommen, ich habe hier Dinge zu erledigen.“

„Das bestimmen nicht wir“, widersprach Sky und schüttelte den Kopf, „Hylia entscheidet, wer mitkommt“. Er streckte Link das Schwert entgegen. „Phai ist der Name des Geistes, der dem Schwert innewohnt, sie wird dir deinen Spitznamen zuweisen.“

„Ich kann mein Königreich trotzdem nicht verlassen“, entgegnete Link fest entschlossen und steckte das Schwert umsichtig wieder in die Scheide, wobei er sich in Gedanken entschuldigte. „Ich werde euch wie versprochen aus diesen Wäldern hinausführen, doch anschließend muss ich mich wieder auf den Weg machen.“ Er wollte nicht noch tiefer in diesen Schlamassel involviert werden, als er es ohnehin schon war. Er hatte nichts gegen die Göttinnen, aber falls sie ihn mit dieser Truppe mitschicken würden, dann würden sie ihn damit wirklich zur Weißglut bringen.

„Das ist nicht wirklich deine Entscheidung“, betonte Legend mürrisch. „Glaubst du etwa, ich wollte noch auf eine siebente Reise gehen?! Wäre es nach mir gegangen, hätte ich liebend gerne gesagt, dass ich im Ruhestand bin, und zwar ganz egal welcher verdammten Göttin auch immer, die mich dabeihaben wollte.“

Link spürte, wie ein eiskalter Schauer seine Wirbelsäule emporkroch. „Ich habe meinen Beitrag geleistet.“ Er knurrte demonstrativ und obwohl dies an welche der Göttinnen auch immer gerichtet war, die das hier angezettelt hatte, fuhr Legend leicht zurück. Dennoch nahm Link seine Geste nicht zurück. Er hatte seinen Beitrag geleistet. Er war tot. Wäre dadurch nicht jegliche, mit dem Titel des Helden verbundene, Verpflichtung ohnehin erloschen?

Er stieß einen rauen Seufzer aus und blickte im Augenwinkel zu Zelda hinüber. „Führen wir sie doch einfach aus diesen Wäldern hinaus“, schlug sie vor, „und dann können wir, gemeinsam mit dem Rat, unsere Optionen besprechen“.

„Wir alle haben unseren Beitrag geleistet“, ergriff Four, dessen Augen kurz rot aufleuchteten, mit leiser Stimme das Wort. Nun, da Link ihn ansah, bemerkte er vier kleine, farbige Strahlen, deren Licht aus seinem Körper herausströmte – sie waren blau, rot, lila und grün. Es wirkte fast so, als wären vier verschiedene Geister in einen Körper gesteckt worden. Da war auch noch ein anderer Geist an seiner Seite: ein Doppelgänger, ein dunkler Schatten mit leuchtend roten Augen. „Das heißt aber nicht, dass wir uns ausruhen dürfen.“

Links Miene verfinsterte sich etwas, als er sich in Bewegung setzte: „Also, es tut mir leid, aber ich werde nicht mit euch mitkommen. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde euch aus diesen Wäldern hinausführen, dann gehen wir getrennte Wege. Brechen wir auf, außer ihr wollt euch im Nebel vollends verlaufen?“

Die Links blickten einander an, bevor sie sich an Links und Yatirs Fersen hefteten. „Ich bin Wind!“, meldete sich das Kind zu Wort, das sein Schritttempo gesteigert hatte, um neben ihm zu laufen. Wind schien nicht in Begleitung eines Geistes zu sein. „Mein Hyrule ist vom Ozean ganz überflutet!! Ich bin ein Pirat. Wie sieht denn dein Hyrule aus?“

Zelda lachte hinter vorgehaltener Hand, woraufhin Link sie anstarrte. Er fragte sich, ob die Zwillinge auch so sein würden, wenn sie älter geworden waren. „Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, da ich nie ein anderes Hyrule gekannt habe“, antwortete er schließlich, „schön, mit unberührter Natur; Reisende aus dem ganzen Kontinent kommen nur der Natur wegen zu uns“. Mit einem leichten, verschmitzten Grinsen fügte er flüsternd hinzu: „Und wir haben Schokolade.“

„Schokolade?“, fragte Wind mit zur Seite geneigtem Kopf, wobei Link auffiel, dass der Rest der Gruppe ebenso verwirrt war.

„Eine Süßigkeit, die es nur in Hyrule gibt“, erklärte er, „sie ist in anderen Königreichen so begehrt, dass sogar die Adeligen aus fernen Ländern ihre schnellsten Ritter oder Falken schicken, um mehr davon zu kaufen“.

„Das klingt nach etwas, das ich unbedingt probieren muss“, meinte Warriors grinsend.

Link wollte gerade etwas sagen, als ihn urplötzlich das Gefühl überkam, dass etwas nicht stimmte. Der Nebel kräuselte sich ängstlich um ihn herum und flüsterte: etwas naht, sei bereit. Augenblicklich hielt er inne. Bei dem Versuch, zu eruieren, auf welche Richtung sich diese Warnung bezogen hatte, zuckten seine Ohren ganz wild nach allen Seiten.

„Hallo?“, fragte Four, doch Yatir legte einen Finger an seine Lippen und seine Hand wanderte sofort zu seinen Schwertern. Die ganze Gruppe war angespannt, alle zogen ihre Waffen, während sich eine zitternde Stille über sie legte.

Aufgrund seiner jahrelangen Kampferfahrung, konnte Link seine Klinge gerade noch rechtzeitig erheben, um den Angriff eines Echsalfos abzuwehren. Das Monster fauchte, während Speichel aus seinem weit aufgerissenen Maul tropfte und seine Augen, von einem hasserfüllten Dunst umgeben, in alle Richtungen zuckten. Er hörte, mehr als er es sah, wie der Rest der Gruppe auch angegriffen wurde, doch sie gehörten nicht zu Links Volk. Waren sie nicht in der Lage, zu kämpfen, dann hätten sie nicht nach Hyrule kommen dürfen.

Yatir kämpfte inzwischen Rücken an Rücken mit Link; beide verfielen in einen wohlvertrauten Tanz. Yatirs hellblaue Sheikah-Schwerter durchschnitten mit spielender Leichtigkeit sowohl den Nebel als auch die Monster. Revalis Pfeile flogen von den Ästen herab und bohrten sich tief in die Schädel der Anheimgefallenen auf dem ganzen Schlachtfeld. Urbosa und die anderen hielten sich zurück, waren aber bereit, notfalls mitzuhelfen. Sie erfreuten sich jedoch genauso sehr am Kampfgeschehen.

Was Link nicht gesehen hatte, war der Moblin, der aus dem Schatten der Bäume hervor gepoltert kam und sein Holzschild zertrümmerte. Link presste die Zähne zusammen, als er hart gegen einen der umliegenden Bäume prallte. Seine Narben pochten schmerzhaft, als sich die Rinde durch sein Hemd bohrte; doch in weniger als einer Sekunde war er wieder auf den Beinen. Er meinte, in der Ferne einen der Frem– der Helden nach ihm rufen zu hören, doch stattdessen zog eine wohlbekannte Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich.

„Alles klar bei dir, Link?“, rief Yatir nach hinten, ohne seinen Blick dabei vom Moblin abzuwenden.

„Oh ja, ich liebe es einfach, morgens von einem zornigen Moblin an einen Baum geklatscht zu werden“, mit diesen Worten stürzte er sich wieder in den Kampf.

„Das sollte Gin aber nicht hören, sonst wird er eifersüchtig“, erwiderte der Sheikah mit einem Kichern.

Schließlich neigte sich der Kampf langsam seinem Ende zu. Die Anheimgefallenen waren besiegt und der Boden war mit ihrem zinnoberroten Blut befleckt. Glücklicherweise hatte es sich nur um blaue Monster gehandelt, die folglich nicht allzu schwer zu besiegen waren. Dennoch war die Tatsache, dass es Monster im Wald gab, besorgniserregend. Lag das etwa an den Reisenden?

„Ihr Blut ist nicht schwarz?“, wunderte sich Warriors mit einem Stirnrunzeln. „Ich war fest davon überzeugt, sie waren infiziert gewesen.“

Link horchte auf: „Schwarzes Blut?“

„Äh ja, deshalb reisen wir durch die Zeit“, erklärte Sky.

„In allen Ären sind übernatürlich starke Monster mit schwarzem Blut erschienen“, fuhr Time fort, während er sein Schwert wieder in die Scheide steckte. „Ich nehme an, dir sind auch welche untergekommen?“

Link verzog das Gesicht. „Goldene Monster“, erklärte er, „die sind vor etwa drei Jahren aus heiterem Himmel erschienen; für Anheimgefallene sind sie unglaublich intelligent, außerdem sind sie mindestens dreimal stärker als die silbernen“.

„Die silbernen?“, fragte Legend verwirrt, während Link sein Schwert wieder in die Scheide steckte und sich wieder auf den Weg machte, die Wälder zu verlassen.

„Du weißt schon, die nächst stärkeren nach den schwarzen“, erläuterte er, woraufhin er verständnislose Blicke erntete. „Die roten sind die schwächsten, dann kommen die blauen, dann die schwarzen, anschließend die silbernen?“

„Die silbernen und die schwarzen“, ächzte Warriors, „gerade als ich dachte, die blauen wären die stärksten, denen wir uns stellen müssten“.

„Naja, wie dem auch sei, ich sollte ...“, begann Link, der gerade das Handgelenk anhob, um seinen Kommunikationskristall zu aktivieren, „ach, scheiße“. Ungläubig starrte er auf den zerbrochenen Kristall. Das musste passiert sein, als ihn der Moblin angegriffen hatte. „Teba wird mich umbringen.“

„Ich würde mir, ehrlich gesagt, mehr Sorgen wegen Riju machen“, meinte Yatir und nickte zustimmend, „Teba wird zwar ein wenig schreien, aber Riju wird dir das noch ewig vorwerfen; Sidon wird dir nur einen Vortrag halten, wie enttäuscht er ist“.

„Wenn das so ist, fürchte ich mich vielleicht vor Sidon am meisten.“

„Bist du okay? Du bist ziemlich fest gegen den Baum geprallt.“ Besorgt hatte Hyrule aufgeholt, sodass er nun neben Link lief und Yatirs leichte Anspannung ignorierte.

„Mir geht‘s gut“, antwortete Link mit einem sanften Lächeln, „um mich zu erledigen, braucht es schon mehr als einen Blauen Moblin“.

„Als ob ich das nicht wüsste“, ächzte Yatir. „Ich bitte dich noch einmal: bitte hör‘ auf, dir ständig Ärger aufzuhalsen.“

Mehrere der Helden lächelten schnaubend. „Tut mir leid, dir das so schonungslos beizubringen ... Yatir war dein Name, stimmt‘s?“ Warriors grinste, dann fuhr er fort: „Aber Helden werden sich immer Ärger aufhalsen. Ihn bitten, sich von Ärger fernzuhalten, bringt also nichts.“

„Es ist mein Job, ihm dabei zu helfen, sich von Ärger fernzuhalten“, erwiderte Yatir und schüttelte den Kopf. „Ich muss versuchen, ihn von Ärger abzuschirmen.“

„Dein Job?“, hakte Warriors nach, wobei er Yatirs Gewand einem kritischen Blick unterzog. „Bist du ein Ritter?“

„Das bin ich!“, antwortete Yatir mit leicht stolzgeschwellter Brust. „General Yatir, Oberbefehlshaber der königlichen Armee Hyrules.“ Er schenkte Warriors, dem Ritter, ein selbstbewusstes Grinsen. „Erfreut, deine Bekanntschaft zu machen.“

Warriors straffte seine Schultern und nahm eine steifere Körperhaltung ein. Link hatte dasselbe schon bei ausländischen Rittern beobachtet, die unverhofft auf einen ranghöheren Offizier getroffen waren. „Ein General? Und nicht nur das, sondern auch noch der Oberbefehlshaber der Armee?“ Sein Blick schoss zwischen dem Sheikah und dem Recken hin und her.

„Wahrscheinlich hat er Yatir falsch verstanden“, merkte Zelda mit einem leisen Kichern an, „ich glaube, er hat gedacht, du würdest unter Yatirs Kommando stehen, anstatt Yatir unter deinem“.

„Das wird ja mal interessant, wie sie auf dich reagieren, wenn sie erfahren, was der Titel Recke hierzulande zu bedeuten hat“, meinte Urbosa mit einem schelmischen Grinsen.

„Ehrenwerte Urbosa, du bist aber sehr grausam“, erwiderte Mipha, die hinter vorgehaltener Hand lächelte, wobei Link mehrere, viel zu scharfe Zähne erkennen konnte.

„Als ob dich das nicht genauso sehr amüsiert, wie den Rest von uns“, schnaubte Revali.

„Verzeiht, aber, seid ihr seine Begleiter?“, der Klang einer neuen Stimme ließ Links Ohren zucken und sein Blick wanderte zu einem neuen Geist hinüber – zu dem an Legends Seite. Dieser weibliche Geist war eine ziemlich hübsche, junge Frau mit feuerrotem Haar und warm funkelnden braunen Augen. Eine tropische Blume zierte ihr Haar und sie trug ein eher schlichtes, blaues Kleid.

„Kann man so sagen“, antwortete Revali frech grinsend, „es liegt in unserer Verantwortung, zu versuchen, ihn von Ärger fernzuhalten“.

„Abgesehen von dir, Revali, du hilfst ihm sogar dabei, sich den Ärger aufzuhalsen“, rief Zelda dem Orni in Erinnerung.

„Wie bitte?!“

„Donnerhorn.“

„Das war ein Mal!“, rief der Orni und plusterte seine Federn auf.

„Ich bin Marin“, unterbrach die junge Frau den Streit zwischen den beiden mit einem breiten Grinsen, „falls ihr stark genug mit eurem Link verbunden seid, solltet ihr in der Lage sein, gemeinsam mit ihm zu reisen, so wie wir“. Sie begleitete ihre Worte mit einer Geste in Richtung der anderen Geister.

„Link hat sich bereits dazu entschlossen, nicht zu gehen“, stellte Zelda entschlossen klar, „wir alle bleiben mit ihm hier“.

Link beobachtete die Geister, während die anderen Helden ihr Gespräch mit Yatir fortsetzten; sie hatten nämlich bemerkt, dass er ‚gedanklich abgedriftet‘, war. Sie dachten wahrscheinlich, er würde sich auf den vor ihnen liegenden Weg konzentrieren, damit sie sich nicht noch mehr verirrten, als sie es ohnehin schon getan hatten.

Da waren Marin – die anscheinend Legends Geistergefährtin war – und, an Fours Seite, der Link, der in Grautönen schimmerte. Dieser Link wirkte, als hätte er etwas ziemlich Spitzbübisches an sich.

„Da wünsche ich euch viel Glück, denn diese Entscheidung obliegt weder euch noch ihm“, raunzte Fours Doppelgänger, „ich bin übrigens Schatten-Link“. Mit einem frechen Grinsen, stellte er sich den Recken vor und bemerkte dabei nicht, dass Link ihn hören konnte. „Ich habe noch nie einen Helden in Begleitung so vieler Geister gesehen. Naja, der Schönling dort zählt nicht, weil er beim Militär ist. Dem folgen immer noch eine Menge Geister, aber die sitzen zuhause fest.“

„Oh, warte nur, bis du die Geisterarmee siehst“, murmelte Revali leise vor sich hin.

„Die Geisterarmee?“, ertönte die Stimme einer kleinen, blauen Lichtkugel, welche neugierig auf den Orni zugeflogen kam. „Oh, hi! Ich bin Navi, Times Begleiterin!“ Mit einem Lächeln entblößte sie leuchtende, winzige, scharfe Zähne vor ihren Geisterkollegen. „Und der Wolf dort drüben spricht nicht, wir nennen ihn einfach Goldie.“ Sie flog zu dem goldenen, einäugigen Wolf hinüber, der buchstäblich leuchtete. „Er ist Twilights Geistergefährte“, erklärte sie.

Schließlich stellte sich der letzte Geist vor: „Seid gegrüßt, ich bin Phai – der Geist, der dem Masterschwert innewohnt.“ Nach einer kurzen Pause, blickte sie zu Zelda hinüber: „Ihr ... seid die Zelda dieser Ära.“

Die anderen Geister schraken, wie vom Blitz getroffen, zurück. Vor allem Goldie, den schmerzerfüllten Blick auf Zelda fixiert, die er wiederzuerkennen schien, jaulte laut auf. „Warte, Ihr ... ich dachte, alle Zeldas wären in Sicherheit?“, merkte Marin mit verwirrt zur Seite geneigtem Kopf an.

„Ah ...“, seufzte Zelda und hielt ihren Arm fest, „ich ... i ... ich habe meine Pflicht als Prinzessin dieses Königreiches erfüllt: Ganon wurde versiegelt; damit ist alles erledigt, ich bin jetzt frei; das war nicht Links Schuld, das müsst ihr verstehen“, sie starrte die anderen Geister eindringlich an, als würde sie ihnen damit zu verstehen geben, sie sollten sie ja nicht provozieren. Link nahm gedankenverloren wahr, dass die anderen Recken ebenfalls eine Abwehrhaltung eingenommen hatten und somit bereit waren, ihn im Notfall zu verteidigen.

„Hey, wir haben deinem Link nicht die Schuld dafür gegeben“, berichtigte Navi sogleich, wobei sie unbehaglich flatterte und ihr argwöhnischer Blick abwechselnd zwischen den fünf Geistern hin und her schoss, „kein Held würde seiner Prinzessin wehtun, ich bin mir sicher, er macht sich selbst ohnehin schon genug Vorwürfe und gibt sich die Schuld“.

Navis Worte ließen Link zusammenzucken. Früher hatte er sich die Schuld dafür gegeben. Ein Teil von ihm tat das immer noch, aber er hatte für sich schon lange mit dem abgeschlossen, was an jenem Tag in Schloss Hyrule geschehen war. Es war ja schließlich und endlich auch schwierig, sich selbst Vorwürfe zu machen, wenn er ebenfalls gestorben war.

„Übrigens, gibt es eigentlich noch andere Helden, die uns sehen können?“, fragte Urbosa unvermittelt, wodurch Link fast ins Stolpern kam. Er konnte sich aber noch rechtzeitig wieder fangen, sodass keiner es bemerkte, außer dem einäugigen Wolfgeist, der ein leises, amüsiertes Schnauben ausstieß.

„Die gibt es tatsächlich!“, antwortete Marin, die dabei freudig in die Hände klatschte. „Naja, es gibt sie irgendwie zumindest. Der kleine Wind kann uns sehen und hören, wenn er sich intensiv genug konzentriert; aber er ist darum bemüht, sich aus den Angelegenheiten der anderen Helden rauszuhalten. Seid also nicht überrascht, sollte er plötzlich ein Gespräch mit euch beginnen, wenn die anderen Helden nicht zuhören. Er ist so ein lieber Junge, er möchte nicht, dass wir uns einsam fühlen. Und ich denke, Twilight hat ähnliche Fähigkeiten, aber er muss sich dafür mit einer ... besonderen Magie umgeben.“

„Four kann uns spüren, wenn er sich, zusammen mit seinen anderen drei Anteilen, wirklich stark konzentriert, aber das liegt daran, dass sie alle Idioten sind, die schon mit Seelenmagie herumgemurkst haben“, erklärte Schatten-Link mit einem tiefen Seufzer und Link musste einen Moment lang überlegen, bevor er den Sinn seiner Worte erfassen konnte.

„Mo ... Moment mal, was heißt das?“, schreckte Zelda zurück, doch Schatten-Link schüttelte den Kopf.

„Das darf ich nicht sagen; ich habe euch ohnehin schon mehr als den anderen Helden erzählt, die ich kenne“, antwortete der einfarbige Link, in dessen roten Augen sich ein freudiges Funkeln entfachte, „dieses Rätsel werdet ihr selbst lösen müssen“.

Link richtete seinen Blick subtil auf die bunte Aura des kleinen Helden. Four, also vier, und da leuchteten vier Farben. Schatten-Link hatte auch von seinen anderen drei Anteilen gesprochen – also war Four entweder schizophren oder ... Oder die von Schatten-Link erwähnte Seelenmagie hatte bewirkt, dass eine Person sich in vier separate Personen aufgeteilt hatte. Irgendwie schien Zweiteres wahrer als Ersteres zu sein, doch Link würde erstmal abwarten und weiter beobachten. Ganz ehrlich: Das ging ihn sowieso nichts an. Er und diese Helden würden am Waldrand der Verlorenen Wälder sowieso verschiedene Wege gehen und er würde sie wahrscheinlich nie wieder sehen.

Er konnte nicht mit ihnen gehen, das würde er auch nicht tun. Nicht wenn er ohnehin schon länger hier lebte, als er eigentlich dürfte, da seine Uhr eigentlich schon abgelaufen war. Die Zeit, die ihm zusätzlich geschenkt worden war, konnte er nicht für eine weitere Reise verschwenden, nun, da er sich noch um ein Königreich kümmern musste. Er war kein Vagabund mehr – er war der Recke Hyrules.

Links Ohren zuckten, als ein paar Krograsseln in der Umgebung ertönten, wodurch seine Aufmerksamkeit wieder auf die Lebenden gerichtet wurde. Die Ohren aller zuckten und Link war irgendwie etwas fasziniert davon, dass all diese Helden die Krogs hören konnten.

„Dieses Geräusch kenne ich!“, rief Wind. „Habt ihr Krogs hier?!“

„Ja, das hier sind die Verlorenen Wälder – die Heimat der Krogs und des Deku-Baumes“, erläuterte Link, während sich der Nebel allmählich lichtete. Dieses gruselige Gefühl: ‚etwas stimmt nicht, etwas ist in diesen Ort eingedrungen klang langsam, aber sicher, ab. Welche Monster sich noch immer in den Wäldern aufgehalten haben mochten, die mit dem Nebel einhergehende Wirrnis hatte sie wahrscheinlich aus den Wäldern vertrieben. Bis zur Abenddämmerung, würden die Krogs wieder frei in den Geisterwäldern spielen können. Link nahm sich im Geiste vor, Patrouillen in das Gebiet um die Verlorenen Wälder zu entsenden, um jegliche Anheimgefallene zu eliminieren, welche den Wäldern entflohen waren.

„Ja, ha, ha!“, rief der Krog, der Link zur Heldengruppe hingeführt hatte und nun aus der Kapuze seines Umhangs hervorgesprungen kam. „Du hast mich gefunden!“, jubelte der kleine Baumgeist grinsend Wind zu.

Das ist also ein Krog“, meinte Twilight nachdenklich, „die gibt es in meiner Ära nicht“.

„Das ergibt Sinn“, bekräftigte Time mit einem Kopfnicken, „angeblich sind die Krogs das, was von den Kindern des Waldes übriggeblieben ist“.

„Ich mag dich!“, verkündete der Krog und sprang aus Links Kapuze heraus, um sogleich fröhlich auf Times Schulter zu landen. Der ältere Held lächelte milde und tätschelte den Kopf des Krogs sanft mit seinem Zeigefinger. In einem Wimpernschlag, machten es sich mehrere weitere Krogs auf Time gemütlich. Link schnaubte amüsiert, als einer anfing, ‚Zöpfe‘ in seine Haare zu flechten (aus Erfahrung wusste Link, dass diese Zöpfe im Endeffekt nur ein verfilztes Desaster werden würden; darum beneidete er den einäugigen Krieger keineswegs).

Link spürte, wie ein paar Krogs auch auf seinen Kopf und seine Schultern geklettert waren; der eine, dem er den liebevollen Spitznamen Ahorn gegeben hatte, rutschte seinen Arm bis zur Handfläche hinunter. „Link! Danke, dass du die Wälder gesäubert hast! Jetzt können wir wieder spielen!“, rief Ahorn überglücklich.

„Du riechst gut“, stellte Heidelbeer, an Time gerichtet, fest – er war ein weiterer kleiner Krog, den Link einst versteckt auf den Zwillingsbergen entdeckt hatte, „du riechst wie der Wald“.

„Ich komme auch aus dem Wald“, sprach Time sanft, „ich wurde vom Deku-Baum großgezogen“.

„Du wurdest von einem Baum großgezogen?“, wunderte sich Warriors und blickte Time an.

„Du bist ein Kokiri“, dämmerte es Link urplötzlich und er bemerkte, wie Time leicht erschrak, als hätte er nicht erwartet, dass Link diesen Ausdruck kannte.

„Ich wurde als Kokiri großgezogen“, erklärte Time und nickte. „Sind dir die Kokiri bekannt?“

„Sie sind die Kinder des Waldes“, meinte Link, dessen Lippen sich nach oben zu einer Schnute verzogen, „der Deku-Baum hat mir schon Geschichten über sie erzählt“.

„Das bedeutet, du bist unser Bruder!“, quietschte Ahorn fröhlich, während seine Geschwister ebenfalls freudig piepsten.

„Vorsicht“, mahnte Link verschmitzt lächelnd, während er einen der Krogs auffing, der gerade tanzend von seinem Kopf absprang. „Wenn ihr noch lange so weiterredet, dann komme ich womöglich schon bald auf die Idee, dass ihr ihn mehr mögt als mich“, neckte er die Baumgeister.

„Nein!“, schrillten mehrere piepsende Stimmen, die selbst das hohe Geäst durchdrangen. „Link haben wir immer noch am liebsten!“, stellte Heidelbeer entschlossen klar.

„Au ja, niemand ist besser als Link!“, stimmte Ahorn ihm, begleitet von mehreren anderen Krogs, entschieden zu.

„Na, da ist aber ein gewisser Jemand beliebt“, meinte Warriors grinsend.

„Krogs sind verspielt und lustig, aber so freundlich sind meine nicht“, meldete sich Wind zu Wort, der ein wenig verwirrt aussah, wenn auch, im Großen und Ganzen, zufrieden. „Sie sind auch nicht so winzig“, fügte er hinzu.

„Wir werden die Wälder gleich verlassen“, kündigte Link an, der in der Ferne eine Fackel leuchten sah. „Sobald wir draußen angekommen sind, könnt ihr die Straße bis zum Stall weiter entlanggehen – diese Ställe sind wie Hotels; sie befinden sich an Straßen und Wegen in ganz Hyrule. Dort könnt ihr die Landkarte eingehend studieren, um eure Position zu bestimmen, oder einen Fremdenführer anheuern – einen Einheimischen, der euch bei der Reise durch Hyrule hilft, damit ihr euch zurechtfinden könnt.“

Hinter ihm konnte er mehrere Seufzer vernehmen. „Ich wünschte, es wäre so einfach, eine, von einer Göttin auferlegte, Reise ablehnen zu können“, merkte Legend an und griff sich dabei mit zwei Fingern an seine Nasenwurzel, „ich bezweifle, dass sie dich in dieser Angelegenheit so leicht davonkommen lässt“.

„Mir ist egal, was die Göttinnen denken“, erwiderte Link eisernen Willens, „ich habe hier eine Pflicht, der ich nachkommen muss; sollte dieses Land nicht in Lebensgefahr schweben, werde ich mich nicht auf eine weitere Reise begeben“.

„Diese Monster mit dem schwarzen Blut könnten sogar besagte Lebensgefahr darstellen“, merkte Twilight an. „Du hast gesagt, die gibt es hier schon seit ... wie lange, drei Jahren?“

„Mit denen sind wir bisher sehr gut zurechtgekommen“, konterte Link mit einem dementsprechenden Blick. „Hyrule ist stark. Die Einwohner sind nicht zu unterschätzen. Diesbezüglich könnt ihr euch bei jedem einzelnen unserer Nachbarländer erkundigen.“

Eine kühle Brise wehte durch die Äste der Bäume und brachte das Gefühl von Sonnenschein und Wildblumen mit sich. Jene Brise hatte er während seiner Reise immer wieder gefühlt, insbesondere bei den Statuen der Göttin – Hylias Gottesodem. Im wehenden Wind erklang eine leise Stimme, die er nicht klar vernehmen konnte. Wie dem auch sei, dieses Gefühl war klar zu spüren – Hylia wollte, dass er sich dieser Gruppe anschloss. Er verengte seine Augen, starrte dem Wind entgegen und forderte mit seiner puren Willenskraft die Göttin heraus. Ehe würde er auf die Teile seines Triforces verzichten, bevor er sein Königreich verließ.

Er war bereits tot. Er schuldete den Göttinnen nichts.

Endlich!“, seufzte Legend erleichtert, als sie schließlich aus den Wäldern herausgekommen waren. Der Nebel kringelte sich um Link herum, als wollte er ihn festhalten, sodass er in den Wäldern der Geister bleiben würde. Die Krogs sprangen von ihren Lieblings-Links ab und blieben am Waldrand stehen; sie weigerten sich, die Wälder zu verlassen, waren doch die Gebiete außerhalb so gefährlich. Anscheinend waren diese Krogs momentan nicht dazu geneigt, auf Wanderschaft zu gehen.

Maronus hatte einmal erklärt, dass die Krogs in den Wäldern für gewöhnlich zu jung waren, um sie zu verlassen. Die älteren Krogs spielten hingegen noch immer ihr, mittlerweile sechs Jahre andauerndes, Versteckspiel. Link nahm an, wenngleich er sich nicht sicher war, er würde gewinnen. Andererseits hatte er jedoch keine Ahnung, wie viele Krogs es gab. Er ging davon aus, dass über 490 von ihnen zu finden, schon als Sieg verbucht werden konnte. Das hoffte er.

Über ihnen leuchtete der Mond – es war ein Halbmond, bis zum nächsten Blutmond blieb ihm immer noch genug Zeit. „Hier trennen sich unsere Wege“, gab Link zu verstehen, dessen Hand an seinem Sheikah-Stein ruhte, sodass er bereit war, sich beim ersten Anzeichen eines Protestes seitens der Helden davon zu teleportieren. Im Nachhinein war ihm nun klar geworden, dass er sich bereits ohne einen fixen Teleportpunkt, wie einen Schrein oder Turm, in die Verlorenen Wälder hinein teleportiert hatte. Ein kurzer Blick auf seinen Sheikah-Stein offenbarte ihm, er würde noch fünfzehn Minuten warten müssen, bevor er sich wieder frei an jeden beliebigen Ort teleportieren konnte. Ansonsten müsste er sich in einen Schrein hinein begeben, um sich wieder auf den Weg nachhause machen zu können.

„Sollte es dir gelingen, dich hier von uns zu trennen, so wünschen wir dir Glück“, meinte Time müde lächelnd – der Schimmer in seinem Auge stammte von jemandem, der viel zu viel wusste, um falschen Hoffnungen zu erliegen. Links Miene verfinsterte sich. Was sie dachten, war ihm egal. Man könnte es auch als falsche Hoffnung bezeichnen, wenn man nach dem eigenen Tod weiterlebte, doch genau das tat er. Nichts war unmöglich; nicht, wenn es um Link ging.

„Wie ich bereits sagte, folgt dieser Straße, dann kommt ihr zum Stall. Von dort aus, könnt ihr mit einem Fremdenführer weitergehen. Falls ihr danach gefragt werdet, sagt, ihr wärt Reisende aus Illistria.“

„Illistria?“, fragte Legend stirnrunzelnd. „Ist das ein benachbartes Königreich?“

Mit einem amüsierten Lächeln, schüttelte Link den Kopf: „Nein, das ist der Kontinent auf der anderen Seite des Ozeans. Ihr gleicht der Bevölkerung aus den benachbarten Königreichen nicht im Entferntesten; sagt ihr jedoch, eure Vorfahren würden aus Hyrule stammen, könntet ihr damit durchkommen. Deshalb habt ihr auch solche Ohren.“

„Auf der anderen Seite des Ozeans?!“, erkundigte sich Wind ganz neugierig. „Seid ihr also über den Ozean gesegelt?“

„Nein, aber ich kenne meine Geographie“, erwiderte Link, während er die Sonne beobachtete. „Wenn ihr jetzt losgeht, werdet ihr den Stall bis zur Abenddämmerung erreicht haben“, mit diesen Worten drehte er sich um, und wollte selbst losgehen, – er würde abseits der Wege etwas herumstreunen, bis er sich wieder zurück nach Neu-Hyrule-Stadt teleportieren konnte – als ein altbekanntes Lachen mit dem Wind herangetragen wurde.

„YIGA!“, durchschnitt Yatirs Stimme die Gespräche, welche die Helden begonnen hatten. Obwohl die Helden mit Sicherheit absolut keine Ahnung hatten, was ein Yiga war, so konnten sie am Tonfall des Ritters erkennen, dass es sich dabei um einen Feind handelte.

Die Sheikah-Verräter waren die letzten paar Jahre über seltsam ruhig gewesen. Man sah sie nur alle paar Monate. Demnach musste man Link seine Ungläubigkeit nachsehen, als sieben Yiga, mit ihrem irren Kichern und dem starken Geruch von Bananen, vor ihm in Erscheinung traten.

Link blockierte den, mit einem sichelförmigen Kopfsammler ausgeführten Hieb, der auf seinen Hals abzielte, während Yatir den Angriff auf seinen Rücken abwehrte. „Na, das ist doch echt wundervoll“, murrte der Recke, woraufhin sein Ritter zustimmend nickte und sich gegen die Klinge des Yigas stemmte, sodass der Feind nach hinten stolperte.

„Wer sind denn diese Typen?!“, rief Legend.

„Yiga!“, erklärte Link knapp. „Das sind Shiekah-Verräter im Dienste Ganons.“

„Na das ist ja absolut phantastisch.“

„WIND!“, Warriors Schelte stieß auf taube Ohren, da der Ritter mit dem blauen Schal, nachdem er sich von seinem Gegner lösen hatte können, nur knapp die Klinge eines weiteren Yiga abzuwehren vermochte. Link blieb kaum Zeit, um die Kampfstiele der Helden zu analysieren, da spürte er schon den eiskalten Schauer, der mit einer Klinge einherging, die seinen Hals nur um Zentimeter verfehlte.

Urbosa wehrte einen weiteren Schwerthieb ab, der auf Yatirs Kopf abzielte. Obwohl der Sheikah die Geister nicht sehen konnte, schien er immer zu wissen, wer von ihnen gerade zur Stelle war. „Danke Urbosa“, flüsterte er.

„Keine Ursache“, erwiderte die Gerudokönigin frech lächelnd.

„Achtung, ich komme!“, ertönte Revalis Stimme aus dem Himmel und Link alarmierte Yatir mit einem leisen Pfiff, der ihn wissen ließ, dass Revali gleich alle möglichen Facetten einer, vor der Verheerung existent gewesenen, Hölle auf ihre Feinde herabregnen lassen würde.

Alle drei Kämpfer sprangen zur Seite weg und landeten in einer Rolle, als gerade ein Pfeilhagel auf die drei Yiga herabströmte, sie sich gegen sie formiert hatten. Ein Yiga sank zu Boden und stand nicht mehr auf, die anderen beiden hielten sich schwankend auf den Beinen.

Ein vertrautes Wiehern, das der Wind an sein Ohr wehte, ließ Link bis über beide Ohren grinsen: „Also, mittlerweile solltet ihr doch wissen, dass Gegnerzahlen unterhalb des zweistelligen Bereichs zu leicht für mich sind“, erklärte Link, während er einen Schritt zurücktrat und seine Hand gerade rechtzeitig nach hinten ausstreckte, um Ekkos Zügel zu ergreifen. Er schwang sich auf den Rücken seines geliebten Hengstes, just als sich ein weiterer gefiederter Geist im Sturzflug näherte, um dann neben ihm durch die Lüfte zu gleiten.

„Valik“, grüßte Link den Orni, während er selbst ein paar Pfeile verschoss, um den Helden zu helfen, die gerade im Kampf gegen ihre menschlichen Feinde ins Straucheln kamen.

„In welche Art von Ärger hast du dich diesmal hineinmanövriert, Hauptmann?“, ächzte der Orni. „Ich schwöre, ob in toter oder lebendiger Form, das von dir verursachte Chaos nimmt kein Ende.“

„Was soll ich sagen? Ich bin ein Adrenalinjunkie.“ Mit einem gackernden Lachen, verschoss er einen weiteren Pfeil, über dem wiederum noch zwei Pfeile flogen – einer von Zelda und einer von Revali.

„Ich will auch Spaß haben, schließt mich nicht aus!“, rief die einstige Prinzessin, die auf Revalis Rücken saß, begleitet von einem Lächeln.

„Ganz ehrlich, du bist eine furchtbare Teamplayerin“, entgegnete Revali lachend.

„Also –“, hielt Link abrupt inne, als er etwas im Augenwinkel erspähte. Ein Gefühl lag in der Luft – die Frühlingswärme, ein Hauch von Federn, eine geflüsterte Entschuldigungund ein Strudel aus Farben – blau, lila, weiß und grau.

Wirbelnd eröffnete sich mitten im Schlachtfeld ein Portal.

Alle Helden fuhren zusammen, doch Wind – der jüngste und wahrscheinlich auch derjenige, der sich am leichtesten ablenken ließ – hatte sich umgedreht, wodurch er einen Wirbel erblickte, der keine zwei Meter hinter ihm pulsierte. Dieser Fehler hätte ihn womöglich sein Leben gekostet, wäre Link nur einen Wimpernschlag langsamer gewesen.

Er sprang von Ekkos Rücken ab und aktivierte seine Reckenfähigkeit – Links Mut. Er konnte fühlen, wie die Zeit um ihn herum extrem verlangsamt wurde, während er nur den winzigsten Hauch von Magie in seine Triforce-Teile leitete, willens, Wind noch rechtzeitig zu erreichen.

In jenem Augenblick war ihm egal, dass dieser Junge ein Fremder oder ein Held war. Er sah nur ein Kind in Gefahr. Gerade, als er sich zwischen Wind und den Yiga-Offizier positionieren konnte, aktivierte er Daruks Schild, doch die Macht der beiden Triforce-Teile schleuderte den Recken gegen den Helden und beide geradewegs in den pulsierenden Wirbel hinein.

Das letzte, was Link erblickte, während ihn die Übelkeit erregenden Farben, begleitet von einem plötzlich auftretenden Schwindelgefühl, verschlangen, war Yatirs Gesicht, das sich zu einer panischen Fratze verzogen hatte.

 

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